Sammelthread: MRSA/ORSA in der Pflege - praktische Umsetzung

Moin,
ich würde auch mit was wundreingigendem austamponieren. Wir nutzen Actisorb für sowas, ansonsten spülen wir auch mit Octinisept.
Aber man darf auch nicht den MRSA unterschätzen, das dauert ewig!

LG Tobias
 
Hi June, habe ähnlich gelagerte Situation allerdings im ambulanten Bereich. Der Patient hat zwar keinen MRSA dafür einen VRE und auch eine Bauchwunde. Behandeln mit Silvercel (Spülen mit Octenisept) und als Sekundärverband mit Allevyn plus adhäsive und die Wunde ist fast sauber und granuliert wie verrückt. Macht Spass zuzugucken. Warten jetzt auf den erneuten Abstrich
 
Hallo June,

kannst Du bitte schreiben, wie tief die Wunde ist. D.h. steht die Faszie? (Sieht man den Darm oder innere Organe bzw. gibt es eine Verbindung von der Wunde zu diesen?
Dann wäre ich mit Tamponieren vorsichtig. (Tamponade könnte "verschwinden")
Dann wäre es momentan ok nur mit Octensiept zu spülen (bitte unbedingt vorher anwärmen!!) Wir spülen solche Wunden in der Regel dann 1x/Tag, feuchten auch große Kompressen (Bauchtücher) an, und legen die in/auf die Wunde und fixieren dann das Ganze mit Opsite-Folie, um ein Austrocknen zu vermeiden.

Wenn die Faszie steht, würde ich auch Silvercel in die Wundhöhle geben. Es gibt nur keine Daten, wie Silvercel mit Octenisept reagiert. Zur Sicherheit bitte den Bauch mit einer "neutralen" Wundspüllösung nach dem Octenisept ausspülen, bevor das Silvercel in die Wunde kommt.
Dann Sekundärverband, ruhig ein Schaum, auch bei MRSA, solange keine Entzündungszeichen vorhanden sind (oder nicht mehr als 1 Entzündungszeichen)

Schreib doch mal, wie Ihr es jetzt macht! Wie entwickelt sich die Wunde?

Gruß Susanne
 
Also, zur Frage nach der Wunde: Ja, die Faszie steht. Allerdings gibt es schon das Problem, dass etwas "verschwinden" könnte, denn die Wunde war bisher nicht der Länge nach eröffnet (Länge ca. 18 m), sondern nur ungefähr 8 cm. Da die Patientin zudem noch sehr adipös ist, ist die Einsicht in die Wunde nicht komplett möglich. Zudem scheinen sich Taschen zu bilden, die man nur schlecht erreicht. Entzündungszeichen sind ebenfalls erkennbar, die Haut ist stark gerötet und überwärmt. Gerade heute gab es wieder eine Diskussion über die Wundbehandlung, denn unsere Ärzte beharren weiterhin darauf, die Wunde nur zu spülen und nicht auszutamponieren. Da aber keinerlei Granulation erkennbar ist, frage ich mich, ob dies wirklich sinnvoll ist. Allerdings sehe ich ein, dass es schwierig ist, "gefahrlos" auszutamponieren. Die Einlage eines Bauchtuches dürfte sich als schwierig erweisen, da die Öffnung dafür sicherlich zu klein ist. Die Abdeckung der Wunde erfolgte bisher übrigens bisher mit Allevyn non-adhesive und Opsite-Folie. Für weitere Vorschläge und Ideen wäre ich dankbar.
 
Hallo June,

Vorsicht, Vorsicht.

Du schreibst die Umgebung ist überwärmt, und die Haut ist gerötet. Dann hätten wir noch die Taschen, schwer einsehbar und eine adipöse Patientin. (Fettgewebe ist schlecht durchblutet, heilt schlecht)

Da ist der MRSA nur das Tüpfelchen auf dem "i".

Gut, die Patientin liegt in einem Krankenhaus (oder?) da sollte es Ärzte geben, vor allem Chirurgen. Hier geht es, glaube ich nicht nur um die Frage des Wundverbandes, sondern auch um die gesamte Wundbehandlung.

Also: Braucht der Pat. eine systemische Antibiose?
Braucht der Pat. ein chirurgisches Debridement?????

Gerade im Krankenhaus hat man hier die Möglichkeit (noch) etwas in diese Richtung zu unternehmen. Liegt der Pat. auf einer internistischen oder chirurgischen Station? Ich frage deshalb, weil ich weiß, dass, liegt der Patient auf einer internistischen Station, erst mal ein Chirurg gerufen werden muss, zur Wund"beratung".

Wie sieht der Wundgrund aus? Wie das Exsudat? (trüb, blutig, serös u.s.w.)

Also mein Vorschlag:
Einen Arzt holen, klären, ob es notwendig ist, "tiefere" Einblicke in die Wunde zu bekommen (Stichwort Herdsarnierung). Je nach Wundzustand weiter verbinden.
Spülen ist hier wichtig, mit einem Antiseptikum. Wenn die Wunde keine Beläge hat und nicht nekrotisch ist, kann man sich auch mal eine VAC-Therapie überlegen. (Im Krankenhaus logistisch einfacher als ambulant!)
Ansonsten wäre ich schon für eine Tamponade. Der Sekundärverband sollte auf jeden Fall Sekretabfluss gewährleisten. In der Wunde sollte sich kein Sekret stauen.

OK?

Ich hoffe ich konnte Dir helfen.
Ein letztes Argument gegen "nur" spülen der Wunde:
Ich fände es schade, wenn man im Krankenhaus eine Wunde "nur" spült, weil damit eigentlich (meiner Meinung nach) nur Zeit hergeschenkt wird. (Stichwort - auch - DRG, mittlere Krankenhausverweildauer)

Gruß Susanne
 
Ja, die Patientin liegt im Krankenhaus und auch auf einer chirurgischen Station. Es wurde bereits 3 Mal ein Debrediment durchgeführt und ich habe mittlerweile das Gefühl, dass unsere Ärzte nicht mehr so recht weiterwissen. Die Patientin bekommt jetzt seit kurzem eine systemische Antibiose, den aktuellen Zustand kenne ich nur aus den Beschreibungen meiner Kollegen, da ich selber die Wunde jetzt einige Tage nicht gesehen habe, aber bisher scheint keine Besserung einzutreten. Ich werde mich mal wieder schlau machen und euch dann wissen lassen, was weiter passiert.
 
An der Wunde hängt ja ein Mensch dran. was wissen wir denn noch außer Adipositas?

Kann vielleicht ein Wundexperte mal die Faktoren, welche eine Wundheilung stören können aufzählen? Gibts da ähnliche Sachen, wie die Risikofaktoren beim dekubitus?


Elisabeth
 
Hallo Elisabeth!

Ja da gibt es ähnliche wie bei Dekubitus.
Es gibt systemische Faktoren und lokale Faktoren, die die Wundheilung beeinträchtigen.
Systemische sind u.a.: Medikamente (Zytostatika, Antibiotika z.B.), schlechte Durchblutungssituation im Wundbereich (Ulcus cruris!), hohes Alter, schlechter Ernährungszustand, unzureichende Flüssigkeitszufuhr, schlechter AZ, (Psyche und soziale Situation, Schmerzen),...

Lokale sind u.a.: falsche Wundtherapeutika und/oder -auflagen, Unterkühlung, Infektion/Kolonisation mit Keimen, trockene Wundbehandlung, durch aussen gestörte Wundheilung (zu häufige Verbandwechsel),...

Gut, dass Du nochmal erwähnt hast, dass an der Wunde noch wer dran "hängt".

LG
Trisha
 
Nun müßten wir nur noch das Anhängsel mal genauer betrachten *ggg* vielleicht fällt uns ja dann noch was ein.

Elisabeth

PS @ Trisha, wo kann ich das komprimiert nachlesen?
 
Natürlich "hängt" auch an dieser Wunde noch jemand dran:gruebel: Und ich muss sagen, der Patientin geht es auch momentan nicht besonders gut. Damit meine ich ihre psychische Situation, denn die Behandlung der Wunde zieht sich mittlerweile über Monate hin. Das jetzt die Diagnose MRSA hinzugekommen ist, macht das ganze natürlich nicht besser, sondern schwieriger, denn jetzt kommt noch die Isolation hinzu, mit der die Pat. nur sehr schlecht umgehen kann. Zusätzlich hat sie sehr viel Angst vor dem VW, denn viele Ärzte sind nicht gerade feinfühlig und sie hat mehr als einmal sehr starke Schmerzen im Rahmen des VW gehabt. Ihren AZ würde ich als gut bezeichen, aber wie gesagt denke ich, dass der psychische Aspekt momentan eine sehr große Rolle spielt. Tja und die lokalen Faktoren kennt ihr ja bereits. Ich bin ehrlich gesagt mehr als unzufrieden mit der Situation, denn ich habe das Gefühl, dass sich von ärztlicher Seite niemand richtig kümmert. Wir als Pflegepersonal versuchen unser Bestes, aber es ist wirklich sehr schwierig, wenn man statt Zusammenarbeit eher ein Gegeneinander erlebt und die Pat. leider darunter zu leiden hat...
 
Hallo Elisabeth,

meinst Du die Wundheilungsstörungen?
Puh, da gibt es wahnsinnig viel Literatur. Eigentlich steht sowas in jedem Buch drin, das von Wunden und Wundtherapie handelt. Der Markt ist voll von diesen Büchern.
Falls Du Interesse hast, gib mir Bescheid, dann kann ich Die per EMail als Anhang eine Literaturliste mit einer begrenzten Auswahl senden.

@June: zunächst ist es bei der Patientin wichtig, den MRSA weg zu bekommen. Die zwei Hauptsachen in der MRSA-Bekämpfung sind Wundspülungen mit angewärmtem Octenidin/Polyhexanid und ein keimdichter Verband. Wenn die Wunde tief ist, kann die Wunde austamponiert werden - wobei das Austamponieren oft falsch verstanden wird. Austamponieren heisst nicht die Wunde mit etwas voll stopfen, sondern lediglich auslegen, so dass die Wunde ohne Barrieren granulieren kann. Beim Austamponieren mit Alginaten ist es nicht sehr tragisch, wenn beim nächsten Verbandwechsel etwas davon in der Wunde zurück bleibt. Es ist ein biologischer Stoff, der vom Körper abgebaut wird. Wenn die Ärzte nicht feinfühlig sein können, dann wäre eine Schmerzprophylaxe sinnvoll - also vor dem Verbandwechsel. Aber bitte nicht nur ein paar Tröpfchen Novalgin ®.
Das sind nur grobe Tipps, bei denen ich es auch belassen möchte. Was konkretes werde ich nicht empfehlen, ich kenne diese Patientin nicht.
Viel Glück!

LG
Trisha
 
Hi Trisha

mich würd so eine Liste interessieren, aber vielleicht nicht nur mich. Kannst du die Liste nicht auch hier einstellen?

Elisabeth
 
Hallo, für alle Interessenten, hier eine begrenzte Auswahl an Literatur:


Asmussen, Söllner (2002): Wundversorgung, Hippokrates Verlag, Stuttgart

BDA Berufsverband der Allgemeinärzte Deutschlands (2001): Diabetischer Fuß, KYBERMED GmbH & Co., Emsdetten

Bienstein, Christel; Schröder, Gerhard; u.a. (1997): Dekubitus, Thieme Verlag, Stuttgart (ISBN 3131019514)

Danzer, Susanne (2005): Chronische Wunden, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart (ISBN 317018833X)

Daumann, Stephan (2003): Wundmanagement und Wunddokumentation, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart (ISBN 3-17-017081-3)

EWMA Positionsdokument, Hrsg. Partnership Medical Education LTD (2002): Schmerzen beim Verbandwechsel, London (www.ewma.org)

Fuchs, Angelika (2004): Dekubitus, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart (ISBN 3170182552)

Haut, Egbert (1999): Wundmanagement Fußläsionen, Bezug über Egbert Haut, Sonnenleite 5, 97714 Oerenbach-Rottershausen

Kramer, A.; Daeschlein,G.; Kammerlander,G., u.a. (2004): Konsensusempfehlung zur Auswahl von Wirkstoffen für die Wundantiseptik, in Zeitschrift für Wundheilung (ZfW) 3/04, mhp-Verlag GmbH, Wiesbaden

Krüger, Marianne, Klein, Bernhard (Farbatlas Ulcus cruris, Schlütersche Verlag, Hannover (ISBN 3 87706 485 X)

LBK diverse Autoren (2003): Wundfibel LBK Hamburg, Bezug über ConsiG, Consulting in der Gesundheitswirtschaft, Bachstr. 48, 22083 Hamburg

Leitlinie Dekubitus (2003): 5.Auflage, Herausgeber Initiative Chronische Wunden e.V., Uslar-Sohlingen (www.icwunden.de)

Leitlinie Ulcus Cruris (2003): 3.Auflage, Herausgeber Initiative Chronische Wunden e.V., Uslar-Sohlingen (www.icwunden.de)

Lubatsch,Heike (2004): Dekubitusmanagement auf der Basis des Nationalen Expertenstandards, Schlütersche Verlag, Hannover (ISBN 3899931211)

Probst, Wiltrud, Vasel-Biergans, Anette (2004): Wundmanagement, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart (ISBN 3-8047-2036-6)

Protz, Kerstin (2005): Moderne Wundversorgung, Praxiswissen, 3.Auflage, Verlag Urban & Fischer, München (ISBN 3-437-27880-0)

Sailer, Dietmar, Schweiger, Hans (1999): Der diabetische Fuß – ein Bildatlas-, Deutscher Universitäts Verlag, Wiesbaden (ISBN 3-8244-2122-4)

Vasel – Biergans, Anette (2003): Wundauflagen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart (ISBN 3-8047-2003-X)

Vasel-Biergans, Anette, Probst, Wiltrud (2005): Wundversorgung für die Pflege, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart

Voggenreiter, Gregor; Dold, Chiara (2004): Wundtherapie, Thieme Verlag, Stuttgart (ISBN 3131361417)

von Hallern, Bernd (2005): Kompendium Wundbehandlung, Verlag für MEDIZINISCHE PUBLIKATIONEN, Stade

World Union Of Wound Healing Societies Hrsg. (2004): Konsensusdokument – Reduzierung von Schmerzen bei der Wundversorgung, Medical Education Partnership, London (www.wuwhs.org)

Zick, R., Brockhaus, K.E. (2000): Fußfibel, Kirchheim Verlag, Mainz (ISBN 3-87409-313-1)

LG
Trisha
 
Hallo Trisha,

danke für die Liste, ich habe gleich ein bischen im Internet gestöbert.

bei ic-wunden habe ich nichts gefunden. Kann es sein, dass man Mitglied sein muss, um die Leitlinien lesen zu können?

Gruß Susanne
 
Hallo Susanne,

die Leitlinien kann man sich da bestellen und sind kostenpflichtig.
Ein Tipp am Rande, die neue 2005 (Ulcus cruris) erscheint bald, sie geht hoffentlich bald in Druck.
Um diese zu bestellen, brauchst Du aber kein Mitglied zu sein.

LG
Trisha
 
Bei uns würde man die Wunde sehr wahrscheinlich mit der Vac von KCI versorgen. Ist die einfachste unkomplizierteste und beste lösung
 
MRSA und Schwangerschaft

Habe eine Frage. Ich bin schwanger und arbeite im ALtenheim auf einer Pflegestation. Habe das Mutterschutz und den Absatz Infektionsschutz zwar gelesen, aber da geht es mehr um HIV oder Hep.
Aber wie sieht es genau mit MRSA aus. Haben einen Bewohner der MRSA hat. Dieser hat eine Trachealkanüle und der MRSA ist in seiner Mundschleimhaut vorhanden. Ich bin mir total unsicher. Ich selber geh zwar nicht zu diesem Beww. rein, aber es gibt Kollegen die von mir erwarten, daß ich ihn versorge, da sie eine Erkältung haben. Wer kann mir genaueres sagen und v.a. ob es dem Kind tatsächl. schadet oder ob ich mir umsonst Sorgen mache. Bin in der 16. SSW
Danke
 
Bei uns im KH ist es selbstverständlich, dass Schwangere von jeglichen infektiösen Patienten fernbleiben. Du musst da nicht rein und ich würde es dir auch raten jedes Risiko gering zu halten.

Anne
 
@Meli
Grundsätzlich kommt hier das Mutterschutzgesetz zur Anwendung, auf das Du Dich berufen kannst. 2. Ist die Hygienefachkraft zu Rate ziehen. Die Situation mit MRSA darf nicht unterschätzt werden. Habe als Krankenschwester die Erfahrung gemacht, dass in stationären Pflegeeinrichtungen dieses Thema nicht mit der erforderlichen Aufmerksamkeit behandelt wird; z. B Mitarbeiter vom Nachtdienst hatten keine Information über Bewohner mit MRSA!
LG
 
Hallo.
Bin auch schwanger und mir wurde jeglicher Umgang mit infektiösen Patienten untersagt. Infektion ist Infektion das heißt egal ob HIV, Hepatitis oder MRSA- du darfst diese Patienten nicht versorgen.
So wurde es mir gesagt, aber du kannst dich auch beim zuständigen Betriebsarzt oder Gesundheitsamt informieren.
Alles Gute
 

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