Hoho, endlich wieder Musik in der Angelegenheit, wenn auch mit ziemlichen Dissonanzen.
Ich glaube, alle Argumente werden hier von Neuem gegeneinander vorgebracht. Aber das schadet nicht. Wiederholen übt, solange man nicht die Fehler wiederholt.
An der Zersplitterung und Uneinigkeit der Verbände ...
Weil wir gerade bei hoheitlichen Aufgaben sind: der Staat hat dafür Sorge zu tragen, daß die Bürger anständig gepflegt werden und nicht die Pflege selber!
@squaw: Die Uneinigkeit zelebrieren wir hier gerade. Andere Berufsgruppen sind auch untereinander zerstritten, aber nach außen treten sie auf "wie ein Mann" (ich lasse die weibliche Form hier einfach mal weg, um in die Glut zu blasen - ein bisschen Spaß muss sein!). Ich hoffe, Du wünscht Dir nicht eine Einheitsorganisation, die als einzige alle vertreten soll. Die Vereinsmeierei hat durchaus Vorteile. Pluralität ist etwas sehr Konstruktives.
Der Unterschied der ganzen Vereine und Verbände zu einer Pflegekammer liegt darin, dass in letzterer ein ganzer Berufsstand mit allen seinen Angehörigen eine Verantwortung übertragen bekommt, aus der sich keiner von ihnen herausstehlen darf und kann. Diese Verantwortung ist das alle vereinende Moment unserer Berufsgruppe. Daraus können wir Einigkeit schöpfen.
Und diese Verantwortung für die Qualität der Berufsausübung ist gleichzeitig mit dem Privileg verbunden, als Experten selbst bestimmen zu dürfen, was derzeit fachfremde Lobbisten auf uns herablassen.
Und @squaw, der Staat vertritt die ganze Bevölkerung (soll man meinen) und noch viel mehr die stärksten Lobbyisten (zeigt uns die Erfahrung).
Ich höre aus Deinen Wünschen nach dem sorgenden Staat eine Frau oder eine Squaw, die den starken Mann an ihrer Seite sucht, der für sie entscheidet, was gut für sie ist. Anders gesagt, ich werde den Verdacht nicht los, dass wir es hier mit einem Geschlechtsproblem zu tun haben. Der Frauenberuf Pflege ist ganz zufrieden damit, jammern zu können, aber den Männdern in der Ärzteschaft, in der Politik und sonst wo, wo Männer am Drücker sitzen und den dicken Mann markieren (um die Klischees ordentlich zu bedienen), die Entscheidungen zu überlassen.
Natürlich ist das nicht meine Ansicht, aber es formt sich in mir mehr und mehr zu einer handfesten Befürchtung.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die breite Masse der Pflegekräfte will die Kammer nicht, wenn sie Bescheid weiß.
... Meine Quelle ist da sehr viel zuerlässiger. Ich denke noch selbst und bin mit vielen Menschen im Gespräch.. Das reicht mir. ... So wie ich denken viele ... Das sieht man übrigens auch sehr schön an der befragung in Hamburg.
@squaw: Wenn ich es so machen würde, wie Du, also mein Denken und die vielen Menschen, mit denen ich im Gespräch bin, als zuverlässige Quelle heranziehe, hätten wir zwei ein glattes Pat, denn bei mir ist es genau umgekehrt. Okay, von einer Statistik mit der Grundgesamtheit 2 auf ein klares Ergebnis von 50:50 zu schließen, ist schon irgendwie blöd.
Wie sollen wir zu einer Entscheidung kommen? Aus meiner Sicht eine klare Sache: Wenn ich der Mann bin und Du die Frau, ich der Arzt wäre und Du die GuK, ich der Politiker und Du die Bürgerin, und wenn Du die Denkerin bist und ich der Entscheider, dann wirst Du Dich wohl fügen müssen. Wenn ich der Reiter bin und Du die Squaw, dann pack Dein Zelt zusammen, und reite mit mir in die Kammer, die ich für Dich gebaut habe. Aber Dein lumpiges Zelt kannst Du denen anbieten, die einfach nicht wahrhaben wollen, dass es in einer Kammer gemütlicher ist.
Aber Spaß beiseite: Hamburg hat gezeigt, dass die Pflegenden nicht in allen Ländern für eine Kammer sind. Für Hamburg ist das Thema durch. Ich akzeptiere das (zähneknirschend - widerwillig - noch nicht so richtig, ehrlich gesagt). Wir werden dadurch in den nächsten Jahren Fakten miteinander vergleichen können.
Zum Beispiel wieviele Kammergegner aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein in ihren dürftigen Zelten in den privatisierten Pflegeslums im reichen Hamburg ausgebeutet werden und nicht einmal mehr läppische 1% vom Brutto ihres Lohns in eine Gewerkschaft einzahlen können, weil das der 10% Rendite für die Investoren sehr abträglich wäre. Und vielleicht werden wir sehen, wieviele Hamburger die 10 oder von mir aus 15 Euro ohne große Aufregung quasi als Heizkostenbeitrag für die Kammern in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein beitragen wollen, um ihrem Anspruch an ihren Beruf und ihre Arbeit gerecht werden zu können und dafür auch noch Anerkennung zu ernten.
Selbst wenn ich hier maßlos übertriebene, durchaus nicht sehr sachliche, Bilder zeichne - ich beneide die Hamburger nicht. Sie haben nichts gewonnen - nicht die Pflegenden, andere schon.