Aktive Sterbehilfe vs. Palliative Care

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@Lin- Ist die aktive Sterbehilfe nicht die Beihilfe zum Suizid?

Nein.

Beihilfe zur Selbsttötung (assistierter Suizid)

Selbsttötung mit Hilfe einer Person, welche ein Mittel zur Selbsttötung bereitstellt; dies geschieht oft in der Form, dass ein Arzt eine tödliche Dosis eines Barbiturats verschreibt und sie dem Patienten zur Verfügung stellt. Die Beihilfe zur Selbsttötung ist in Deutschland nicht strafbar, die dafür geeigneten Wirkstoffe dürfen aber für diesen Zweck nicht verordnet werden, es handelt sich deshalb u. U. um einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz.

Quelle: Wikipedia

Hier kannst du die verschiedenen Arten nachlesen.
Wo habe ich mich für eine aktive Sterbehilfe oder für Beihilfe zur Selbsttötung aussgesprochen?

Gruß,
Lin
 
Also stellen wir fest: aktive Sterbehilfe ist einem assistiertem Suizid gleichzusetzen wenn man aktiv Substanzen gibt, die das Leben beenden- siehe Niederlande.

Elisabeth
 
Also stellen wir fest: aktive Sterbehilfe ist einem assistiertem Suizid gleichzusetzen wenn man aktiv Substanzen gibt, die das Leben beenden- siehe Niederlande.

Elisabeth

Nein. Das ist ein Unterschied, auch ein rechtlicher.

Beim assistierten Suizid ist der Patient der Handelnde. Ich besorge ihm vielleicht die Medikamente, oder ich halte ihm den Aus-Schalter seiner Beatmungsmaschine vor die Nase. Er besorgt den entscheidenden Teil.

Das ist in Deutschland oder auch der Schweiz nicht strafbar. Das ist das, was Dignitas macht, deswegen kann man diesen Verein auch nicht vor Gericht zerren. Ihre Methoden mögen moralisch fragwürdig sein, ungesetzlich sind sie nicht.

Bei der aktiven Sterbehilfe verabreicht ein Arzt im Einverständnis mit dem Patienten - jedenfalls sollte das Voraussetzung sein - ein tödliches Medikament. Kann das gleiche Medikament sein, aber der Arzt ist der Handelnde.
 
Danke für die Info. Wieder was dazu gelernt.:)

Elisabeth
 
Mich würde mal interessieren, wie die Diskussion über assistierten Suizid und Palliativmedizin und -pflege in der Schweiz und den Niederlanden geführt wird.
Bei uns, finde ich, sollte man über den assistierten Selbstmord erst wirklich diskutieren, wenn die Palliativmedizin gründlich eingeführt ist, wenn ein Wandel stattgefunden hat im Umgang mit Sterben und Tod.
Ansonsten ist die Wahl des Freitodes ja viel mehr eine Flucht vor der derzeitigen Medizin, dem mangelnden Vertrauen in das System.
Die Pat.verfügungen werden ja auch vielmehr aus Angst verfasst, dass die Bedürfnisse des Pat. nicht beachtet werden, dass sie hilflos im Rad der Krankenhausmedizin gefangen sein werden - und dass ihnen nicht die Hilfe zuteil wird, die sie wirklich wünschen.
Es hat auch immer ganz viel mit Menschenwürde zu tun. Werde ich bis zum Schluß noch als eigenständiger Mensch mit Persönlichkeit geachtet werden?
 
Vielleicht kann danhol etwas zu der Situation in den Niederlanden sagen. Ich hatte die Information, dass die palliative Versorgung zeitgleich mit der Legalisierung der aktiven Sterbehilfe aufgebaut bzw. deutlich verbessert werden sollte, dies aber nicht geschehen ist, da die aktive Sterbehilfe, makaber gesagt, eine wesentlich einfachere und billigere Lösung darstellt - wobei das vom Gesetzgeber so nicht geplant gewesen sei.

Ich habe dies schon weiter vorn in diesem Thread geschildert. Erfahren habe ich das auf einem Vortrag von Eberhard Klaschik, einem der Palliativmediziner in Deutschland und Gegner der aktiven Sterbehilfe. Ich halte diese Quelle für zuverlässig, aber mein Wissen ist nicht aktuell. Möglicherweise hat sich etwas zum Guten bewegt.
 
Ach her je,

da hat man mal ein paar Tage wenig Zeit und schon ist der Thread voll. :mrgreen:

Nun, möchte ich dann mal meinen Senf dazu geben, an manchen Stellen möchte ich auch aus einer, für meine Begriffe sehr guten Literatur zitieren, welche von schon genanntem Herrn Klaschik und Herrn Husebo (+einigen weiteren) verfasst wurde.

Ich möchte auch gleich mit einem beginnen, einem "Beispiel aus der Praxis":
Quelle: Palliativmedizin Grundlagen und Praxis
für Buchbesitzer S. 56 Kapitel 2

Frau A. sollte am nächsten Tag operiert werden. Bei der präoperativen Visite fiel mir auf, dass ihr Allgemeinzustand sehr schlecht war. Sie hatte seit 6 Jahren ein Krebsleiden mit multipler Metastasierung im Gastrointerstinalbereich. Viermal war sie in diesem Bereich operiert worden. ....
Da das Operationsrisiko sehr groß war, suchte ich ihren Chirurgen auf. Auf meine Frage sagte dieser: "Du hast Recht, das OP Risiko ist mehr als groß. Ich fürchte, ihre Aussichten sind mit oder ohne Operation sehr gering.
....
Darauf suchten wir gemeinsam die Frau auf und wiederholten unser Gespräch.
...
Dann schaute sie uns an und sagte:
"Wenn ich also richtig verstanden habe, habe ich die Wahl zwischen einer risikoreichen OP und der Möglichkeit, nach Hause zu fahren. Wie ich mich auch entscheide, es sieht schlecht für mich aus.
.....
Jetzt habe ich erfahren was ich wissen wollte. Ich möchte nicht operiert werden, ich will nach Hause.
....
Wissen sie auf dem Weg zum Krankenhaus, sagte ich noch zu meinem Mann: Ich glaube, dass die einzige Möglichkeit zu sterben für mich darin besteht, mit dem Essen aufzuhören.
Für viele ist dieses offene Gespräch schon ein Problem und es wird meiner Ansicht nach viel zu selten geführt, man muss natürlich auch überlegen ob man es mit dem Betreffenden führen kann oder führen sollte.
Allerdings finde ich den letzten Satz, als den Bezeichnensten, viele, viele Menschen werden sich diese Gedanken machen und noch mehr werden Angst davor haben, dass dies tatsächlich der letzte Ausweg ist.
Allein diese Tatsache ist für mich ein Zustand der untragbar ist und zeigt wie weit fast alle Länder von einem, ich will es mal "Ideal" nennen, entfernt sind.

Es kam hier auch oft auf, das in der Palliativmedizin kurative Ansätze fehlen würden.
Bei sterbenden Patienten treten häufig Komplikationen wie Lungenödem oder Pneumonie auf, sollte man diese Komplikationen behandeln oder bedeuten sie nicht die Chance des sterbenden Patienten zu sterben?
Man hat nun nachweislich gesehen, dass Patienten auch mit diesen Komplikationen friedvoll sterben können, wenn man die Folgen und das Leiden, statt die Ursache behandelt.
Viele von uns haben gelernt: Der Patient kann nicht trinken = Infusion.
Es liegt aber kein Nachweis vor, der zeigt, das Durst bei den bei Sterbenden durch Flüssigkeitszufuhr gelindert wird.
Quelle: Palliativmedizin Grundlagen und Praxis
für Buchbesitzer S. 77 Kapitel 2 unteres Drittel

Basierend auf einer Übersicht der wissenschaftlichen Literatur, ist es wahrschneinlich, dass fortgeschrittene Dehydrierung und Hunger zu keinen Schmerzen und nur zu gerigem Unbehagen durch trockenen Mund führen. Letzteres kann gelindert werden.

weiter auf Seite 78 letzter Abschnitt bis S. 79 heißt es:
Viele dieser Patienten bekommen einen Tropf, obwohl nach unserem heutigen Wissen kein Nachweis vorliegt, dass dieser Linderung oder Vorteile für den Sterbenden bringt. Die notwendige kompetente Mundpflege, Mundhygiene, Befeuchtung von Lippen, Zunge und Rachen, erhalten diese Patienten nicht!.....
Die heute vorliegenden Wissenschaftlichen Daten deuten zunehmend darauf hin, das eine iatrogene Flüssigkeitszufuhr Sterbenden keinen Nutzen bringt und für sie eine erhebliche Belastung darstellt.
Man sollte sich selbst die Frage bewantworten wie viel Wahrheit in dem fett gedruckten Satz, für seine eigene Arbeit, steckt.

Für mich gibt es eindeutige und unwiderlegbare Argumente gegen die aktive Sterbehilfe, auch wenn diese legalisiert sein sollte.
Es wird Menschen geben, die es als ihre Pflicht ansehen werden bei notwendiger, aufwendiger Betreuung aus dem Leben zu scheiden und werden auch viele die aktive Sterbehilfe, auf Grund von Inkompetenz unserer ärztlichen Kollegen oder auch unserer eigenen Berufskollegen, in Erwägung ziehen. Allein das sind schon ausreichende Gründe aktive Sterbehilfe abzulehnen und ein gutes, flächendeckendes Palliativ Care Angebot zu schaffen.
Anderseits welchen Wert messe ich dem Leben des Patienten durch Euthanasie bei? Zeige ich ihm nicht: Du! Bist durch dein Leiden, nichts mehr wert für die Gesellschaft! ?

Viele begründen ihren Ruf nach Euthanasie mit dem Verlust der Würde, auch dazu, finde ich, gibt es eine sehr gut formulierte Passage im Buch.

S. 99 - 100 Kapitel 2

....
Vielleicht brauchen sie täglich Hilfe bei der Körperpflege. Vielleicht können sie nicht mehr das Bett verlassen und sind nicht mehr voll orientiert. Sie sind von der Hilfe anderer abhängig. Haben sie dann ihre Würde verloren?
Kinder sind in ihrer ersten Lebensphase von unserer Liebe und Fürsorge abhängig.
....
Niemand stellt in diesem Zusammenhang die Frage, ob ein Kind Würde hat, trotz des enormen Bedarfs an Fürsorge und Hilfe. Was ist die Ursache dafür, dass wir auf Schwäche und Hilflosigkeit bei Alten und Kranken herabsehen?
....
Haben diese Menschen ihre Würde verloren?
....
Die Alten haben den Höhepunkt ihres Lebens passiert, wir hingegen sind geprägt durch Unverletzbarkeit, Selbstbegeisterung, Zukunftschancen und Arbeitsaktivität.
Die Alten sind die Verlierer.

Doch Vorsicht: Wenn wir lange genug leben, werden wir selbst unter diesen Vorutreilen zu leiden haben.
...
Alle Menschen haben Würde. Es ist undenkbar, dass einige Menschen keine Würde haben. Die Herausfoderdung besteht darin, dass Würde verletzt werden kann.
...
Wenn niemand diesen Patienten besucht, weil er krank, dement oder schwach ist, dann wird seine Würde gekränkt. Wenn der Patient Windeln erhält, obwohl er mit Hilfe die Toilette besuchen könnte, wenn wir seine Einsamkeit übersehen und seinen Bedarf an Schmerzmedikamenten, dann zeigen wir, dass er eine Belastung ist und wertlos, unsere Gleichgültigkeit gegenüber diesen Menschen, Mangel an Kompetenz, Verständnis und Liebe ist ihre größte Kränkung.
Die Würde der Schwachen, der Sterbenden und der Alten muss jeden Tag durch uns bestätigt werden.
....
Kann man die Würde eines Menschen mehr kränken, als dadurch, dass man ihm anbietet, ihn zu töten?
zu guter letzt möchte ich noch ein für mich sehr aussagekräfitges, wichtiges Zitat einfügen:

S. 105 letzter Abschnitt von Kapitel 2.3.4

Die Lösng für Schmerzen, Leiden und Kränkung von Würde eines Patienten besteht nicht in einer tötenden oder sedierenden Spritze. Die Lösung besteht darin, dass wir kompetente palliativmedizinische und -pflegerische Versorgung anbieten für alle, die sie brauchen.
Ich weiß, ich habe viel zitiert und vielleicht ist es dadurch etwas schlechter Lesestoff, aber für mich ist dieses Kapitel in diesem Buch sehr, sehr gut herausgearbeitet, fundiert und besser formuliert, als es mir gelingen würde.
Ich bin in der Regel eher von der etwas hartgesotteneren Sorte, aber gerade dieses Kapitel des Buches, mit vielen, vielen weiteren interessanten Seiten, hat mich doch sehr betroffen. Für mich beinhaltet vor allem das oben genannte ein hohes Maß an Realität, auch...im Bezug auf meine eigene Arbeit, mein eigenes Handeln oder auch oder besser gesagt meine eigenen Fehler. Fehler vielleicht auch gleichzusetzen mit Inkompetenz, die man sicher nicht in jeder Situation selbstverschuldet, aber das Leiden von Menschen stark vergrößern kann, ihnen sogar die Würde nehmen kann oder sie sogar, bei einer Legalisierung der aktiven Sterbehilfe, in den Tod treiben kann. Von "Freitod", Tötung auf Verlangen oder aktiver Sterbehilfe fällt es mir schwer angesichts dieser Fakten und der großen Möglichkeit meiner- oder unsererseits darauf Einfluss zu nehmen, zu sprechen.
Ich habe, kurz bevor ich den Thread eröffnete, das Buch zum dritten mal gelesen und kann es jedem nur empfehlen, es wird zwar eher "der Arzt" genannt, dennoch denke ich, können einige noch vieles aus dieser Literatur mitnehmen und umsetzen. Manche Einstellungen, die ich hier lesen durfte empfand ich als sehr erschreckend, andere gaben mir dafür doch wieder sehr viel Hoffnung, dass die Möglichkeit würdevoll zu sterben auf einem guten, wenn auch noch weitem Weg ist.

Gruß
Dennis
 
Es ist komisch das in sämtlichen Beiträgen der Tod als was schlimmes dargestellt wird, obwohl der Tod ein natürliches Ende ist. Das bedeutet nicht das ich Suizid bzw. Sterbehilfe befürworte.
Da ich in der Schweiz/ Zürich arbeite bin ich auch schon mit dem Thema Dignitas zusammengestossen und ich mus sagen das kein einziger aus der Pfege dahinter steht. Genauso wenig habe ich bis jetzt Pat. gehabt die danach fragten. Es ist eher der Sterbetourismus aus D. und anderen Ländern.
Das traurige ist das wir keine ausreichende Palliativbetreuung anbieten, bzw. viel zu wenig davon wissen. Ebenso ist die Schmerzbetreuung (der Sterbewunsch besteht meistens bei starken Schmerzen) immer noch sehr schlecht, trotz der lockeren Opiatgabe in der Schweiz sind wir immer noch nicht gut genug, wenn ich da an das herumgespiele mit Tramal, Novalgin tröpfchen und ein bisschen Durogsic Pfl. denke das ich in meiner Ausbildung in D. erlebt habe, denke ich das es auch in D. auch nicht besser ist (ich hoffe ich trete damit keinem auf die Füsse, die Ausbildung ist auch schon 8 Jahre her).
 
Außerhalb von Palliativstation oder Schmerzambulanzen steckt die Schmerztherapie tatsächlich noch in den Kinderschuhen. In den Kliniken kann man sich ja noch konsiliarisch einen Anästhesisten herbeiholen. Im ambulanten Bereich schaut es ganz mau aus. Es gibt viel zu wenige niedergelassene Schmerztherapeuten. Hausärzte und andere Fachärzte kennen sich zu wenig damit aus.
 
Es ist ja nicht mal ausserhalb des Krankenhauses, im Kankenhaus selber ist die Schmerztherapie auch in den Kinderschuhen, das ist nicht nur meine erfahrung sondern auch die einer Kolegin die vor einem Jahr in die Schweiz gekommen ist, sie durften welch eine grosse Erleichterung eine halbe Amp. Morphin sc. verabreichn bei Pat. im Endstadium. Ich gebe sogar Pat. mit frischen Eingriffen wie Hüft Prothesen, Baucheingriffen und oder anderen Eingriffen schon höhere Opiatdosen iv. oder sc. Das wird dann natürlich mit der Zeit runtergefahren.
Die Pat. die einen Ca haben erhalten höhere Opiatdosen als Pflaster, Tbl. oder Spritzen wobei das bei uns in der Schweiz immer noch nicht gut genug dosiert wird.
Meiner Meinung nach ist Momentan die beste Betreung von Menschen mit Chronischen Schmerzen die aufgrund vom Ca auftreten in Palliativ Kliniken gegeben, was aber eider auch hier in der Schweiz nicht von allen Medizinern positiv gesehen wird.
Wie gesagt ich denke das ist einer der Hauptpunkte wieso Menschen Sterbehilfe haben möchten.
 
Was aber eben Schwachsinn ist.
Warum braucht man für eine Vernünftige Schmerztehrapie eine Palliativstation geschweige denn Sterbehilfe?
Das kann auf jeder normalen Station geschehen.
 
Ich gebe Yrt in gewisser Weise recht: Der Palliativgedanke muss in die Peripherie, auf die Intensivstationen, die Normalstationen und die ambulante Versorgung. Es ist nicht in Ordnung, dass Patienten "zum Sterben" auf die Palliativstation verlegt werden, dass ihnen ein Transport und eine neue Umgebung zugemutet werden, nur weil man sich nicht mit ihnen belasten möchte.

Genauso verkehrt ist es übrigens, wenn ein Arzt mit "so schlecht geht es ihm noch nicht" den Vorschlag einer Verlegung auf die Palliativstation ablehnt. Aber das ist ein anderes Thema.

Aber auch wenn die Menschheit, die Medizin und die Pflege den Palliativgedanken als gleichberechtigt neben dem kurativen Ansatz respektiert, werden wir immer einige Patienten haben, die Spezialisten benötigen. Wir brauchen Ärzte und Pflegekräfte mit Palliative Care Weiterbildung und Berufserfahrung auf diesem Gebiet. Dafür werden wir auch immer Palliativstationen benötigen.
 
Es ist nicht in Ordnung, dass Patienten "zum Sterben" auf die Palliativstation verlegt werden, dass ihnen ein Transport und eine neue Umgebung zugemutet werden, nur weil man sich nicht mit ihnen belasten möchte.

Einerseits muss ich dir Recht geben, obwohl der Begriff "zum Sterben" sehr weitgefasst ist. Wenn ein Pat. diesen Transport noch befürworten kann, sehe ich darin kein Problem. Jemanden in den letzten Stunden noch verlegen zu müssen, halte ich auch für eine Zumutung.
In dieser Situation sind wir auch sehr oft, da wir unser Besprechungszimmer, das sowieso nicht als solches genutzt wurde, zu einem Palliativzimmer umgestaltet haben, in dem auch Angehörige übernachten können. Leider haben die anderen Stationen sehr schnell Wind davon bekommen und schicken jetzt gerne ihre präfinalen Pat. zu uns - einen DK hat man ja schnell gelegt und dann hat er schon ein urologisches Problem. Das ist die offizielle Version, die inoffiziellen lauten: die haben ein Palliativzimmer, dort ist er besser aufgehoben, die haben sicher mehr Zeit oder die kennen sich da besser aus.

Andererseits ist eine Palliativstation eine große Erleichterung im Haus. Da geht es nicht darum, sich nicht mit einem Sterbenden belasten zu wollen, sondern darum, dass auf einer "normalen" Station oft nicht die Möglichkeiten da sind. Z.B. ein Einzelzimmer, indem auch Angehörige übernachten können, der Zeitaufwand (nicht der Pflegeaufwand), die ein Sterbender braucht, Kleinigkeiten, mit denen man das restliche Leben noch so angenehm wie möglich gestalten kann (z.B. Raucherzimmer, individueller Tagesablauf, usw.) Das alles ist auf einer anderen Station (kaum) machbar.

Zum Thema Mitbetreuung muss ich sagen, dass ich sehr froh um unsere Palliativmediziner bin und gleichzeitig etwas traurig darüber, dass ihr Wissen bzw. das Interesse bezgl. Schmerztherapie, Ernährung, Obstipationsprophylaxe, Versorgung für zu Hause, usw. noch nicht bis zu den anderen Fachärzten durchgedrungen ist.
Vor kurzem bekamen wir Fortbildungen zu einigen dieser Themen - auch unsere Ärzte waren eingeladen - gekommen ist einer!
Unsere Palliativmediziner betreuen nicht nur sterbende Pat., sondern auch Pat., mit fortgeschrittenen Ca., die aber durchaus noch lange leben.

Gruß,
Lin
 
Dass die Schmerztherapie genauso wie die Palliativmedizin noch sehr unzureichend in D. ist, ist ein weiteres Manko. Schließlich können chronische Schmerzen Depressionen auslösen und damit zum Todeswunsch.
Von Hausärzten hört man immer wieder, dass sie Angst haben, starke Präparate zu verschreiben, auch wenn es nötig ist.
 
Hallo,
von unserem Beruf mal ganz abgesehen!
Nur wer wirklich mal in seinem allerenengsten Familienkreis einen sterbenskranken Menschen begleitet hat, kann tatsächlich mitreden.
Aktive Sterbehilfe!
Ja, das habe ich bei meiner Mutter betrieben, die 9 Monate lang auf ihren Tod gewartet hat, fast ohne Schmerzen.
Allerdings hatte sie nach ihrem Lungen-Ca ihren körperlichen Verfall miterleben müssen. Ihre Luftnot, trotz Morphinen und Sauerstoff, ihr Erbrechen, trotz Medikamenten, obwohl sehr gut eingestelt.
Einen Tag vor ihrem Tod sagte sie definitiv, sie mag nicht mehr leben. Dann fiel sie um, wurde von meinem Bruder ins Krankenhaus gebracht und ich verwehrte ihr die notwendige Kopfoperation, unter vier Augen mit der Ärztin.
Warum?
Sie sollte würdevoll sterben. Und das tat sie. Sie schlief würdevoll ein!
So wird es in Ausnahmefällen auch mit unseren präfinalen Patienten betrieben.
Sie kommen manchmal zum sterben auf unsere Station. Bei Hirntumoren wird das Fortecortin abgesetzt, in absolut auswegslosen Fällen, dass ist allerdings selten.
Auf Patientenverfügungen wird IMMER eingegangen. Von den Ärzten werden uns Instruktionen gegeben, wie wir uns verhalten sollen, wie die Patienten versorgt werden.
Es quält sich bei uns kein Patient, niemand muss Schmerzen erleiden, sie werden immer gut mit Schmerzmedikamenten eingestellt.
Niemand muss leiden!
Viele Grüße
Sanne
 
Das ist aber keine aktive, sondern passive Sterbehilfe und auch legal.
 
Hallo EV,
hast recht!
Hab da etwas durcheinander gebracht:).
Schönen Abend noch!
Sanne
 
Was aber eben Schwachsinn ist.
Warum braucht man für eine Vernünftige Schmerztehrapie eine Palliativstation geschweige denn Sterbehilfe?
Das kann auf jeder normalen Station geschehen.

Ganz einfach weil Palliativmediziner deutlich mehr Ahnung davon haben. Egal ob es um Schmerztherapie oder Obstipationsprophylaxe oder (was ich im übrigem sehr wichtig finde) die mitbetreuung der Verwandten oder anere Sachen von denen wir im normalem Stationsablauf nicht genug erfahrung haben.
Im übrigem finde ich auch lngerfristige ambulante Palliativbetreuungen in diesen Dingen auch nicht zu verachten, denn die Leute haben dann wenigstens Vertrauen und wissen was da läuft was dann die Sterbebegleitung sehr stark erleichtert.
@ Yrt Im übrigem bin ich gegen Sterbehilfe, auch enn du as jetzt so verstanden hast.
 
Yrt, ich hätte da mal eine kleine Frage:
Warst du schon einmal in Deutschland, in einem normalen Krankenhaus, auf einer normalen Station, in den letzten 3 Jahren?

Gruß
Dennis
 
Ganz einfach weil Palliativmediziner deutlich mehr Ahnung davon haben. Egal ob es um Schmerztherapie oder Obstipationsprophylaxe oder (was ich im übrigem sehr wichtig finde) die mitbetreuung der Verwandten oder anere Sachen von denen wir im normalem Stationsablauf nicht genug erfahrung haben.
Im übrigem finde ich auch lngerfristige ambulante Palliativbetreuungen in diesen Dingen auch nicht zu verachten, denn die Leute haben dann wenigstens Vertrauen und wissen was da läuft was dann die Sterbebegleitung sehr stark erleichtert.
@ Yrt Im übrigem bin ich gegen Sterbehilfe, auch enn du as jetzt so verstanden hast.


Nein.
Erstens gibt es keine "Palliativmediziner". Diese haben möglicherweise eine Fortbildung in Palliativmedizin, aber "Palliativmediziner" gibt es nicht.
Und von Schmerztherapie haben eben Anästhesisten Ahnung, das ist genau das Fachgebiet Anästhesie.

@jackdaniels
Ja.
 
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