@ yrt:
Ein Mensch der sich das Leben nimmt, kommt in keine Psychiatrie mehr.
Egal ob 20, 40 oder 80 - wenn sich jemand wirklich das Leben nehmen will, dann tut er das auch. Nur denke ich, ist es ein Unterschied, ob es sich um einen Gesunden oder einen Sterbenden handelt.
Suizidale Absichten entstehen meist, wenn der Mensch keinen Ausweg aus einer Situation weiß. Für einen anderen ist das Problem, das dieser Mensch hat, gar keines. Ihm müssen erst neue Verarbeitungs- und Bewältigungsstrategien gezeigt werden, weil er selbst sich in einem Loch befindet, aus dem er nicht mehr heraus kann.
Ein Sterbender weiß, dass er bald sterben muss. Die Beweggründe für einen Suizid können sehr verschieden sein. Ob es jetzt die Angst vor Schmerzen, der Einsamkeit, der Machtlosigkeit oder Kontrollverlust ist.
Hier bin ich der Meinung, es ist nichts schlimmes daran, wenn sich jemand - der ohnehin in einigen Tagen stirbt (sollte sich nicht pietätlos anhören) - dieses letzte Ereignis selbst gestaltet und Selbstmord begeht.
Wenn ich mich selbst in so einer Situation befinden würde, wüsste ich nicht, ob ich mich nicht für Suizid entscheiden würde. Ich weiß nicht, ob ich so eine Situation "aushalten" könnte. Zu der eigenen Last, kommt sehr oft noch die Sorgen um die Angehörigen hinzu. Sehr oft höre ich: "Ach, was soll nur meine Frau machen, wenn ich nicht mehr bin. Alleine kommt sie nicht zurecht." Mir kommt oft vor (vielleicht ist es auch nur Einbildung), Pat. deren Ehepartner schon gestorben sind und deren Kinder groß und außer Haus sind, sterben "leichter", d.h. sie können sich leichter vom Leben lösen und Abschied nehmen.
Warum darf deiner Meinung nach, jeder über sein Leben, aber niemand über seinen Tod entscheiden?
@ Elisabeth:
Wir fragten den Pat., wie es ihm geht usw. Langsam fiel dann das Thema auf seinen Ausspruch. Er sagte, dass er vorher sehr lange alleine war, da seine Angehörigen erst nachmittags kommen konnten und er Zeit hatte, über seine Situation nachzudenken. Er fühlte sich hilflos und dachte sich, wenn schon keine Hoffnung mehr besteht, für was dann noch weiterleben.
Als seine Gattin hinzukam, erzählte der Pat. ihr von sich aus von seinen Suizidgedanken. Die Gattin sagte ihm, wie wichtig diese Zeit für sie noch ist, auch wenn sie nur noch sehr kurz sein wird. Er meinte, es wäre nur ein kurzer Gedanke gewesen und eigentlich wollte er ihn gar nicht aussprechen. Ich denke, er suchte in diesem Moment etwas Zuneigung oder jemanden, der ihm zuhört.
Der Pat. hatte zuvor auch seinen Wunsch aufgegeben, zuhause sterben zu können, den wir ihm aber doch noch erfüllen konnten.
Gruß,
Lin