[...]Unabhängig davon denke ich, dass es den Freien Willen in der Form wie er hier suggeriert wird nicht geben kann.[...]
(Hervorhebung von mir)
Suggerieren = willentlich beeinflussen, einreden, eingeben, einflüstern. Suggestion = Beeinflussung des Seelenlebens, Willensübertragung.
Ich denke, eine Suggestion findet hier nicht statt, sondern hier werden nur unterschiedliche Meinungen und Ansichten betreffend des freien Willens geäußert.
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Wille: verwandt mit Wahl, die menschliche Fähigkeit sich auf Grund von Motiven und in bewußter Stellungnahme zu ihnen für Handlungen zu entscheiden (Handeln), im Unterschied zu Trieb, Instinkt und Begehren. Zu einem vollständigen Willensvorgang gehören also
- das Motiv oder der Beweggrund, der in einer Gemütsbewegung, einer Zweckvorstellung oder in dem Ergebnis einer Überlegung über eine zu treffende Wahl, so oder anders zu handeln, bestehen kann,
- das eigentliche Wollen, der Willensakt oder Entschluß,
- die Willenshandlung, die Verwirklichung des Gewollten, die eine innere (z. B. die Konzentration der Gedanken auf einen bestimmten Gegenstand) oder eine äußere Tat sein kann.
Wille entzündet sich nur am Antrieb, er ist ein rein formales Instrument, er kann nur wählen, hemmen und fördern, nicht selbst schaffen. Andererseits erlebt sich der Mensch im Wollen als bewußtes einheitliches Ichzentrum. Wo der Wille als metaphysische oder psychologische Grundkraft angesehen wird, spricht man von Voluntarismus.
Willensfreiheit, die Freiheit der Wahl zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten, von denen grundsätzlich jede gewollt werden kann. Die Überzeugung von der Willensfreiheit im eigentlichen Sinn, der Indeterminismus, entspringt aus dem unmittelbaren Erleben, im Fall von Motivfreiheit oder Unentscheidbarkeit zwischen verschiedenen Zielen und Wegen eine aktive Wahl treffen zu können (Wahlfreiheit), und insbesondere, wenn sittliche Werte auf dem Spiele stehen, sich für diese auch gegen seine Neigungen und Triebe unter Opfer an Bequemlichkeit und Glücksmöglichkeiten einzusetzen und bestimmen zu können und für diese Selbstbestimmung verantwortlich zu sein (sittliche Freiheit). Der Determinismus bestreitet eine solche Freiheit unter Hinweis auf die durchgängige psychophysische und psychologische, wenn auch unbewußte Bestimmtheit. Er spricht von Freiheit nur im Sinne des Fehlens äußeren Zwanges, so daß wir zwar tun, aber nicht „wollen“ können, was wir wollen. Das Erlebnis der Freiheit und des Sollens ist dann Täuschung, die Begriffe der Verantwortung und Schuld werden gegenstandslos, die ethische Forderung, so zu handeln, als ob man verantwortlich wäre, wird zur Fiktion. Um dieser Konsequenz zu entgehen, hat Kant den empirischen Charakter, den der Verstand als determiniert betrachtet, weil er den Menschen als Erscheinung den Bedingungen der Erfahrung „das ist der nach allgemeinen Gesetzen zusammenhängenden Erkenntnis der Gegenstände der Sinne“ unterwerfen muß, den „intelligiblen Charakter“ gegenüberstellt, der sich selbst das Gesetz gibt und den die Vernunft als frei erkennt, indem sie den Menschen als zur intelligiblen Welt gehörig betrachtet. Dieser Ansicht Kants steht die moderne Auffassung nahe, daß das Problem der Willensfreiheit ein Scheinproblem der Wissenschaft ist, indem vom Standpunkt des erlebenden Ich Wahlfreiheit besteht, von außen gesehen das Wollen des Menschen aber immer kausal derterminiert ist." (aus: Hoffmeister: „Wörterbuch der philosophischen Begriffe“, Meiner. 1955, 2. Aufl., S. 670 f.)
"Neben dem Erkennen wird der
Wille bzw. das Wollen in der Tradition der Philosophie zu den Grundweisen der geistigen Betätigung des Menschen gerechnet. In der gegenwärtigen Diskussion steht die ethische Bedeutung des Willens im Vordergrund. Der Wille zeichent den Menschen als ein freies Wesen aus, das nicht naturhaft determiniert ist. Nur auf Grund eines freien Willens kann ihm Verantwortung für seine Entscheidungen und Handlungen zugeschrieben werden. Dadurch erhält der Wille den Stellenwert einer notwendigen Voraussetzung für die Möglichkeit sittlichen Handelns. Bei Kant zeigt sich der Wille in dem Vermögen, sich frei von den Antrieben der Sinnlichkeit oder den sozialen Zwängen bestimmen zu können. Charakteristisch für den Menschen ist seine Fähigkeit, von seinen Neigungen und Trieben Abstand nehmen und sie einer eigenen Beurteilung unterziehen zu können. Der Wille wird bei Kant als ein Vermögen gedacht, der Vorstellung gewisser Gesetze gemäß sich selbst zum Handeln zu bestimmen. Der Wille zeichnet sich durch die vernünftige Selbstbestimmung aus. – Die Diskussion über den Stellenwert des Willens konzentriert sich im wesentlichen auf zwei Aspekte:
- Kommt dem Menschen mit seinen Naturanlagen, Neigungen und Trieben tatsächlich eine solche Freiheit des Willens zu?
- Kommt dem Willen der Status einer selbständigen Substanz zu?
Die erste Frage, die auch Kants Auffassung betrifft, wurde von Descartes durch die Annahme zweier Substanzen, nämlich Geist und Körper, beantwortet: Nur die Naturseite des Menschen könne der Determination unterliegen, dagegen ist er als Vernunftwesen frei, sich selbst zu bestimmen. Die Gegenposition dazu wird durch Hobbes’ Annahme markiert, daß der Mensch durch seine Leidenschaften bestimmt sein und die letzte Neigung oder Abneigung, die unmittelbar mit der Handlung oder Unterlassung zusammenhängt, als Wille bezeichnet werden könne. Wille ist deshalb die Neigung, die beim Überlegen am Schluß überwiegt. Der Status einer selbständigen Substanz wird u. a. durch die sprachanalytischen Untersuchungen von Ryle bestritten. Ein solches Substanzenmodell unterstellt seiner Ansicht nach, daß der Wille als Ursache und das Wollen als Handlung zu begreifen sei. Seine Kritik an dieser Auffassung begründet er durch den Nachweis, daß man Willensakte nicht durch Tätigkeitsverben beschreiben kann, weshalb das Ursache-Handlungs-Modell als sprachlich sinnlose Konstruktion auszuscheiden ist. Der Begriff Wille ist dann als Aspekt des menschlichen Handelns zu verstehen, nämlich willentlich bzw. absichtlich eine Tätigkeit zu vollziehen." (aus: „Metzler Philosophie Lexikon“, Metzler. 1996, S. 574.)
Wie auch schon andere (berühmtere) Köpfe unterschiedliche Ansichten zum freien Willen hatten, so stoßen auch hier unterschiedliche Meinungen aufeinander. Aber von Suggestion kann wohl doch nicht die Rede sein.