Ein Gutes Grundwissen und ein Experte sind sehr unterschiedlich.Und zwischen einem EKG lesen können und sich wirklich damit auskennen, besteht auch ein unterschied.Das eine schließt das andere nicht aus. Warum kann ein Orthopäde, Urologe, ... nicht Spezialist auf seinem Gebiet sein und gleichzeitig auch sehr gutes Grundwissen in einem anderen haben.
Also unsere Chirurgen befunden auch EKG's. Ein EKG-Seminar ist zumindest in Österreich für alle Ärzte in Ausbildung vorgeschrieben. Würde ich schon etwas traurig finden, wenn sie das nicht können. Genauso wäre es wenn eine interne Schwester keinen einfachen Verband wechseln könnte.
Warum soll ein Palliativmediziner, der vorher Gastroenterologe war, sich mit Schmerztherapie besser auskennen , als ein Anästhesist, der dafür eben ausgebildet ist?
Und wem würden die Spenden zugute kommen, wenn es die Palliativstation nicht gäbe und auf jeder Station gute Palliativmedizin gemacht würde?Für unsere Palliativ werden nicht viele Gelder abgezogen, da sie größtenteils mit Spenden betrieben wird und diese sind mehr als genug vorhanden.
Dem haus, das würde also allen Patienten nutzen.
Und warum sollte das auf einer normalstation nicht möglich sein?Weil es ganz einfach an der Zeit, am Personal, an den Räumlichkeiten und an den Möglichkeiten mangelt. Es ist für einen Sterbenden sicher nicht toll, in einem Mehrbettzimmer zu liegen, wo nicht mal die Angehörigen übernachten können. Genauso ist es für viele Mitpatienten unerträglich, neben einem Sterbenden liegen zu müssen.
Auf unserer Palliativ herrscht ein Personalschlüssel von 1:1, max. 1:1,5 und dem Personal dort ist nicht langweilig. Auf welcher Normalstation hat man so einen Personalschlüssel? Bei uns kommt eine Pflegeperson auf ca. 15 Patienten, ganz zu schweigen davon, dass darunter viele großoperierte Patienten sind, die auch einiges an Zeitaufwand brauchen. Man hat auch nicht die Zeit, dass man mal mit den Pat. in den Hof fährt oder sie mehrmals am Tag zum Rauchen nach draußen oder in ein Raucherzimmer bringt. Noch dazu kommen weitere "Kleinigkeiten", die für einen präfinalen Pat. sicher wichtig sind, aber auf einem normalen Stationsbetrieb nicht möglich sind, wie z.B. individueller Tagesablauf + individuelle Essenszeiten, Besuch von Haustieren, persönliche Einrichtungsgegenstände, usw.
Es ist dort eben nicht so, dass dort nur schwerstkranke liegen.
Man kann sich um den einen Patienten mehr kümmern als um einen anderen, welcher eine Antibiose bekommt.
Mit genug Geld wäre es auf jeden fall möglich, zusätzliches Personal einzustellen und eben auch das personal im ganzen haus zu fördern.
Eben davon rede ich.Dafür sind die Palliativbetten wiederum viel zu wenig. In meinem Krankenhaus (mit onkologischem Schwerpunkt) haben wir ca. 1000 Betten, aber nur 10 Palliativbetten. Es ist also unmöglich jeden Palliativpatient (auch wenn die anderen Vorraussetzungen alle stimmen) dort unterzubringen. Außerdem gibt es noch mehrere Gründe, warum ein Pat. nicht auf die Palliativ kommt, wie z.B. er will es nicht, der Zustand verschlechtert sich rapide, sodass eine Verlegung für den Pat. mehr Belastung als Entlastung wäre, usw.
Darum sollte auch jeder Arzt und das Pflegepersonal im stationären Bereich, zumindest ein Grundwissen in Palliativmedizin haben.
Nur wie lässt sich Wissen besser verbreiten, als wenn man es benötigt, wenn man oft damit Umgang hat.
Es ist wohl leichter, benötigtes zu erlernen, zu handeln, als wenn das Wissen auf einer Station vorhanden ist und man sich darüber einmal im Jahr einen Vortrag anhört.
Vieleicht willst du mich nicht verstehen, aber warum sollte sich deine geliebte Palliativmedizin auf eine station beschränken und nicht überall sein, so wie du es forderst?
Deine Denkweise scheint mir etwas inkonsequent und nicht bis zum Ende durchdacht.