Konsildienste reichen lange nicht aus. Ärzte verschiedener Fachrichtungen reden meistens viel zu wenig im Sinne des Pat., sondern tragen ihre Kompetenzkonflikte untereinander aus. Jeder hält seine Sichtweise für die einzig Wahre (leider). Die vordringlichste Aufgabe des Anästhesisten ist die Narkose bei Op, da sind sie den Chirurgen unterstellt.
Die Schmerzsprechstunde ist überfrachtet. Periphere Schmerztherapien müssen von Chirurgen angefordert werden, Internisten machen das selbst mehr oder weniger gut. Einzelne Anästhesisten sind noch für Intensiv abgestellt. Unsere Oberärztin hat eine Fortbildung in Palliativmedizin. Gerade deswegen gerät sie oftmals mit den Chirurgen in Konflikt.
Niedergelassene Schmerzmediziner sind rar. Dabei konnte ich in der Familie selbst erleben, wie positiv sich eine solche Behandlung auf einen chronischen Schmerzpat. auswirkt - allein die Wahrnehmung der ganzen Person war so gut, dann weg von den Benzodiazipinen, erfolgreiche Versuche mit Akupunktur und sogar die Einnahme von Antidepressiva, weil sich die Gedanken durch die Schmerzen im Kreis drehen und ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit auslösen...
Gerade weil Fachkompetenz so wichtig ist, sollte der Palliativmedizin größeren Wert beigemessen werden.
Die Pflege hat in D derzeit zu wenig Entscheidungsgewalt, um hinreichend aktiv werden zu können. Aber gerade dieser Bereich wäre für die Pflege eine wunderbare Gelegenheit, Fachwissen gemeinsam mit Ärzten und anderen Therapeuten anzuwenden, weil es hier weniger um Heilung als um den Menschen in seiner Lebenssituation selbst geht. Hier müssen sich alle gemeinsam an den Tisch setzen und überlegen, was das Beste für den Pat. ist. Das ist doch eine tolle Chance! Und kann sich nur anregend auf andere Bereiche auswirken!
Mit Palliativmedizin lässt sich wahrscheinlich kein Geld verdienen, was womöglich gewisse Entscheidungsträger behaupten lässt, dass dieses Geld dann für andere Bereiche nicht mehr zur Verfügung steht. Ein KH muss im Budget Geld übrig haben für solche Therapien oder von der Kasse besonders begünstigt werden. Nur Spenden allein reichen nicht.
Bei Yrt kommt es mir so vor, als hat er irgendwann einmal schlechte Erfahrungen mit der Palliativmedizin gemacht.
Früher gab es bei uns ja auch mal die Tendenz, dass man (Arzt) gesagt hat, "bei diesem Pat. können wir sowieso nichts mehr machen, da hilft eh nichts mehr, lassen wir ihn in Ruhe, bzw. sterben". Das ist Palliativmedizin bestimmt nicht: nichts mehr machen. Es soll ja Ärzte und Schwestern geben, die Zimmer mit Sterbenden oder Austherapierten nach wie vor meiden.
Zudem muss ja heute alles genau dokumentiert und nachgewiesen werden. Wenn der Pat. längere Zeit im KH liegt, fragt die Kasse auch garantiert nach, weshalb.