Vielleicht kann Claudia mehr zum Alltag auf einer palliativen Station erzählen!
Ich versuch's mal.
Zum ersten habe ich den Eindruck, dass Yrt im Gegensatz zu calypso und Ev keine Palliativerfahrung zu haben scheint und deshalb eine Reihe von Irrtümern unterliegt, die sich leicht verflüchtigen könnten, würde er sich mit Palliative Care beschäftigen. Die Erfahrenswerte, gerade was terminale Flüssigkeitsgabe, Durstgefühl, Dehydratation oder Ödeme betrifft, sind längst publik gemacht worden.
Und da muss ich calypso Recht geben: Ein zuviel an Flüssigkeitsgabe schadet dem Patienten
in der Terminalphase wesentlich mehr, als es nützt. Der Patient kann die viele Flüssigkeit nicht mehr verstoffwechseln, ergo lagert er das Wasser ein. Ich habe schon oft erlebt, dass das zu spät erkannt wurde und der Patient dann Humanalbumin erhalten hat, um den Schaden wieder gut zu machen. Ich habe aber noch nie erlebt, dass das Albumin in diesen Fällen einen erkennbaren Effekt hatte.
In der Terminalphase (und nur dann, nicht bei einer unheilbaren Krankheit aber hoher Lebensqualität!) sollte man daher die intravenöse Flüssigkeitsgabe soweit wie möglich herunterschrauben. Und jetzt überlegt Euch mal: Wenn es schon Profis wie Yrt so schwer fällt, auf die Infusionen zu verzichten, wie müssen sich denn dann erst die Angehörigen vorkommen?
Das Durstgefühl kommt nicht durch die verminderte Flüssigkeitsgabe, sondern durch die Mundtrockenheit, denn praktisch alle terminalen Patienten atmen mit offenem Mund. Diese Art Durst könntest Du mit allen Infusionen der Welt nicht stillen, wohl aber mit Befeuchtung der Mundschleimhaut. Da können die Palliativschwestern und die Angehörigen dann richtig schön in die Trickkiste greifen, da ist schlicht alles erlaubt, was (dem Patienten!) gefällt. Vergesst die Bepanthol-Lösung. Was schmeckt ihm? Kaffee? Bier? Saft? Rotwein? Das sind alles ganz hervorragende Produkte zur Mundpflege.
Zur aktiven Sterbehilfe muss ich sagen, dass die ganze Diskussion um Dignitas und Konsorten leider ihre Spuren hinterlässt. Im letzten Jahr sind wir bereits einige Male darauf angesprochen worden, ob's das hier nicht auch gibt, ob eine Palliativstation nicht gleichbedeutend mit deren Hotelzimmern ist (Nein, wir sind das Gegenteil davon!), ob eine Patientenverfügung dieses nicht beinhalte. Interessanterweise kommen die Fragen nahezu ausschließlich von den Angehörigen, also fällt es eher denen schwer, beim Sterbenden auszuhalten, als dem Sterbenden selbst das Sterben. Wir wissen allerdings, dass eine ehemalige Patientin von uns tatsächlich den assistierten Selbstmord (in der Schweiz) gewählt hat.