Ja eben wo sind denn diese ganzen "besonderen" Tätigkeiten die dieses rechtfertigen? Nur das man einen Studiumsberuf daraus macht, werden dies Tätigkeiten nicht mehr oder weniger und schon garnicht noch mehr "besonders". Diese Tätigkeiten gab es schon immer. Der Unterschied ist nur das man letztlich einen eigenständigen Beruf daraus macht und der kaum mehr was mit der eigentlichen Pflege so wie man sie bisher kennt etwas zu tun hat. Und das es für diese Tätigkeiten ein gewissen Prozentsatz an Geld gibt und somit wären wir wieder beim Tehma Geld
Die Akademisierung soll ja gerade diesen Trend der "Funktionspflege" (ich hoffe du wolltest darauf hinaus) entgegen steuern. In den Primärqualifizierenden Studiengängen, die ich so kennen gelernt habe, u.a. durch Gespräche mit anderen Studenten etc. wird gerade die Pflege in ihrer "reinform" gelehrt und ein besonderes Augenmerk auf die Uhraufgaben der Pflege. Die Pflege in Deutschland hat sich von selbst weg bewegt. Dies hat einige Gründe, u.a. auch die NS-Zeit. Aber die Pflege spielt nun einmal in so gut wie allen Versorgungssettings eine Rolle (Akut, Ambulant, Langzeitversorgung und Rehabilitation). Welche Berufsgruppe kann ähnliches von sich behaupten? Ich glaube die kann man an einer Hand abzählen.
Somit sind die Aufgaben keine anderen geworden, sie werden aber von Natur aus komplexer. Ein Altenheim gleicht doch heute mehr einem Krankenhaus als noch vor 20 Jahren. Und ich meine damit nicht die Ausstattung. Die Pflege wandelt sich nun einmal. In Deutschland! Diese Berufsgruppe entwickelt sich langsam. Interessant ist, dass alte Dinge wieder hervorgekramt werden. Denken wir mal an die Gemeindepflegerin (heute "Public Health Nurse"). Also in Deutschland hatten wir ähnliche Konstrukte schon einmal, man wurde nur daraus verdrängt und/oder die Pflege wollte nicht daran teilhaben.
Ein schönes Beispiel hierfür ist auch die Aufgabe der "Patientenedukation". Eigentlich unsere Aufgabe, auch nach KrpfG. Doch in Deutschland werden Patientenschulungen vornehmlich von Ärzten durchgeführt. Warum? Eigentlich ist es doch die Uhraufgabe der Pflege, den Menschen dabei zu helfen, ihre Krankheit und Defizite in ihrem Alltag zu integrieren und zu kompensieren. Findet in Deutschland gar nicht statt. Pflege findet immer erst dann statt, wenn fast nichts mehr geht. In der Prävention hat die Pflege scheinbar einen Stellenwert von 0. Natürlich gibt es bestimmte Inhalte die vielleicht sogar besser von Ärzten übernommen werden können. Aber wenn man sich die Untersuchungen aus dem Ausland mal anschaut wird man feststellen, dass die meisten Schulungen von Ausgebildeten Pflegekräften durchgeführt werden. Bei Erkrankungen die einen hohen Stellenwert bzw. ein großes Problem für das Gesundheitssystem darstellen, werden diese sogar von speziell ausgebildeten Pflegekräften durchgeführt. Ich denke das sollen dann die sogenannten ANP´s darstellen (Heart Failure Nurses, Diabetic Nurses etc.)
Also, bevor wir uns darüber unterhalten, dass die so entwickelte Pflege zu dem gemacht wird, was sie eigentlich nicht ist, müssen wir uns erst darüber unterhalten, was Pflege überhaupt ist. Und ich meine damit nicht, was für dich, für mich oder für jemand anderen Pflege bedeutet. Sondern was Pflege wirklich ist!
Allerdings wäre evt die Gesundheit erst Recht nicht mehr zahlbar?
Das Märchen von dem nicht verfügbaren Geld. Die Ressourcen sind massig vorhanden, nur nicht gut verteilt.
Ich mache tagtäglich die Erfahrung das die große Wissenschaft immer mehr realitätsfern wird. Dieses ganze Wissen kann man garnicht richtig packen und muss man in den meisten Fällen auch garnicht, weil es für den Patienten total unrelevant und oftmals auch garnicht machbar und ausschlaggebend ist. Ja für unsere Anerkennung des Berufes der "Fachkraft" wohl anscheined schon.
Für den Absatz brauche ich etwas mehr Input. In welchen Situationen? Klar gibt es Bereiche, vorallem in den Pflegetheorien, die sehr abtsrakt sind. Das hat auch ihren Grund. Aber gerade der Bereich der "klinischen Pflegeforschung" welcher z.B. in Deutschland leider noch kaum stattfindet. Ein interessanten Projekt, finde ich da die Open Acces Zeitschrift "Klinische Pflegeforschung".
Erscheint leider nur einmal im Jahr und hat nicht all zu viele Artikel, aber ich denke das dort ein guter Einblick stattfindet, für Pflegewissenschaft in der klinischen Praxis.
Klinische Pflegeforschung
Zu viel Nähe, zu viel Verantwortung, sowas kennt man heutzutage nicht mehr (was doch eigentlich das logistische und natürlichste auf der Welt ist, muss heute fachlich richtig und wissenschafltich belegt gelehrt werden und wenn dann was nicht funktioniert sucht man die Verantwortlichen und verklagt sie weil selbst Verantwortung übernehmen.......)
Das ist jetzt aber schon etwas reißerisch. In der tat wurde die Berührung von Pflegenden untersucht und ihre Auswirkungen auf den Pat. (Kleiner Fun-Fact
)
Aber Professionelle Pflege wird dann professionell wenn sie es schafft aus dem theoretischen Wissen eine Intuitive Entscheidung zu treffen. Dann heißt es auch manchmal von Standards abzuweichen, was auch regelmäßig gemacht wird. Mit guten Gründen. Hier empfehle ich einfach mal
Patricia Benner- Stufen zur Pflegekompetenz
Hier wird anhand von praktischen Beispielen (interviews von pflegenden), dargelegt wie sich dies in der Praxis äußert und teilt sie in ihre berühmten Kompetenzstufen ein. Auch da kann man den von Brühe dargelegten Denkstil auch wiederfinden. Bei den Pflegeexperten findet man ein absolut fundiertes theoretisches Wissen, eine hohe Praxiserfahrung und ein sehr gutes hermeneutisches Fallverstehen. Dies macht sie zu Experten. Eine Stufe die, nach Benners Aussage, nur von wenigen Pflegekräften erreicht wird.
Und dies beziehe ich auch nicht nur allein auf unseren Beruf, sondern auch ganz allgemein auf unsere soziale Lebensform (die wir aber auch mit der Anleitung tagtäglich dem Patienten übermitteln). Und da ich tagtäglich am Beginn des Lebens teilnehme sehe ich das dies schon "in die Muttermilch übergeht", gepaart mit Antidepressiva die gegeben (weil wenn die Natur nicht so will wie man selbst will -das Wollen und nicht das nicht Können im Vordergrund- muss es halt künstlich sein und wenn man da schon zig Versuche hatte ist man logisch erst Recht psychisch fertig) werden.
Dieser Gesellschaftliche Wandel hat aber wohl auch andere Gründe. Wir reden hier von einem Wandel, der alle 100 Jahre mal stattfindet.
Auch für eine Stillberatung braucht man heutzutage eine gesondert extra ausgebildete Fachkraft-für etwas was das natürlichste auf der Welt ist (in dem Fall wirklich nur das gesunde Baby im Blickfeld!
Ich gebe zu, dass ich in deinem Bereich einfach keine Berührungspunkte habe. Daher kann ich nicht sagen inwiefern eine korrekte Stillberatung aussieht etc. Ich kann aber sehr wohl etwas zu der Komplexität von bestimmten Erkrankungen sagen. Ich habe ja schon vorher erwähnt, dass es spezielle PK´s gibt (Heart Failure Nurse, Diabetic Nurse etc.). Diese wurden mit Erfolg implementiert und gibt es in anderer Art und Weiße in Deutschland auch, in anderen Gebieten (Wundmanager, Atemtherapeuten, Breast Nurses etc.). Grund hierfür ist ganz einfach, dass die Krankheiten doch für sich alleine so komplex sind und so viele Auswirkungen haben, dass es dafür einfach Experten benötigt die Patienten dahingehend Begleiten, Anleiten, Beraten etc. . Es gibt doch schon in Schweden die ersten Herzambulanzen welche von speziell Pflegenden übernommen werden und in denen die Hauptaufgabe zu Teil wird, die Patienten anzuleiten, zu schulen, zu beraten und ggf. in einem bestimmten Maße in Therapie umzustellen.
Übrigens eine wirtschaftlich sehr gute Lösung, da damit weniger Rehospitalisierungen geschehen und somit das System entlastet wird, wenn wir schon einmal beim Thema Geld sind.
Und da wir international mithalten müssen werden auch wir mit dieser Art der Akademisierung
Welche Art von Akademisierung?
PS: Falls manche Dinge etwas arrogant o.ä. klingen, will ich noch einmal darauf hinweisen, dass dies nicht so gemeint ist. Es ist nur manchmal etwas schwierig Sachverhalte zu schildern, sodass diese in Schriftform irgendwie "sympathisch" rüberkommen
Wünsche euch noch einen Schönen Tag
Grüße Romsen