Pflegenotstand in der Presse

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Weil wir so gesehen werden! und die Masse sich auch so sieht

Wo wir wieder beim Thema Außendarstellung wären und ob die Pflege nicht doch auch etwas "Mitschuld" am Notstand ist. Hatte vorgestern erst eine Diskussion mit meinem Bruder darüber, ob man nicht mehr Pflegehelfer irgendwo her nimmt (schnelle Ausbildung) und diese "einfache Tätigkeiten" übernehmen können. Auf die Frage was "Einfache Tätigkeiten" seien, kam sofort "... na das Waschen!"

Ich bin ja durchaus dafür, dass bestimmte Patientengruppen keine Examinierte Pflegekraft benötigen, um ihnen bei der Körperpflege zu helfen und es durchaus sehr gut wäre, wenn dieses Pflegehelfer übernehmen würden, da diese Patientengruppe sonst z.B. im Klinikalltag komplett "hintenrüber fällt". Doch dafür braucht es ja klare Definitionen und grenzen. (ich hatte mal ein Beispiel wo dies durchaus passen könnte hier ohne gewähr nur ein Beispiel :D) Abgesehen davon empfinde ich es als eh befremdlich, warum man unbedingt versucht die Kernaufgaben der Pflege in der wir ein Handlungsmonopol besitzen unbedingt an Helfer abgeben möchte (Friesacher )

Das Thema kam natürlich daher, dass er eine Reportage gesehen hat in dem die Zustände in Deutschland mit denen in Skandinavien verglichen wurden. Das dies natürlich 100 Gründe hat, sei mal dahingestellt.

In Deutschland sehe ich irgendwo auch ein riesiges Gefahrenpotential das der "Grade Mix" zu lasten der Examinierten verlaufen könnte. Denn es gilt einen Teufelskreis zu durchbrechen, in den man sich so tief reingeritten hat, dass es fast unmöglich scheint aus diesem in kurzer Zeit, absehbar entgegen wirken zu können.

Und ich weiß auch noch nicht genau, wie ich der "Ausbildungsoffensive" wie sie im Koalitionsvertrag (?) angedroh/...äähh -gekündigt wurde halten soll.
 
Im Rollstuhl auf die Demo
In Frankreich protestieren Pflegerinnen, Angehörige und Bewohner von Altenheimen für mehr Personal. Warum geht in Deutschland niemand auf die Straße?
Das kann ich schon sagen:
Weil in Frankreich eine VERNÜNFTIGE Trennung zwischen Kirche und Staat herrscht, und nicht ein Pseudosystem wie bei uns, wo diese dank "3. Weg" faktisch teilweise außer Kraft gesetzt ist - siehe Demonstrationsverbot.
Und da Caritas & Diakonie immer noch sehr große Arbeitgeber in der Pflege in D sind, ist es einem großen Teil der Pflegekräfte in D immer noch verwehrt, zu streiken. Ganz einfach.
 
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Und wer verwehrt es den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen, bitteschön?
 
Und wer verwehrt es den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen, bitteschön?
:?:
Ich dachte, es geht hier ums streiken?
Den von Dir erwähnten Gruppen ist es natürlich auch möglich, auf die Straße zu gehen - die Frage ist, wen von den Verantwortlichen das beeindrucken soll?
 
"Auf die Straße gehen" bedeutet "demonstrieren" und das ist in seiner freien Zeit jedem Menschen in diesem Lande gestattet.

Den von Dir erwähnten Gruppen ist es natürlich auch möglich, auf die Straße zu gehen - die Frage ist, wen von den Verantwortlichen das beeindrucken soll?
2,9 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. Wenn jeder nur über zwei nahestehende Menschen verfügen sollte, wären das 8.700.000 potentielle Wählerstimmen. Doch ja, das könnte beeindruckend werden.
 
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Im Prinzip ja, aber da seh ich wenig Solidarität gegenüber den Pflegekräften...
Außerdem hatte ich den Artikel primär so verstanden, daß es um die Pflegekräfte ginge und warum die in Frankreich streiken würden und die in Deutschland nicht. Dazu hatte ich eine Erklärung geliefert.
 
"Auf die Straße gehen" bedeutet "demonstrieren" und das ist in seiner freien Zeit jedem Menschen in diesem Lande gestattet.
Der Satz stand vorhin noch nicht da, als ich meine Antwort verfaßt habe, daher noch als Ergänzung...
In hyperions Link ist ausdrücklich von Streik die Rede, steht auch so im Text:
"Angezettelt haben die Streiks die französischen Gewerkschaften. Guillaume Gontard ist Pfleger im südfranzösischen Montpellier und freut sich, dass sich "endlich etwas tut." Zum ersten Mal in seinem Leben habe er sich gewehrt und gestreikt, auch die Bewohner hätten ihn ermutigt."
Dessen ungeachtet hast Du natürlich recht und es könnten natürlich auch Angehörige und Pflegebedürftige sich mit uns solidarisch zeigen und auf die Straße gehen. :wink:
 
m Prinzip ja, aber da seh ich wenig Solidarität gegenüber den Pflegekräften...
Ich auch nicht, und genau das ist das Problem.

Das Thema "Pflegebedürftigkeit" betrifft so gut wie jeden. Kaum einer, der nicht wenigstens einen Bekannten unter den Betroffenen hat oder hatte. Das hat man z.B. am gewaltigen Erfolg des Films "Honig im Kopf" bemerkt.

Wir schaffen es scheinbar nicht, dieses Potential zu unseren Gunsten einzusetzen. Was nicht verwunderlich ist, wenn wir uns nicht mal selbst berufspolitisch engagieren. Bei den Betrieben in nicht-kirchlicher Trägerschaft ist da nämlich auch nicht viel zu holen. Der dritte Weg allein ist sicherlich nicht die Ursache des Problems.
 
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Wir schaffen es scheinbar nicht, dieses Potential zu unseren Gunsten einzusetzen. Was nicht verwunderlich ist, wenn wir uns nicht mal selbst berufspolitisch engagieren. Bei den Betrieben in nicht-kirchlicher Trägerschaft ist da nämlich auch nicht viel zu holen. Der dritte Weg allein ist sicherlich nicht die Ursache des Problems.
Da hast Du recht; es war halt ein Erklärungsansatz, weil ca. ein Drittel (?) der Pflegekräfte in D für kirchliche Träger arbeiten und schon mal nicht streiken dürfen. Erklärt natürlich nicht die Trägheit der anderen.
Andererseits gab es ja bei nicht-konfessionellen Trägern positive Beispiele, wie z. B. die MA der Charité. Vielleicht bewegt sich ja doch was, wenn auch langsam.
 
Kostenkrank
Ein Ziel müsste es auch sein, bei Pflegeeinrichtungen zu rationalisieren, was sich ohne Einschränkung der Qualität rationalisieren lässt - man etwa kann die Verwaltung digitalisieren, oder Arbeitsabläufe in Pflegeheimen besser planen. Man könnte natürlich auch eines Tages Pflegeroboter einführen. Dann wäre die Pflege kein Dienstleistungssektor mehr, sondern eine kapitalintensive Industrie, und damit von der Kostenkrankheit geheilt. Aber um welchen Preis?
Das ganze System muss neu gedacht werden
Dazu die Leserbriefe
Verbände wollen bessere Bezahlung für ambulante Pflege
Hintergrund ist eine neue Gesetzeslage, die ermöglicht, dass die Bezahlung nach Tarif – so wie sie die Wohlfahrtsverbände praktizieren – von den Kostenträgern übernommen werden muss. Allerdings nur, wenn eine konkrete Kostenstruktur vorgelegt wird. Das war bislang nicht der Fall. Und das haben die Verbände, die nach eigenen Angaben mehr als 30 Prozent der Pflegebedürftigen in Niedersachsen versorgen, nun geändert. Die Verhandlungen mit den Kostenträgern laufen. „Wir erhoffen uns bereits für das Jahr 2018 neue Vereinbarungen“, sagte Schenck. „Die Pflegedienste sollen das Geld bekommen, das sie brauchen.
 
Ich hoffe, der Link vom NDRNfunktioniert:

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Auch wenn ich in einer ländlichen Region weit weg von Bayern lebe, gibt es auch hier schon Prämien für die Vermittlung von examiniertem Personal.
In einem ländlichen Gebiet sind zwar die Mieten bezahlbar, aber es ist von der Infrastruktur her schwierig und viele junge Leute ziehen weg...
 
damit fing es an letztes Jahr im November. Am Ende des Artikels gibt es eine Umfrage. Die ist heute noch aktiv...;-) Also los, traut euch. Es geht alles auch anonym.

Pflege: Krank gespart

Krankenhauspflege: Wo bleibt der Aufstand?

es waren insgesammt 4 Artikel plus gestern der Bericht in der ARD Report Mainz. Ich finde es klasse, das endlich auch solche Medien über dieses brisante Thema berichten.
 
Die Zeit hat dem Pflegenotstand ein Denkmal aus Kommentaren der Pfleger gesetzt
Krankenpflege: Dann streikt doch endlich
Mit Verlaub steckt da wieder Zeug drin, das man so nicht stehen lassen kann:
"Deshalb kommt der Politik ein besonderer Schutzauftrag zu. Sie muss endlich klar definieren, was gute Pflege eigentlich ist und Messgrößen schaffen, anhand derer man das bestimmen kann. Dann gäbe es eine Handhabe, schlechte Zustände eindeutig zu benennen und dagegen vorzugehen."
Ich behaupte mal, daß es diesbezüglich schon genügend Arbeiten/Studien diverser Pflegewissenschaftler gibt. Man denke nur mal an die Pflegestandards, die vom DNQP erarbeitet wurden -> Expertenstandards und Auditinstrumente | Hochschule Osnabrück
Hier wird im Prinzip vorgegeben, was der "Goldstandard" in der pflegerischen Versorgung ist.
Besonders pikant ist es, wenn man sich vor Augen hält, daß man den DNQP faktisch entmachtet hat, weil die Pflegestandards bzw. deren Umsetzung ja richtig Geld kosten würden: Aus für Expertenstandards?
Und zum zweiten:
"Meßgrößen schaffen". :lol:
Jeder von uns, der bis drei zählen kann, weiß, daß wir solche Meßgrößen sehr wohl schon mal hatten - nämlich die PPR in den 90er Jahren! Nachdem man aber merkte, daß deren konsequente Beachtung und Umsetzung richtig Geld kosten würde (obwohl die PPR sogar nur einige wenige ATLs und noch nicht mal alle umfaßten!), hat man sie ganz schnell wieder außer Kraft gesetzt (siehe hierzu z. B. http://www.pro-pflege.eu/files/inhalte/stellungnahmen/Positionspapier-Pflege-DRG.pdf S. 8/9:
"Der Grund für die Aussetzung und Abschaffung der PPR 1997 liegt in dem hohen Pflegepersonalbedarf begründet, welcher über die PPR ermittelt wurde. Auf Grundlage von Probeerhebungen wurde der zu erwartende Pflegepersonalstellenzuwachs ermittelt. „Bereits 1995 überstieg die Zahl der aufgrund der PPR geschaffenen Pflegepersonalstellen jedoch den von der damaligen Bundesregierung angestrebten Wert um mehr als 50%“. (Kleine Anfrage an das BMG 2013)" ).
 
@Martin: Da hast du ja ein interessantes Positionspapier verlinkt. Es liest sich wie eine Reaktion auf die aktuellen Vorhaben aus den GroKo-Verhandlungspapieren, aber es ist ja tatsächlich nur die Reaktion des DBfK auf die Reaktion des DPR auf die GroKo-Verhandlungen der vergangenen Legislaturperiode.

All die großartigen Gedanken zu Personalbemessung, Pflege-DRG usw... wurden also längst durchgespielt. Nun sollte es eigentlich ein Leichtes sein für die künftige Regierung, diese Pläne auch alle zügig umzusetzen. Aber wenn ich sehe, dass selbst der DBfK im Jahr 2014 in diesem Positionspapier eine vorsichtige Zeitplanung bis zum Jahr 2020 gesetzt hat, sehe ich schwarz für irgendwelche Veränderungen in absehbarer Zeit. Da muss der politische Wille noch deutlich weiter wachsen.

Bleibt als Fazit eigentlich nur diese Botschaft:
  • Wir müssen den Druck auf die Regierungsparteien in Bund und Ländern weiter hoch halten (und natürlich noch extrem ausweiten) durch unser Engagement in Berufsverbänden und Gewerkschaft und durch unser beharrliches Verweigern von Arbeit über das vertraglich Vorgesehene hinaus.
  • Wir dürfen dieses - unser - Thema nicht mehr aus der Hand geben, sondern müssen selbst dafür kämpfen.
Es bleibt noch viel zu tun.
spflegerle
 
Ja du hast recht. Sowas kommt raus, wenn man bei all den vielen Abkürzungen den Text nur schnell querliest...

Danke für die Korrektur
spflegerle
 
https://www.bibliomedmanager.de/new...17-heftige-debatte-ueber-pflege-finanzierung/

"Aus der Schere zwischen der Steigerung der Landesbasisfallwerte und der Tariflöhne erwachse für die Kliniken ein „steigender Rationalisierungsdruck“."

"Die Krankenkassen unternähmen alles, um die Honorare an die Krankenhäuser möglichst gering zu halten, klagte Baum. So verweigerten sie Informationen über die Pflegegrade von Patienten, damit Krankenhäuser keine Pflege-Zuschläge abrechnen könnten"

" Außerdem drohe, dass die Krankenhäuser „die Altenpflege leerkaufen“, wenn - wie im Koalitionsvertrag ebenfalls vorgesehen - auch die Tariflohnsteigerungen voll finanziert würden. Dann verschärft sich in den Pflegeheimen der ohnehin schon gravierende Mangel an Fachkräften weiter, lautet das Szenario."
 

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