Pflegenotstand in der Presse

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Wie weit darf man denn abschweifen?
Zum Pflegenotstand in Deutschland gehört zwangsläufig auch das momentane Finanzierungssystem, das sich ausschliesslich aus Krankenversichertenbeiträgen speist (Investitionen in Bausubstanz/Erhalt ausgenommen).
Also: Das Krankenversicherungssystem in Österreich im Vergleich zu unserem unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen GroKo-Verhandlungen zum Thema "Bürgerversicherung".

Wäre doch mal ein Ansatz?

Gruß spflegerle
 
Das wohl bemerkenswerteste Zitat aus obigem Artikel:

„Wir haben im Verwaltungsrat den Grundsatz beschlossen, dass sich künftig die Zahl der Patienten an der Zahl der vorhandenen Pflegekräfte orientieren muss“, sagt Rößle (Landrat Stefan Rößle, Chef des Verwaltungsrates der Kliniken Donauwörth und Nördlingen)
Wäre schön, wenn dieses Beispiel Schule machen würde.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch alle an diese Vorgabe halten.
Im letzten Charité-Streik konnte man leider sehr gut sehen, dass Absprachen (hier: Notdienstvereinbarung während des Streikes) in bösartiger Absicht auzuhölen versucht wurden, indem plötzlich jeder quer sitzende Furz als "Notfall" deklariert wurde...

Gruß
spflegerle
 
Zum Pflegenotstand in Deutschland gehört zwangsläufig auch das momentane Finanzierungssystem,
Wieso verstehe ich nicht, aber ja da hätten wir ja wieder einen Schuldigen und die bösen Anderen lassen uns nicht in Ruhe unseren Job machen.

Die Umfragen der letzten mind. 20Jahre besagen, dass die Hauptursache für die Flucht aus dem Beruf die Arbeitsbedingungen sind und oft erst an 3ter, 4ter, 5ter Stelle wäre auch eine bessere Bezahlung nicht schlecht.

Wir nehmen das Finanzierungssystem hin, dank mangelnder Organisation und demonstrativer Abwesenheit schon bei Warnstreiks.
Ein längerer Streik wo es weh tut, lässt das System auf einmal agieren - siehe langer, langer Streik des Marburger Bund vor ein paar Jahren.

Das wohl bemerkenswerteste Zitat aus obigem Artikel:
„Wir haben im Verwaltungsrat den Grundsatz beschlossen, dass sich künftig die Zahl der Patienten an der Zahl der vorhandenen Pflegekräfte orientieren muss“, sagt Rößle (Landrat Stefan Rößle, Chef des Verwaltungsrates der Kliniken Donauwörth und Nördlingen)
Wäre schön, wenn dieses Beispiel Schule machen würde.
Was ist daran schön?
Dass wir englische Verhältnisse bekommen, wo ich auf ein OP Monate warten muss und ab einem bestimmten Alter evtl. gar nicht mehr?
Na schöne neue Gesundheitswelt.

Wenn die große Berufsgruppe "DER PFLEGENDEN" es soweit kommen lassen würde, wäre das ein Armutszeugnis und die endgültige Bankrotterklärung. Profession oder Professionell braucht man/frau die nächsten 50Jahre dann nicht mehr in den Mund zu nehmen.
 
Was ist daran schön?
Schön ist daran zunächst einmal, dass ein Klinikvorstand die realen Arbeitsbedingungen der Pflegenden verstanden und mit einer akuten Lösung zur Entlastung reagiert hat.
Dass es dabei nicht bleiben kann, versteht sich ja von selbst. Aber solange eben die notwendige Anzahl an Pflegenden nicht vorhanden ist, darf man nach meiner Meinung eben nicht die volle Anzahl der vorhanden Betten bespielen, sondern nur diejenigen, für die auch das entsprechende Personal vorhanden ist. Und genau das hat offensichtlich der Verwaltungsrat der betroffenen Kliniken verstanden.

Im übrigen ist es eben entgegen deinen Ausführungen durchaus das Finanzierungssystem, das man als eine der Hauptursachen für den Pflegenotstand benennen kann, denn das aktuelle Finanzierungssystem bildet eben nicht den Pflegepersonalbedarf ab, sondern führt über stete Etatkürzungen nur dazu, dass das Personal als finanzielle Belastung gesehen und stetig dezimiert wird.
Der Hinweis auf das Finanzierungssystem hat deshalb auch nicht vordergründig mit einer (meiner Meinung nach vollkommen zurecht gestellten) Forderung nach besserer Bezahlung zu tun, sondern zuallererst mit einer Forderung nach Finanzierbarkeit von Personalaufstockungen (statt nur immer Personalkürzungen). Dadurch würden dann auch die Arbeitsbedingungen der Pflegenden, wie von dir gefordert, deutlich besser werden.

Gruß
spflegerle
 
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Als ich den Artikel las, war ich sehr erschrocken über die Darstellung der Pflege. Sitzen heulend vor der PDL, die natürlich Mitfühlend ist und tröstet. Verdammt noch mal - sie wusste also um die Zustände - was TAT sie? Tröstet?
Und das zuwenig Pflegekräfte vorhanden sind müssenen die Ärzte bestätigen? Hallo? Reicht die Aussage der Pflegekräfte nicht aus? Wenn die Ärzte sich über Personalmangel beklagen, brauchten sie noch nie eine Bestätigung der Pflege dafür - die konnten schon immer für sich selbst eintreten.
Solange die Pflege wie in diesem Artikel dagestellt wird, und wir uns dies gefallen lassen, wird sich nichts ändern.
Denn auch der her Professor Wild sieht nicht seine OP Ergebnisse durch fehlende Pflege gefährdet - oder habe ich dies überlesen? sondern verdient jetzt durch die Bettensperrung leider weniger?
Ich fühle mich: :angry: :angryfire: :motzen: und würde am liebsten: :freakjoint:

PS: leider sind wir genau so wie in dem Artikel dargestellt
 
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Landrat geht auf Pflegekräfte zu

@Resigniert
Lese den 1. Artikel völlig anders
Zudem ist es nicht zutreffend, dass nichts unternommen wurde.
Im hier eingefügten link, ein Bericht vom 13.09.2017(!) die Aussagen von Hr. Rößle NACH der Veröffentlichung des Brandbriefes und BEVOR er sich ein Bild vor Ort gemacht hat, da ging es noch um Verharmlosung und Unterstellungen. Hinterher klang das anders.
Einen Tag davor, am 12.09. gab es diesen Artikel Pflegekräfte schlagen Alarm
 
Nun, wenn es in der Metallindustrie so etwas in der Art Metallwaren-Related-Groups geben würde, die vom Gesetzgeber vorbestimmten Gewinnmargen entsprechen würden, wenn also die Politik diesen Groups bestimmte Punktzahlen zuschreiben und diese Punkte jedes Jahr neu bewerten und evtl. herabstufen würde, dann, ja dann könnte man diese Branchen vergleichen, zumindest was den Vorwurf an die Pflegekräfte angeht, sie würde immer nur "nach der Politik" rufen und sich nicht engagieren.
Es ist schon richtig: ein hoher Organisationsgrad in der Pflege hätte die Situation nie derart entgleisen lassen können.
Das haben wir alle mit zu verantworten.
Aber am Ende ist es eben für unsere Branche doch wieder die Politik, die ganz wesentlich den Daumen auf den Einnahmen der Häuser hat und so für wenig Spielraum bei Lohnentwicklungen sorgt. Und es müsste die Politik regeln, dass Mitarbeiterinnen in kirchliche Einrichtungen genauso ihr Streikrecht wahrnehmen können. Und bei gedeckelten Einnahmen das Gesundheitssystem dem freien Markt zu überlassen war auch eine Entscheidung der Politik, durch die letztendlich das ganze erst so richtig gegen die Wand gefahren ist (zumindest was Pflegepersonalzahlen und Lohnentwicklung angeht).

Also: es bleibt ein völlig berechtigter Hinweis im Artikel, dass ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad sinnvoll ist. Aber so lange sich nicht wesentliche Veränderungen im Gesundheitswesen ergeben, die nur durch die Politik vorangetrieben werden können, so lange kann man noch so sehr über die nicht-Organisierten schimpfen - es wird sich nichts ändern.
Momentan können wir ohne Eingriffe aus der Politik nicht auf Verbesserungen unserer Arbeitssituation hoffen.

Und in diesem Zusammenhang finde ich den Absatz im ebenfalls hier im Forum angeführten Artikel
Die Vergütung von Krankenhausleistungen steht vor einer tiefgreifenden Reform, sollte es zu einer großen Koalition kommen. Sie soll auf eine "Kombination von Fallpauschalen und eine Pflegepersonalkostenvergütung" umgestellt werden, so die Vereinbarung.link
schon recht beachtlich: das wäre mal eine echte Chance auf Veränderung hin zu mehr Pflegepersonal. Mal schauen, was die GroKo dann tatsächlich daraus macht (und vor allem: wann).
 
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Ich verstehe immer noch nicht, warum ein Artikel in dem Steht: "Pfleger bekommen fürs Hinternabwischen nur einen Hungerlohn" gut sein soll?

Einerseits wird auf die Gesellschaft verwiesen, denen Autos wichtiger sind, auf der anderen Seite wird die Pflege mit diesem "Symbol" als eine niedere und einfache Tätigkeit gebrandmarkt. Ob da nun steht, dass der niedrige organisationsgrad mit schuld daran ist oder nicht. Ich kann und will diese Form der Berichterstattung im Jahre 2018 nicht mehr lesen!

Solange Pflegekräfte und die Tätigkeiten die sie ausführen so medial dargestellt werden, kann diese ja nicht stark werden. Da kann ich noch so häufig auf meine Fachkompetenz hinweisen.
Was ich nun auch ausführlichst, in einer E-Mail an den Verfasser dieses Kommentars, dargestellt habe. Auch wenn es ihm wahrscheinlich nicht interessieren wird. :cry:
 
Was ich nun auch ausführlichst, in einer E-Mail an den Verfasser dieses Kommentars, dargestellt habe. Auch wenn es ihm wahrscheinlich nicht interessieren wird. :cry:

Falls es jemanden interessiert, die Antwort des Autors zu seinem Artikel. Es sind wohl einige Mails bei ihm eingegangen.


"Liebe Leserinnen und Leser,



bitte entschuldigen Sie zunächst, dass Sie auf Ihre persönliche Mail nur eine an alle Absender gleichermaßen formulierte Antwort bekommen. Das ist einerseits nicht der beste Stil. Andererseits habe ich derart viele Mails bekommen, dass Sie auf eine individuelle Beantwortung sehr lange warten müssten. Und das wäre ja auch wieder etwas unhöflich.



Zur Sache: vielen Dank für Ihre Mail - ich war vergangene Woche sehr erstaunt, als ich sah, was alles in meinem Twitter-Account und in meinem Mail-Konto angelandet war. Es tut mir leid, wenn bei Ihnen der Eindruck entstanden ist, ich hätte den Beruf des Pflegers abwerten wollen bzw. tatsächlich abgewertet. Das Gegenteil war der Fall, wie man hoffentlich dem Stück insgesamt entnehmen konnte. Gleichwohl: Wenn so viele Leser im allgemeinen und Pfleger im besonderen (und übrigens auch Kollegen hier in der Redaktion) zu diesem Eindruck kommen, dann hat der Autor etwas falsch gemacht.



Wie ist es zu der Formulierung „Hintern abwischen“ gekommen? Wir versuchen in unserem Beruf immer möglichst plastisch zu schreiben, an Beispielen; pars pro toto nennen wir die Methode. Damit Leser eine Vorstellung bekommen, ein Kino im Kopf entwickeln, schreiben wir nicht „Mittagessen“, sondern „Schnitzel, Pommes Frites und Salat“. Genauso habe ich – pars pro toto – vom Schrauben am Auto und vom Hintern abwischen geschrieben, wohlwissend, dass beide Beispiele die Tätigkeiten des Metallers und der Pfleger(innen) natürlich alles andere als abdeckend beschreiben.



Nie im Leben wäre ich aber auf den Gedanken gekommen, dass dies abwertend ankommen würde – dafür ist auch dieser kleine Teil des Jobs viel zu wertvoll, ehrenvoll und nächstenliebend. Nun, ich habe mich ordentlich vertan, und beim nächsten Mal wird mir diese Formulierung gewiss nicht wieder einfallen.



Herzliche Grüße"
 
Ist doch eine anständige Antwort.

Vielen Dank auch an dich, daß du eine Beschwerde an den Autor geschrieben und seine Antwort hier gepostet hast.

Gruß spflegerle
 
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Reaktionen: Martin H.
Vielen Dank auch an dich, daß du eine Beschwerde an den Autor geschrieben und seine Antwort hier gepostet hast.

Das kann ich im übrigen jedem nur empfehlen. Nicht nur in sich hinein ärgern, sondern direkt anschreiben und seine Standpunkte argumentativ an den Autoren richten. Man stelle sich vor keiner hätte dies gemacht und es der Autor hätte dies für Richtig befunden. Nun bleibt zu hoffen, dass er seinen Worten auch Taten folgen lässt und nun etwas sorgfältiger mit seiner Wortwahl umgeht.
 
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Reaktionen: Martin H.
ich habe ja kein Twitter, nur meine Arbeitsstelle.
Ich werde nicht mehr klagen, ich werde dankbar sein die nächsten 400 Wochen - so schlimm ist es bei uns noch nicht!
Wir können und dürfen nein sagen, ohne Restriktionen befürchten zu müssen. Ohne Pausen und ständig länger - ja. Ständig zum Einspringen gebeten werden, ja - aber ein NEIN wird akzeptiert!
Und in 400 Wochen, minus Urlaub und minus Abbau der Überstunden bin ich FREI!
 
CDU-Politiker gibt Pflegekräften Mitschuld am Nachwuchsmangel
Der Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel sagt, dass Pfleger Mitschuld am Personalmangel in der Branche hätten, weil sie zu schlecht über ihren Beruf reden würden. Seine Aussage stößt auf Kritik – vor allem beim Pflegepersonal selbst.
#twitternwierueddel hashtag on Twitter
Hallo Hyperion,
das war kürzlich schon Thema, hattest Du wohl nicht mitgekriegt:
Pflege Mitschuld am Personalmangel?
Finde ich absolut bodenlos, den Vorwurf des "sauberen" Herrn Rüddel... und ausgerechnet von ihm! :x
 
Rainer Brüderlen in der Stuttgarter Zeitung Pflegereform von Union und SPD: „Das geht sonst zulasten der Pflegebedürftigen“
Die möglichen Koalitionspartner wollen auch die Tarifbindung in der Pflegeerhöhen. Finden Sie das gut?

Da muss man einen nüchternen Blick auf die Situation in der Pflege richten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vertritt ja nur wenige Prozent der Beschäftigten in der Pflegebranche. Dennoch hat sie zwei von vier Sitzen in der Mindestlohnkommission. Wir organisieren auf der Arbeitgeberseite 50 Prozent der Anbieter, haben aber nur einen Sitz. Schon heute ist der vereinbarte Pflegemindestlohn wesentlich höher als der gesetzliche Mindestlohn. Er geht bis 2020 auf 11,35 Euro hoch. Wenn nun Tarifverträge für allgemein verbindlich erklärt werden sollen, die bislang nur für einen ganz geringen Prozentsatz der Beschäftigten gelten, ist das wirtschaftlich und rechtlich nicht haltbar. Denn sie sind für die Branche eben nicht repräsentativ.
 
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