Pflegenotstand in der Presse

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Rainer Brüderlen in der Stuttgarter Zeitung Pflegereform von Union und SPD: „Das geht sonst zulasten der Pflegebedürftigen“
Die möglichen Koalitionspartner wollen auch die Tarifbindung in der Pflegeerhöhen. Finden Sie das gut?

Da muss man einen nüchternen Blick auf die Situation in der Pflege richten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vertritt ja nur wenige Prozent der Beschäftigten in der Pflegebranche. Dennoch hat sie zwei von vier Sitzen in der Mindestlohnkommission. Wir organisieren auf der Arbeitgeberseite 50 Prozent der Anbieter, haben aber nur einen Sitz. Schon heute ist der vereinbarte Pflegemindestlohn wesentlich höher als der gesetzliche Mindestlohn. Er geht bis 2020 auf 11,35 Euro hoch. Wenn nun Tarifverträge für allgemein verbindlich erklärt werden sollen, die bislang nur für einen ganz geringen Prozentsatz der Beschäftigten gelten, ist das wirtschaftlich und rechtlich nicht haltbar. Denn sie sind für die Branche eben nicht repräsentativ.
In dem einen Punkt hat er ja sogar recht; die GroKo hat bisher noch kein Konzept vorgelegt, wie sie die Verbesserungen innerhalb der Pflege finanzieren will.
Mehr Pflegekräfte und höhere Löhne kosten eben mehr Geld, das irgendwo herkommen muß. Und da gibt es - nach meinem Wissensstand - nur die 3 Möglichkeiten:
  1. Von den Pflegebedürftigen (oder ihren Angehörigen) selber -> die Pflege würde so teuer, daß sie sich nur noch Reiche leisten könnten
  2. Anhebung der Beitragssätze für Kranken- und Pflegeversicherung -> Mehrbelastung vor allem für alle Arbeitnehmer (das derzeitige System)
  3. Direkt über den Staat, d. h. steuerfinanziert -> so wird es in vernünftigen Gesundheitssystemen gemacht ("System Beveridge"). Siehe Skandinavien!
Ansonsten muß man zu Brüderle nichts sagen, und zu seinem Arbeitgeberverband (bpa) auch nicht. Die wollen uns nichts Gutes, sondern nur möglichst hohe Rendite erwirtschaften. Genauso muß man auch seine Äußerungen einordnen.
 
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  1. Direkt über den Staat, d. h. steuerfinanziert -> so wird es in vernünftigen Gesundheitssystemen gemacht ("System Beveridge"). Siehe Skandinavien!
Dann muss es aber auch richtig gemacht werden, sonst läuft es so wie in Großbritannien, wo durch jahrelange Unterfinanzierung das System längst kollabiert.

Mal schaun, was die GroKo daraus macht...

nicht wirklich optimistisch
spflegerle
 
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Hmm. Wurde ja schonmal vorgeschlagen, den PV Beitrag auf Solidaritätszuschlag anzuheben, wenn dieser entfällt. Würde ja keine großartige Mehrbelastung bedeuten.


Übrigens, finde ich gab es in den letzten Wochen durchaus sehr gute Berichte über "Pfleg" (nicht unbedingt Pflegenotstand)

Der Arzt allein macht keinen Patienten gesund

Zwar von einem Pflegewissenschaftler, aber trotzdem.

‘Forget About the Stigma’: Male Nurses Explain Why Nursing Is a Job of the Future for Men

Ja, aus den USA und die können tatsächlich einen Bericht damit beginnen, dass die Pflege ein gut bezahlter Beruf ist. Mir geht es hierbei um die Art und weise wie dort berichtet wird. Finde dort ist eine deutliche diskrepanz zu dem groß an Artikeln in Deutschland zu sehen.

Schauen wir uns Berichterstattung in Deutschland an, ist sie doch eher skandalisierend und gut recherchierte Berichte sind die Seltenheit.
 
Dann muss es aber auch richtig gemacht werden, sonst läuft es so wie in Großbritannien, wo durch jahrelange Unterfinanzierung das System längst kollabiert.
Wo kollabiert denn das System in Großbritannien? Natürlich muß ein solches System auch ausreichend finanziert werden, ganz klar. Nur verteilt es sich bei Finanzierung über Steuer auf viel mehr Schultern, was deutlich gerechter ist.
Der Profession Pflege geht´s jedenfalls in Großbritannien deutlich besser als hierzulande!
Im übrigen wäre ja schon viel gewonnen, wenn dieses unselige und völlig verkorkste System der privaten Krankenversicherungen ersatzlos gestrichen würde! Pflichtversicherung für alle ohne wenn und aber, so daß sich auch kein Reicher freikaufen kann. Wer es wünscht, kann sich privat zusatzversichern, um weitere Leistungen zu erhalten.
 
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Müsste nun gehen. Habs nochmals ausprobiert
 
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Wo kollabiert denn das System in Großbritannien?

Gerade erst wurde für den Erhalt und eine bessere Finanzierung des NHS gestreikt (hatte ich verlinkt).
Einen Artikel auf Deutsch findest du dazu zB in der Zeit.

Das von dir als vermeintlich besseres System angeführte steuerfinanzierte Gesundheitssystem funktioniert eben nur dann wirklich besser, wenn man es nicht - wie gerade in Großbritannien - finanziell ausbluten lässt und dann die Defizite dem angeblich wirtschaftlicher arbeitenden Privatsektor überlässt. Die Briten gehen gerade den selben fatalen Weg, den Deutschland schon hinter sich hat: das Gesundheitssystem dem freien Markt überlassen...

Das meinte ich mit "kollabieren".

Gruß spflegerle
 
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@Romsen2014
Der Link geht zwar auf, aber man kann nur etwa 2 Sätze lesen:
"Krebspatienten werden Therapien gekürzt, Operationen verschoben, Patienten sterben, weil Ambulanzen nicht auftauchen. Dem chronisch überlasteten und unterfinanzierten Gesundheitsdienst in Großbritannien droht der Kollaps. Angesichts der …"
Aber generell dazu: Ja, von den Wartelisten in GB hab ich auch schon gehört. Es sterben dort Pat.?
Ja, auch in unserem Gesundheitssystem sterben vermeidbar Pat.! Z. B. durch nosokomiale Infektionen, teilweise durch multiresistente Keime... wie viele davon dadurch, daß das Pflegepersonal keine vernünftige Händedesinfektion durchführen konnte? Da wird man sicher keine exakten Zahlen finden, aber die Problematik ist bekannt! Oder geschlossene Stationen, abgesagte OPs wegen Personalmangel... in Pflegeheimen verstorbene Bewohner, die durch Zeit- und Personalmangel nicht adäquat versorgt werden konnten (wundgelegen, an den Infekten verstorben; verhungert, verdurstet; mit Med. ruhiggestellt und gestürzt, an den Folgen verstorben usw.).
Soll unser System etwa besser sein?
 
ich bin jetzt ganz sarkastisch: Hier wie dort entlastet das Gesundheitssystem die Rentenkassen.
Jetzt könnt ihr mich prügeln
 
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Jetzt könnt ihr mich prügeln
Nein, wieso? Ja, hört sich ja nicht grade gut an in dem Video.
Auf der anderen Seite frag ich mich, was bei uns denn so viel besser sein soll.
Und vom Grundsatz her halte ich das System in GB für besser, ganz einfach weil die Finanzierung dafür auf mehr Schultern ruht. Unseres krankt ja daran, daß einfach zu viele nicht dazu beitragen, z. B. Privatpat., Beamte etc.
Wenn natürlich das Ganze generell kaputtgespart wird, dann kann auch das an sich beste System nicht mehr funktionieren. Als positives Beispiel nannte ich bereits Skandinavien.
 
Warum muß man einen an sich guten Artikel mit so einer Sch***formulierung wieder kaputtmachen?
"Doch längst begehren die überlasteten Helfer auf." :angryfire:
Was soll das? Wir sind in einem Heilberuf und nicht in einem Hilfsberuf tätig. PUNKT.
Gibt sogar entsprechende Gerichtsurteile dazu, z. B. im Bereich der Altenpflege.
 
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Warum muß man einen an sich guten Artikel mit so einer Sch***formulierung wieder kaputtmachen?
"Doch längst begehren die überlasteten Helfer auf." :angryfire:
Was soll das? Wir sind in einem Heilberuf und nicht in einem Hilfsberuf tätig. PUNKT.
Gibt sogar entsprechende Gerichtsurteile dazu, z. B. im Bereich der Altenpflege.

Weil wir so gesehen werden! und die Masse sich auch so sieht
 

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