Pflegenotstand in der Presse

  • Ersteller Ersteller Gelöschter User 50029
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Nur mal den Artikel rausgepickt...
Mein Gott, was für ein saudummer Schwätzer, der Autor des Artikels! :x Solche wie der sollten doch erst mal einen Blick über den Tellerrand ihrer "heiligen" Marktwirtschaft werfen, in Länder mit funktionierenden Gesundheitssystemen und vor allem funktionierender Pflege, bevor sie hier wieder in das übliche "Der Markt wird´s schon richten"-FDP-Geschwätz verfallen. :wut: Das Gesundheitssystem und daher auch die Pflege sind nun mal nicht 1:1 mit z. B. der Automobilindustrie u. ä. vergleichbar.
Aber klar, macht sich natürlich gut, hier gleich wieder die große "DDR-Planwirtschaftskeule" auszupacken - von der natürlich in besagten Ländern nicht die Rede sein kann! :knockin:
Also da muß man den Spahn ja direkt mal in Schutz nehmen! :wink:
 
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Ui, du bist ja sowas von angefressen
....o.k., ja, nach Sicht des Artikels: Zustimmung.
Ich nehme den Punkt: Zweistellige Renditen. Ermöglicht man die nicht (mehr), geht es abwärts, wenden sich die Investoren ab, stimmt das?
In der ARD Doku, Die Story im Ersten: Der Pflegeaufstand, vom 16.07.2018
kamen gut geführte kommunale Unternehmen von Pflegeeinrichtungen auf 2% Rendite, ein großes französisches, welches hierzulande expandieren will, geht von 5% aus.
Insgesamt wurden, afair 5-8% als Spannweite genannt.
Davon ausgehend wären zweistellige Renditen was?
Wo überall müssen, zwangsläufig, Abstriche gemacht, wenn eine bis zu 5-fache Rendite (im Vergleich zur kommunalen Einrichtung) das Ziel ist?
Dass große Unternehmen effiziente Strukturen besser entwickeln können, klar. Dass sie bessere Verträge mit Zulieferern aushandeln können - auch. Das alleine wird nicht reichen.
Mir fällt gerade kein passendes Wort ein, welches hinlänglich beschreibt, WAS das mit mir macht.
Entsetzen, eine Stinkwut, Ohnmacht - das alles kommt nahe.

Hm, auch noch nicht lange her, im SWR Nachtcafe, Alptraum Pflege - wo bleibt die Würde, vom 8.06.2018, die Aussage der ges.heitspolitischen Sprecherin der CDU/CSU im BT, Karin Maag, dass man Beschränkungen privater Investoren NICHT plane.
Auf Probleme HABE man angemessen reagiert.
Kam super an, bei allen Teilnehmern, nicht.
 
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Ui, du bist ja sowas von angefressen
Ja, allerdings.
Ich bin ja nicht generell gegen Marktwirtschaft, aber es muß eben sinnvolle, gesetzliche Begrenzungen des Spiels der freien Marktwirtschaft geben - sonst hätte man wieder sowas wie den berüchtigten Manchesterkapitalismus. Dies sind im allgemeinen z. B. diverse Arbeitsschutzbestimmungen, die überall im Arbeitsleben gelten.
Da wir aber darüber hinaus im Gesundheitssystem ohnehin keine echte Marktwirtschaft haben (u. a. aufgrund der "Deckelung", aber auch aufgrund der Tatsache, daß es sich hier um Unternehmen der Daseinsvorsorge handelt), kann man hier auch nicht frei marktwirtschaftlich agieren, wie dies in anderen Branchen (Automobilbau) üblich ist; sondern hier hat in erster Linie der Staat dafür zu sorgen, daß dieses System funktioniert und muß daher über allg. Arbeitsschutzbestimmungen hinausgehende Schutzmechanismen installieren.
Wenn also der Staat hier deutlich striktere Bestimmungen einführt (z. B. Mindestlöhne, Personaluntergrenzen (nurse-patient-ratio), dann hat das noch lange nix mit "Planwirtschaft" :roll: zu tun, sondern der Staat sorgt damit lediglich dafür, daß das Gesundheitssystem (in dem Fall: die Pflege) nicht kollabiert, sondern weiterhin funktionieren wird - so wie z. B. in den skandinavischen Ländern, wo dann halt auch angemessenerweise ein deutlich höherer Anteil am BIP in die Pflege investiert wird als bei uns.
Und wenn hier Pflegeunternehmen irre Renditen einfahren, dann ist das einfach nur pervers.
 
Und wenn hier Pflegeunternehmen irre Renditen einfahren, dann ist das einfach nur pervers.
Ganz genau.
Auch hier in Frankreich werden die Einrichtungen zunehmend an Privatunternehmen verkauft. - in dem Krankenhaus, in dem ich gestern als Patientin war, war eine Kollegin auch allein mit Hilfspersonal auf einer gemischten Station mit 13 Patienten mit hohem Durchlauf (ambulante Betten) und vielen alten Patienten.
Ich hab Glück. Zwar auch privat, aber die Personal-Patient-Ratio der Dialyse ist nach unten gedeckelt. Sie sparen zwar anderswo (gern am Material, zunehmend "Made in China", auch ist unser Dokumentationssystem auf Tablets ausgelegt, aber weit davon entfernt...), aber am Pflegepersonal dürfen sie nicht.
Sie werden an den Börsen sehr hoch gehandelt, aber was davon bei uns ankommt, ist minimalistisch.
 
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Ich hab Glück. Zwar auch privat, aber die Personal-Patient-Ratio der Dialyse ist nach unten gedeckelt. Sie sparen zwar anderswo (gern am Material, zunehmend "Made in China", auch ist unser Dokumentationssystem auf Tablets ausgelegt, aber weit davon entfernt...), aber am Pflegepersonal dürfen sie nicht.
Finde ich gut und hoffe, daß wir sowas in D auch bald kriegen werden.
Und zwar nicht nur in den "besonders pflegesensitiven Bereichen" :roll:, sondern überall, wo Pflegepersonal tätig ist!
 
Finde ich gut und hoffe, daß wir sowas in D auch bald kriegen werden.
Und zwar nicht nur in den "besonders pflegesensitiven Bereichen" :roll:, sondern überall, wo Pflegepersonal tätig ist!
Auch in Frankreich ist das nur in der Dialyse der Fall, trotz Pflegekammer und was weiss ich alles.

Aber wie gesagt: Glück gehabt. Unsere Ratio ist so, dass sie uns in der Regel ein einigermassen entspanntes Arbeiten, unsere Pausen, wenig Überstunden (die können regelmässig abgefeiert werden) und kaum mal Einspringen ermöglicht.

Warum das nur in der Dialyse so ist, weiss ich allerdings auch nicht. Es hat auch nix mit unserem Unternehmen zu tun. Die Deckelung ist gesetzlich und ****t sie wahrscheinlich auch an...
 
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Gregor Gysi hat natürlich jetzt leicht reden trotzdem Balsam für die Ohren
 
"Gehe ich einmal von den Fakten auf meiner Stammstation, der kinderkardiologischen Intensiv Station an der LMU aus (chronischer Personalmangel mit 50 Prozent Bettenschließung),kündigen die Hälfte der Pflegekräfte, weil sie sich für ihre Familie keine geeignete Wohnung/ Immobilie leisten können.

Ich, nach 18 Jahren Berufspraxis, gut aus- und fortgebildet, mit Bachelorabschluss, würde alleine nicht annähernd genug verdienen für ein Leben hier. Da man auch nach Abschluss eines Bachelor-Studiums in Pflegepädagogik nicht viel mehr als in der Pflege am Bett verdient, bleibt die Frage: Sich München leisten können oder nicht?

Ich liebe meine Arbeit! Aber ja, ich wünsche mir mehr Geld! Für meine Qualifikation, mein Engagement und die tägliche Verantwortung, die ich übernehme! Der Pflegeberuf muss endlich für diejenigen attraktiver werden, die „lebenslang lernen“ möchten und für die selbstverantwortliches Handeln auf Augenhöhe mit dem ärztlichen Personal keine Utopie ist! Die Unattraktivität des Berufes zeigt sich jedes Jahr erneut in der fehlenden Einmündung von Pflegeschülern nach der Ausbildung. Das alles ist zwar kein München spezifisches Problem, wirkt sich jedoch in attraktiven Großstädten am deutlichsten aus. München ist für Pflegende zu teuer."

Hohe Mieten in München zwingen Krankenpflege-Ehepaar zu ungewöhnlicher Wohnungsanzeige | Gastbeitrag
 
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Gregor Gysi hat natürlich jetzt leicht reden trotzdem Balsam für die Ohren
Hab mir jetzt das Video mal angeschaut; naja, da sind natürlich einige wahre Dinge dabei, aber auch wieder mal viel Populismus... und was mich stört, warum hier wieder Prominente (wer ist diese Frau Kelly? Kenn ich nicht) für die Pflege sprechen müssen. Lieber hätten sie die Kinderkrankenschwester mehr zu Wort kommen lassen sollen als die zwei Prominenten, die doch (sind wir mal ehrlich) eh keine Ahnung haben.
Guter Artikel! Bin froh, nicht in München zu wohnen. Bei mir hier aufm Dorf konnten wir uns ein Haus leisten.
 
Alle Ballungsgebiete (außer wahrscheinlich die ohnehin schon unattraktiven) haben Probleme mit dem Personal. München ist da natürlich das extrem Beispiel. Aber dort sieht man am deutlichsten, dass sich zwingend was am Gehalt was ändern muss und der TVöD nun einmal nicht der Heilige Gral ist. Und wenn, dann ist er dies nur im pflegespezifischen Kontext. Und er recht nicht die "Ballungsgebiet-Zulage " (waren das 50€ ? :D )Und da, dank des Sicherstellungsauftrages der Länder, es meist auch Krankenhäuser außerhalb des Großstädte gibt, haben die weniger Personalsorgen, da diese Pflegekräfte aus z.B. München kommen und nun außerhalb wohnen. Würde auch nicht 45 Minuten in die Stadt fahren, wenn ich auch einfach 15 Minuten in die Klinik nach Kleckerhausen gehen könnte. Vorausgesetzt es ist mir egal "wo" ich arbeite (Fachbereich, Stelle etc.).

Zum Thema lebenslanges lernen und weiterbilden etc. sehe ich noch ein großes gesellschaftliches Problem. Und zwar das der eigenen Beruflichen Biographie. Du solltest doch wohl bestenfalls mit 25 alles durch haben. Mit 30 bist du schon zu alt um ggf. ein Masterstudium zu machen. Du solltest doch bitte mittte dreißig schon ein Haus, Frau und zumindest ein Kind haben. Denk doch mal über deine Rente nach... Riester-Renten Verträge etc. werden schon 20 Jährigen angedreht. Welcher berufliche Schritt ist der nächste? Er kann über meine Karriere entscheiden. Bei der Frau
frage ich mich allerdings noch, nein ich hoffe, dass sie noch den Master im Anschluss macht. Hat sie meiner Ansicht nach am Ende mehr von, auch wenn sie zunächst auch mit Gehaltseinbußen leben muss. Aber in München geht das mit 2 Kindern auf gar keinen Fall. Und ich hoffe das sie den Mut haben und aus München wegziehen. Sorry für das Krankenhaus, aber man muss Konsequenzen ziehen.

Natürlich gehört da auch das Thema Karriere dazu:

Generell wird das Wort "Karriere" in der Pflege wie ein Bastard behandelt. Irgendwie muss man sich die Frage stellen wie es mit einem weiter gehen soll, es darf aber keiner erfahren, da man sonst unten durch ist. Man macht es schließlich aus Berufung. Auch denke ich ist ein groß der Pflegekräfte aus einer Familie der sogenannten "Arbeiterschicht" (gibt es zu sowas Statistiken?) kommt. Das heißt ihnen wird dieses denken schon in die Wiege gelegt. "Jedes Jahr ohne Arbeit ist ein wertloses Jahr, da kein Geld verdient wird". Das Wort Humankapital ist hierbei größtenteils unbekannt und auf lange Sicht plant man doch eher selten. Also bleiben auch die Pflegekräfte, die in anderen Bereichen vielleicht Talentierter sind als in der direkten Pflege wie z.B. im Vermitteln der Inhalte, Führungskräfte, aber auch Wissenschaft und Beratung/Anleitung Angehöriger auch in einem anderen Kontexten doch auch eher da wo sie sind. Obwohl die "Leitungspositionen" ja noch akzeptiert sind. Ist ja das einzige was man außerhalb der Pflege als "Aufstieg" wahrnimmt. Was zwar zunächst gut für die sogenannte Front ist, aber sich auf lange Sicht meiner Meinung nach nicht rechnet, da diese so oder so aus Unzufriedenheit dann aussteigen.
 
Ich denke auch, dass die meisten Pflegenden aus der „Arbeiterschicht“ kommen. Ich auch. Statistiken kenne ich nicht. Man merkt das v.a. daran, dass sie wenig Wert auf Statussymbole legen und nichtdas grosse Gelt verdienen wollen.
 
„Arbeiterschicht“ kommen. Ich auch. Statistiken kenne ich nicht. Man merkt das v.a. daran, dass sie wenig Wert auf Statussymbole legen und nichtdas grosse Gelt verdienen wollen.
Vorsicht Vorurteil!
Die Industriearbeiter die ich kenne legen großen Wert auf Geld und vor allem Statussymbole den geringen Wert dem Bildung zugemessen wird, kann ich so aber bestätigen
Mein Cousin macht gerade eine Industriemechanikerlehre bei VW und in seiner Berufsschulklasse fahren vier Schüler GTI (6/7)
Pflege ist ja auch eher Dienstleistungs-Prekariat.
 
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"Wir bekommen das ja auch von unseren Arbeitsvermittlern mit, mit denen wir zusammen arbeiten, dass da wirklich Anfragen aus Deutschland kommen: Wir hätten gern 100 Pflegekräfte. Weil sie so zufrieden sind, weil der Filipino sehr hart arbeitet, sehr fleißig ist und nicht meckert. Das liegt einfach in der Mentalität der Filipinos. "
Purer Rassismus aber halt gesellschaftlich legitimiert.
Wer pflegt mich, wenn ich krank oder dement werde?
In einem Arbeitsamt in Belgrad rekrutieren deutsche Anwerberinnen Pflegekräfte. Viele haben hart gearbeitet, um nach Deutschland gelangen zu können. Wem gelingt es?
Pflegekräfte: "Wer nicht auswandert, ist nicht ganz bei Trost"
 
Ah, ok.
Soweit ich´s jetzt überflogen habe, waren beide Artikel ganz gut.
Nur die Kommentare insbesondere zum Zeit-Artikel waren teilweise unterirdisch... :angryfire: Ich hab nur keinen Bock, mich extra dort anzumelden, nur um ein paar Herrschaften mal kräftig die Meinung zu geigen!!
Nur mal ein Beispiel für die dort grassierende Idiotie:
"Heinrich Reisen
#23.1 — vor 22 Stunden
Wer in Deutschland eine gute Ausbildung hat, wird einen Pflegeberuf wohl leider nicht wählen, aber es gibt immer noch Viele die Ihren Beruf aus "Berufung" haben und ein geringeres Gehalt im Kauf nehmen, aber nicht genug!

deswegen wird keiner auswandern - aber eben einen anderen Beruf wählen."
 
:daumen:
Er spricht viele Wahrheiten einfach glasklar aus:
"Westerfellhaus: Wenn Sie über die deutsche Ärzteschaft sprechen, ist die Gruppe klar definiert. Es gibt keine Hilfsärzte. In die Pflege versucht die Gesellschaft aber alles Mögliche hinein zu definieren. Das bringt mit sich, dass so viele Verbände und Organisationen für sich in Anspruch nehmen, für die Pflege zu sprechen."
(...)
Ich habe immer wieder vehemente Widerstände wahrgenommen. Das geht soweit, dass behauptet wird, die Patientenversorgung werde damit gefährdet. Wer so argumentiert, verkennt, dass sich die Pflegeprofession weiterentwickelt hat. Ich behaupte, dass es in Deutschland keine andere Berufsgruppe gibt, die – um ein Beispiel zu nennen – in der Versorgung chronischer Wunden so kompetent ist wie die Pflege."
(...)
Ich verstehe die Aufregung um die Akademisierung übrigens nicht. Die Ausweitung der Studienmöglichkeiten bedeutet ja nicht, dass alle studieren. Ein Vorwurf aus der Ärzteschaft lautet, damit würden die Pflegekräfte weg vom Bett qualifiziert.

Wir wissen, dass 90 Prozent der akademisch ausgebildeten Pflegekräfte sehr wohl direkt mit den Patienten und Heimbewohnern arbeiten, nicht zuletzt um die Pflege zu evaluieren und weiterzuentwickeln."

usw.
Sehr lesenswert!! 8-)
 
Ich hab jetzt nicht alles hier im Thread gelesen, aber für mich hört sich dass danach an, als wenn irgendeine Berufsgruppe (Ärzte?) versuchen würde, die Pflege klein zu halten aus Angst, die Pflege könnte, wenn sie durch (bessere ? / akademische) Ausbildung zu selbstbewusst wird, zu viel Widerspruch und ggf Boykott einlegen....
bisher waren ja (zu) viele Schwestern unterwürfig und brav zu Diensten. Das könnte / wird sich mit höherer Ausbildung ändern...
 
Die „Angst“ dürften insbesondere die Geschäftsführer von Kliniken haben. Aber man sieht es ja bei den Physiotherapeuten. Mitlerweile ganz vile die das studiert haben und trotzdem verdienen die weniger als die Pflege
 

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