Ist die Registrierung von Pflegekräften sinnvoll?

Hallo Aussie,

danke für Deinen Beitrag. Interessant, dass Fortbildungen auch bei Euch in der Freizeit und auf eigene Kosten stattfinden, trotz der Verpflichtung zur Weiterbildung. Das zeigt doch, dass es eben nicht allein am mangelnden Entgegenkommen der Arbeitgeberseite liegt - obwohl es mir natürlich auch lieber wäre, wenn mehr Fortbildungen genehmigt und finanziert würden.

Ich weiß nicht, ob unsere Arbeitsbedingungen schlechter sind als bei euch. Wir haben immer noch eine 38,5h-Woche in den meisten Bereichen (dafür haben wir vor ein paar Monaten mal wieder streiken müssen), Tagschichten von 7,5h und 26 - 30 Tage Urlaub im Jahr, je nach Alter. Das ist also vergleichsweise gut.

Ich schätze unser Stellenschlüssel ist schlechter. Es ist nach wie vor völlig normal, im Nachtdienst allein auf Station zu sein (auf der Intensiv natürlich nicht). Die Liegezeiten sind in den letzten Jahren sehr zurückgeschraubt worden dank der Einführung der DRGs, die ihr ja auch habt. Hier gibt es sie für alle Krankheitsbilder (mit Ausnahme der Psychiatrie, soweit ich weiß). Die Patienten werden früher entlassen, aber die ambulanten Strukturen sind nicht darauf eingerichtet, weshalb es oft zu einem "Drehtüreffekt" kommt. Auch werden viele Stellen in anderen Bereichen (Medizin, Physiotherapie etc) abgebaut und deren Arbeit soll verstärkt der Pflege aufs Auge gedrückt werden - natürlich ohne uns auf der anderen Seite irgendwelche Rechte zuzugestehen oder gar unsere Stellen aufzustocken. Die Bundesgesundheitsministerin hat zwar gerade angekündigt, 10.000 Stellen in der Pflege neu zu schaffen, aber da in den letzten Jahren 20.000 Stellen abgebaut wurden, kann ich darüber nur lachen.

Das ist alles sehr frustierend. Immerhin wird jetzt von allen Seiten Druck auf die Politik ausgeübt. Inzwischen stehen Gewerkschaften, Berufsverbände und die Krankenhausgesellschaft auf einer Seite und machen gemeinsame Aktionen - ich hoffe das wird etwas ändern.

Wo machst Du Deinen Master? Ich hab meinen Bachelor an der University of Southern Queensland gemacht, allerdings als Distance Education. Down under war ich noch nie.
 
Hallo Claudia,:gruebel:
Ich mache mein Masters an der Flinders Univeristy South Australia (Nurse Practitioner NICU).
Unsere Patienten zur Schwestern ratio ist auf der NICU 1:1 bis 1:3.
Wir habe 16 Beatmungspaetzte die auch meistens voll sind. Intensivstation ist normalerweise 1:1 und High dependency ist 1:2-1:3. Auf anderen Stationen haben wir eine P/S ratio von 10-15 :1, und Nachtdienst sieht ja immer schlecht aus. Wir haben auch viele Krankenpflegehelfer und enrolled nurses, damit bist Du manchmal die einzigste RN auf der Station und musst die halt alle noch ueberwachen und die Medikamente ausgeben.
Mit den DRG's muss man halt gute Leute haben, die die alle kennen und fuer Deinen Station gut aussnutzen. Wir haben das gleiche Problem mit der Psychiatrie. Dort wird jetzt unser State Government mehr Nurse Practitioners ausbilden um das das auch besser geleitet wird, wird also noch gute 2 Jahre dauern.
Cheers
Aussie
 
Cool, ich "chatte" mit jemandem auf der anderen Seite der Erde :mrgreen:

Findet ihr anderen (nicht Du, Aussie) Australien immer noch so attraktiv? Scheint ja doch nicht der Himmel auf Erden zu sein...

An der USQ musste ich u. a. ein Essay über das Gesundheitssystem in Deutschland schreiben. Damals erwähnte ich, Deutschland plane die Abrechnung über DRGs (damals standen wir damit in den Startlöchern). Der Lehrer schrieb an dieser Stelle "Good luck!" an den Rand. Ich habe einige Monate gebraucht, bis mir aufging, dass das ironisch gemeint war.

Ist es nicht so, dass in Australien nur 40% der Krankheitsbilder über DRG abgerechnet werden? Oder hat sich das inzwischen geändert?
 
Hallo Claudia,:gruebel:
da muss ich mich mal genau informieren wieviele von den Krankheitsbildern ueber die DRG's abgerechnet werden.
Ist nicht der Himmel auf Erden, aber es ist halt was anderes.
Wie man so schoen sagt: 'das Grass ist nicht immer gruener auf der anderen Seite' es ist mehr braun hier.:mrgreen: (kein Regen)
Cheers
Aussie
 
Völlig off topic:

Hier regnet es für meinen Geschmack zuviel für diese Jahreszeit. 2003 hatten wir diesen wahnsinnig heißen Sommer, und alle sagten "Treibhauseffekt" und "das wird jetzt jedes Jahr so". Seither hatten wir zwar mal kurze heiße und trockene Phasen, aber insgesamt sehr nasse und verregnete Sommer. Die Biergärten machen Verluste, die Open-Air-Kinos schließen mancherorts ganz :cry: - aber das Gras ist grün, alles was Recht ist. Manchmal sind leider auch die Keller voll Wasser.

So, und jetzt machen wir das off topic wieder aus.
 
Also auch nicht mehr als wir hier.
 
Hallo Ulrich,:gruebel:
ungefaehr 1500 Euro.
Aussie
Ich entnehme dem :gruebel:, dass ich mich unklar ausgedrückt habe. Deshalb noch mal als ganzen Satz: :mrgreen:
Damit man die 1500 Euro, die Du pro Jahr für Fortbildung ausgibst, besser mit unseren Ausgaben vergleichen kann, wollte ich wissen, wie hoch Dein Monatsgehalt ist (bzw. besser: was Pflegekräfte in Australien durchschnittlich verdienen).
Wenn ich nämlich 3000 Euro monatlich bekomme kann ich leichter 1500 Euro hinlegen, als wenn ein Monatsgehalt nicht mal 1500 € sind.

Ulrich Fürst
 
Hallo Ulrich,:gruebel:
ich habe schon verstanden was Du meintest. Ich haette aber sagen sollen dass das netto ist. Aber wie gesagt ein Monatsgehalt geht schon jedes Jahr drauf fuer FB. Die Konferenzen sind hier relativ teuer. Fuer 2 Tage kannst Du schon 400 Euro (minimum) hinlegen und dann musst Du die Entfernung noch berechnen. Zug fahren ist hier teurer als Fliegen und es dauert gute 8-9 Stunden fuer mich nach Melbourne zu fahren, 12 bis nach Sydney. Viele Konferenzen sind aber auch Overseas Singapore or Auckland.
Es geht aber immerhin darum das man freiwillig bereit sein muss Geld fuer seine eigene FB auszugeben.
Cheers
Aussie
 
Das werden deine deutschen Kollegen gar nicht gerne hören und noch mehr gegen die Pflichtregistrierung sein. *g*

Elisabeth
 
Das werden deine deutschen Kollegen gar nicht gerne hören und noch mehr gegen die Pflichtregistrierung sein. *g*

Elisabeth

Ich bin in der Tat überrascht, und trotzdem für eine Pflichtregistrierung!
Aber ich sehe jetzt schon ein deutlich schwierigeres Terrain, auf dem sich das ganze bewegt.

Frage mich, wie man dt. Kollegen das ganze schmackhaft machen könnte....

Ein deutlich überraschter
HHS
 
Frage mich, wie man dt. Kollegen das ganze schmackhaft machen könnte....

Ich befürchte gar nicht. Und die Politik, die um diese Situation weiß, benutzt dies auch gern als Argument: eine Pflichtregistrierung ist von (fast allen) deutschen Pflegekräften nicht gewollt.

Elisabeth
 
Hallochen, :gruebel:
Man nuss ja nicht soviel ausgeben fuer seine FB, klein kann man auch anfangen. Aber wenn die deutsche Pflege, wie viele hier auch schon geschrieben haben, nicht zurueck bleiben will und sich den Internationalem Standard anschliessen will, muss eine Registrierung der Pflege doch schon her. Man kann ja erst mal freiwillig damit anfaengen und von dort weiter gehen. Die Registrierung ist ja nicht nur fuer die FB wichtig hat aber auch andere rechtliche und ethische Gruende. Wie ich schon mal gesagt habe, wie wuerdet Ihr es finden wenn Aerzte unregistriert arbeitet? Wenn die deutsche Pflege sich damit professionalisieren koennte kann man auch versuchen hoehere Gehaelter zuerkaempfen.
Wuerde mich schon mal interessieren was Ihr alle darueber denkt.
Cheers
Aussie
PS. das mit dem selber bezahlen von FB wird ueber die Zeit auch von ganz alleine passieren, ist bei mir auch so gewesen. :knockin:
 
Hallochen, :gruebel:
... Man kann ja erst mal freiwillig damit anfaengen und von dort weiter gehen. Die Registrierung ist ja nicht nur fuer die FB wichtig hat aber auch andere rechtliche und ethische Gruende. ....
Wuerde mich schon mal interessieren was Ihr alle darueber denkt...
DAS ist genau der Punkt, bei dem wir hier streiten:
hat eine freiwillige Registrierung in Deutschland, wie sie jetzt gerade läuft, Sinn oder nicht?
 
Ein Monatsgehalt pro Jahr für Fobis ist in der Tat arg viel. Anders bei berufsbegleitenden Weiterbildungen. Bei 1500€ müsste man sich direkt überlegen: Zahnsanierung oder Fobi? Studium der Kinder fördern oder eigene Fobi? - Für junge, ungebundene Leute mag das alles gehen.

Ich denke aber, eine Pflichtregistrierung würde dazu führen, dass das Angebot an Fobis breiter und erschwinglicher würde. Wenn jeder dahin müsste, würde sich das Angebot schon entsprechend anpassen. Die Medizinprodukte-Firmen und Apotheken würden vermehrt auch kleine Häuser aufsuchen. - Sicher, das täten sie auch jetzt, wenn das Engagement der Arbeitnehmer und Anwender da wäre, aber eben nur dann.
Und wie oft wird auch seitens der ärztlichen Kollegen keine Rücksicht darauf genommen. Wir müssen stets parat stehen, hat aber das ärztliche Personal eine hausinterne Fortbildung, wird ein reduziertes Op-Programm gefahren.
 
*zynischan*Welcher Bedarf ist denn an FoBi/WB? Aus meiner Sicht eigentlich kaum einer. Die Stationsarbeit kann auch ohne FoBi/ WB zur Zufriedenheit aller erledigt werden (der Doc denkt, die KS...). Selbst auf Intensivpflegebereichen reicht eine Grundausbildung aus um dort arbeiten zu können. Erfahrene Pflegekräfte "dressieren" die Neuankömmlinge im Schnellverfahren damit die Routine nicht gestört wird. *zynischaus*

Ist das im Tarifvertrag eigentlich noch so geregelt, dass man nach 6 Jahren Intensiv ohne Fachausbildung das gleiche Geld bekommt als wenn man eine Fachausbildung besucht hat?

Elisabeth (die gerade mal wieder Frust schiebt)
 
Hallo Elisabeth,

ist zwar etwas OT, aber zu deiner Beruhigung - TVÖD 8a und 9a haben die gleiche Endstufe...
Kleine Belohnung für 8a: sie bekommen im Gegensatz zu 9a eine Jahressonderzahlung von 90%, mit der 9a sind es nur 80%.

Nein, ich habe nix verwechselt!

Liebe Grüsse
Narde
 
Ergo: Warum sollte ich mir die Mühe machen und Geld ausgeben für etwas, dass ich nicht brauche.

Elisabeth
 
Ergo: Warum sollte ich mir die Mühe machen und Geld ausgeben für etwas, dass ich nicht brauche.[Elisabeth]
Hallo,
Du meinst das hoffentlich nicht im ernst, dass Du keine FB brauchst. :cry:
Dann waeren wir ja wirklich noch im Mittelalter. Findest Du es nicht wichtig das GuKP Research/ Studien richtig auswerten koennen, zum Beispiel Kuehlen fuer NG nach Asphyxie oder neue Medikamente die auf dem Markt kommen von denen Du alle Effekte wissen musst. Du bist doch derjenige der das Medikament gibt und Du musst doch auch wissen was passieren kann. Ich wuerde zum Beispiel kein Medikament geben von dem ich nicht wuesste wie es eigentlich wirkt. Deswegen ist die FB wichtig, deswegen muss man dafuer Geld ausgeben. Ich bin doch auch dafuer Verantwortlich fuer was ich mache oder nicht? Man kann doch, wenn man vor Gericht aussage geben muss, nicht sagen: "Da hatte ich doch keine Ahnung, hat mich nicht interssiert weil ich dafuer kein Geld ausgeben wollte"
Cheers
Aussie:gruebel:
 

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