Entsetzliche Zustände, was tun?

ok, die Aggressionen haben sich ein wenig verflüchtigt. Nein, eigentlich sind sie komplett weg. Ich konnte ne halbe Ewigkeit schlafen und draußen scheint die Sonne.
aber sie werden wieder kommen

nochmal zu der Pflegedoku. Ich finde, das ist doch eigentlich ein super gut zu gebrauchendes Beispiel für das erkrankte System.

Klar könnte man die ganze Vorgehensweise einer reallistischen, menschenwürdigen und nicht so sehr zeitraubenden super besprechen und in die Tat umsetzen.
Aber deshalb hab ich ja auch das mit der alten Oberin geschrieben.

Ein BWLer KANN doch garnicht wissen, wie zeitintensiv es ist einen Menschen halbwegs würdig zu versorgen. Woher denn auch?

Aber was er tun könnte, er könnte sich diese Informationen besorgen, indem er einfach mal aus seinem Elfenbeinturm herabsteigt und sich mal zum Kanonenfutter an die Front begibt und mit den Menschen REDET

Da gibt es tatsächlich richtig gute Krankenschwestern, die seit Ewigkeiten Kisten voll Berufserfahrungen haben. Er muss ja nicht alles tun, was die ihm sagen, aber könnte ihnen mal zuhören, was allein schon einen Teil für die Motivation der Mitarbeiter beitragen würde, er könnte sich ein paar Dinge herausziehen und vielleicht mal darüber nachdenken.

ich mach das privat auch so. Wenn ich irgendwas neues, für mich wichtiges in meinem Leben tu, frag ich die Leute, die sich damit auskennen ein Loch in den Bauch.
Von 100 Meinungen sind dann immer ein paar wenige, die mich weiter bringen.

Vielleicht hätte er dann eher eine Ahnung, warum sich Menschen beschweren und könnte mit seinen hochbezahlten, furchtbar studierten Menschen überlegen, wie man gewisse Missstände abstellen könnte.
Statt dessen hat der Patient immer grundsätzlich REcht, egal was war, die Schwester, die irgendetwas furchtbares getan hat kommt an den Pranger.

Bei uns geisterte vor Monaten sogar das Wort "Sanktionskatalog" durch die Gänge.

Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt:
"Wenn man Menschen führen will, sollte man hinter ihnen gehen"

Gute Ärzte bleiben im ständigen Katalog mit den Schwestern, weil sie genau wissen, dass die sehr viel näher am Patienten dran sind und bekommen so ihre Informationen, die sie brauchen.
Wieso macht die PDL das nicht genauso?

Und dann gibt es diese völlig weltfremden Dokuformulare, die irgendwelche schlauen Menschen entwickelt haben, die garnicht wissen wovon sie eigentlich reden. Obwohl, naja, sie haben studiert. Also denken sie, sie wüßten es.

Wieso setzt man sich nicht zusammen und erarbeitet eins was der Zeit angemessen und umsetzbar ist?

sie könnten von den Erfahrungen der Krankenschwestern profitieren und wir von dem, was die im Studium lernen. Das ist sicher auch nicht immer so ganz doof.
Jeder könnte profitieren.


Es hat eben seinen Grund, warum die Patienten Klienten heißen.
Der Kunde muss zufrieden gestellt werden, egal wie. Wenn er beim nächsten Mal wieder kommt, hat man alles richtig gemacht.

DA gibt es dann hochtragende Leitbilder auf der homepage, in Zeitungen tauchen Fotos auf, wie die Führungskräfte Arm in Arm mit einem armen, kranken Mann abgelichtet werden.
Ist ein wenig wie im Wahlkampf...

Elisabeth hatte so ein schönes Zitat. Frei nach dem Motto "Proletarier aller Länder vereinigt euch"

überall lese ich hier dass wir uns wehren sollen. Aber ich vermisse da doch die eher praktischen Tipps.

Was bitte soll ich exakt dagegen tun, wenn die PDL z.B. die Blutentnahmen an uns deligiert. Die Braunülen werden das nächste werden...
EKGs werden von der zuständigen Abteilung zwischen 8 und 4 geschrieben. Außerhalb der Zeit müssen wir das selbst tun. Und das sind bei kardiologischen Patienten nicht wenige.
was passiert wenn ich NEIN sage?
es wird ein furchtbar rhetorisches GEspräch geben, in dem ich mich hinterher als völlig unzulänglicher Quertreiber fühle und ich hab die Wahl es zu tun oder ab morgen gaaanz viel Zeit zu haben....

Elisabeth schrieb etwas zu Aggressionen...
Sieht das denn niemand? tut da niemand was gegen?
Nö, wie sollen sie das denn von ihrem gemütlichen Büro aus sehen?

Man schottet sich ab. Ob aus Arroganz oder aus Angst weiß ich nicht.
Man könnte ein Zeichen setzen und vielleicht wenigstens die Teamleiter mit in der Kantine frühstücken lassen.
Fast alle Oberärzte tun das. Und einen Chefarzt hab ich da auch schonmal gesehen.

Ok, wenns zu dolle wird, wird mal eine Schwester strafversetzt und damit is das Thema vom Tisch.
Eine davon ist bei uns. Es hat sich nix geändert, außer, dass sie jetzt auf unserer Station genauso mit den Patienten umgeht wie vorher auf der anderen.
Ob wir da mal was gesagt haben?
klar haben wir. Dann gibts wieder ein tiefenpsychologischs GEspräch, was sie nicht mal ansatzweise an sich heranlässt und das wars dann.

Genauso läuft es mit dem extra langsam gehenden Mitarbeiter.

Ansonsten liebe ich alle anderen Kollegen von mir. Und das ist auch der Grund, warum ich mir das weiter antu.
Das durchschnittliche Alter unserer Station ist 46.
Nur 2 sind unter 40, einige weit über 50.

was unseren gemütlichen Kollegen angeht, klar müssten wir seine Arbeiten nicht mit machen.
Aber das ist eben das doofe in unserem Beruf. Leiden tut der Patient.
Wenn es um totes Material gehen würde, ich würd ihn komplett auflaufen lassen.
 
nochmal zu dem Kollegen, der da so seinen eigenen Weg gefunden hat um sich selbst zu erhalten.

Mit Kurvenkosmetik meinte ich, dass er buchstäblich genau Dienst nach Vorschrift macht.
Jedes, aber auch jedes Medikament wird abgehakt wenn gegeben,
alles, aber auch alles wird dokumentiert
bei ausschließlich jeder Oxa wird der Diensthabende angerufen, bei jeder PCM gegen Kopfschmerzen genauso.
Dann läuft er durchs Haus um sich jede einzelne Anordnung abzeichnen zu lassen, weil die Diensthabenden natürlich auch nicht ständig angelaufen kommen um das anzuordnen.
Und das dauert eben alles seine Zeit.

Er ist Krankenpfleger, wie ich Krankenschwester bin.
Es steht mir nicht zu ihm zu sagen wie er zu arbeiten hat.
Es steht mir auch nicht zu ihm zu sagen, dass er auch mal zur Klingel gehen soll. Klar kann ich es einfach klingeln lassen, wenn er von seinem Schreibtisch nicht hochkommt. Aber das geht dann wieder auf Kosten des PAtienten.

wenn ich ihn darauf anspreche, hab ich spätestens übermorgen ein gemeinsames Gespräch mit ihm bei der PDL.
Dann fragt die PDL natürlich, was ich gegen Herrn XY vorzubringen hätte.
Und was soll ich dann sagen?
Er tut doch alles was sie erwarten.
Es wurde ganz klar geäußert, dass ich ein Medikament erst NACH schriftlicher Anordnung geben darf.
Der Diensthabende trinkt natürlich auch nicht nur Kaffee und hat sicher keine Zeit für jede Oxa über die Station zu laufen.
Das ist natürlich alles ganz furchtbar rechtens und logisch.
Leider aber völlig undurchführbar

Der Kollege hat einfach seine "ArschandieWandMentalität" ausgebaut. Damit ist er auf der sicheren Seite. Schlau gemacht, oder?

vor kurzem war er ein paar Wochen zur Kur und meinte dann an seinem ersten Arbeitstag
"die haben da gesagt, ich solle mehr auf mich achten. Ab heute gehe ich einfach einen Schritt langsamer"

ich hätte fast in die Tischkante gebissen....
 
@Elisabeth...

du erinnerst mich sehr an eine ziemlich gute Freundin von mir.
Auch sie hat einen messerscharfen Verstand (das mit der Zunge lass ich jetz mal weg, sonst wird wieder gelöscht), kann Dinge gut auf den Punkt bringen, befindet sich aber inzwischen leider auf der anderen Seite der Nahrungskette.
Wir haben zusammen gelernt und waren uns, was berufliche Dinge anging fast immer einig. Wir haben dieselbe Sprache gesprochen.

Seit ein paar Jahren hat sie nach einem heftigen Bandscheibenvorfall die Flucht nach vorn angetreten und studiert.
Dann war sie lange Jahre stellvertretene PDL in einem recht guten Seniorenheim bei uns.

Seitdem wurde die Kommunikation in beruflichen Dingen ziemlich schnell schwierig.

Sie erwartete Dinge, die menschlich und logisch gesehen total in Ordnung waren, aber einfach nicht mehr umsetzbar.

Natürlich hat auch sie im Rahmen ihres Studiums rhetorisch einiges gelernt.
Und ich beneide sie um ihre Kenntnisse diesbezüglich.
Ich hab ernstlich darüber nachgedacht, mal einen Kurs bei der Volkshochschule zu machen.
Das kostet mich 100 Euro aufwärts und wäre gerade noch tragbar.

Hab mir dann einige Erfahrungen eingeholt und mir wurde dazu geraten RICHTIGE Kurse zu belegen, nur die bringen was.

Die kosten dann leider 2000 aufwärts

Hast du diesbzgl. einen Tipp?

P.S.
gescheitert ist meine Freundin dann daran, dass ihre Mitarbeiter nicht so funktioniert haben, wie erwartet.
Es gab viele Mitarbeiter, die kaum deutsch sprachen, naja, zum waschen reicht das ja auch ;-)
leider konnten oder wollten die dann nicht so dokumentieren wie erwünscht und irgendwann ist sie dann an einer MDK Kontrolle gescheitert.
Ein paar folgende Stellen hatten andere Scheiterursachen.
Sie hat viel erzählt und auch wenn wir uns aus o.g. Gründen nicht immer grün waren hab ich auch erlebt wie eine Führungskraft die Dinge sieht und damit umgeht.
und sie war mit ihren Aussagen auch oft genug eindeutig im REcht.
Sie ist seit kurzem wieder im Stationsdienst und ich bin sehr gespannt auf das nächste Telefonat
 
Ich kann deinem Kollegen nur Hochachtung zollen. Er wehrt sich wenigstens und sucht net nach immer neuen Ausreden, warum man nix machen kann außer rumjammern. Vielelicht solltet ihr euch da mal ein beispiel darn nehmen.

Der BWLer lernt aktuell, dass ganz viel geamcht wird... aber leider oft ohne Sinn und Verstand. Er bekommt eine Rückmeldung, die davon ausgehen lässt, dass alles i.O. ist. Die Abrechungsbögen für Pflegeleistungen werden gefälscht. Es werden Leistungen gekürzelt die man eigentlich gar net erbringen kann weil zuwenig Persona daa ist. Ist aber eigentlich auch egal: das Outcome- udn darum geht es, nur darum- ist positiv zu werten. Die Einnahmen stimmen weitestgehend mit den Ausgaben überein.
Gibt es hier eine Imbalance, dann kann man beim Pflegepersonal sparen. Seine Erfahrung zeigt: es ändert sich nix. Die Qualität bleibt die gleiche. Das Outcome stimmt. Der Kunde ist zufrieden. Nix weiter interessiert.

Bei uns ist eine PDL mal dem Wunsch nachgekommen und hat sowohl mitgearbeitet als auch unangekündigt zu jeder Tag- und Nachtzeit vorbeigeschaut. Ihre Quintessenz: es wird viel gejammert wegen nix. Die Arbeistabläufe waren wie vor 20 jahren- nur das man versucht hatte, die aktuell neuen Aufgaben noch zusätzlich in die Dienste reinzuzwängen. Mal durchzuschauen, was muss sein und was nicht- Fehlanzeige. Denn dann wäre aufgeflogen, dass so mancher den neuen Anforderungen net gewachsen ist.
Iher Erfahrung aus dem Versuch: abwarten. Es erledigt sich von alleine. Die ewig Gestrigen gehen den Weg des Logischen... in AU oder in Rente. Und dann kommen die, die sind wie dein Kollege endlich zum Zuge und es bleibt sogar nich Zeit über- nämlich die, die sonst fürs Jammern genutzt wurde.

Elisabeth
 
Das ist natürlich alles ganz furchtbar rechtens und logisch.
Leider aber völlig undurchführbar
Ich hab gerade original die Stimme der Merkel im Ohr wie sie sagt:
"Alternativlos".

Kannst du es hören? Kannst du dir meinen Würgereiz vorstellen?
Der Kollege hat einfach seine "ArschandieWandMentalität" ausgebaut. Damit ist er auf der sicheren Seite. Schlau gemacht, oder?
Meiner Meinung nach habt ihr diese ***** An die Wand Mentalität. Damit ihr euch nicht unbeliebt macht, euch nicht gegens Team stellt, macht ihr einfach alles mit, was man euch an Zuständen so zumutet. ***** an die Wand und es irgendwie durchstehen.

Wie läuft es denn üblicherweise: Planbesetzung eines Spätdienst sind 9 Leute, dann bürgert sich ein, dass 8 auch ausreichen, und wenn man dann paarmal mit sieben Leuten gearbeitet hat, und immer noch kein Chaos ausgebrochen ist, dann ist das die neue Regelbesetzung.
Jeder der versucht die Dinge noch irgendwie am Laufen zu halten, ist mMn verantwortlich zu machen für diese Zustände, und er ist damit auch verantwortlich, wenn zukünftige Patienten schlechter versorgt werden aufgrund der PErsonalsituation.

Würden alle Dienst wie dieser Kollege machen, würde vllt. erstmal das Chaos ausbrechen, siehe Mainzer Bahnhof, aber dennoch würde sich dann was in die richtige Richtung entwickeln.
MMn lasst ihr die Patienten im Stich und die Kollegen, die nicht gewillt sind ihre eigene Gesundheit für die Patienten zu opfern. Wenn ich immer rotiere auf Arbeit, werd ich irgendwann krank, das hilft den Patienten auch nicht.

Ihr seid so richtige Opfer der Leistungsgesellschaft in meinen Augen. Leben um zu arbeiten. Ich mach z.B. bei meinen Patienten einen mMn wirklich guten Job, aber ich lass mittlerweile auch gezielt Dinge für die nächste Schicht liegen. Ich drück mich gezielt vor pflegefremden Zusatzaufgaben. Drei Jahre Ausbildung und x-Jahre Berufserfahrung, die Fähigkeit Menschenleben zu retten, um dann Verbrauchsmaterialien nachzufüllen, weil man sich die Ausgaben für ne Stationshilfe sparen möchte, ich glaube mein Schwein pfeift. [edit: Und meine Klinik macht richtig gut Gewinn]

Ich nehm mir mittlerweile wieder die Zeit mit den Leuten Esstraining zu machen und mach halt dafür jeden zweiten Tag nur ne Katzenwäsche. Wenn die Kollegen der Meinung sind, dann den sauberen Patienten in ihrem Dienst nochmal komplett schrubben zu müssen, ist das deren Ding. Bin mittlerweile auch Profi darin die Angehörigen einzuspannen für meine Zwecke^^.
 
Danke. Ich dachte schon, ich liege falsch mit meiner Wahrnehmung.

Elisabeth
 
Würden alle Dienst wie dieser Kollege machen, würde vllt. erstmal das Chaos ausbrechen, siehe Mainzer Bahnhof, aber dennoch würde sich dann was in die richtige Richtung entwickeln.
Da würde sich nicht viel entwickeln, weil sich für das Überleben dieses einen speziellen Krankenhauses die große Politik nicht interessiert. Den Mainzer Bahnhof kann man halt nicht einfach schließen. Manche Krankenhäuser aber eben schon.
Aber jetzt haben wir bald wieder 4 Jahre Zeit zum Überlegen, wie man Forderungen durchsetzt. Bei den jetzigen Wahlprognosen wird sich nicht viel ändern an der Gesundheitspolitik.

Uns kann nur helfen, wenn WIR uns beruflich organisieren und auch in der Praxis wie Fachkräfte agieren.
Tun uns wirklich die Patienten leid oder bemitleiden wir uns nicht eher selbst, weil wir nicht so machen können wie in den guten alten Zeiten?
 
Da würde sich nicht viel entwickeln, weil sich für das Überleben dieses einen speziellen Krankenhauses die große Politik nicht interessiert. Den Mainzer Bahnhof kann man halt nicht einfach schließen. Manche Krankenhäuser aber eben schon.
Ab nem gewissen Punkt gibts Proteste gegen weitere Schließungen. Siehe Frankreich. Und man hat ja auch einen Versorgungsauftrag. Ist ja nicht so, dass es Stellenmangel gibt und deswegen Pflegekräfte in der Arbeitslosigkeit landen würden.

Wenn paar KKH wegen schlechter Finanzierung schließen müssten, weil sie das nötige Personal nicht mehr zahlen können, dann würde die Finanzierung der restlichen Häuser sich ja verbessern und damit der dort vorherrschende Personalschlüssel.

EDIT: Das Ideal wäre ja, dass sich alle Pflegekräfte so verhalten. Es geht doch nicht um die guten alten Zeiten, die hab ich persönlich nicht kennengelernt. Es geht mMn um ein menschenwürdiges Arbeiten. 8,5h nur auf 100%-Level in dieser Art und Weise zu roboten, das ist einfach nicht gesund. Das ist wie in der Rettung, Eigenschutz steht an erster Stelle, sonst kann man auch keinem anderem helfen.
 
.... 8,5h nur auf 100%-Level in dieser Art und Weise zu roboten, das ist einfach nicht gesund. ...
Was glaubst, was man in anderen Berufen von den AN verlangt? Frag mal den Fließbandarbeiter bei VW ob der nicht 100% anwesend sein muss?

Elisabeth

PS Bitte jetzt net wieder das Argument: wir arbeiten aber mit Menschen.
 
Was glaubst, was man in anderen Berufen von den AN verlangt? Frag mal den Fließbandarbeiter bei VW ob der nicht 100% anwesend sein muss?
Das ist vom nötigen Konzentrationslevel weit unterhalb dessen was ich auf ner ITS zu leisten habe. So ein Fließbandarbeiter arbeitet seriell, eine Tätigkeit nach der Anderen. Ich muss parallel mehrere Prozesse im Hinterkopf behalten. Wann das Katecholamin bei Pat 1 gewechselt werden muss, wann der Transport ins CT bei Pat. 2 kommt und bei der Arterienanlage bei Pat 3 muss ich auch noch assistieren, während gleichzeitig nen frischer Lysepatient reinkommt, der zwecks Angio ne schnelle Intubation braucht.

Dass wir im Gegensatz zu anderen Berufen an der Grenze des Belastungslevels arbeiten, zeigt doch die Tatsache, dass schon 3 Patienten auf einer ITS statt nur 2 Patienten zu einer deutlich erhöhten Fehlerrate führen. Und für Normalstationen gibts solche Zusammenhänge genauso.

Bei nem Auto würde niemand solche Fehlerraten in der Serienproduktion tolerieren, wie sie im KKH oft im Alltag geschehen.
 
Das ist vom nötigen Konzentrationslevel weit unterhalb dessen was ich auf ner ITS zu leisten habe. So ein Fließbandarbeiter arbeitet seriell, eine Tätigkeit nach der Anderen. Ich muss parallel mehrere Prozesse im Hinterkopf behalten. Wann das Katecholamin bei Pat 1 gewechselt werden muss, wann der Transport ins CT bei Pat. 2 kommt und bei der Arterienanlage bei Pat 3 muss ich auch noch assistieren, während gleichzeitig nen frischer Lysepatient reinkommt, der zwecks Angio ne schnelle Intubation braucht.

genau das ist das Problem. Dabei kann ich allerdings nur von mir sprechen, andere mögen das anders sehen.
Es geht garnicht so um die Rennerei. Die ist eigentlich sogar weniger geworden, weil man ja Praktikanten hat und deligieren kann/muss.
Und genau in dieser Situation wird man dann sofort an den Pranger gestellt, wenn man nicht wie selbstverständlich immer ganz genau auswendig weiß, welcher Patient nun welche Probleme hat. Der Durchlauf ist extrem hoch, jedenfalls bei uns.
Nicht nur die praktischen Arbeiten, sondern auch die Kopfdinger werden immer mehr.
Ich hätte das auch nie gedacht, aber ich bin mit Mitte 40 lange nicht mehr so belastbar wie mit 27. Meine Kollegen übrigens auch nicht. Dachte früher immer, das ginge mit Ende 50 los, tut es aber nicht.

Jetz kommt sicher irgendwo der Einwand: Wenn du deinem Beruf nicht mehr gewachsen bist, dann musstu eben kündigen.

Klar. Stellen wir doch einfach nur noch jungdynamische, völlig flexible, ständig lächelnde, bloß niemals jammernde, geistig und körperlich topaktuelle Mitarbeiter ein.
Und so dickfällige, ignorante wie meinen Arbeitskollegen

und JA.

WIR ARBEITEN MIT MENSCHEN.
Ich schreib das auch gern noch 10 mal

die bei der Bahn arbeiten auch mit Menschen. Aber da geht es nur darum ob jemand rechtzeitig von A nach B kommt.
Worum es bei uns geht, muss ich wohl niemandem erklären

Der eine oder andere scheint das zu können, ich kann und will keine 85jährige, mit der Situation völlig überforderte Patientin mit einer vollen Pampers.... achnee, sorry.... das heißt ja jetzt Inkontinenzhose.... den halben Tag liegen lassen

Meiner Meinung nach hätte ich nämlich GENAU DANN meinen Beruf verfehlt.

Mein inzwischen viel zitierte Kollege tut das. Und löst damit noch Hochachtung aus. Wow.

Und nochmal auf diese scheinbar neue Rasse von perkekten Überschwestern, die selbstverständlich auch das Rückgrat haben sich ständig wehren zu können...
wo wollen wir denn denn hernehmen?

Inzwischen sind um die 90% der Auszubildenden bei uns gute Abiturienten. Das sind nette Mädels, die gut arbeiten.
Aber wie lange?
so schnell wie geht fangen die ein Studium an. Klar, würd ich doch auch machen an ihrer Stelle.
Also gibt es noch mehr Führungskräfte und immer weniger Leute an der Front.

Hab mal gelesen, dass in Süddeutschland mehr Leute ihren Abschluss in Architektur machen, als als Maurer

Warum auch, dafür gibt es ja dann 3,99 Kräfte aus Polen.

nix gegen die Menschen persönlich.

Aber wenn ich solche Hilfskräfte nicht zusätzlich einstelle, sondern stattdessen, dann wirds schwierig.

aber jaja, ich hatte vergessen, ich soll mich ja wehren

also mach ichs auch so wie mein lieber Kollege. Dann bin ich morgen im Spätdienst mit ihm und einer Praktikantin alleine.

Mal abgesehen davon, dass die kleine süße nach der Schicht niemals wieder unser Krankenhaus betreten würde, was denkt ihr wies dann weiter geht?
Es gäbe etliche Beschwerden von der Patienten/Angehörigen Liga, wir hätten beide ein date mit der Krankenhausleitung. Dann wird dudu gemacht.

und wenn sowas dann häufiger vorkommt, ja, dann hat man vermutlich wirlich mal irgendwann gaaaanz viel Zeit...

Oder wir lernen dann wirklich den bereits zitierten Sanktionskatalog kennen.

Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass die irgendwann sagen
"Huch Fr. XY, ich wusste ja garnicht wie es bei Ihnen aussieht. Selbstverständlich wird sich nun alles ändern. Es gibt mehr Personal, wir lassen uns herab mit dem Fußvolk zu sprechen. Und selbstverständlich nehmen wir ihre Bedürfnisse genauso ernst wie die unserer Kunden"

eher würde die Hölle zufrieren

Ich kenne die Führungsrige in anderen KH nicht. Aber das was bei uns falsch läuft kann in anderen KH ja nicht sooo viel anders sein, sonst wäre da ja alles paletti

Ich kennen eure finanzielle Situation nicht. Aber ich bin allerinerziehende Krankenschwester mit 2 Mädels
Ich brauche meinen Job.
Wenn ich einen gutverdienenden Ehemann hab und aus Langeweile arbeite kann ich dieses Risiko auf mich nehmen.
Fragt sich nur wo ich den hernehmen soll, wenn ich nach der ARbeit halbtot ins Bett falle...
 
son Mist, jetzt jammere ich schon wieder

Also dann, bitte mal Butter bei die Fische. Was würdet ihr an meiner STelle tun?
 
@Pegasuse - :daumen:,

wollte deinen letzten Beitrag nicht zitieren, stimme aber vollständig überein.
Aber jetzt gibts hier dudu, da wir ja den AG unterstützen.
Ist auch egal, wie ich es auch mache - von einer Seite gibt es immer den Kommentar: alles falsch was du machst.

Komischerweise macht mir der Beruf an sich noch immer Freude.
Komischerweise arbeite ich noch immer gerne mit den Menschen/Patienten oder wie auch immer sie dann mal wieder genannt werden sollen.

Aber: Nein - ich bin nicht Schuld an den Verhältnissen im deutschen Gesundheitssystem!
Obwohl ich nicht jede Petition unterschrieben habe, obwohl ich nicht auf jeder Demo war - ich habe z.B. den Notdienst aufrechterhalten.
Oder ich habe meine Kinder alleinerziehend ohne Nachbarn/Familie/Dorfverbund/Gemeinde im Vollzeitjob erzogen/versorgt.
Oder ich habe einfach nur versucht zu überleben ohne mich der letzten Konsequenz einer schweren Depression hinzugeben.

Nein, das deutsche Gesundheitssystem lasse ich mir nicht ankreiden.
Ich habe in der Gewerkschaft mitgearbeitet, ich habe gelernt nein zu sagen, setze Prioritäten.
Aber für Irgendjemanden ist es dann natürlich auch wieder falsch gewesen.

Ich bin fast wie mein Nickname, gebe mein Bestes (wie immer natürlich falsch) und hoffe mein Rentenalter halbwegs gesund erleben zu können
 
@F_M... dann nehm den Fluglotsen. Der dürfte noch mehr Konzentration aufbringen müssen.

@pegasuse... Dich deinem Kollegen anschließen und auch nur Dienst nach Vorschrift machen. Dein Kollege ist so ehrlich, dass er sich eingesteht- man kann net alles schaffen. Entweder oder.
Er ist mutig, denn er zeigt die Folgen auf, wenn man sich unreflektiert an die AO von oben hält. Er kennt seine Grenzen udn überschreitet sie nicht. Und das mit einer Konsequenz die Hochachtung abringt. Hochachtung auch dafür, sich nicht beirren zu lassen- auch nicht von den selbst ernannten Überschwestern, die glauben die Welt retten zu müssen... und doch an den eigenen Idealen scheitern, wie man hier schön nachvollziehn kann.
Wir brauchen viel mehr von der Sorte deines Kollegen. Denn dann würde sich endlcih was bewegen.

Was auffällt- und nicht nur mir- egal, was an Lösungsangeboten gebracht wird, egal wie viele Beispiele funktionierender Stationssystme gebracht werden... man beharrt auf seiner Situation, die angeblich unabänderlich ist. Es wird alle Kraft dafür verwand diese zu manifestieren. Bloß keine Veränderungen. Und wenn sich schon jemadn ändern muss, dann dioch bitte die da oben und net die da unten.

Btw.- meine Kinder würden sich verbitten als "Süße" tituliert zu werden. Sie wollen ein Praktikum machen und net in eine Kindergartentruppe kommen.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: was habt ihr bisher außer dem Schreiben von Ü-Anzeigen nich gemacht? Seit ihr Mitglied der Gewerksckaft? Habt ihr euch an Kampagnen wie "Mein Frei gehlrt mir" beteiligt? Seit ihr Mitglied im Berufsverband? Habt ihr bei all den Unterschriftenaktionen in den letzten Jahren ALLE unterschrieben und dafür geworben im Haus? Habt ihr schon mal ganz persönlich Flagge gezeigt bei Demonstrationen?
Ja, ja, ja, nein, ja.

von Elisabeth Dinse:Oder srteht da drin, was ihr nicht leisten werdet wegen des Personalmangels? Und dwird das dann auch eingehalten? Die Leistung net erbracht?
Nicht leisten konnten, nicht leisten werden können, wegen dem Personalmangel, ja, ja.

von Elisabeth Dinse: Und ist jemand net inkompetent, der versucht als Einzelgänger ohne i-welchen Rückhalt, die Welt zu verändern? Sei es nun das Festhalten an geliebten Traditionen. Sei es die Unfähigkeit Prioritäten setzen zu können, sich dabei zu verzetteln und schlussendlich auszubrennen?
Du meinst also, alle die bis jetzt "persönlich" im Pflegeberuf tätig waren, sich "persönlich" für ihren Berufstand eingesetzt haben ohne vorher ein Rudel zusammen zu horten, sind Schuld an dem vorhandenen System?

von Elisabeth Dinse: Inkompetenz hat auch was mit der Anpassungsfähigkeit zu tun. Und das fällt vielen Leuten mehr als schwer.
Wenn dabei 12 Kollegen 50+ auf der Strecke bleiben ist das net ihr Problem sondern das ebendieser Kollegen die glauben alles mitmachen zu müssen.
Lissy, Urteile nicht so hart über Kolleginnen/Kollegen, die nicht aus ihrer Haut können. Sie lernen, leider manchmal erst nach körperlichen Folgen. Es tut sich was, nur muss es möglich sein.
Was soll ich jetzt machen, mich den Aufgaben anpassen oder an meinen Kolleginnen/Kollegen?

von Elisabeth Dinse: die PDL ist verantwortlich. Nein, das ist nur die halbe Wahrheit.
"Mit"verantwortlich, die halbe Wahrheit ist schon ziemlich viel.

Jeder MA ist selber dafür verantwortlich, was mit ihm gemacht werrden kann und was nicht.
Wo ist die halbe Wahrheit geblieben? Wie kommst du jetzt wieder auf 100%ige Wahrheit und wo ist die Inkompetenz geblieben?

LG
Claudia B.
 
...Ich habe in der Gewerkschaft mitgearbeitet, ich habe gelernt nein zu sagen, setze Prioritäten.
...
Und genau hier liegt der Unterschied. Hier wird sich gewehrt und net gejammert. Das gehört in den Vordergrund verbunden mit der Ansage: mach du auch was, dann erreichen wir vielleicht mehr. Und nicht immer die Aufzählung, was alles nicht klappt.

Es klappt ganz viel. Es wird nur immer klein geredet. Vielleicht sollten wir mal öfter über die positiven Aspekte schreiben. Dann wären mehr Ideen da, wie man etwas verändern kann.

Resigniert stimmt also net ganz. Du hast ein halbvolles Glas- nicht ein halbleeres. *g* Was machst du mittlerweile anders. Was lässt du auf Arbeit weg. Worauf legst du mehr wert? Nicht ´jeder Tag ist gleich- manchmal wird es auch net so gut laufen. Was machst du, damit dich diese Tage net runter ziehen?

Elisabeth
 
Stell dir mal vor, ich nenne sie sogar auf Station "Süße", weil sie eine furchtbar süße ist und ich bin mir sicher sie mag es

wäre mal spannend, was deine Tochter nach diesem Tag erzählen würde :-)

Vermutlich würde sie am nächsten Tag eine Demo in unserem Innenhof ins Leben rufen.
Oder würde sie sagen
"Mama, stell dir mal vor, die haben da nur am Schreibtisch gesessen, denen war das total egal, dass FRau XY immer gerufen hat"


und wirst du ihr dann sagen, dass man manchmal für seine Ideale eben hart bleiben muss?


und am Montag gehe ich in eine Gewerkschaft. Dann wehre ich mich. Oder ich hab wenigstens das Gefühl, dass ich mich wehre. Und weiter?
Was ändert sich dann dadurch?
ich meine, was genau??
 
Warum sollten sie? Sie wissen, wie es ist, zu arbeiten. Nirgendwo wird einem was geschenkt. Und sie haben sehr schnell gelernt, dass man auf sich achten muss und net über seine Grenzen gehen darf- auch nicht um zu den Kollegen nett zu sein.

Ich hab in 30 Jahren nie zu jemandem "Süße" gesagt. Verniedlichungen finde ich fehl am Platze. Glaubst du allen Ernstes, dass die Titulierung "Süße" verhindert, dass sie deinen Frust net sieht? Du solltest Praktikanten net unterschätzen. Die sind net blöd. Auch wenn sie per "Süße" als Dummerchen abgestempelt werden.

Bei mir heißt das Zauberwort: Transparenz. Der Praktikant/ Azubi erlebt mich nicht frustriert am Schreibtisch sitzend. Er weiß, was ich da tue. Und er weiß, warum er mir da net helfen kann. Und ich zeige auch, dass ich sie zeitweise beneide, weil sie so einen engen Kontakt aufbauen können. Praktikanten/Azubis wollen ein positives Feedback und kein "Süße, du tust mir leid" Blick.

Ich merke, dass alles an dir abprallt. Von daher ist es wohl egal, was man schreibt. Du bist so in deiner Welt, dass man dich net erreichen kann.

Noch eins- die Gewrkschaft kann deine Probleme leider auch net lösen. Zumindest net zeitnah. Das sollte man wissen bevor man sich da anmeldet. Sonst ist man hinterher wieder frustriert.

Elisabeth
 
hee, jetz is aber genug.
Ich hab sie mit keinem Wort als Dummerchen abgestempelt.

Und wenn du ein Problem damit hast, dass andere gerne Verniedlichungen verwenden, dann hast DU ein Problem. Daran solltest du arbeiten

Vielleicht solltest du es auch mal versuchen, das schafft Nähe. Und ich mag Nähe.

Was du in diesem Bezug als fehl am Platze findest ist mir übrigens herzlich egal.

Und ich denke nicht, dass du mir sagen musst wie ich mit meinen Kollegen umzugehen habe.
Praktikanten sind nicht blöd?? wow, welch Erkenntnis. DAs wußte ich noch garnicht.

Und ob dus glaubst oder nicht, ich laufe nicht dauerfrustig durch die Gegend.

Es gibt ne Menge Menschen, die mich in meiner Welt erreichen.
DU tust es nicht. Das ist richtig.
 
Interessante Interpretation. Wo hab ich geschrieben, dass du ein Dummerchen bist?

Ansosnten: Ich brauch keine Verniedlichungen um Nähe aufbauen zu können. Einen Praktikant/Azubi sehe ich als zukünftigen Kollegen. Und da möchte ich selbstbewussten Personen begegnen und net jemandem, der in die Kleinkindrolle gedrängt wurde.

Elisabeth
 

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