Hier wird immer versucht, die Schuld an der Misere der "Obrigkeit" zuzuschieben: "Die "studierten" Pflegekräfte, BWL´er, PDL´s und GF haben alle keine Ahnung von der Basisarbeit"!
Warum gehen die "Basisarbeiter" nicht auf die anderen Berufsgruppen zu? Wie kann der BWL´er denn wissen, was bei euch los ist, wenn er gar nicht weiß, was das oder die Probleme sind? Jeder sollte mal über seinen eigenen Tellerrand schauen. Man kann die Arbeit des anderen nicht beurteilen, wenn man keine Ahnung davon hat. Das gilt für beide Seiten!!
Wenn bei uns Dinge vorgingen oder geplant wurden, mit denen ich nicht einverstanden war, habe ich mich immer eingemischt und meinen Unmut kundgetan. Allerdings habe ich nicht nur gemault oder gejammert, sondern hatte Gegenvorschläge zur Hand. Als Mitarbeiterin an der Basis, die ich auch mal war, wusste ich, wo von die Rede war und konnte "Wolkenkuckucksheime" auflösen und aufgrund fachlicher Kompetenz klar machen, dass theoretisches Wissen alleine nicht ausreicht, wenn man etwas verändern möchte. Daraufhin wurde ich immer mehr in die Planungen, die unseren Bereich betrafen, mit einbezogen und gefragt, ob das so durchführbar sei. Damals war ich noch keine Leitung.
Ich habe angefangen, mich im QM einzuarbeiten, Mitarbeiter auszubilden und meinen Stil einzuführen. Zu diesem gehört, sich nicht alles gefallen zu lassen, den Mund aufzumachen, wenn es nötig ist, aber trotzdem qualitativ gute und korrekte Arbeit abzuliefern.
Dann wurde ich von der damaligen OP-Leitung zur Teamleitung bestimmt, weil sie Verantwortung abgeben wollte. Diese Verantwortung übernahm ich gerne, weil ich dann noch mehr die Möglichkeit hatte, bei allen Strukturveränderungen dabei zu sein, um evtl. ein Veto einlegen zu können oder den Kollegen die Notwendigkeit nahezubringen.
Ich war auch alleinerziehend, mit 2 Söhnen, habe immer Vollzeit gearbeitet und bin über 50!!
Inzwischen bin ich selber Leitung und meine Kollegin und ich sind als OP-Managerinnen direkt der GF unterstellt. Wir kennen nun beide Seiten und sind in der Lage der Basis die Wünsche der "Obrigkeit" nahe zu bringen, können aber auch jederzeit ein Veto bei der GF einlegen, wenn Dinge geplant sind, die nur theoretisch durchführbar sind. Auch da ist es ein Geben und Nehmen. Und unsere Mitarbeiter ziehen mit uns an einem Strang, weil sie merken, dass der Strang nicht nur in eine Richtung zieht.
Wir sind zwar in einer absoluten "Sandwichposition", genießen es aber auch, unseren Mitarbeitern den Rücken zu stärken und im Gegenzug der GF und den CÄ die Grenzen des Machbaren aufzuzeigen. In "unserem" OP bestimmen wir, was läuft und da redet uns inzwischen keiner mehr rein. Übrigens, unser BWL´er hat mit uns OP-Managerinnen sehr engen Kontakt, ist sehr oft im OP und unterstützt unsere Abteilung nach Kräften.
Wenn etwas verändert werden soll, muss man selber etwas dafür tun. Man kann nicht nur darauf warten, dass die anderen was machen, sondern muss selber die Initiative ergreifen.
Anhand einer Stationsablaufanalyse kann z. B. aufgezeigt werden, wo es im Stationsablauf klemmt und welcher Mitarbeiter mit oder ohne Qualifikation, welche Aufgaben erledigen kann. Das kann doch auch mal auf Vorschlag eines, an der Sache interessierten Mitarbeiter´s aus dem Team, in einer Teamsitzung gemacht werden. Das Team erarbeitet gemeinsam Strukturen, die vielleicht geändert werden könnten. Die Akzeptanz der Veränderungen ist dann höher und leichter umzusetzen, wenn jeder aus dem Team etwas dazu beigetragen hat.
Elisabeth schreibt immer von Skillmix - das ist das Zauberwort und würde bei gutem Personalmix effiziente Abläufe und trotzdem qualitativ gute und professionelle Arbeit am Patienten gewährleisten.
Übrigens, ich bin weder in der Gewerkschaft, noch in einem Berufsverband. Von der Wichtigkeit einer Pflegekammer für die Professionalisierung der Pflege bin ich auch noch nicht genügend überzeugt.
Aber, ich liiiiieeeeebe meinen Beruf.
LG opjutti