Warum wird die Krankenpflege so schlecht angesehen? Wieso haben wir keine gute Lobby?

Das Grundproblem liegt meiner Meinung nach in der massenhaften Privatisierung des öffentlichen Gutes Gesundheit in Deutschland. Warum muss eine Klinik eigentlich Gewinn machen und Kapitalinteressen befriedigen und nicht in erster Linie Menschen gesund machen und ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen?
Das geht ja nioch viel weiter, bisauf: Mit Zwangsmitgliedsbeiträgen wird ein ganzer Wirtschaftszweig ohne jede Kontrolle glücklich gemacht ! Ist eigentlich völlig absurd, das Ganze!
 
Aber konträre und harte Diskussionen müssen in einer Demokratie erlaubt sein. Nur Zuckerguß drüber ändert nichts! Ansonsten d´accord.
 
OK, kein Zuckerguß mehr über den Krümelhaufen. Da geh ich mit!
 
Ohne jede Kontrolle? Wir sind der am stärksten kontrollierte und reglementierte Wirtschaftssektor überhaupt! Der Staat kontrolliert, der MDK, die Heimaufsicht, die Qualitätssicherung, die Zertifizierungsunternehmen, die Hygienekommissionen, die Ärztekammern... Du möchtest noch mehr Kontrolle?
 
ClaudiaB.: Zum Buch "Feindseligkeiten unter den Pflegenden beenden": fangen wir doch hier im Forum mal damit an! Mal sehen, ob wir auch das könnten!
Sozusagen: Feldversuch oder Praxistest...
Ich denke, wir müssen bei uns anfangen, wir müssen unser handeln überdenken.
Für meinen Arbeitsbereich, meine Abteilung, mein Unternehmen habe ich eine Schulungseinheit ausgearbeitet und angeboten.

Zitat daraus: Wer die eigene Mitverantwortung sieht, kann sich nicht mehr darauf ausruhen, dass er allein dem anderen die Schuld für eine missliche Situation gibt.

Dadurch, dass man sich nicht mehr nur als armes Opfer sieht, wird deutlich, dass eine Veränderung auch aus der eigenen Position möglich ist.
Das heißt also, dass jeder innerhalb eines Unternehmens Verantwortung trägt und gleichzeitig auch Veränderungsmöglichkeiten hat.
Jedem ist es möglich, die Grenzen seiner Gestaltungsmöglichkeiten zu erweitern.
Jeder muss aber auch akzeptieren, dass sein Einfluss innerhalb des komplexen Systems eines Unternehmens begrenzt ist.
zu: wenn zu wenig Personal eingestellt wird, wieso springen wir dann ein und machen billige Mehrarbeit und leisten Überstunden? Leihfirma ist teurer und ist ein finazielles Druckmittel.

Diese Sprüche: Das war schon immer so, was die da oben manchen wollen, machen sie...., sind für mich nur Ausreden um selbst nicht aktiv Beziehungsweise INaktiv zu werden.

Sicher gibt es immer wieder Querschläger, aber auch deren Möglichkeit ist eingeschränkt.

Es gehören immer zwei dazu, einer der (M)macht und einer der mit sich machen lässt.

LG
Claudia B.
 
Du möchtest noch mehr Kontrolle?
ich möchte nicht noch mehr Kontrolle allgemein, sondern ich will die Kontrolle am richtigen Platz- ganz konkret und möglichst bald über die Ausgaben!!! Was wird aus unseren Krankenkassenbeiträgen? Wo geht wieviel davon hin??? Und ganz genau möchte ich das wissen! Wer steckt wieviel davon ein? Und ich möchte bitte ein schlagkräftiges IQWiG haben, das uns sagt: Welche Therapien sind bei welchen Krankheiten angebracht und sinnvoll und welche sind nur Geldschneiderei oder schaden uns sogar?
 
Na ja, Du hast weiter oben von einem Wirtschaftszweig ohne jede Kontrolle gesprochen - das hat mich doch sehr gewundert.

Meines Wissens sind die Ausgabenstatistiken, die Du suchst, jedem frei zugänglich, wenn auch vielleicht nicht detailliert genug für Dich, das kann ich nicht beurteilen.

Therapien, deren Wirksamkeit noch nicht bestätigt sind, fallen soviel ich weiß aus den Leistungen der Krankenkasse heraus und müssen eben selbst finanziert werden. Und dann ist es mir persönlich wurscht, ob die Besprechung von Warzen übers Internet oder eine Wallfahrt nach Lourdes Geldschneiderei ist oder nicht. Sein privates Vermögen kann jeder so ausgeben, wie er will.

Bessere Kontrollen allein werden keine bessere Finanzierung des pflegerischen Sektors bewirken - und die liegt in Deutschland im Argen. Wir geben jede Menge für unsere Gesundheitssystem aus, aber der Anteil der Pflege am Batzen ist verschwindend gering - und das trägt natürlich zum Pflegenotstand bei. Ob nun das schlechte Image zur schlechten Finanzierung oder die schlechte Finanzierung zum schlechten Image geführt hat - gute Frage. So wie die mit dem Ei und der Henne.
 
Verstehe ich das jetzt richtig, ihr glaubt, dass alleine durch bessere Bezahlung das Image der Pflege gehoben würde?
 
@baum- es hat in meinen Augen keinen Sinn über das Image der Pflege in D zu diskutieren. Pflege gefällt sich auf ihrem Platz am Katzentisch. Wenn sie dort weg müsste, dann würde das bedeuten, neues und unbekanntes Gebiet muss besetzt udn erobert werden. Und das ohne das da jemand kommt und sagt: so und so wird es gemacht. Trial and Error wären die Begleiter. Eine grausame Vorstellung für Pflege: selbst aktiv werden. Nicht mehr die Schuld an den Zuständen an andere übergeordnete Positionen- von der PDL nis zum Politiker- abdeligieren können. Welch furchtbarer Gedanke. Das würde ja bedeuten, dass man auch zu eventuell auftretenden Fehler stehen müsste. Nein, das geht net, dann schon lieber leiden und das aber richtig.

Elisabeth
 
Der ist ja geil :-)
"Erschrockene Feststellung des wissenschaftlichen Institutes der AOK: „Lebenserwartung sinkt proportional mit Zunahme der Arztdichte!“"
:klatschspring:
Und ich stimme zu, Pflegemangel kommt zu einem guten Teil durch das Image (ein äusserst negatives!), welches von der Pflege selbst gemalt wird. Ich bin mir sicher, hätte Pflege in DE ein besseres Image, dann bin ich mir sicher, würden sich weit mehr für den Pflegeberuf entscheiden. Aber eben dieses Image wird unterschätzt. Auch von den Pflegenden selbst.

Meiner Meinung nach werden solche Trailer gebraucht
Being a Nurse - YouTube
-> Saying you`re a nurse and BEING a nurse is a big difference!!!

Und auch die Ärzte haben sich mit dem Merburger Bund zusammen gerottet und schliessen sich zusammen zu einer Lobby. Die haben gekämpft ohne Ende und die würden sich das nie bieten lassen.
Wieviel lässt sich die Pflege bieten??? Wieviel lässt sich jeder einzelne hier bieten??? Wann wird hier einmal gekämpft- sich durchgesetzt, gegen die Ärzte z.B.? Da fängt`s an mit dem Selbstbewusstsein und dem Bild, das die Pflege dadurch entwirft. Und dann gibt`s da ja noch den DBfK- super Sache, wenn man irgendwann auf Dauer was ändern will.

Das mit dem Sekundärgewinn der Krankheit von Elisabeth trifft`s hier ganz gut find ich. Es ist ja ganz gemütlich, dazusitzen und sich zu beklagen. Nur ändern wird`s dadurch nicht.

Ich finde, wenn man den Beruf macht, dann sollte man dahinter stehen und versuchen, die positiven Seiten auch zu sehen. Und das fehlt in dem Video von Michi.
Und wenn so ein Image vorherrscht und von den Pflegenden selbst auch so weitergetragen wird, dann isses kein Wunder, will niemand Pflege lernen.
Es ist kein leichter Job, das nicht, aber es ist in meinen Augen ein schöner Job, in dem sich hartes und schönes die Waage halten, wenn man es sehen MÖCHTE.
Und das hat für mich nichts mit Schönmalerei zu tun oder Lügen- ich sehe viele positive Seiten in meinem Job und das kommuniziere ich auch ganz klar an die Aussenwelt. Nicht nur das negative (Stress, Überstunden, bei Ausscheidungen unterstützen, essen eingeben, bei KP unterstützen), sodern auch das positive (einen Pat. in Würde und ohne Schmerzen gehen lassen, die ersten Schritte nach CVI oder einer Krankheit, einen PAt. ans offene Fenster gesetzt und dafür grosse Dankbarkeit bekommen, ein Dankeschön von jmd. derheimgeht und auf die Art seinen Respekt für unsere Leistung ausdrückt....)

"Saying you`re a nurse and being a nurse- that`s the diffrence"

Schönen Tach allerseits!

Das Video ist schön, keine Frage und ich liebe meinen Job... aber in Amerika weht ein ganz anderer Wind als in Deutschland.... und ich möchte um nichts in der Welt zurück in ein deutsches Krankenhaus.... in vielen deutschen Häusern kannst du noch so sehr deine Berufung ausüben wollen, aber die Rahmenbedingungen geben es einfach nicht her.
Hier geht es das deutlich einfacher, ohne ausgebrannt zusein. Hier hast du viel mehr Zeit, und Ressourcen... ich weiss gar nicht wann ich das letzte Mal in Deutschland soviel Zeit für nen Pat. hatte (trotz über Ueberstunden)....
Baum, arbeitest du zur ZEIT in Deutschland? Kannst du die Arbeitssituation der ausgebrannten Kollegen in deren Kliniken beurteilen....
Elizabeth, arbeitest du zur Zeit am Patientenbett in einem deutschen Krankenhaus, kannst du die Arbeitssituation der Kollegen beurteilen...
Wir sollten nicht die die Situationen beurteilen in denen wir nicht drinne sind...
 
In Amerika haben die Krankenschwester genau das gleiche Druckmittel,
ist nicht genug Personal dar (Krankenpflege) wird ein Aufnahmestopp verhängt, die OP verschoben etc.
Pflegefehler wie nosok. infektionen, Stuerze im Krankenhaus, Dekubities werden nicht von den Krankenkassen bezahlt! Also sitzt die Leitung wie verrückt dahinter das genügend Pflege da ist.
Arbeitest du über dein Soll, ist das gefährliche Pflege und jeder aus der Leitungsebene wird das nicht erlauben, denn die Versicherungen und Kläger warten nur das Haus zuverklagen.

Ich glaube man kann in Deutschland nur was verändern, wenn die Pflegefehler Häuser Geld kostet (viel Geld) nur dann wird bei den Politkern ein Umdenken einsetzen.

Wenn ich zurück denke, ich war stolz das ich früher zwei Ecmos, plus Dialyse, plus Beatmung in meinem Dienst geschafft habe, und sogar noch in meiner Pause die Haare gewaschen habe, oder Zeit hatte die Angehörigen zubetueddeln, etc...... aber war das wirklich safe und durchdachte Pflege, oder war das nur abarbeiten von Sachen, weil es erwartet wurde?
 
Monaluna, ich ziehe meinen Hut vor dir - das hätte ich niemals geschafft.
 
Verstehe ich das jetzt richtig, ihr glaubt, dass alleine durch bessere Bezahlung das Image der Pflege gehoben würde?

Ich beziehe mich nicht auf eine bessere Entlohnung, sondern auf eine bessere Finanzierung des pflegerischen Sektors. Der prozentuale Anteil dessen, was von den Gesamtausgaben des Gesundheitswesens in die Pflege gesteckt wird, ist in Deutschland sehr gering, verglichen mit anderen Industrienationen. Das macht sich u.a. in der Menge des pflegerischen Personals und in dessen Qualifikation bemerkbar. Ich war kürzlich auf einem Vortrag von Stein Husebo, Geriater und Palliativmediziner aus Norwegen. Norwegen gibt in etwa die gleiche Summe pro Kopf für Gesundheit aus wie Deutschland - es gibt aber viel mehr Pflegekräfte pro Patient oder Heimbewohner. Weil ein viel größerer Anteil der Gesamtsumme in die Finanzierung der Altenheime, ambulanten Pflegedienste und sonstiger Pflegebereiche fließt.

Ich will nicht mehr Lohn, ich will mehr Pflegekräfte. Wobei ich eine flächendeckende Bezahlung nach den großen Tarifverträgen befürworten würde. Dumpinglöhne tragen sicher auch nicht zu einem positiven Image bei.
 
Narde, das war normal bei uns für Kollegen die länger da waren! und nachts gab es einen Schläfer dazu.... heute würde ich mich weigern, es nochmal zutun! Du glaubst gar nicht was man alles schaffen kann, aber war das wirklich gute Pflege? Ich habe mein bestes gegeben und auch nur positives Feedback von Kollegen und Angehörigen bekommen, aber für was nen Preis mittags habe ich zwei h geschlafen, weil ich gar war! Und mit 28 meinen ersten Bandscheibenvorfall. Trotz allem liebe ich meinen Beruf, aber die Rahmenbedingungen sind sch......

Die erste Zeit hier war lustig, ich kam gar nicht klar damit nen Gang runterzuschalten, heute liebe ich es... wirkliche Zeit für Pat., mal etwas nachlesen in der Dienstzeit, nicht abends zuhause... Dinge richtig überdenken, etc...
 
Ich will beides! Mehr Lohn und mehr Pflegekräfte und nicht das eine gegen das andere Auswechseln...
in Zukunft wird die Pflegekraft studiert haben, weiterhin Schichtdienste arbeiten, und in einem Beruf arbeiten in dem sie viel Leid sieht und sich dadurch verändert ..... das muss vernueftig entlohnt werden und es muss mehr Personal geben!

Es ist nicht mein Job dafür zu Sorgen wo das Geld herkommt! Ich mache meinen Job, wenn ich meine Pat.versorgung vernueftig mache... nun sollen die Politker und Verwalter ihren Job richtig machen! Brauchen sie aber net, da Pflege alles möglich macht... und ganz im Ernst warum soll ich mehr Personal einstellen wenn es mit der Hälfte klappt?
 
Man kann net Äpfel mit Birnen vergleichen. Es ist nicht möglich anhand der nackten Zahlen etwas über die Sinnhaftigkeit der Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen zu sagen. Der Aufgabenbereich einer GuK ind D ist net identsich mit der in anderen Ländern. Das, was in D noch dreijährige Pflegekräfte leisten (und sich daran festklammern) wird andernorts schon pronlemlos an ausgebildete Hilfskräfte delegiert. Dafür übernehmen die Fachkräfte wie selbstverständlich Aufgaben, die in D ein Arzt leistet oder die man in D noch gar net kennt.

Wer die deutsche Tradition- nur examinierte Fachkräfte sind gute Pflegekräfte- aufrecht erhalten will, muss in den sauren Apfel beißen und sich mit weniger gehalt zufrieden geben. Bisher wird in D jeder Versuch torpediert, die Pflegeausbildung an internationale Erfahrungen anzupassen. Ergo. es bleibt alles, wie es ist und es wird auch zukünftig viel Grund zum Jammern geben.

Elisabeth
 
Verstehe ich das jetzt richtig, ihr glaubt, dass alleine durch bessere Bezahlung das Image der Pflege gehoben würde?
Nein, es geht darum sein vorhandenes Personal zu schätzen.
Es ist selbstverständlich geworden das wir einspringen und so teures Leihfirmapersonal ersparen UND so auch weiter die Stellenabbauten unterstützten.
Bei uns wurde eine Zeitlang auch TZ einen Bonus (auch in manchen Häusern als Flexibilätszulage bekannt) bezahlt, dann still und heimlich wieder gestrichen. Also wat denn nu? Zusätzliche Leistungen? = zusätzliche Bezahlung!, gibbet nich, is nich. Gehe ich einkaufen und ich möchte etwas kaufen, habe aber kein Geld bekomme ich es nicht.
Also warum tun wir uns "das" an? Diese sogenannte "Freiwilligkeit":, "Wir sind so knapp besetzt, die/der XY ist krank geworden, es ist Urlaubszeit, da sind soooooo viele Feiertage zu besetzen... im Namen der "Pat.", wir brauchen sie/dich..." Blablablubblub.
 
Meines Wissens sind die Ausgabenstatistiken, die Du suchst, jedem frei zugänglich, wenn auch vielleicht nicht detailliert genug für Dich, das kann ich nicht beurteilen.

Therapien, deren Wirksamkeit noch nicht bestätigt sind, fallen soviel ich weiß aus den Leistungen der Krankenkasse heraus und müssen eben selbst finanziert werden. ...

Wir geben jede Menge für unsere Gesundheitssystem aus, aber der Anteil der Pflege am Batzen ist verschwindend gering - ....

!. Wenn Du als Einzige in Deutschland weißt, wieviel Geld eingenommen und wofür wieder ausgegeben wurde: gratuliere!!! Die Statistik, in der das steht, möchte ich sehen.
2. Was die wissenschaftlich zweifelsfrei bewiesenen Therapien anbetrifft: vielleicht sollstest Du Dich mit der Materie mal etwas etwas näher beschäftigen.
3.Der Anteil der Pflege am Batzen ist wirklich verschwindend gering, da gebe ich Dir recht. Nur: woran liegt das? Es bleibt nichts übrig, nachdem die anderen dran waren!
 
Dann sollten die Politiker doch, wie monaluna fordert, ihren Job machen und für anderen Aufgabenverteilung sorgen - das wäre nämlich auch per Gesetz und Verordnung möglich. Bisher beschränken sie sich ja darauf, schwer Vermittelbare zu Geringqualifizierten umzuschulen, die man dann wieder nur begrenzt einsetzen kann.

Aber dann müssten die Politiker sich mit den Ärzten anlegen, die uns ja wenn überhaupt nur die Deppenarbeiten zugestehen wollen. Kann man ja nicht von ihnen verlangen.
 
Wenn ich etwas gut kann, dann ist es NEIN sagen. Ich bin da recht egositisch, ich springe extrem selten ein und habe dabei auch kein schlechtes Gewissen.
Ich kann nur für mich sprechen - wer gerne einspringt, darf das machen, ich nur in wirklichen Ausnahmefällen wenn es mir auch passt.
 

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