Warum wird die Berufsentscheidung im Nachhinein von Pflegenden als Fehlentscheidung gewertet?

Als Beispiel: In unserem Krankenhaus ist es kein Problem einen Schüler die Verantwortung für eine halbe Station 3-8 Zimmer ca. bis 12 Pat. zu geben.

So "einfach" gehts bei uns nicht. Die Schüler bekommen von der Schule bestimmte Lernziele und die Betreuung eines/zwei Zimmer/s ist erst Ende des 3. Lj. vorgeschrieben.
Würde ich die Schüler ein anderes Mal dazu heranziehen, kommt sofort die Schule mit erhobenem Zeigefinger und es heißt: "Die Schüler sind zum Lernen da und nicht um Personalausfälle auszugleichen." Stimmt ja einerseits, aber andererseits bekommen sie dadurch keinen bzw. wenig Einblick in die Realität.

Wie das mit dem zusätzlichen Einteilen funktionieren soll, möchte mir bitte die Schule einmal zeigen. Jeder vom Personal wird mit Überstunden eingeteilt und der Abbau ist nur möglich, wenn Schüler da sind. Traurig, aber es funktioniert nicht mehr anders, denn mehr Personal bekommen wir nicht.

Gruß,
Lin
 
Hallo Lin

Wir haben bei uns die gleichen Lernziehle, ist ja schließlich staatlich geregelt.

Das mit der Übernahme der 3-8 Zimmer ca. bis 12 Pat. wird auch nicht bei allen Schülern gemacht, das ist auch abhängig von den Fähigkeiten die er besitzt. Ich bin in der glücklichen Lage das ich es von den Examinierten aus machen darf.

Zu solchen Situationen kommt es dabei gehäuft gerade zu Wochenenden wenn das Personal ganz knapp ist 2Ex ich als Schüler und eine Praktikantin. Dazu muss ich den Examinierten auch sagen was ich mache und bei Sachen die Ich nicht hinbekomme lasse ich mich anleiten, Ich lasse auch alle Tätigkeiten von den **** kontrolieren.

MFG Keen01
 
Wir haben bei uns die gleichen Lernziehle, ist ja schließlich staatlich geregelt.

Das glaubt ich kaum, dass Österreich noch zu Deutschland gehört (hättest du wohl gern *ggg*).

Gruß,
Lin
 
:gruebel: Da haste Recht.

Entschuldigung:D

MFG Keen01
 
Warum verlieren viele die Lust?

Überstunden, Personalmangel in der Schichtbesetzung, Pausen können nicht genommen werden, man hängt noch ne Stunde dran nach Feierabend, kann mit der Wand reden, wenn man etwas ändern will, man arbeitet in einem 3 Schichtsystem und bekommt nichts dafür...noch nicht einmal für den Nachtdienst.

Gruß
Dennis
 
ja, wenn das Leben widrige Umstände bereithält wird man sich an den Kopf fassen und lieber was anderes gelernt haben.
Am Privatleben hapert es meistens:
man muss einen großen Griff in die Glückskiste tun, um sich den richtigen rauszuangeln, der einen unterstützt und nicht andere Wege geht, weil man "nie" da ist.
Freunde müssen geduldig warten und immer wieder anrufen, nie aufgeben, ob man am Wochenende mit Wandern mitkann, in die Berge mitgeht, in den Biergarten, mitradeln...
Kinder müssen genügsam sein, was Freizeit angeht.
Das persönliche Umfeld sollte möglichst sorgenfrei bleiben,
schlechte Wohnverhältnisse, zu eng, zu weit weg vom Arbeitsplatz, zu teuer, das belastet noch zusätzlich. Vermeidungsstrategie? Keine Ahnung.
Um mehr zu verdienen hat man im Dienstleistungssektor grundsätzlich keine Chance.
Also, wir haben nach Jahren keine Chance, nutzen wir sie. Blödes Sprichwort, aber es geht damit.
Ich fluche gerne laut und heftig, und dann ist es wieder gut.

Wünsche Euch allen, dass ihr den Job aushaltet, er hat was.
Atalante
 
Manche ersinnen sich aber eine andere Zukunft und eben mehr Zeit für Freunde, Familie und sonstiges, da wechselt man eben in eine rosigere Zuknunft und die scheint es ja zu geben. :)

Sonst gäbe es nicht so viele Aussteiger.

Wobei natürlich auch zu berücksichtigen ist, manche können einfach mit steigendem Alter diesen Job nicht mehr ausführen, ich weiß auch nicht ob ich bis 67 Pfleger bleiben kann, jedenfalls , kann ich es mir nur sehr schwer vorstellen.

Gruß
Dennis
 
Genau.- das letzte Dennis macht mir auch Sorgen!
Schaffe ich bis 65 oder 67 Jahre die körperlich schwere Arbeit noch? Ich seh mich in dem Alter schon wie meine jetztigen Patienten über die Station kriechen und die Patienten sagen: " Ziehen sie mich mal eben hoch!" , wobei mir von Jahr zu Jahr die Knochen und die Wirbelsäule mehr Probleme bereiten. ( Bitte nicht als Jammern auffassen.) Aber in welchen Kliniken werden denn moderne pflegerische Hilfsmittel eingesetzt und angewandt? Ich kann mir das Zeug immer nur auf den Messeständen ansehen und denken: " Tja, dieses oder jenes wäre eine sinnvolle Erleichterung." Würde ich im Büro arbeiten, bekäme ich einen ergonomisch geformten Stuhl und vielleicht sogar einen elektrischen Bleistiftanspitzer. Ein Patientenlift oder ähnliches ist Utopie. Schade. Ich bin warscheinlich billiger als so ein Lifter. Mir geht es nicht einmal um Sonn-und Feiertagsdienste oder um die Schichtarbeit. Daran hab ich mich in 30 Jahren gewöhnt. Der Vorteil ist es ja auch einmal unter der Woche frei zu haben.
Liebe Grüße Fearn
 
Klar bist du das, dich muss man nicht prüfen lassen, ggf. reparieren und man kann dich kostengünstig ersetzen, der Lifter kostet wieder extra...die neue Kollegin verdient wahrscheinlich erst mal soagr noch weniger als du. :)

Es gibt viele tolle technische Hilfsmittel, aber was soll man damit, das kostet Geld und davon ist ja angeblich eh und je keins mehr da...vom Einsparpotenzial fange ich jetzt besser mal nicht an. (und damit sind nicht die Personalkosten gemeint :mrgreen:)

Gruß
Dennis
 
@fearn:

Außerdem kann man damit keine tolle Werbung machen.
Wenn es heißt das Krankenhaus XY hat ein neues MR, ein neues Bestrahlungsgerät oder einen neuen Gyn-Untersuchungsstuhl, rennen die Pat. dort die Tür ein. Glaubst du das würden sie auch machen, wenn es hieße, das Krankenhaus XY habe einen neuen Patientenlifter :mrgreen:?

Gruß,
Lin
 
Diese Werbung will auch niemand, denn der Lifter bringt keine zusätzliche Abrechnungsmöglichkeit. :)
Obwohl man natürlich werben könnte:
Bei uns kommen sie sanft in die Höhe. :mrgreen:

#
Gruß
Dennis
 
Die Berufsentscheidung selbst sehe ich nicht als Fehlentscheidung an, der Beruf kann nichts dafür das die Bedingungen so sind wie sie sind.
Arbeitete ich jedoch noch in Deutschland, geschähe dies wohl in einem anderen Beruf. In Österreich habe ich wieder, angesichts besserer Arbeitbedingungen, Spaß an meinem Beruf entdeckt.
Ich habe sogar Zeit gefunden, nebenbei zu studieren und mich so weiter zu entwickeln.
Was hält mich derzeit von D ab?
Schlechtes Geld für schlechte Arbeitsbedingungen.
Schon damals die absolute Unwilligkeit der meisten Kollegen sich angesichts schlechter Bedingungen zu organisieren.
Die viel grössere Bereitschaft sich gegenseitig zu schikanieren, zB bei Krankheit oder dem Versuch etwas zu ändern.
Die Erinnerung an den burnout, die hier vollkommen verblasst ist.
Die Nötigungen und Drohungen und Lügen seitens der Vorgesetzten, die ständig von hörigen Kollegen als wahr und unabänderlich weiter erzählt werden(s.o. "schikanieren").
Der ätzende und unhöfliche Tonfall im Alltag, unter den Pflegenden wie auch von den Ärzten.
Eine Politik, die derzeit Krieg gegen die Krankenversorgung führt.
Vielleicht hat sich ja manches davon zum Guten geändert, hier im Forum lese ich leider nur die schlechten Sachen, welche ja im Regelfall schneller weiter erzählt werden als gute Nachrichten, doch gleube ich das die Gesamtlage eher besch.....en ist.
LG
Pinguin
 
mich hat letztlich die Berufspolitik, kombiniert mit den Nachteilen des Schichtdienstes aus dem Beruf getrieben.

Die Bezahlung finde ich -für einen Ausbildungsberuf- zwar nicht Spitze, aber auch nicht so schlecht wie immer gesagt. Druck, Stress und steigende Arbeitsbelastung ist in anderen Berufen auch nicht anders (auch wenn es viele nicht glauben wollen: auch in der freien Wirtschaft muss gespart werden). Ich verdiene jetzt zwar deutlich besser, dafür sind 50-60 Stunden/Woche keine Ausnahme.
Den Schichtdienst fand ich als junger Mensch eigentlich noch einen Vorteil. Mal unter der Woche frei zu haben, wenn alle arbeiten müssen. Sich mal ein langes WE erarbeiten zu können, solche Dinge fand ich Klasse. Später -und das konnte ich mit 17 noch nicht abschätzen- mit Kinder fand ich den Schichtdienst nicht mehr so toll. Meine Kinder haben halt mal am WE frei, und nicht unter der Woche. Tagsüber schlafen mit Kindern in der Wohnung geht auch nicht mehr so gut.

Zusammenfassend war es am ehesten die Berufspolitik: keine Verkammerung, kein Tätigkeitsvorbehalt, schlechter sozialer Status, das hat gereicht, dass ich nach 17 Jahren in der Pflege das Handtuch geschmissen habe.
 
Ich muss bei mir sagen, dass es eher "zufall" war, das ich Krankenschwester geworden bin. Eigentlich wollte ich Hebamme werden, daich aber nirgendwo angenommen wurde brauchte ich eine Alternative. Und diese war die beste die ich wählen konnte.
Selbst in der Ausbildung konnte ich mir nicht vorstellen noch irgendwann etwas anderes zu machen. In meiner Lehre wurde ich teilweise viel von meinen Klassenkameraden und auch von Schwestern schlecht behandelt, ebenso wurde ich in meiner ersten "richtigen" Arbeitsstelle schon fast ausgebeutet (schlechte Bezahlung, sehr viele Überstunden und einfach Überarbeitung). Aber ich bereue es keinen Tag!
Natürlich habe ich auch meine Tage, mit Frust und schlechter Laune, aber die gehören nicht auf Station.
 
Gespart werden muss überall, nur hat man außerhalb der Pflege schon erkannt, dass Nachtdienste nicht gar so prickelnd sind und vergütet diese nicht nur mit nem 1,28 € die Stunde...... :)

Ich bereue es nur unter der Perspektive, dass ich noch einen Job finden muss, den ich auch bis zur Rente durchhalten kann.
 
Gespart werden muss überall, nur hat man außerhalb der Pflege schon erkannt, dass Nachtdienste nicht gar so prickelnd sind und vergütet diese nicht nur mit nem 1,28 € die Stunde
das mag schon sein, dafür gibt es halt ausserhalb der Pflege viele Unternehmen die beispielsweise kein Urlaubsgeld zahlen, und wo der Mitarbeiter 42 Fortbildungsstunden pro Kalenderjahr nachweisen muss (abzuleisten in der Freizeit), das entspricht knapp 1 Stunde unbezahlter Mehrarbeit/Woche.
Auch wenn eventuelle Nachtdienste besser vergütet sind, ist ausserhalb der Pflege auch nicht alles Gold was glänzt
 
Du bekommst Urlaubsgeld?? Ô.o

Gold nicht und ich behaupte auch im Gegenzug, dass viele Pflegemitarbeiter sich ihre Fortbildungen auch selbst finanzieren, damit sie überhaupt eine erhalten.
Das einem in der Regel sein Gehalt nicht geschenkt wird müssen wir hier glaub ich nicht diskutieren. :)

Gruß
Dennis
 
nein, ich bekomme kein Urlaubsgeld (gut, seit einigen Jahren wird im TVöD auch keins mehr bezahlt. Ich bin anscheinend schon zu lange draussen).

42 Stunden unbezahlte Mehrarbeit für Pflicht(!!)fortbildungen kenne ich in der Pflege nicht.
Ich kenne aber viele Ausbildungsberufe, die schlechter bezahlt sind als die Pflege :)
 
....trotz allem-wir haben zur Zeit sicher einen krisensicheren Job...

und ich bin anscheinend einige der wenigen, die diesen Beruf jederzeit wieder erlernen würden!!
 

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