Nun ja das sich auseinandersetzen mit der eigenen Endlichkeit, der eigenen "Fehlfunktion" oder der von Mitmenschen ist tief verwurzelt im Menschen. Das gelingt nur wenigen, wenn nicht niemanden wirklich.
Ich denke das "schlechte ansehen" von Pflege ist die mediale Berichterstattung und hat nichts mit der Bezahlung zu tun--ich verstehe nicht wie Ansehen mit einer Menge XX an ansehen zu tun hat. Politiker verdienen sich ne goldene Nase (kommen günstig an Teppiche) und haben die ein hohes Ansehen?
Das Bild der Pflegenden wird oft auch durch die Angehörigen geprägt. Wenn Schatzi unter Schmerz im Zimmerchen liegt und die Schwestern (und Brüder)-Schaft zuuufällig gerade eine verdiente Kaffepause macht, wird doch gleich assoziert die trinken DAUERND Kaffee.
Ich persönlich habe mich für den Beruf trotz oder gar wegen des Ansehens entschieden. Ich will dass, Schicht ist mir wurscht und Geld ist nicht alles was man essen kann.
ich widerspreche dir!
ja! die haben in der tat ein hohes ansehen. du willst mir doch nicht sagen, dass wenn der deutsche bundespräsident oder eine landes-ministerpräsidentin vor einem idealisierten durchschnittsbürger stehen, beide hinsichtlich ihrer sozialen position genauso wahrgenommen werden würden, wie eine altenpflegerin oder eine krankenpflegerin?
schon allein das wissen außenstehender um den geldeingang von 10.000€ monatlich dürfte für deren bild der person folgen haben - ebenso wie das wissen um den geldeingang von 1500€ monatlich.
ich denke, es hat ganz klar was mit geld zu tun. zum einen bedeutet geld den zugriff auf bildung, insbesondere weiterbildung und damit berufliche perspektiven. bildung und weiterbildung oder ausbildung können ein wesentlicher faktor für den erwerb eines sozialen status sein.
der politiker hat darüberhinaus noch wesentliche weitere summen zur verfügung, die er etwa in angestellte investieren kann - keine auswirkungen auf den sozialen status an dieser stelle?
geld ist mittel zum erwerb von statusmerkmalen auf materieller ebene. behauptest du, der twingo für 10.000 euro wirkt auf den durchschnittsbürger genauso wie ein großer audi? macht die wahl zwischen c&a und dem maßgeschneiderten anzug keinen unterschied? bekommt das umfeld nicht einen bestimmten eindruck, wenn man statt zum italiener an der ecke nunmehr in das oberklasse-restaurant gehen kann?
geld ist beinahe unverzichtbar zur partizipation an vielen kulturellen möglichkeiten. weniger geld - weniger partizipation - ebenfalls keine auswirkungen auf den sozialen status an dieser stelle?
einstiegslektüre:
Sozialer Status
in erster linie wird mein engagement als arbeitnehmer, während ich erwerbsarbeit - also fremdarbeit - leiste, vom arbeitgeber durch eine gegenleistung für die arbeit gewürdigt und entschädigt: meinen lohn. ist selbiger niedrig, werde ich 'niedrig wertgeschätzt'. eigentlich ganz einfach. pflegeberufe sollen ja, so wird gemunkelt, eher am unteren ende der lohnskala rangieren.
Bei wem will ich Ansehen? Meinen KollegInnen und Vorgesetzte oder beim Bürger?
Diese Frage geben wir mal an den Threadersteller weiter--dann sehen wir weiter, gell?
reiche sie gerne weiter - wenn die TE noch zugegen ist. aber einstweilen möchte ich die frage - zumindest für mich - beantworten:
ich möchte kein "ansehen" und auch "ruhm" ist mir nicht so wichtig.
wichtig sind mir:
- eine absolut angemessene wertschätzung meiner arbeit
durch meinen arbeitgeber. angemessen für die schwere körperliche und anspruchsvolle geistige arbeit, die zudem noch seelisch belastend ist. diese 'wert'schätzung findet durch den transfer von ausreichend viel geld in meinen besitz statt.
- eine wahrnehmung der profession von pflege
in der gesellschaft und damit die wahrnehmung meiner arbeit als professionelle arbeit - in jedem detail meiner arbeit!
- eine positive rückkopplung
ausgehend von pat./angeh. (kann, muss natürlich nicht) und auch
durch meine vorgesetzten (man will, dass ich etwas erledige, ich erledige es professionell; man will vorschläge für strukturelle oder inhaltliche verbesserungen, ich liefere sie -- für beides ist rückkopplung fällig; ein absolutes MUSS. wenn ich nämlich ******e baue, dann erfolgt ebenfalls rückkopplung; aus der perspektive des AG sicherlich ebenfalls ein muss und dann bestimmt wenig positiv...)
in dieser aufzählung steht das geld an erster stelle - und da gehört es auch hin! geld ist für mich mittel zum leben. ohne geld kein essen, keine kleidung, keine mobilität, keine teilnahme am gesellschaftlichen leben, keine menschenwürdige existenz. und zudem: wenig geld - niedriger sozialer status; mehr geld - höherer sozialer status.
wir leben im kapitalismus - im neoliberalen kapitalismus. den "ich verzichte gern auf's geld weil die arbeit ja so wunderschön ist"-kuschelquatsch kann man hier getrost vergessen.