Warum versteht es keiner?

Würdet ihr bei optimalen Bedingungen (Geld,Arbeitsbelastung) wieder zurückkehren in den Pflegeberuf?

  • Ja

    Stimmen: 9 69,2%
  • Nein

    Stimmen: 4 30,8%

  • Umfrageteilnehmer
    13
Ich habe über 20 Jahre in der stationären Altenpflege gearbeitet, bis ich einfach nicht mehr konnte. Habe in den letzten zwei Jahren zusätzlich eine berufsbegleitende Weiterbildung zum examinierten Motopäden gemacht und dann zwei Jahre als Motopäde in einer Psychiatrie in einem Wohnverbund gearbeitet, was wesentlich angenehmer war. Leider war die Stelle befristet. Anschließend habe ich als Pfleger freiberuflich gearbeitet und bin jetzt seit einiger Zeit in einer 1:1 Betreuung auf selbständiger Basis bei einem Kinderpflegedienst, wo mir die Arbeit wieder richtig Spaß macht.
 
Hallo,
@Romsen2014 : ja, genau Klinik-Tarif pipapo...aber viele haben mir vorgeschlagen in die Leiharbeit zu gehen, genau aus diesen Gründen, die du auch genannt hattest.

Das Arbeitsamt hat damit nichts zu tun.
Ich wolltest es tatsächlich 1x versuchen, inwieweit das Arbeitsamt dort Unterstützung bieten, da sie ja in anderen Bereichen doch auch Kurse, Umschulungen, Wiedereinstiegerkurse finanzieren...

@Martin H. jep, kann ich auch bestätigen, von Haus zu Haus, von Station zu Station sind hier die Angebote unterschiedlich...
ABER größtenteils merke ich, dass aus der Notlage der Häuser heraus ich gleich "ran muss" und einen stressigen, qualitäts- niedrigeren Wiedereinstieg habe. Ich muss dazu sagen, da wie BEI DIR BESCHRIEBEN einige Häuser eben schon umdenken:o
 
@-Claudia- also generell zu deiner Frage warum ich dem Beruf den Rücken gekehrt habe:

nun das lässt sich allgemein beantworten -> aufgrund der Arbeitsbedingungen!

ich habe immer gerne in der Pflege gearbeitet, gern Schüler angeleitet, gern Wissen weitergegeben, Patienten geholfen etc, würde ich heute noch! Jedoch nicht bei diesen Zuständen. Habe vor meinem entgültigem Aussteigen auch erstmal verschiedene andere Einsatzorte in der Pflege durchprobiert, aber relativ schnell festgestellt, dass es überall das gleiche ist. Ständiges Einspringen, Ausbeutung, Einsatzbereitschaft auf Abruf, Systeme ohne Sinn und Verstand.

Ich denke auch nicht, dass es am Gehalt einer Pflegekraft liegt (ohne jetzt hier ne Gehaltsdiskussion auszulösen!), sondern überwiegend an den Arbeitsbedingungen. Genau deswegen gehen auch soviele Leute in die Leiharbeit. Geregelte Arbeitszeiten etc.

Meine Ausgangsfrage war ja, warum sich bisher noch kein Haus die Mühe gemacht hat ehemalige Pflegekräfte wieder zurückzugewinnen.
Meine Antwort: Weil das Problem auf Seiten der elitären Personalchefs liegt. Und weil Sie dafür auch was tun müssten und Fehler eingestehen müssten! Nicht umsonst schafft es diese Gruppe als einzige in die Rente und nicht die Pflegekräfte am Patienten die tagtäglich alles geben für die Patienten, nicht mehr können und im Schnitt nach ca. 5 Jahren aussteigen aus dem Beruf.

@Nanda17 finde ich klasse, dass du wieder zurück bist. Und das du den Wiedereinstieg als "Horrortrip" beschreibst wundert mich nicht. Bevor sie gar keinen bekommen lieber gleich ins kalte Wasser schmeißen. Ich bin selber 6 Jahre raus, gern bereit zurückzukehren, allerdings nicht bei diesen Bedingungen;)
 
Meine Antwort: Weil das Problem auf Seiten der elitären Personalchefs liegt.
Vielleicht auch - aber doch hauptsächlich an den vielen Pflegekräften, die zwar schimpfen und murren und das ganze System stützen durch nichtstun, berufspolitisches Desinteresse und mangelnde Bereitschaft sich zu organisieren und aufzustehen zu streiken - aber ach MEINE armen Patienten - ich vergaß.
Und nur deshalb können Träger und deren Vertreter mit uns machen was sie wollen.
Es gehören immer mindestens zwei dazu!
 
Hallo

Ich bin jetzt selbst seit 18 Jahren in Führungs- und Leitungspositionen im stationären und ambulanten Bereich tätig und meiner Meinung nach gibt es vielleicht wirklich Träger, die an Krankenhäuser, Altenpflege-Einrichtungen und ambulanten Diensten verdienen wollen, das sind aber meiner Meinung nach die wenigsten.

In der Führung geht es ja auch darum, wie kann ich Arbeit auf der Ebene der Station, des ambulanten Diensten oder dem Wohnbereich gestalten - welche Gelder stehen mir von Seiten der Kostenträger (KK, PK etc.) zur Verfügung, das ich einen guten Stellenplan gestalten kann. Wie hoch ist meine Krankheitsrate, die wiederrum die Mitarbeiter belastet, die noch arbeiten - wie hoch ist die Motivation zur Arbeit in der Pflege. Es hat doch keinen Sinn, wenn ich die Mitarbeiter ausbeute und quäle - und sie darauf prompt mit einem gelben Schein reagieren, weil sie eine "Auszeit" brauchen und damit diejenigen belasten, die noch arbeiten.

Wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege ändern soll, liegt das nicht an den "elitären Personalchefs" oder den Trägern sondern an dem Gesundheitssystem als solches. Es wird von der Pflegekasse zwar Geld in das System gepumpt, aber dass bleibt dann bei den Nutzern, die jetzt durch den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff höhere und schnelle Ansprüche auf Leistungen erheben können - aber wird dadurch die ambulante Pflegekraft besser bezahlt. Wohl kaum, denn in einem ambulanten Pflegedienst bekommen wir von der PK und KK gerade eine Aufstockung der Vergütung in Höhe der Inflationsrate, mehr geben uns die Kassen nicht. Trotzdem wird ein ambulanter Dienst und ein Krankenhaus immer bemüht sein gute und gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Wenn man einen Blick auf Schweden, Großbritannien, Norwegen, die Niederlande und Dänemark wirft, sieht man dass zum einem Pflegekräfte allgemein besser bezahlt werden und zum anderen die Stationsbesetzungen für Wohnbereiche, ambulante Dienste und Krankenhäuser das 1 1/2 fache bis doppelte an Personal beträgt. Dies sind aber alles zentral gesteuerte Systeme, die die Verschwendung durch Doppelleistungen, Fehlbelegungen, Leistungserweiterung etc . pp reduzieren und dadurch Geld in die Pflege stecken können. Durch Patientenwahlfreiheit, Doctor-Hopping, Leistungsverschwendung, Therapiefreiheit die durch die dominate Ärzteschaft wie das goldene Kalb verteidigt wird und alle Nutzer alles jetzt gleich und sofort haben wollen und wir Millionen von Euro für die Pharmaindustrie ausgeben, solange wird für die Pflege wenig Geld übrig bleiben und die Krankenhäuser und Pflegeenrichtungen müssen damit zufrieden sein, was sie bekommen. Wir haben allerdings auch noch viele Überkapazitäten an Krankenhäusern in Deutschland - größere Gesundheitszentren wie in den Niederlanden und Dänemark sind in Deutschland noch nicht denkbar.

Pflege braucht mehr Geld - gerade für Personal und bessere Arbeitsbedingungen. Ich hoffe, dass es uns in Niedersachsen durch die Pflegekammer gelingt, der Pflege mehr Gehör zu verschaffen.

Gruß

Ingo
 
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Reaktionen: -Claudia- und Admin
meiner Meinung nach gibt es vielleicht wirklich Träger, die an Krankenhäuser, Altenpflege-Einrichtungen und ambulanten Diensten verdienen wollen, das sind aber meiner Meinung nach die wenigsten.
(...)
Wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege ändern soll, liegt das nicht an den "elitären Personalchefs" oder den Trägern sondern an dem Gesundheitssystem als solches.
Das seh ich ein wenig anders.
Nicht falsch verstehen, ich halte auch nichts von stumpfsinnigem "Arbeitgeber-Bashing". Aber einen gewissen Anteil Verantwortung an der Situation sehe ich da bei AG/Trägern - neben dem Gesamtsystem und den desinteressierten Pflegekräften, die den Ar*** nicht hochkriegen - schon auch.
Man schaue sich nur mal insbesondere private AG bzw. Träger an, allen voran den bpa, der nichts unversucht läßt, um Gewinne zu maximieren, einheitliche Tarifverträge vehement ablehnt, das neue Pflegeberufegesetz zu torpedieren versucht usw. Oder private Klinikketten wie Helios, Asklepios u. Co.
 
Hallo Martin

Ich gebe dir insofern recht, dass es bei vielen privaten Trägern darum geht, Einkünfte zu generieren, um die Finanzgeber aus dem Ausland - insbesondere China, Japan und den USA zu bedienen. Viele Rentenfonds aus den USA haben z.B. in Klinikketten wie z.B. AMEOS ua. investiert, um dabei attraktive Dividenden zu erzielen. So ist dann den privaten Betreibern möglich Investitionsgelder am Finanzmarkt zu generieren, um gegenüber kommunalen und staatlichen Träger sehr Konkurrenzfähig zu sein. Da geht schon um dass Geld machen - Globalisierungseffekte nennt man das dann.

Gruß

Ingo
 

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