Gemeinsame DBfK-Verdi-Aktion "Uns reicht's"

Unterschriftenkampagne

Hallo alle miteinander,

Ich bin eine Krankenschwester aus Österreich und beim Surfen auf die Kampagne von verdi und Dbfk Pflege- uns reicht's gestoßen. Mich würde jetzt interessieren was ihr an der Basis davon haltet?
Bringt das was?
Welche Maßnahmen sind geplant wenn auf die Unterschriftenliste nicht adäquat reagiert wird?

Ich habe zu dem Thema auf www.pflegenetz.at - Home einen Artikel über finnische Krankenschwestern gefunden:

Erfolg für finnische Krankenschwestern


Auch wenn gesellschaftspolitische Diskussionen nicht mehr sehr beliebt sind auf der Liste, möchte ich euch nicht dieses schöne Beispiel vorenthalten, was Zusammenhalt von Frauen zustande bringen kann.


Wie überall sind auch in Finnland die Pflegeberufe von Frauen dominiert, und es überrascht wohl auch nicht, dass eine finnische Krankenschwester wesentlich weniger verdient als ein Ingenieur mit letzten 20 Jahre dazu geführt, dass eine Krankenschwester in Finnland von allen westlichen EU-Ländern am wenigsten verdient. Dies war auch eines der wichtigsten Themen bei den Parlamentswahlen in diesem Frühjahr, und das Versprechen der Konservativen Partei, die Krankenschwestergehälter um 500 Euro zuerhöhen trug wesentlich zu ihrem Wahlsieg bei. Bei denBudgetverhandlungen geschah dann natürlich das, was viele schon geahnthatten: der junge, schneidige Finanzminister "bedauerte", dass esleider doch kein Geld gebe für derlei Anliegen. Die Krankenschwesterfühlten sich zu Recht betrogen, und innerhalb der vergleichbar langer Ausbildung. Nun hat aber die Lohnentwicklung der Krankenschwestergewerkschaft erwog man schon einen Streik. Das Problem war nur, dass man in den letzten zehn Jahren bereitszweimal versucht hatte, die Lohnforderungen mit einem Streikdurchzusetzen, mit mehr als mageren Ergebnissen - der Grund war nichtso sehr die fehlendeKampfbereitschaft, sondern dieGesetzgebung: die Krankenpfege ist als eine kritische Berufsspartedefiniert, und das bedeutet, auch bei einem Streik muss die Funktionsfähigkeit der Krankenpflege gewährleistet werden. Da die Krankenpflege nun sowieso "irgendwie" funktioniert, ist der Druck der Kampfmassnahmen auch nicht so groß.Es musste also eine andere Lösung gefunden werden, mit dem man die Bedeutung der unterbezahlten Krankenpflegearbeit der Öffentlichkeit zeigt: die Frauen weigern sich ganz einfach, weiter zu diesen Bedinungen zuarbeiten, indem sie ihren Job kündigen. Mehr als 13 000 Krankenschwester teilten mit, dass sie mit Mitte November ihren Arbeitsplatz kündigen, falls ihnen keine Lohnerhöhungen gewährt werden. Das hätte zum Zusammenbruch des gesamten Krankenpflegewesens geführt, was diesen Frauen auch vorgeworfen wurde. Es war natürlich nicht ihr Zweck, Patienten zu schaden, aber diese Strategie ist im Einklang mit der Behauptung, sie hätten ja selbst ihren Beruf ausgesucht - ja, natürlich haben sie es, aber so steht es ihnen auch frei, den Beruf nicht mehr auszuüben. Die Frauen hatten es einfach satt, immer nur als eine Reserve angesehen zu werden, die nicht ordentlich bezahlt werden muss - diesmal wollten sie diesen stillen Vertrag kündigen. Und diese Strategie ging auf: gestern stimmte die Arbeitgeberseite einer Lohnerhöhung von 500 Euro zu!
 
Ach bevor ich es noch vergesse ich werde einen ähnlichen thread im Forum von www.pflegenetz.at - Home zu starten. Um die Diskussion ein wenig internationaler zu gestalten ;-)

Und auch weil wir zwar in verschiedenen Ausmaßen aber doch an den ähnlichen Problematiken laborieren.
 
Hallo

Gut, dass einer den Thread eröffnet. Ich bin ganz ehrlich, dass ich mich auch schon gefragt habe, was die Aktion bringen soll.
Aus folgenden Gründen bin ich so kritisch:
- Die Homepage www.Pflege-uns-reichts.de ist für mich nicht informativ, was die Kampagne überhaupt soll.
Einzige Forderung die darin steht:
"Schluss mit dem Sparen auf unsere Kosten. Hohe Pflegequalität durch mehr und gut qualifiziertes Pflegepersonal! "

Allein dieser Satz ist für mich sehr schwammig. Was heißt das konkret? Wer spart überhaupt wo? Der Bund durch fehlende Ausgaben? Die Einrichtungsträger durch Profitgier?

Wenn man dann unter PRESSE nachschaut, findet man Pressetexte mit den "konkreten" Forderungen.
Zum Beispiel:

• Pflegefachkräfte verdienen eine Vergütung, die den Anforderungen und Belastungen ihrer Tätigkeit angemessen ist.
Wer legt das fest wieviel das sein soll. Andere Berufe sagen: Wir hätten gerne 30 % mehr Gehalt.

• Die Kampagne setzt sich für Arbeitsbedingungen ein, die es möglich machen, den Pflegeberuf wieder mit Freude und Stolz – und möglichst ein Leben lang auszuüben.
Wie sehen diese Arbeitsbedingungen aus? Blumen auf Station? Nur drei Patienten versorgen. Wie individuell muss diese Forderung gelöst werden? Mir macht der Beruf heute auch noch Freunde und er macht mich stolz, dass ich ihn mache.

• Pflegekräfte sind keine Lückenbüßer und Dispositionsmasse für ungeliebte Tätigkeiten anderer Berufe.
ungeliebte Tätigkeiten der Ärzte? Blut abnehmen, Infusionen legen. Mal ehrlich welche Krankenschwester/Pfleger würde solch eine Maßnahme nicht gerne gegen die Körperpflege austauschen? (Eigene Erfahrungen als Leitung) MAn stürzt sich förmlich darauf und beklagt sich danach, dass man es machen mußte.

• Die Pflegenden in Deutschland erwarten Respekt und Anerkennung für die Leistung, die sie für den Behandlungserfolg erbringen.
Respekt und Anerkennung hat die Berufsgruppe jetzt schon. Laut Münchner TZ am heutigen Tag auf Platz 3 nach der Feuerwehr und den Ärzten. Wieviel Anerkennung und Respekt will man noch? Oder was ist genau gemeint?

• DBfK und ver.di fordern die Bundesregierung auf, sich endlich aktiv für die dauerhafte Sicherstellung der pflegerischen Versorgung in Deutschland einzusetzen.
Und nochmals, was ist damit gemeint? Mehr Ausbildungsplätze? Mehr Krankenhäuser? Wieso ist die Pflege nicht sichergestellt?

• Patienten und Pflegekräfte haben ein Recht auf eine Personalausstattung in allen Versorgungsbereichen, die eine qualitativ hochwertige und dem Bedarf angemessene pflegerische Versorgung gewährleistet.
• Die Pflege benötigt verpflichtende analytische Personalbemessungsverfahren zur Sicherstellung dieser Personalausstattung.
Die einzige Forderung, die ich nicht groß hinterfragen würde.

Alles in allem ist das meine Meinung zu dieser Aktion. Die Forderungen sind für mich nicht konkret genug. Wenn ich zu meinem Chef gehen würde und solche schwammigen Forderungen mache, würde er mich auslachen und sagen: " Machen Sie mir eine Liste, was sie konkret brauchen. "

Eine Vorbildaktion finde ich das von Verdi und DBfK nicht. Eher wieder einen Schuss loslassen, dass die Mitglieder nicht weg rennen, die es eh kaum gibt.
Manchmal würde ich mir wünschen, wir hätten bei den Berufsverbänden solche Leute wie Herr Schell und Herr Weselsky sitzen, die etwas hartnäckiger für ihr Geld arbeiten und daher auch mehr Mitglieder haben.

So das bin ich noch los geworden im ALTEN JAHR.
Habe aber trotzdem unterschrieben bei der Aktion.

Gruß​

 
Na, da passt doch diese Meldung:
Arbeitsmarkt

Wirtschaft plant 130 000 neue Stellen
In der Gesundheitsbranche sollen im kommenden Jahr 60 000 neue Stellen entstehen. Insgesamt will die deutsche Wirtschaft rund 130 000 Arbeitsplätze schaffen.
Pflegedienste planen rund 30 000 neue Arbeitsplätze. In den Branchen Pharmaindustrie, Apotheken, Arztpraxen und bei Wellness-Anbietern sollen zusammen ebenfalls rund 30 000 zusätzliche Stellen entstehen, berichtete die „Bild“-Zeitung vom Freitag unter Berufung auf eine Umfrage bei Verbänden in 16 großen Branchen.
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Wichtig ist dass überhaupt was passiert. Denn das meckern unter den Kollegen bin ich schon längst satt. Es sollte eben nicht nur bei der Unterschriftenaktion bleiben. So ne aktion wie die finnischen Schwestern das wäre schon cool wird bei uns aber nicht möglich sein. Ehrlich gesagt finde ich es nicht in Ordnung , dass wir nicht streiken dürfen. So können sie uns doch immer erpessen.
 
Hallo flexi,

resultieren diese zusätzlichen Arbeitsstellen wirklich aus der Aktion von verdi und co.?
Und befinden sich die meisten in den Bereichen in denen Not an Pflegenden herrscht?
Ich frage weil ich ja nicht aus D. bin und somit die Lage sicher schlechter kenne als ihr.
 
Buh, das wird mich rausreissen ;-) . Wie hoch soll nochmal die Inflation für nächstes jahr werden ?:anmachen:
 
Guten Morgen,

wenn man die Pressemeldungen zusammenrechnet, müssten wir ja im Personal "schwimmen". http://www.krankenschwester.de/foru...aeftigung-gesundheitswesen-2006-um-0-8-a.html

Dazu kommt dann noch eine von Ver.di geforderte Lohnsteigerung: http://www.krankenschwester.de/forum/pressebereich/17100-ver-di-fordert-acht-prozent-mehr.html

Dann warten wir mal ab, was dabei rüberkommt.
Werden die DRG's etwa angepasst oder gar wieder abgeschafft? Dann könnte sich vielleicht etwas verändern.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo

Wenn man davon ausgeht, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen pro Jahr um ca. 1,5 % steigt, dann finde ich 0,8 % Steigerung des Personals eher gering. Da fehlen für mich noch 0,7 %. Da ich ja äquivalent das Personal dazu brauche.
Ich denke da kann man die kompletten Pflegeberufe zusammenfassen. Da ne höhere Anzahl an pflegebedürftigen Menschen sich in allen Bereichen der Pflege auswirkt.

Patrick
 
Dir ist schon bewußt das die Steigerung eigentlich keine Steigerung ist wenn man sie in Vollzeitkräfte umrechnet? Da gabs sogar ne Reduzierung.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber alle freuen sich über die Erhöhung des Pflegepersonals und in allen Zeitungen werden wieder die Kolumnen gefüllt mit so einem SCH... önen Thema.
Aber der Blick dahinter sagt einfach was anderes.

Einen guten Rutsch allen und hoffen wir dass Verdi in 2008 unsere 8 % durchbekommt. *lach* und 130.000 neue VOLLZEITKRÄFTE eingestellt werden, bei weiterem Abbau von Pflege-Schulen und immer schneller ausweitenden Pflegenotstand.

Ich glaube, ich sollte mit einer positiveren Einstellung in 2008 gehen, wobei mir es schwer fallen wird.

Patrick
 
Guten Abend zusammen.

Hat jemand aktuelle Zahlen?! Wie viele Unterschriften sind es mittlerweile?!
Ich habe mittlerweile 59 Stimmen gesammelt... Und abgeben / hingeschickt..
 
Ich habe gerade den partner tread auf www.pflegenetz.at - Home besucht und bin auf die Langversion der Aktion der finnischen krankenschwestern gestoßen:

www.hg2.at/downloads/fuer_dich/2007/05_2007.pdf

Ich muß echt sagen die haben Mut. Und dagegen ist diese Unterschriftenaktion von Verdi und co. sehr zahnlos. Und das wird sie wohl auch weiter bleiben. Die trauen sich doch nie über diese Kampagne hinaus. Warum sind wir nicht genauso mutig und entschlossen wie die Eisenbahner oder die finnischen Krankenschwestern ?:angry:
 
@narde: danke für den Tipp
Spannender Tread.
und ich schweife gern in die Ferne verschafft oft einen anderen Blick auf die Nähe:hippy:

Aber meine Frage beantwortet er noch immer nicht:warum tun verdi und co nicht mehr? Warum dieses in diesem Beruf immer so übliche freundliche auf Probleme hinweisen und sich aber nicht wie andere Berufsgruppen mal mehr als eine kleine Demo oder eine kleine Kampagne trauen?
Aber es zeigt auch wie diese Gesellschaft über die denkt die wir pflegen und betreuen...
 
Hallo an alle Interessierten,

da der DBfK so fleißig E-Mails beantwortet, kann ich euch heute den aktuellen Stand mitteilen:

Wir liegen bei weit über 20.000 Unterschriften. Auf der DBfK-Homepage und bei uns reichts erfahren Sie den aktuellen Stand aus der Pressemitteilung vom 22.12.07: http://www.pflege-uns-reichts.de/downloads/PM_unsreichts_22112007.pdf

Ich denke, da ist noch mehr drin, oder?? Bei uns im KH werden auch auf jeder Station fleißig Unterschriften gesammelt!!
 
Aber meine Frage beantwortet er noch immer nicht:warum tun verdi und co nicht mehr? Warum dieses in diesem Beruf immer so übliche freundliche auf Probleme hinweisen und sich aber nicht wie andere Berufsgruppen mal mehr als eine kleine Demo oder eine kleine Kampagne trauen?
Aber es zeigt auch wie diese Gesellschaft über die denkt die wir pflegen und betreuen...
Vielleicht sagt das aber noch vielmehr darüber was die eigene Berufsgruppe von sich selber hält aus oder ???
Nun zu deiner Frage :
weil sie einfach zu wenig Mitglieder haben um damit echten Druck aufzubauen.
Versuch dir doch einfach die Kampagne von Finnland in deinem beruflichen Umfeld vorzustellen - wieviele glaubst du würden mitmachen ?
Gwerkschaften und auch Berufsverbände können nur etwas für ihre Mitglieder erreichen , wenn sie einen Organsationgsgrad von mehr als 50% haben und rate mal wo der jetzt liegt ?

Aber bitte nicht Kopf in den Sand sondern auf gehts Mitglied werden :megaphon:

Flocky
 
Hallo,
bei knapp über 1 Mio. Pflegekräfte in DE (Angabe des st. Bundesamtes 2006) sollte schon noch "mehr drin sein"....
Der Prozentuale Anteil derer, die unterschrieben haben, ist also ziemlich gering .
 
Na endlich! Packen wir´s an .
Habe schon gedacht ich bin die einzige die der Meinung ist in der Pflege muß sich dringend und endlich etwas ändern. Jetzt sind es ja doch recht viele. Problem vielleicht auch bei vielen:Angst vor Arbeitsplatzverlust! Als der Betriebsrat die Unterschriftenliste auf Station brachte haben sich die meisten soforf verrollt. Da kann jeder meinen Namen sehen und man weis ja nicht was das für Folgen haben kann! Ich werde ihnen von www.krankenschwester.de - Die Online Community für Pflegeberufe erzählen und sie notfalls bei mir voten lassen! Laßt uns was bewegen. Alles fängt mit positiven Gedanken an. Nur wer nichts tut kann auch nichts erreichen!!!
 

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