Meine Meinung: Pflege an sich wird nicht schlecht angesehen, zumindest nicht von der breiten Öffentlichkeit. Wie hier irgendwo schon geschrieben wurde, landet die Krankenpflege bei entsprechenden Umfragen regelmäßig vorne. Was fehlt ist die Anerkennung seitens der Verantwortlichen, der Gesundheitspolitik. Ich persönlich fühle mich in meinem Job unterbezahlt, auch wenn das Geld natürlich trotzdem dicke zum Leben reicht. Und mehr verdienen als in anderen Jobs tue ich auch. Trotzdem ist mein Gehalt in meinen Augen nicht angemessen, wenn ich an die immense Verantwortung denke, die die GESAMTE Pflege trägt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man auf Normalstation ITS, in der Notaufnahme oder in der Funktionsdiagnostik arbeitet.
Jepp, völlig korrekt. Die Bezahlung kann sich nämlich nicht nur an der Anstrengung der Arbeit orientieren, sondern *muss* sich auch an der Verantwortung orientieren. Ein Chefarzt bekommt deswegen soviel Geld, weil er die Verantwortung trägt, und (siehe Frühchenstation in Hamburg) derjenige ist, der den Hut nehmen muss.
Genauso ich als Pfleger, wenn ich einen groben Fehler mache, können Menschen sterben, und das eigentlich jeden Tag. Und durch uns sterben jedes Jahr wesentlich mehr Menschen als im Strassenverkehr. Das ist der grundlegende Unterschied zu vielen anderen anstrengenden Berufen. Für dieses Risiko, für die Verantwortung die man trägt, für die Aufmerksamkeit die man bringen muss, fühl ich mich auch unterbezahlt.
Und auf ner ITS hat man praktisch 8,5h diese Situation, weil es ja keine Phase gibt, wo man sich mal hinsetzen kann und dokumentieren, und in dem Augenblick die Patienten völlig ignorieren. Auf Normalstation kannste auch Fehler machen, aber du hast auch mal längere Phasen, wo du z.B. Schreibkram machst, Doku, wo dir in dem Augenblick gar kein lebensgefährlicher Fehler unterlaufen kann. Selbst wenn du mal ne Pflegehandlung vergisst oder ein Medikament, kann man die ohne Probleme noch nachholen. Das wird alles nicht gefährlich.
Wenn ich vergesse wann Katecholamin-Spritzen leer sind (wir dürfen frühestens 1h vor dem Wechsel aufziehen), und vertieft in die Doku den Alarm nicht höre, kann es das gewesen sein, wenn der Patient sehr instabil ist.
Ich halte mich nicht für etwas besseres als ITS-Pfleger, aber der grundlegende Unterschied zu ner Normalstation ist, dass ich wirklich 8h immer 100%ig konzentriert sein muss. Der grundlegende Unterschied ist, dass ich die ganze Zeit lebensgefährliche Fehler machen könnte. Meine Arbeit ist nicht wertiger, und wir sind nicht ein elitäres Fachgebiet, sondern der grundlegende Unterschied ist, dass ich viel mehr Möglichkeiten habe in den Knast zu kommen. Es gibt viel mehr Anlässe wo man Fehler machen kann.
Logisch ist das toll, dass man auf ITS durch die Bereichspflege wirklich alle Pflegehandlungen tagtäglich macht, und auch viele Sachen die man selbst während der Ausbildung nie machte. Z.B: DK bei Mann legen, gabs nichtmal einen Anlass auf Normalstation. Oder Magensonden. Da leg ich teils jeden Tag mehr, als währned 3Jahre Ausbildung. Ich wasche und pflege und nicht die Berufsschüler, und sowas. Wir sind deshalb nicht die Elite, aber wir können noch fast alles, und machen es auch fast täglich. Das ist eine reine Feststellung, und keine Wertung, ist einfach ne Folge der Bereichspflege im Unterschied zur Funktionspflege auf Normalstation, wo bei uns im Haus fast nur Schüler Grundpflege machen.
Leute, das weiß doch jeder dass man auf ner ITS sehr viel lernt, auch und gerade im Bereich der Grundpflege, und nicht nur im Bereich Hand/Auge/Ohr des Arztes. Man ist deswegen nicht die bessere Pflegekraft. Die eine Feststellung, hat mit der Wertung nichts zu tun. Man muss nicht alles werten, man kann sowas auch mal im Raum stehen lassen.
Ich kann beides nicht ab, sich für was besseres halten, und nicht-klartext-reden, nur aus political-correctness, weil manche Kollegen von Normalstation das dann schon wieder als Überheblichkeit deuten.
Die meisten unserer Bewerber wollen nicht auf ITS, selbst nicht auf die kleineren Stationen mit weniger Stress, besseren Personalschlüssel. Woran liegt das?
@ZNA-Öse: Na klar verkaufen sie das Auto, weil sie nämlich gar nicht mehr genügend PFlegerinnen aus dem Ostblock auf dem freien Markt finden. Und bestimmte Dinge kann man als Laie dann eben doch nicht.
Da gibts ja kein Nest wo immer mehr herkommen. Seit letztes Jahr Mai könnte jede osteuropäische Pflegerin bei uns bewerben. Die Anzahl der freien Stellen ist nicht gesunken. Wo sind die denn jetzt?
Ich hab ne Ex aus Polen, vor paar Jahren musste man selbst als frischer Doc mit Festanstellung im KKH in Polen sich noch von den Verwandten nen Zuschuss holen, weils nicht zum Leben reichte. Mittlerweile fehlt denen auch massiv Personal, und das hat sich ziemlich gewandelt.
Und den meisten Osteuropäer die in den Westen gehen, ist es egal ob da 200km oder 800km Entfernung sind, und die gehen dann gleich nach uk z.B..
In Polen wird mittlerweile teilweise mehr verdient als auf unserer Seite der Grenze, die Supermärkte auf deutscher Seite sind voll von polnischen Schnäppchenjägern.
Meinetwegen werden Angehörige immer kostenlos zuhause die Grundpflege machen, aber der Markt wird absehbar weiterhin stark wachsen, dass auch der Fachpflegebedarf stark wachsen wird. Dazu immer mehr blutige Entlassungen. Bevor jemand nen Verbandswechsel zuhause macht, obwohl er sich nicht damit auskennt, dreht er die Heizung runter oder denkt über den nächsten KFZ-Kauf nach, jede Wette.
Meine Mutter ist so ne Person, die sich dann eher eine PDL suchen würde, und selbst nen ambulanten Pflegedienst aufmachen, um das höhere Gehalt (was der Pflegedienst im Vgl. zum pflegenden Angehörigen bekommt) für die Pflege an mir einzustreichen
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