Ich finde diese Diskussion irgendwie süss! Uns Kammergegnern wird immer vorgeworfen keine neuen Argumente zu bringen, Ihr befürworter bringt aber auch keine. Das finde ich irgendwo unlogisch.
Nochmal und daran könnt Ihr rein gar nichts ändern, denn es ist der Hauptablehnungsgrund. es geht um den ZWANG!!! Das hat nicht, aber rein gar nichts mit Demokratie zu tun, Da das ein böses Gegenargument ist, reagiert Ihr Kammerbefürworter darauf wahrscheinlich genau wie der Teufel auf Weihwasser.
@ Elisabeth: Ob wir es noch erleben dürfen, dass Du nicht immer so unqualifiziert gegen ver.di schiesst, sondern mal nachvollziehbare Argumente für Deinen ver.di-Hass bringst?
Ich glaube da nicht mehr dran.
Hier ein neuer, bitterer und qualifizierter Änderungsversuch, zwingende Argumente mit teuflischem
Weihwasser zu domokratisieren:
Wir zwingen die Pflegneden ja auch, sich ausbilden zu lassen und nicht einfach drauf loszupflegen. Ist das auch Zwang oder ist das Pflicht?
Es geht nicht um Zwang, sondern um Pflicht und um Verantwortung. Es heißt Pflichtbeitrag und das entspricht dem Sinn und Zweck.
Wir zwingen ja auch nicht die Patienten und Pflegebedürftigen, gute Pflege in Anspruch zu nehmen? Aber es ist unsere berufliche Pflicht, für gute Qualität zu sorgen. Und es ist unsere Pflicht, als einzige Berufsgruppe, die definieren kann, was gute Pflege ist, Pflegequalität zu definieren und für ihre Durchsetzung zu sorgen.
Wenn Du mir belegst, Joerg, dass andere Berufsgruppen das besser können als unser Berufsstand, dann würde ich sagen, wir sind aus der Verantwortung raus. Dann würde ich Dir zustimmen, dass es Zwang ist (den ich nach wie vor befürworten würde - "denn bist Du nicht willig, so ..." - da bin ich ganz unromantisch).
Aber wir müssen definitiv beobachten, dass alle anderen Akteure in der Gesundheits- und Pflegepolitik es mehr und mehr vermasseln und die heraufziehende Verelendung der Pflegebedürftigen und mit ihnen der Pflegenden nicht in den Griff bekommen, weil sie zwar die Tragweite sehen, aber kneifen und nicht kompetent genug sind. Zu dieser Kompetenz gehört nämlich Pflegewissenschaft, Wirtschaftswissenschaft im Pflegewesen und vor allem auch Berufserfahrung bis hin zum Elend in den schlimmsten Ecken. Und dazu gehört professionelle Verantwortung, die schlechte Qualität nicht akzeptiert.
Und um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Diese "Zwangs-Rhetorik" hat mit Verantwortung schmerzlich wenig zu tun!
Du bist auch verantwortlich für die Qualität in unserem Berufsstand und deshalb hast Du die Pflicht, Dich dafür einzusetzen (was Du vermutlich in Deinem Einflussbereich auch tun wirst, bis auf Deinen Pflichtbeitrag zur Pflegekammer).
Als ich in UK gearbeitet habe, musste ich auch in den Nursing and Midwifery Council, eintreten und ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht, dass ich zu irgendetwas gezwungen wurde - weil das einfach lächerlich gewesen wäre. Das war meine Eintrittskarte in die Gemeinschaft verantwortungsvoller, gut qualifizierter Pflegeprofis, die von Arbeitgebern nur unter der Voraussetzung beschäftigt werden durften, dass sie bei der Kammer registriert und damit als angemessen qualifiziert und unbescholten eingestuft galten. Ja, die Arbeitgeber wurden gezwungen (wie undemokratisch!), nur registrierte Pflegekräfte in entsprechenden Arbeitsfeldern zu beschäftigen und sie mussten den gewerkschaftlich vereinbarten Preis dafür bezahlen. Zwang kann so schön sein!
Und liebe Demokraten hier im Threat: Kammergesetzte sind auf rechtsstaatlich demokratische Weise geschaffen worden. Und hinter nahezu jedem Gesetzt steht der Staat und wendet nötigenfalls Zwang (manchmal sogar Gewalt, wenn auch keine Speerspitzen) an. Demokratie bedeutet nicht, das jeder machen kann, was er gut findet oder wo er zuvor um Einverständnis gebeten wurde. Gesetze werden geschaffen, um Probleme zu lösen. Und die Kammer ist eine Möglichkeit für unseren Berufstand, bei der Lösung der Probleme unmittelbar mitzuwirken. Wenn der Staat merkt, dass er die Profis braucht, - diese Einsicht scheint sich in dern Ländern allmählich breit zu machen - dann kann er sie verpflichten, als Profession eine Kammer zu bilden, in der alle verpflichtet sind, als fachkundige, beitragspflichtige und verantwortungsvolle Mitglieder ihre Führungsspitze zu wählen und auf ganz breiter Mitglieder-Basis zu legitimieren, sich im Auftrag der kompletten Professionsgemeinschaft um die Lösung der Probleme zu kümmern (iih, wie undemokratisch). Der Staat überträgt einen Großteil seiner Verantwortung an den Berufsstand. Er erlaubt dann keinem Mitglied des Berufsstandes, aus der Gemeinschaft auszuscheren und trotzdem den Status des Profis für sich in Anspruch zu nehmen und mit diesem Status Einkünfte zu erzielen. Ja, so funktioniert das. Das ist ein großer Unterschied zu Berufsverbänden und Gewerkschaften.
Auch wenn wir die Verantwortung noch nicht übertragen bekommen haben, sind wir jetzt schon verantwortlich, weil nur wir in der Lage sind, die Probleme richtig zu verstehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen (auch wenn mir in diesem Threat so mansche Zweifel daran kommen). Und diese Verantwortung lässt uns nicht aus der Verpflichtung ausscheren, wenn wir unseren Beruf ernst nehmen.
Ich meine, wer diese Pflicht nicht bereit ist zu übernehmen (und hier sprechen wir trotz aller Beteuerungen (kleines Wortspiel) vordergründig über die Pflicht, 3 bis 10 Euro im Monat beizutragen), sollte sich einen anderen Beruf suchen, so hart und intollerant das klingen mag. Es geht nicht nur um Poltik, sondern zuallererst um gesellschaftliche Verantwortung, der wir uns nicht entziehen dürfen, die uns aber emense Vorteile bringen kann.
Selbst die Gewerkschaften werden davon profitieren. Mehr Professionalisierung = höhere Ansprüche = höhere Bereitschaft zur Organisation.