Erstmal: Das Brillenargument zählt nicht - die könnte problemlos durch Kontaktlinsen ersetzt werden.
Nennt mich renitent, aaaaaber....
Ich sehe ein, dass frische Piercingwunden durchaus anfällig sind für Infektionen. Besteht also eine Infektion und somit die Gefahr, vorhandene Keime durch Sprechen (bspw. bei Lippenpiercings) etc. zu verschleppen, stellt sich die Frage gar nicht, ob man sie weiter tragen sollte. Selbstverständlich ist der Schmuck dann zu entfernen.
Nichts desto trotz bestünde die größte Gefahr der Verschleppung in der direkten Kontaktinfektion - und ich gehe mal davon aus, dass das qualifizierte Pflegepersonal des 21. Jahrhunderts nicht mit dem Gesicht im Patienten rumhantiert.
Besteht bei einem infektiösen Patienten die Gefahr der aerogenen Übertragung (zu beiden Seiten), ist ohnehin das Tragen eines Mundschutzes indiziert.
Zumal bei einer Kontamination im Gesicht mit den Konjunktiven bzw. der Nasenschleimhaut und dem Mund tendenziell empfindlichere Milieus vorhanden sind, als abgeheiltes Knorpelgewebe (welches im Übrigen deutlich anfälliger ist, wenn ich den Ring herausnehmen würde, weil der Stichkanal offen wäre und unnötig oft manipuliert würde.)
Im übrigen habe ich selbst (und auch niemand der vielen gesichtsgepiercten Menschen, die ich kenne) nie Probleme mit Infektionen der Einstichstellen gehabt.
Ob nun Eintrittspforte oder Infektionsquelle - so wie ich das sehe (ebenso, wie unsere KH-Hygiene und das RKI, auf welches sie sich beruft) sind Gesichtspiercings bei ausreichender Geistesgegenwärtigkeit und adäquater Händedesinfektion kein zusätzliches Infektionsrisiko für Patient oder KH-Personal.
Ich finde, man sollte mal eine Datenerhebung machen, aus der hervorgeht, wie groß der Anteil jener nosokomialen Infektionen ist, die durch Piercings verursacht wurden.