Der Deckel muß weg! ->> Demo 25.09.2008 in Berlin

Sicher kann man- ist damit das DRG die Lösung aller Probleme?
 
DRGs sind nicht die beste Lösung. Aber welche Lösung ist schon perfekt?

Aber gehen wir nicht schon wieder in die Jammerdepression? Es gibt Lösungsmöglichkeiten ( das sie funktionieren können bestätigt susi ja)... aber wir Pflegenden schauen nicht in die Richtung sondern suchen das Haar in der Suppe.

Elisabeth
 
...Aber gehen wir nicht schon wieder in die Jammerdepression? Es gibt Lösungsmöglichkeiten ( das sie funktionieren können bestätigt susi ja)... aber wir Pflegenden schauen nicht in die Richtung sondern suchen das Haar in der Suppe.

Elisabeth
Ach- das ist das Haar? Der Rest ist gut und kritiklos zu übernehmen? Was verdammt, haben wir in Berlin eigentlich gemacht? Großer Kaffeeklatsch?

Und Jammerdepression?

Ich kenne keine Berufsgruppe, die so anpassungsfähig und eigentlich still ist, wie die der Pflege in Deutschland. Seit Jahren schauen wir zu, passen uns an, strukturieren um, stellen um, organisieren um- nur um unter den Spardruck die gleiche Arbeit leisten zu können wie vorher. Wir haben zugeguckt wie Stellen reduziert wurden, wie Krankenhäuser geschlossen wurden, wie die Zahl der Überlastungsanzeigen gestiegen sind. Alles wegen dem DRG!

Seit Jahren haben wir in der Öffentlichkeit unsere Klappe gehalten, und wenn, dann kamen nur Piepstöne heraus.
Was hat das mit Jammerdepression zu tun?

Wir haben gerade eben etwas geschafft, was nicht einmal wir Pflegenden für möglich gehalten haben: eine große Demo, doppelt soviele Teilnehmer wie erwartet- die große Zeitungen wie Spiegel, Welt, Stern- plötzlich waren wir im Mittelpunkt, konnte die Öffentlichkeit endlich mal hören, womit wir zu kämpfen haben. Das, was wir uns eigentlich immer gewünscht haben!

Wir sehen, was in anderen Ländern schiefgelaufen ist, als sie DRG's einführten- Deutschland hat es ohne das ganze zu reflektieren, einfach übernommen. Im stillen wurde davor gewarnt- als ich noch Zivi war, hörte ich bereits von meinem Vorgesetzten was das für uns bedeuten könnte- seine Erwartungen wurden voll getroffen.

Jetzt haben wir die Chance was zu ändern, es zu unserem Gunsten zu verändern- und schon heißt es wieder: wir jammern zuviel, halten nix aus, kurz, wir sehen alles falsch- sogar aus den eigenen Reihen.

Ich bin erstaunt, liebe Eisabeth.....
 
Zuletzt bearbeitet:
Meiner Meinung nach vermischst du hier etwas.

Der für die Fallpauschale abzurechnende Preis ergibt sich aus dem kalkulierten Relativgewicht multipliziert mit einem sogenannten Basisfallwert, der in den Jahren 2003 und 2004 noch Krankenhausindividuell verhandelt wird, zwischen 2005 und 2008 jedoch schrittweise an einen für das Bundesland einheitlichen Basisfallwert angeglichen wird (Konvergenzphase), so dass ab 2009 gleiche Leistungen innerhalb eines Bundeslandes auch einen gleichen Preis haben sollen, unabhängig davon, in welchem Krankenhaus der Patient behandelt wurde.
Diagnosis Related Groups – Wikipedia

Wieso ist der Basisfallwert von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich? Verursacht ein Patient in M/V weniger Kosten als ein Pat. in Ba/Wü? Warum kommen einige KH mit dem Geld aus- andere aber nicht?

Mir geht es nicht um kritikloses Reinpumpen von Geld ins System, sondern um die richtige Verteilung der Gelder.

Elisabeth
 
Meiner Meinung nach vermischst du hier etwas.
Ich vermische den Thread über die Demo mit Deinen Abhandlungen über Jammerdepressionen und DRG....
Wieso ist der Basisfallwert von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich? Verursacht ein Patient in M/V weniger Kosten als ein Pat. in Ba/Wü? Warum kommen einige KH mit dem Geld aus- andere aber nicht?
Das Geld kommt noch immer von uns Beitragszahlern- und ich denke, da haben die wirtschaftlichen Faktoren etc. durch eine große Rolle.Ich ergoogle das gerade...
Aber:
Zitat Wiki: "Letztendlich soll dann ein bundesweit gleicher Preis je Leistung berechnet werden. Allerdings ist der hierfür erforderliche gesundheitspolitische Rahmen noch nicht bestimmt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Einführung von bundesweiten Basisfallwerten noch länger auf sich warten lassen wird."
 
Mir geht es nicht um kritikloses Reinpumpen von Geld ins System, sondern um die richtige Verteilung der Gelder.

!richtig so sehe ich es auch! nur das Problem was einfach besteht ist die Personen die über die Zuteilung und Verteilung entscheiden sind auch diejenigen die sich das Geld in ihre und Taschen ihrer Freunde stecken.

und da kann demonstriert werden wie will mitzureden haben Interessenverbände, Management und andere üble Zeitgenossen....

also ärgert euch nicht gegenseitig

und vergesst eins nicht jeder Euro den die Krankenkassen bezahlen egal an wen muss durch Sozialabgaben aufgebracht werden....
ach ja nicht zu vergessen die Leute die nicht an der finazierung der KK beteiligt sind
Beamte, Politiker
zum Teil: Selbstständige, Familienversicherte,Mini- und Midijobber, Hartz 4 Empfänger, Arbeitslose(da hier durch den Staat an die Krankenkassen nur eine kleine Pauschale fallen)
 
@HHS- Es gibt keinen Ost oder West-Tarifgebiet mehr- siehe TVöD. Die Medis kosten im Osten genauso viel, wie im Westen. Die Ausgaben dürften also fast deckungsgleich sein.

Ergo: Gleiches Geld für gleiche Arbeit... und dies in beide Richtungen. Und nichtwirtschaftliche Häuser "vom Netz" zugunsten der wirtschaftlichen Häuser.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse;172561. schrieb:
Ergo: Gleiches Geld für gleiche Arbeit... und dies in beide Richtungen. Und nichtwirtschaftliche Häuser "vom Netz" zugunsten der wirtschaftlichen Häuser.
Das ist die Theorie. Aber kann und muss Medizin wirklich wirtschaftlich sein?
Das führt dazu, dass die "richtig kranken" Pat. extrem unwirtschaftlich sind und nur die, die pauschal gut und schnell zu behandeln sind, etwa zügig operiert und wieder entlassen, wirtschaftlich sind.
Zeit und Geld für eine gründliche Diagnostik und Nachbehandlung gibt es kaum noch.

Richtig, früher haben sich vor allem die Ober- und Chefärzte eine goldene Nase verdient, aber ob das Problem durch die DRGs behoben wird, bezweifle ich. Einzig Zeit- und Leistungsdruck sind angestiegen. Die medizinische Versorgung ist dadurch nicht qualitativ besser geworden.

Ich habe schon den subjektiven Eindruck, dass alle möglichen Eingriffe jetzt hemmungsloser durchgeführt werden, ohne dass diese unbedingt nötig wären. Das sagen selbst die Ärzte. Wenn der Pat. nun einmal da ist, muss irgendetwas gemacht werden, weil die Krankenkasse sonst anfragt, warum der so lange liegt. Aber der Sinn von wiederholten Gastroskopien bei multimorbiden 90igjährigen sei mal dahingestellt - so jemandem täte eine qualifizierte Pflege wohl, begleitet von ärztlicher Therapie (Infusionen).
Bei "Bäuchen" wird ganz schnell die Entscheidung für eine diagnostische Op gefällt. Steigert die Fallzahlen. Die ärztliche Kunst des Diagnose-Stellens wird immer flacher.
Und diese Sache, ob ein Haus wirtschaftlich ist... Die Pat.zahl ist niemals konstant. Was bringt der Gesellschaft mehr, ein Krankenhaus, das regional fest verankert ist, mal mehr, mal weniger erwirtschaftet, aber über die Jahre für als fester Standort zu werten ist, Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen bietet, oder sein Wegfallen und die Erhöhung der Arbeitslosenquote, das Abwandern der Jüngeren aus der Region und wieder mehr Jugendliche, die Ausbildungs- und Praktikumsplätze suchen? - Und das im Westen wohlgemerkt.

Der Trend, dass genau geschaut werden muss, wo das Geld hingeht, ist ja nicht verkehrt. Aber wird das auch richtig gemacht?
Die ausufernde Bürokratie kostet ja wieder Unmengen von Geld.
 
Deswegen gebe ich offen und ehrlich zu ich war nicht bei der Demo und sehe den Sinn darin auch nicht weil hierdurch nicht die Krankheit behandelt wird sondern nur das Symptom und jede Behandlung geht mit Nebenwirkungen einher.

mfg Akhran
 
Das ist die Theorie. Aber kann und muss Medizin wirklich wirtschaftlich sein?
Das führt dazu, dass die "richtig kranken" Pat. extrem unwirtschaftlich sind und nur die, die pauschal gut und schnell zu behandeln sind, etwa zügig operiert und wieder entlassen, wirtschaftlich sind.
Zeit und Geld für eine gründliche Diagnostik und Nachbehandlung gibt es kaum noch.

Du hast mich bezüglich der Wirtschaftlichkeit falsch verstanden. Es geht mir hier nicht um die notwendigen diagnostsich-therapeutischen Maßnahmen beim Pat.. Es geht mir um den effizienten Einsatz von Personal und Material zugunsten des Pat.. Dazu gehören auch so unbeliebte Maßnahmen wie Pool/Rotation, (sinnvoller) Einsatz von Hilfskräften, usw..

Ob die Bürokratie ausufern muss liegt doch auch an uns. Eine eindeutige, für den Kaufmann verständliche und für den Fachmann nachvollziehbare Dokumentation muss her... entwickelt von Fachkräften aus der Praxis.

Bis dato wird oft lediglich das Sicherheitsbedürfnis der verschiedenen Berufsgruppen befriedigt: noch ein Zettel extra damit man ggf. dem MDK was vorzuzeigen hat. Der MDK fordert m.E. diese umfangreiche Doku nur dann, wann Unklarheiten bestehen.


Elisabeth
 
Ob die Bürokratie ausufern muss liegt doch auch an uns. Eine eindeutige, für den Kaufmann verständliche und für den Fachmann nachvollziehbare Dokumentation muss her... entwickelt von Fachkräften aus der Praxis.
Elisabeth

Okay. Aber da kommt ja noch viel mehr dazu, auch ärztlicherseits.
Wir haben beispielsweise eine Arztstelle, die mit so einem Qualitätsfuzzi (Arzt) besetzt ist und als OA vergütet wird, während Chirurgen fehlen. Dieser Mensch macht Statistiken, rechnet die Fallzahlen aus und wie viele wir noch erreichen müssen usw. Währenddessen muss Pflegepersonal immer mehr äztliche Tätigkeiten übernehmen, für die es nicht ausgebildet ist und nicht vergütet wird. Wo ist da die Qualität und Effizienz?
Das ist Bürokratie.
 
Es fehlen keine Chirurgen. Sie sind lediglich zu teuer für die Aufgaben, die derzeit an Pflegekräfte abgegeben werden.
Da kommt für einen potentiell arbeitslosen Arzt so eine "Statistikstelle" gerade richtig.

Meine Vermutung bezüglich der Stelle ist allerdinsg eine andere. Hier geht es nicht nur um Auswertung von Statistiken. Der Auftrag wird lauten: Optimierung der Abläufe unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Dies kann nur ein Fachmann/ Experte leisten. Da diese Arbeit eine erhebliche Ersparnis fürs Haus (und letztendlich für den Versicherten) mit sich bringt, scheint eine Entlohnung auf OA-Niveau nicht verkehrt.

Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass nicht nur Handwerk bezahlt wird sondern auch Kopfarbeit. Und für letztere brauchts halt oft ein imenses Grundlagenwisssen das man nicht so nebenbei erwirbt. Ergo: mehr Lohn für mehr Arbeit.

Elisabeth
 
Ich war dabei :D :-P

War schon ne coole sache...echt heftig wie viele leute da waren!

Hat aufjedenfall spaß gemacht und hoffentlich auch etwas gebracht!!

Liebe Grüße und noch einen schönen Abend!
 
Es fehlen keine Chirurgen. Sie sind lediglich zu teuer für die Aufgaben, die derzeit an Pflegekräfte abgegeben werden.
Da kommt für einen potentiell arbeitslosen Arzt so eine "Statistikstelle" gerade richtig.

Meine Vermutung bezüglich der Stelle ist allerdinsg eine andere. Hier geht es nicht nur um Auswertung von Statistiken. Der Auftrag wird lauten: Optimierung der Abläufe unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Dies kann nur ein Fachmann/ Experte leisten. Da diese Arbeit eine erhebliche Ersparnis fürs Haus (und letztendlich für den Versicherten) mit sich bringt, scheint eine Entlohnung auf OA-Niveau nicht verkehrt.
Elisabeth

Doch. Es fehlen Chirurgen, bzw. wollen sie unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr in Deutschland in kleineren Häuser arbeiten. Die Ärztezeitungen etc. sind voll mit Stellenangeboten. Die Ärzte selbst beschweren sich über die immense Arbeitsverdichtung wegen fehlender Kollegen. Die Assistenzärzte sind oft genauso "doof" wie wir und meinen, alles schlucken zu müssen.

Das Ziel "Optimierung der Abläufe unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit" ist unanfechtbar richtig. Es ist jedoch merkwürdig, wie wenig sich in den 2 Jahren, die der Mensch jetzt seine Arbeit macht, positiv verändert hat.
Außer: Dies ist zu teuer, das ist zu teuer (zuletzt: zu viele VAC-Pumpen, woraufhin eine riesige Unterschenkelwunde konservativ behandelt wurde, die dadurch nicht nur pflegerische und ärztliche Ressourcen band, sondern auch sehr schmerzintensiv war, also wieder Umstellung auf VAC-Therapie).
Die Statistiken werden regelmässig veröffentlicht. Und machen Druck. Der von oben nach unten weitergereicht wird.
Stationsabläufe und Prozesse in der Ambulanz sind nicht verändert worden. Von so etwas hat der Controller leider gar keine Ahnung.

Wo hier die Ersparnis sein soll, möchte ich wissen.
Das einzige, was zählt, sind mehr Fälle, mehr Ops, schnelle Entlassungen, alles andere belastet das System.
 
...

Wo hier die Ersparnis sein soll, möchte ich wissen.
Das einzige, was zählt, sind mehr Fälle, mehr Ops, schnelle Entlassungen, alles andere belastet das System.

Richtig- was Du, Elisabeth, da aufzählst, hört sich in der Theorie toll an!
Aber in der Praxis bringt er eben die genannten Nachteile mit. Das kann man nicht bestreiten!
 
@Ev- mich erinnert das alles an die selbsterfüllende Prophezeiung. Alles, was anders ist als derzeit üblich, wird boykottiert.
Hinzu kommt das mangelnde Fachwissen sowohl bei Ärzten als auch bei Pflegekräften (inklusive nicht vorhandenes Interesse an WB)... aus dieser Melange entstehen dann die von dir beschriebenen Probleme.

Veränderungen können nur erfolgen, wenn sie auch von allen als Notwendig empfunden und mitgetragen werden. Das bedeutet für jede Berufsgruppe sich neu orientieren. Das Geld ist begrenzt- auch mit einer Erhöhung der Einnahmen der KH.

Elisabeth
 
@Ev- mich erinnert das alles an die selbsterfüllende Prophezeiung. Alles, was anders ist als derzeit üblich, wird boykottiert.
Hinzu kommt das mangelnde Fachwissen sowohl bei Ärzten als auch bei Pflegekräften (inklusive nicht vorhandenes Interesse an WB)... aus dieser Melange entstehen dann die von dir beschriebenen Probleme.

Veränderungen können nur erfolgen, wenn sie auch von allen als Notwendig empfunden und mitgetragen werden.
Elisabeth

Na ja, wir boykottieren ja nicht. Wir kommen uns vor wie die Hamster im Hamsterrad, die erst anhalten, wenn sie nicht mehr können, weil sie keine Kraft mehr haben.
Es wurde uns alles sehr undemokratisch von oben übergestülpt, selbst die KH-Leitung sagt bloß: Die Politik will das so.
Einige von uns sind sehr an Zusammenarbeit interessiert, es wird nicht nur geblockt. Und es geht ja auch weiter. Bisher haben wir immer noch schwarze Zahlen geschrieben, und demnächst steht eine Fusion mit einem akademischen Lehrkrankenhaus an. - Die Gegenentwicklung zu den privaten Klinik-Großkonzernen (Rhön-Klinikum, Asklepios...)
Nichtsdestotrotz arbeitet man weniger für den Pat. als für die Zahlen. (So ist das wohl im Kapitalismus.:gruebel:)

Natürlich wäre mehr Demokratie mit einem höheren Stellenwert der Pflege wesentlich leichter zu erreichen, Stichwort bessere Ausbildung, Pflegekammer. Da sind wir uns wieder einig.
Doch oft denke ich, solange wir an unserem Arbeitsplatz Krankenhaus noch einigermaßen tolerant miteinander umgehen, können wir schon/noch zufrieden sein...
 
Der Stern Online hat das Thema aufgegriffen:Pflegenotstand: Windeln wechseln? Später, vielleicht! - Politik - STERN.DE - Seite 2

Sehr schön dieser Satz:
Pflege ist ein Berufsstand, der sich abstrampelt. Ein Berufsstand, der sich anpasst und nicht aufbegehrt.

Ich widme diesen Satz all denen hier, die der Meinung sind, das wir eben uns anpassen müssen, und nicht dagegen kämpfen sollten!
Wenn das wirklich das Ziel ist, dann gebe ich diesen eigentlich schönen Beruf auf!
 
Es geht nicht ums anpassen... es geht aber auch nicht um den Erhalt von veralteten Strukturen. Allen Managern ist bekannt, dass eine Personalerhöhung nicht unbedingt eine Erhöhung der Qualität mit sich bringt.

Ergo: erst Inhalte und dann die Inhalte verkaufen. Was will der Kunde? Nicht unser Interesse zählt alleine.


Elisabeth
 
Was verdammt, haben wir in Berlin eigentlich gemacht? Großer Kaffeeklatsch?

Und Jammerdepression?

Ich kenne keine Berufsgruppe, die so anpassungsfähig und eigentlich still ist, wie die der Pflege in Deutschland. Seit Jahren schauen wir zu, passen uns an, strukturieren um, stellen um, organisieren um- nur um unter den Spardruck die gleiche Arbeit leisten zu können wie vorher. Wir haben zugeguckt wie Stellen reduziert wurden, wie Krankenhäuser geschlossen wurden, wie die Zahl der Überlastungsanzeigen gestiegen sind. Alles wegen dem DRG!

Seit Jahren haben wir in der Öffentlichkeit unsere Klappe gehalten, und wenn, dann kamen nur Piepstöne heraus.
Was hat das mit Jammerdepression zu tun?

Wir haben gerade eben etwas geschafft, was nicht einmal wir Pflegenden für möglich gehalten haben: eine große Demo, doppelt soviele Teilnehmer wie erwartet- die große Zeitungen wie Spiegel, Welt, Stern- plötzlich waren wir im Mittelpunkt, konnte die Öffentlichkeit endlich mal hören, womit wir zu kämpfen haben. Das, was wir uns eigentlich immer gewünscht haben!

Jetzt haben wir die Chance was zu ändern, es zu unserem Gunsten zu verändern- und schon heißt es wieder: wir jammern zuviel, halten nix aus, kurz, wir sehen alles falsch- sogar aus den eigenen Reihen.
"Was verdammt, haben wir in Berlin eigentlich gemacht? Großer Kaffeeklatsch?"
Eine sehr interessante Frage, kann mir die mal jemand beantworten? :)

"Ich kenne keine Berufsgruppe, die so anpassungsfähig und eigentlich still ist, wie die der Pflege in Deutschland."
Und weil es so ist geht die Pflege in Berlin demonstrieren, für ein durch und durch unkontrollierbares und lobbyistisches System in dem die Pflege an letzter Stelle kommt. :knockin:

"Wir haben gerade eben etwas geschafft, was nicht einmal wir Pflegenden für möglich gehalten haben: eine große Demo.."

Wer ist Wir? Ihr habt Euch vor den Karren derjenigen spannen lassen, die an der Entwicklung im Gesundheitswesen die Schuld tragen und die noch nie vorhatten, auch nicht als es unbegrenzte Finanzmittel im System gab, Euch besser zu bezahlen.

"...die große Zeitungen wie Spiegel, Welt, Stern- plötzlich waren wir im Mittelpunkt, konnte die Öffentlichkeit endlich mal hören, ..."

Echt? Und Du glaubst daran erinnert sich heute noch jemand? Ich habe auch Beiträge gelesen, gesehen und gehört, die genau in die andere Richtung gingen und die Bettenzahl in Deutschland im internationalen Vergleich sehr kritsch sahen.

"Jetzt haben wir die Chance was zu ändern,..." Durch was? Und was ist die Chance etwas zu verändern?


"...und schon heißt es wieder: wir jammern zuviel, halten nix aus, kurz, wir sehen alles falsch- sogar aus den eigenen Reihen."

Ihr fahrt nach Berlin, weil Euch die Lobbyisten dahin bestellen! Anschließend fahrt Ihr zurück an den Arbeitsplatz der so ist weil die, die Euch nach Berlin schicken ihn so einrichten. Und dann kompensiert Ihr durch hochmotivierten persönlichen Einsatz alle Personalmängel und sonstige Unzulänglichkeiten. Ihr benehmt Euch als hätte der Patient nicht mit dem Geschäftsführer, sondern mit Euch persönlich einen Behandlungsvertrag abgeschlossen. Damit entlasst Ihr die Klinikleitungen aus dem Handlungszwang, die verteilen großzügig die nicht vorhanden Finanzen an die "Leistungsträger" und so bleibt alles wie es ist.

Ich bin seit mehr als dreizig Jahren im Gesundheitswesen und darf sagen, dass war schon immer so, auch als noch keiner an Fallpauschalen dachte. Die Pflegenden waren immer wieder in der Öffentlichkeit. Brav distanziert wurde von den Medien berichtet und alles schnell wieder vergessen. Als vor einigen Jahren die Ärzte streikten, konnten wir eine ganz andere Medienbeteiligung beobachten. Irgendwie hatte ich den Eindruck die Redakteure waren mit Ärzten verheiratet, so engagierte Presseaufmerksamkeit hatte die Pflege noch nie. Sie interessiert nämlich niemanden wirklich, hauptsache es funktioniert irgendwie. Es geht ja nur um die Kassenpatienten. Die Meinungsbildner haben schon lange ein eigenes, viel besser funktionierendes Medizinwesen, in dem Kosten keine Rolle spielen.

So, dass war´s mal wieder von Yaprak :besserwisser:
 

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