Der Deckel muß weg! ->> Demo 25.09.2008 in Berlin

Willkommen im Kapitalismus:

"Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens."

Das Zitat wird K.Marx zugeordnet.

Die Gesetze des Marktes ermöglichen erst die unsägliche Entwicklung. Der Kunde "Patient" will eine Maximalversorgung vor Ort- egal ob dies sinnvoll ist oder nicht. Das Konsumdenken kann mann tagtäglich beobachten: ... ich hab dafür bezahlt... .

Für mich ist der Job auch zum Überleben da. Demzufolge möchte ich die entsprechende Entlohnung.... auch wenn das zu Lasten der Kunden geht. Es gibt auch in dieser Gesellschaftsordnung nichts umsonst.

Elisabeth
 
Demzufolge möchte ich die entsprechende Entlohnung.... auch wenn das zu Lasten der Kunden geht. Es gibt auch in dieser Gesellschaftsordnung nichts umsonst.

Elisabeth

Auch ich verdiene mein Geld im Krankenhaus und gebe Dir Recht mit der Bezahlung. Ich glaube nur nicht das die Verbände, die dieses Aktionsbündnisses bilden, diese Aktion starten damit die Pflege mehr verdient. Marburger Bund hat im letzten Jahr für die Ärzte einen Tarifzuschlag erstreikt der in der Höhe des monatlichen Einkommens einer Pflegekraft liegt. Die meisten Häuser konnten diese Summen, bei uns sind es 400000 €/jährlich ohne Problemem stemmen. Rechne das mal in Pflege - VK´s um. Damit haben sie nicht nur für höhere Einkommen ihrer Klientel gesorgt, sonder auch die Mitarbeitersolidarität = Gleicher Arbeitgeber, gleicher Tarif, zerschlagen. Die werde jetzt sicherlich voller Sorge um die Einkommen der Pflegekräfte sein :-) Die Tariferhöhung diese Jahr, die durch Verdi verhandelt wurden, sind doch die gleiche Verarsch.... Ist was bei Dir hängen geblieben? Oder wurden da nur Solidargelder über Dein Konto, dank "Kalter Steueprogression" direkt in den Steuersack geschaufelt? Hier geht es nach meiner Meinung nur darum, die möglichst unbegrenzten Einnahmequellen der Zukunft zu sichern. Und wir sollen dabei benutzt werden. :knockin:
 
... Marburger Bund hat im letzten Jahr für die Ärzte einen Tarifzuschlag erstreikt der in der Höhe des monatlichen Einkommens einer Pflegekraft liegt. ...

Die Assistenzärzte haben eine Lohnerhöhung von knapp 3% erhalten. Dafür an anderer Stelle wieder Zuschüsse abgegeben. Also mal ganz sachte bleiben.
Die einzigen die vom Ärztestreik profitiert haben sind die Oberärzte, da stimmt übrigends Deine Rechung.
 
Die Assistenzärzte haben eine Lohnerhöhung von knapp 3% erhalten. Dafür an anderer Stelle wieder Zuschüsse abgegeben. Also mal ganz sachte bleiben.

Unbestritten! Die Assistenzärzte (gelegentlich auch in Kittel gesteckte Hartz IV. -Leute) haben nach Aufruf des MB gestreikt und die Fach- und Oberärzte haben davon profitiert und zwar in unanständiger Höhe. Entscheidend ist jedoch, dass die, ach so wirtschaftlich belasteten Häuser, diese Kosten stemmen konnten. Mit diesem Geld hätte man vorher auch schon mal für ausreichendes Personal sorgen können. Übrigens, das wird dieses mal nicht anders sein. Klinikpersonal demonstriert, profitieren werden Andere. Zahlen werden wir, auch Klinikpersonal, die sich dagegen nicht wehren können. Ändert aber nichts daran, dass ich behaupte, dass genug Geld im System ist und dort verschleudert wird. Nutznießer sind selten die Beitragszahler oder die Leistungserbringer, von einigen Ausnahmen mal abgesehen.
 
In den letzten Jahren wurden fast 20% Pflegepersonal abgebaut - und um 13% das ärztliche Personal aufgestockt.

Aus unseren (Pflege-!)Kreisen sprechen Manager und Direktoren davon, wie sie dadurch Geld einsparen konnten :gruebel:. Wohlgemerkt, diese "Manager" und "Direktoren" aus großen Kliniken aus dem gesamten Bundesgebiet sind angehalten, weiterhin Pflegepersonal abzubauen.

Wenn man ein Blick hinter die Kulissen der Krankenkasse wirft, ist schnell und leicht festzstellen, wie das Geld dort verschleudert wird. Hohe Vorstandsgehälter, etliche Auslands"dienst"reisen, extrem hohe Immobilienpreise für die gemieteten Objekte.

Der einzelne Pat. kämpft um jede ach so kleine Leistung. Für den Konsum des Pat., Elisabeth, ist der behandelnde Arzt Schuld, nicht der Pat., der eh´meist keine Ahnung hat, was mit ihm geschieht, geschweige was das alles kostet.

Eine Demo ist grundsätzlich gut - aber bei dieser Demo sind nach meinen Recherchen sehr viele Ärzte anwesend (die haben ja auch genügend Personal). Aber mehrere Pflegende, die die Chance bekommen, da hinzufahren, haben "keinen Bock". Nun denn.

Vielleicht sollte man dafür demonstrieren, dass das Geld der Krankenkassen von unseren Beiträgen (und die der Arbeitgeber) dort verwendet wird, wo es gebraucht wird.
Dann bräuchte man nämlich erst gar keinen Deckel.
Ulla Schmidt durchblickt das System allerbestens, aber im Hinblick auf die kommenden Gesundheitsfonds möchte sie den Krankenkassen wohlgesonnen sein. Fakt.

LG
Trisha
 
Eine Demo ist grundsätzlich gut - aber bei dieser Demo sind nach meinen Recherchen sehr viele Ärzte anwesend (die haben ja auch genügend Personal). Aber mehrere Pflegende, die die Chance bekommen, da hinzufahren, haben "keinen Bock". Nun denn.
Hi Trisha,

das liegt nicht nur am genügenden Personal, sondern auch, dass sie nicht diese *jetzt müsste mal jemand was für uns tun* Menatilität haben, sondern sich einfach aus welchen Gründen auch immer besser organisieren.

Wenn ich schaue was ich als Antwort von meinen Kollegen bekommen habe, es ist ja Dienstzeit vom AG aus, Kosten werden auch übernommen, dann reicht das von - Berlin?, du da war ich schon mal - bis achneee, lass da mal die Ärzte hinfahren, die sollen das regeln. Mir kommt das Grauen, bei dem Versuch die Kollegen davon zu überzeugen.

Aber im Jammern sind sie dann ganz gross dabei... (ich spreche nur für mir bekannte Personen)

Schönen Abend
Narde
 
Der einzelne Pat. kämpft um jede ach so kleine Leistung.

Können wir dies nicht verallgemeinern? Ich kenne die wirklich Bedürftigen, die sich nicht mal trauen einen Anspruch geltend zu machen. ...

Aber ich kenne auch die anderen:
"Herr Doktor, ich hab da noch... . Ich bin doch gerade im KH. Da kann man das doch abklären."
"Wieso soll ich ein eigenes Handtuch mitbringen? Sie haben doch welche. Und meine Mitpatientin bekommt auch welche."
"Ich nehme zu Hause immer XY- Nahrungsergänzung. Die hätte ich hier gerne auch. Schließlich hab ja bezahlt (10Euro)."
Unsere Orthopädie braucht regelmäßig neue Toilettenerhöhungssitze. Der Verlust entsteht durch Diebstahl.
Pat. kann nicht entlassen werden, weil die Häuslichkeit nicht darauf eingestellt ist. Nach dem Wochenende kann gerne mal nachgefragt werden.
Bei einem 95jährigen multimorbiden Menschen wird Maximaltherapie erwartet von den Angehörigen. Die moderne Medizin vermag doch Wunder zu bewirken... oder?
Kostenloser Kaffee wird nicht nur für sich selbst als Pat. erwartet sondern ggf. auch für den Besucher. Der Kaffeeautomat kostet schließlich Geld.
Der Hausarzt stellt nicht die gewünschte Diagnose. Also besuche ich den nächsten Doc, der bereit ist teure Untersuchungen zu machen um zum selben Ergebnis zu kommen wie der Hausarzt.

Der via Medien "gut aufgeklärte Patient" verursacht mittlerweile einen nicht geringen Kostenanteil. Von der modernen Medizin wird mittlerweile erwartet, dass sie uns bis ins hohe Alter von allen Zipperlein befreit und usn eigentlich unsterblich macht. Diese Forderung kostet Geld- und das nicht wenig.

Da bleibt für die wirklich Bedürftigen oft nix übrig.

Elisabeth
 
Hallo,

ich möchte Jetzt mal was zu diesem Zitat sagen:
"Herr Doktor, ich hab da noch... . Ich bin doch gerade im KH. Da kann man das doch abklären."

Natürlich nimmt man als Mutter das in Anspruch, wenn man auf einen Termin für die Tochter beim Hautarzt 4 Monate warten muß....


Grüße
majosu
 
Ohne Worte.

Elisabeth
 
Pat. kann nicht entlassen werden, weil die Häuslichkeit nicht darauf eingestellt ist. Nach dem Wochenende kann gerne mal nachgefragt werden.

Wie kann ich dagegen angehen? Wir geben ja schon unser möglichstes, aber es wird regelmäßig boykottiert. "Früher", erklärt man mir, "sind die Leute entlassen worden, als sie gesund waren." Abgesehen davon, dass das seit der Einführung der DRGs nicht mehr möglich ist - ich arbeite auf einer Palliativstation. "Gesund" wird da keiner mehr.

Wir sprechen die Notwendigkeit der nachstationären Versorgung bereits im Aufnahmegespräch an. Pflegeüberleitung, Sozialdienst und ambulante Hospizgruppe können Beratung und Organisation bei Bedarf übernehmen. Trotzdem sind wir für einen Teil der Patienten und vor allem der Angehörigen eine kostenlose Fünf-Sterne-Pflegeeinrichtung. Da werden bereits organisierte Pflegeheimplätze abgesagt, Termine geschwänzt, Drohungen gegen uns ausgestoßen.

Was kann ich noch tun? Jemanden gegens Schienbein treten? (Hätt ich manchmal Lust zu, ist aber auch keine Lösung.)
 
Offensichtlich wurde nicht deutlich was ich mit meinem Posting zum Ausdruck bringen wollte, daher der Versuch es anders zu erklären. Ich bin ein leidenschaftlicher Gegner vom Prinzip: Millionen für Leistungssportler, Wirtschafts- und Bankenbosse und Industriemagnaten. Während Alles, was nur ansatzweise mit sozialem Dienst zu tun hat, nur bescheidene Einkommen erzielt. Assistenzärzte und Pflegekräfte sind völlig unterbezahlt. Hier muss unbedingt und dringend etwas geschehen. Ober- und Fachärzte haben es geschafft nun ein weitestgehend angemessenes Einkommen zu erzielen. Die Frage ist nun, muss, um auch die anderen Berufsgruppen angemessen zu entlohnen mehr Geld ins System?

Der Deckel wurde durch Seehofer drauf gemacht, weil es keine andere Möglichkeit gab, die Verschleuderung finanzieller Ressourcen im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen. Bis dahin war es so, dass alle erbrachten Leistungen abrechnungsfähig waren. Dadurch wurden bestehende Diagnosen noch und noch und noch einmal bestätigt. Therapien richteten sich nicht ausschließlich nach dem Nutzen sondern nach ökonomischen Gesichtspunkten des Leistungserbringers. Das Ärzteblatt formuliert es so:
„Das im Gesundheitssystem erbrachte Leistungsspektrum orientiert sich primär - völlig zu Recht - an den wirtschaftlichen Überlebenschancen der Leistungserbringer und nicht an den Bedürfnissen der Leistungsnehmer.“
Ganzer Artikel unter:Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Zwischen Recht und Ökonomie" (09.05.1997)

Nun ist er drauf, der Deckel und sollte, nach meiner Meinung, da auch bleiben. Es ist, ausreichend Geld im System. Ausreichend auch um Pflegkräfte aufzustocken und Ärzte und Pflegekräfte anständig zu entlohnen. Man muss nur mal unter den Deckel schauen. Zum Thema Korruption im Gesundheitswesen findet sich im Internet ja nun einiges. Hier eine kleine Auswahl.

Experten schätzen den Schaden, der durch Betrug und Korruption im deutschen Gesundheitswesen jährlich entsteht, vorsichtig auf etwa eine Milliarde Euro", berichtet Alexander Badle, Staatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, bei einer Juristischen Fachtagung zum Betrug im Gesundheitswesen.“

Ganzer Artikel unter: zm-online

„Ein besonders anfälliges Gebiet für Korruption ist das öffentliche Gesundheitswesen, weil es intransparent und komplex ist. Die Verantwortlichkeiten verteilen sich auf ein Bundesministerium, 16 Ländersozialministerien, pro Bundesland mindestens eine öffentlich-rechtliche Körperschaft von Ärzte- und Apothekerkammern, kassen(zahn)ärztliche Vereinigungen und deren Spitzenverbände, sowie mehr als 250 gesetzliche Krankenkassen. Dazu kommen unzählige Fachverbände und Interessengruppen jeglicher Art. Mehr als 11 Prozent des Bruttosozialprodukts fließen in das deutsche Gesundheitswesen. Damit ist das Gesundheitsbudget annähernd so groß wie der Bundeshaushalt (mehr als 240 Mrd. Euro 2005).“[/font]
Ganzer Artikel unter: TI-Deutschland: Gesundheitswesen

Wenn also die Arbeitgeberverbände im Konzert mit Verdi Euch zum demonstrieren schicken wollen, dann wollen die an das eigentliche Problem nicht ran. Wie auch, sitzen sie doch allesamt mit ihren Vertretern in den Selbstverwaltungsorganen oder sind sonst irgendwie mit dem System verbunden. Ihr lasst Euch erzählen, dass der Deckel weg muss, damit mehrt Geld für Eure Gehälter vorhanden ist. Tatsächlich wollen die Euch dazu missbrauchen an die unerschöpflichen Einnahmequellen der Zukunft, nämlich die Beitragszahler, zu denen wir nun auch gehören. zu sichern. Lasst Euch nicht ver****eiern! Mit Eurem Einkommen hat das nichts zu tun. Demonstriert gegen die Korruption und für Transparenz im Gesundheitswesen. Wenn Ihr das bewegt, dann gibt es auch genug Geld für ordentliche Arbeit.
Gruß Yaprak
 
Was aber ist mit den kleinen ländlichen Kreiskrankenhäusern, die verzweifelt ums Überleben kämpfen und auf die Gelder wirklich angewiesen sind? - Die Politik sagt, sie nimmt das Sterben dieser Häuser in Kauf.
Sollen wir das hinnehmen?
Gerade in strukturschwachen Gegenden bedeutet das den Verlust hunderter Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen, ohne dass viele der dort Ansässigen woanders eine Stelle finden würden.
Diese ländlichen Regionen sind bereits am Ausbluten, damit würde man das fördern. Die Großkliniken sind bereits ausgelastet, Routine-Operationen und Standard-Therapien können von kleineren KHs ebenso gut übernommen werden.

Es ist richtig, dass Geld im System verschleudert wird. Umstrukturierung ist notwendig, das sehe ich ein.

Aber zur Zeit landet das Problem bei uns "kleinen" Angestellten. Wie sollen wir das Kostenproblem der Medizin abfangen? Wir sind die verkehrte Stelle.
 
Zentrales Problem der Finanznot, unter der die Kliniken leiden, ist die gesetzliche Kappung der Vergütungen. So dürfen die Krankenhäuser in diesem Jahr die Vergütungen um maximal 0,64 Prozent erhöhen. Gleichzeitig wird jede Rechnung nach der Gesundheitsreform 2006 um 0,5 Prozent Sanierungsabgabe für die Krankenkassen gekürzt. Bei einem Preiserhöhungsspielraum von fast Null bringen die explodierenden Sach- und Tarifkostensteigerungen das Fass endgültig zum Überlaufen.

In dieser Situation entsteht ein Rationalisierungsdruck, der angesichts des hohen Personalkostenanteils von über 60 Prozent zu weiterem massiven Arbeitsplatzabbau und Belastungen des verbleibenden Personals führen muss.

http://www.rettung-der-krankenhaeuser.de/downloads/statements.pdf

@Yaprak- wieviel weißt du über die Finanzierung eines Krankenhauses?

Elisabeth
 
@Yaprak- wieviel weißt du über die Finanzierung eines Krankenhauses?

Elisabeth

Hallo Elisabeth, so viel wie man als Mitglied eines Wirtschaftausschusses einer großen Klinik davon wissen kann. Das ist aber nicht das Problem. Deiner Frage entnehme ich, dass es Dir egal ist was ich an Fakten aufgelistet habe. Denn darauf gehst Du mit keinem Wort ein. Hauptsache erst mal wieder neue Finanzquellen schaffen. Das Gelder in Milliardenhöhe unkontrolliert versickern, die die Krankenhausfinanzierung auf solide Füße stellen könnte, ignorierst Du. Warum nur?

Wenn Du überzeugt bist, dass das momentan „Kliniksterben“ und die Unterbezahlung von Klinikmitarbeitern am fehlenden Geld im System liegt, dann wäre die Lösung des Problems doch die Transparenz der Ausgaben oder? Und damit wären wir beide doch schon auf der gleichen Linie!
Vielleicht darf ich abschließend auf einen weiteren Fakt aufmerksam machen. Vor Einführung der Fallpauschalen wurde alles gezahlt. Das Geld im System war nahezu unbegrenzt vorhanden. Zu einer leistungsgerechten Vergütung der Mitarbeiter hat das aber trotzdem nie geführt. Warum nur glaubt Ihr, dass das heute anders wäre?

Es bedarf kritischer Reflexion und breit gestreuter Information. Das herdenhafte hinterherlaufen hinter Heilsversprechern aus den Lobbyverbänden, die maßgeblich an der jetzigen Entwicklung mitbeteiligt waren, ist eher kontraproduktiv.
Gruß Yaprak
 
Wer entscheidet, ob eine Therapie sinnvoll ist oder nicht- der Wirtschaftsausschuss oder der Mediziner? Nicht alles, was wirtschaftlich richtig erscheint muss auch im Interesse des Patienten liegen. Ich erinnere mich nur ungerne an Diskussionsrunden mit dem MDK.

Die Zahlen werden in unserer Einrichtung jedem Mitarbeiter zugänglich gemacht. Wir schreiben (noch) schwarze Zahlen. Dafür verzichten wir auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Alle weiteren Sparmaßnahmen sind ebenfalls weitestgehend ausgeschöpft. Die Steigerung der Ausgaben für Energie, die Mehrwertsteuer, die Gehaltssteigerungen - das alles ist auch für unser Haus nicht einfach so wegsteckbar.

Nochmal: moderne Medizin kostet Geld und ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wenn der Deckel bleibt, sollte man dem Bürger deutlich machen, dass zukünftig Abstriche im Gesunheitswesen zu erwarten sind. Ich will nicht für ein "Vergelts Gott" mehr leisten nur um den Nutzer des Gesundheitswesens zufrieden zu stellen.

Zu den Zahlen- mich interessiert eigentlich keine Zahl aus 1995. Mich interessiert die Gegenwart.

In welchem Bereich arbeitest du? Funktionsbereich oder stationär? Bist du in einem Privatunternehmen oder in einem öffentlichen Haus tätig?

Elisabeth
 
Die Zahlen werden in unserer Einrichtung jedem Mitarbeiter zugänglich gemacht. Wir schreiben (noch) schwarze Zahlen. Dafür verzichten wir auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Ich verstehe Deine Position und kann Deine Hoffnungen nachvollziehen. Aber die Ausgangssituation ist schon falsch. Ihr schreibt eben keine schwarzen Zahlen, sondern verlängert durch den Verzicht (wahrscheinlich einseitig) den Sterbeprozeß des Hauses. Wenn ein Haus die Tariflöhne nicht mehr zahlen kann ist es wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Zu allem anderen werde ich mich nicht mehr äußern, ich habe alles gesagt was zu sagen war. Geh gemeinsam mit Abgeordenten des deutschen Städtetages, des Marburger Bunde, der DKG etc, demonstrieren das wird eurem Haus sicherlich ganz viel helfen. Beten für den Weltfrieden ist auch so ein Hit. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg Gruß Yaprak

P.S. Du schreibst "Nicht alles, was wirtschaftlich richtig erscheint muss auch im Interesse des Patienten liegen." Das habe ich auch gar nicht behauptet. Aber auch nicht alles was die Mediziner entscheiden ist im Interesse des Patienten, sondern immer und vor Allen ökonomisch :mrgreen:!
 
Ich verstehe Deine Position und kann Deine Hoffnungen nachvollziehen. Aber die Ausgangssituation ist schon falsch. Ihr schreibt eben keine schwarzen Zahlen, sondern verlängert durch den Verzicht (wahrscheinlich einseitig) den Sterbeprozeß des Hauses. Wenn ein Haus die Tariflöhne nicht mehr zahlen kann ist es wirtschaftlich nicht überlebensfähig. !

Bei uns herrscht ein öbszöner Mangel an gut ausgebildeteten Ärzten.
Wir arbeiten am Limit. Vieles, was passiert, ist grotesk.
Gerade habe ich mit einem Chefarzt darüber diskutiert. Der sagte, wir müssen das mitmachen, wir haben keine Wahl. Wir werden nicht privatisiert, weil wir den Privaten noch zu teuer sind. Wir würden also einfach dicht gemacht werden. Also schlucken!
- Ich sagte, vielleicht lügen wir uns aber in die Tasche, indem wir glauben, das alles irgendwie abfangen zu können. Vielleicht verlängern wir diesen Prozeß so nur um ein paar Jahre.
Du hast meine Aussage gerade bestätigt. So schlimm ich das finde.

Andererseits: Soll diese Demo nicht ein Zeichen sein, dass es so nicht mehr weitergehen kann?
Wie bleibt ein KH wirtschaftlich, ohne dass es zu Lasten der Angestellten geht?
 
Wie bleibt ein KH wirtschaftlich, ohne dass es zu Lasten der Angestellten geht?

Ein allgemein gültiges Erfolgsrezept gibt es nicht. Vorstellbar ist vieles. Anbieten was Andere nicht haben. Gute Public-Relationsarbeit um auch Selbstzahler zu aquirieren bis hin zu Kooperationsverträgen und Telemedizin. Pflege der Beziehungen mit den Einweisern, neue Einweiser gewinnen etc. Immer mehr Kliniken erkennen die Notwendigkeit sich dem potenziellen Kunden zu empfehlen. Internet ist ein gutes Medium. Aber der Internetauftritt muss den Patienten und die Angehörigen ansprechen und nicht, wie so häufig, durch akademische Darstellungen der medizinischen Hybris genügen. Nicht nur die Welt hat sich verändert, auch das Gesundheitswesen und das Patientenverhalten. Werbung war früher verpönt und unnötig, heute ist sie überlebensnotwendig. Wenn´s funktioniert kann mittelfristig die Einnahmesituation verbessert werden wenn nicht....

Egal wie viele in Berlin demonstrieren werden, ich bezweifel, dass ein Jahr vor den Budestagswahlen jemand dem Wahlvolk neben dem Gesundheitsfonds eine Gebührenerhöhung zumuten wird.

Im übrigen die pseudopolitischen und unreflektierten Kommentare Einiger aus diesem Forum werden auch den Medienauswertern der Parteien nicht verborgen bleiben. Ob die sich davor wirklich fürchten? Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Echte Gaudi, ich war auch schon mal da geile Stadt etc. Solche Kommentare steigern das Image der Pfleg ins unermeßliche. Und? Was kommt nach Berlin? Katzenjammer und die übliche Resignation.

Wenn Pflege was verändern will, dann schaut sie sich mal an wie und wo Arbeitgeberverbände organisiert und vernetzt sind, nehmen sich ein Beispiel daran und vernetzen und organisieren sich in ihren Berufsverbänden. Die Starken sind alle mehrfach organisiert und bewegen was zu ihren Gusten, die "Kleinen" beklagen ihr Schicksal und ändern nichts daran. Demokratie lebt vom mitmachen! Mitmachen heist einbringen nicht zwangsläufig in einer Partei oder einer Gewerkschaft, aber ich würde bei der Wahl jeder Partei meine Stimme verweigern, die uns in die heutige Situation gebracht hat und die Parteien stärken, die die Patientenversorgung auf die Fahnen geschrieben hat. Organisieren sollte man sich vor Allem in, auf die Pflege spzialisierten Berufsverbände/Initiativen/Pflegegewerkschaft. Erst wenn ein Verband für die Mehrheit der Pflegenden spricht und handelt kann was verbessert werden. Das beste Beispiel ist der Marburger Bund für die Ärzte. Also, Tränen aus den Augen, aufstehen und was machen! Oder muss es erst noch schlimmer werden?

Es wird schlimmer werden. In wenigen Jahren werden auch die Osteuropäischen Pflegekräfte, auf der Suche nach höheren Einkommen in Konkurenz zu uns treten. Die sind jederzeit bereit erheblich unterhalb des Tarifes zu arbeiten. Insbesondere die witschaftlich angeschlagenen Kliniken werden darauf zugreifen müssen, auch wenn sie es heute bestreiten. Haben sie wirklich ein Wahl wenn sie überleben wollen?
Eine ungarische Krankenschwester, sehr gut ausgebildet, verdient zwischen 200 - 300 €. Eine rumänische, ebenfalls sehr gut ausgebildet zwischen 100 -200 € ! Ihr sagt das kann nicht sein, die können die Sprache nicht! Falsch! Ein Großteil von denen ist mehrsprachig. Die, die es noch nicht sind, haben deutschkurse belegt. Röhnkliniken arbeiten bereits seit einigen Jahren mit bulgarischen Pflegeräften, die Aktionäre freuts.

In fünf Jahren werden wir uns nach heute sehnen! Also, um kölsche Gruppe "BAP" zu zitieren "Ar*** hoch"
Gruß Yaprak :mrgreen:
 
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Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Echte Gaudi, ich war auch schon mal da geile Stadt etc. Solche Kommentare steigern das Image der Pfleg ins unermeßliche.

Mir geht es mit solchen Kommentaren eher darum, dass Mitmachen, in diesem Fall Mitfahren, auch Spaß bedeutet. Demokratie bedeutet auch, dazuzugehören, ein Teil von etwas zu sein.



Es wird schlimmer werden. In wenigen Jahren werden auch die Osteuropäischen Pflegekräfte, auf der Suche nach höheren Einkommen in Konkurenz zu uns treten. Die sind jederzeit bereit erheblich unterhalb des Tarifes zu arbeiten. Insbesondere die witschaftlich angeschlagenen Kliniken werden darauf zugreifen müssen, auch wenn sie es heute bestreiten. Haben sie wirklich ein Wahl wenn sie überleben wollen?
Eine ungarische Krankenschwester, sehr gut ausgebildet, verdient zwischen 200 - 300 €. Eine rumänische, ebenfalls sehr gut ausgebildet zwischen 100 -200 € ! Ihr sagt das kann nicht sein, die können die Sprache nicht! Falsch! Ein Großteil von denen ist mehrsprachig. Die, die es noch nicht sind, haben deutschkurse belegt. Röhnkliniken arbeiten bereits seit einigen Jahren mit bulgarischen Pflegeräften, die Aktionäre freuts.

Gruß Yaprak :mrgreen:

Auch die ausländischen Pflegekräfte werden sich auf Dauer nicht alles bieten lassen, denn das Leben in Deutschland ist teuer, da kann man nicht für lau arbeiten. Die sind ja auch nicht doof.
Die werden sich ruckzuck besser organisieren als wir verwöhnten Deutschen das je waren.
Und wie ich hörte, bieten die Privaten den Fachweitergebildeten gute Verträge. Nur wer sich ausruht und nichts unternimmt, dem schenkt auch keiner was.
 

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