Hmmmm...gutes Thema!
Also ich bin ganz frisch examiniert und habe jetzt meine erste Stelle in einem großen Haus in München angenommen.
Bereits im Verlauf der Ausbildung stellte ich für mich persönlich fest, dass ICH die Geduld für Patienten oftmals nicht mitbringe, was aber auf der anderen Seite viele erfreuliche Momente und der Umstand dass ich oftmals viel mit Patienten lachen muss und kann, wettmacht!
Ganz allgemein muss ich sagen, dass die dreijährige Ausbildung, wirklich anspruchsvoll aber auch überaus interessant war. Als Gesundheits- und Krankenpfleger bist du als Allroundtalent ausgebildet, du hast von allem etwas: Medizin, Technik, Pharmazie, Biologie, Chemie, Physiologie, Psychologie, Anatomie, Organisation, Arbeit am PC, Recht, Schreibkraft, Servicekraft, Frisör, ....
An sich finde ich das wirklich toll, aber wenn mir dann viele ehemalige Schulkollegen berichten, wie ihr Alltag aussieht: Patienten waschen, Patienten auf die Schüssel setzen, Urinflschen und Urinbeutel leeren, Betten schieben, Teekannen spülen, Küchenarbeit, monotone Arbeiten verreichten...ist das erfüllend???? Reizvoll??? Und vor allem: hat sich dafür diese qualitativ hochangesiedelte Ausbildung rentiert?
Und werden Deine Ressourcen denn wirklich genutzt? Oder bist du Deinem Krankenhaus vlt. auf den Leim gegangen, weil du erst jetzt realisierst, dass du als reines Arbeitstier ausgebildet wurdest und nun als reines Arbeitstier eingesetzt wirst!?
Über das Einstiegsgehalt freut sich sicherlich jeder nach der Ausbildung und jährlich steigt man ja auch auf in der Gehaltsklasse, aber wenn ich mir überlege, wenn man später nach vlt. 15 Jahren Praxisanleiter, Mentor, Fachpfleger oder Stationsleitung oder alles zugleich ist, ist das Gehalt dann noch angemessen? Aber das Geld spielt weniger eine Rolle, solange du nur Spass an Deiner Arbeit hast. Und dabei spielt wiederum das Team und Deine Vorgesetzten eine große Rolle, ebenso das Arbeitsklima auf Station.
In den vielen Stationen, die ich im Rahmen der Ausbildung durchlaufen durfte, habe ich immer wieder festgestellt, dass es etliche Stationen gibt, auf denen die Mitarbeiter
a) eingeschüchtert
b) unterwürfig
c) extrem leidensfähig
d) völlig ausgebrannt
e) ohne jeglichen Spaß an der Arbeit
f) hinten rum über einzelne Mitarbeiter tratschen...
Im Übrigen wird in der Ausbildung ja auch vermittelt "Komm möglichst vor Dienstbeginn, gib Dein Gehirn am Eingang ab, lass Dir Alles, einfach Alles sagen und vorschreiben, mach das so wie ich sage, frage nicht nach, arbeite, bis die Knochen bersten, bleibe länger im Dienst und lächle dabei, trenne den Müll, damit wir was zum Verheizen haben und untersteh dich und lehne Dich gegen die Obrigkeit auf!"
Und es gibt tatsächlich Menschen die dem natürlich Folge leisten, Ihnen gefällt es, nicht selber denken zu müssen. Und weil diese Menschen das tun und so "leidensfähig"
und übrigens auch politisch wenig interessiert sind, werden die Nachfolger in dem Beruf dementsprechend ausgebildet, denn es hat ja in früheren Jahren auch schon so funktioniert.
Und wieso sollte ich mir das antun, wenn ich doch die Möglichkeit habe mir FH-Reife ein Studium durchzuziehen oder aber gar mit meinem erlernten Beruf des
Gesundheits- und Krankenpflegers in ganz anderen Bereichen wie zB Prävention, Forschung, Aufklärung, als Gesundheitscoach in großen Versicherungskonzernen oder Beratungsunternehemen, Pharmakonzernen viel bequemer zu arbeiten? Und gegebenenfalls sogar mit mehr Geld???
Der Pflegenotstand tut der Branche wirklich gut, weil sich JETZT nämlich die Arbeitnehmer die Arbeitsstellen aussuchen und Forderungen stellen können, worüber sich Arbeitgeber, PDLs und Stationsleitungen langsam klar werden dürfen!
Und allen anderen Pflegekräften, die das Spiel der täglichen "Hetze" auf Station weiter mitspielen, sei gesagt:
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Immanuel Kant