Was treibt die Leute aus der Pflege?

Seit 28 Jahren bin ich in der Pflege tätig, eigentlich immer mit viel Freude!
Die lässt allerdings immer mehr nach.
Überall wird Personal eingespart. Sind wir wirklich mal optimal auf Station besetzt, dürfen wir unter Garantie eine Kollegin auf einer anderen Station "ausleihen".
Unsere Ärzte arbeiten am äußeren Limit, kein Personal. Die Physiotherapeuten machen nur noch das Allernötigste, kein Personal.
Vieles wird zusätzlich auf uns, das Krankenpflegepersonal abgewälzt, die Stimmung ist häufig gereizt.
Die PDL ist bemüht die Situation zu entschärfen, aber scheinar gibt es kaum noch Interessenten für diesen Beruf.
Und, ich habe das Gefühl, die Patienten werden immer "schwerer" (ist nicht abwertend gemeint). 140-160 Kilo nachts alleine zu lagern ist keine Kleinigkeit, trotz Kinästhetik oder Bobat.
Wir haben es inzwischen fast alle mit dem Rücken, überhaupt mit den Knochen, auch die jüngeren Kolleginnen.
Wofür benötigt man ein dreijähriges Examen um diese Tätigkeiten auszuführen? Das stört mich inzwischen am meisten.
 
Hallo Sanne,

was würde deine Situation verbessern und was bist du bereit dafür zu tun um deine Situation zu verbessern?

Schönen Tag
Narde
 
Hmm, die Gewerkschaft. War auch jahrelang Mitglied. Was mich wirklich stört ist diese Gleichmacherei. Alle Pflegekräfte sind gleich zu behandeln und müssen das Gleiche verdienen. Null Leistungsanreiz. Wenn ich nach 5 Jahren Ausbildung in einem Beruf immer noch Tätigkeiten machen soll, die ich jedem x-beliebigen Menschen genauso gut in 4 Wochen anlernen kann, dann ****t mich das an. Ich will den Facharbeiter in nem Betrieb sehen, der die Halle fegt oder das Lager aufräumt...

Überhaupt die Ausbildung an sich. Wenn man sich anschaut welche Leute alles ein Pflegeexamen bekommen, dann wird einem manchmal schwummrig. Aber wie soll man gute Leute für einen Beruf gewinnen, der keinerlei vernünftige Perspektive bietet? Auf diejenigen die Pflege "aus Leidenschaft" betreiben, könnte man auch gut verzichten. Sie sind zwar meist fachlich versiert, aber durch ihr "Alles für den Patienten" - Gehabe hat es der AG ja leicht. Doch ist das der einzige Punkt an dem man ansetzten könnte: Wenn die Versorgung signifikant schlechter würde.

Ich sehe egtl. nur zwei Wege: Es kommt entweder weiterhin zum Exodus guter Leute und die Pflege sinkt auf das berufliche Niveau reiner Hilfskräfte (die dann auch weniger Ausbildung und Bezahlung brauchen) oder wir schaffen es endlich Strukturen zu entwickeln, welche Motivation und Leistungsanreize bieten. Ein Schritt ist sicher die Akademisierung voranzutreiben und Abstufungen zu implementieren.

Wie werden sehen - mir iss das allerdings egal, meine Tage "am Patienten" sind gezählt.


Gruß,

DS
 
hallo ihr Lieben

die Aufregung wird noch steigen. Unsere neue Koalition hat die Kosten für das Gesundheitswesen gedeckelt. Das heißt, es wird weniger Geld zur Verfügung stehen wie vorher, denn die Ärzte werden das bekommen was vereinbart war.
Wo wird also gespart werden. Dort wo es am leichtesten möglich ist. Am Personal und dabei spielt es keine Rolle ob im Krankenhaus, im Altenheim oder im ambulanten Dienst.


Und es wird noch eins kommen und das auch wie immer
DIE PFLEGE WIRD MACHEN; DAS WAS VORHER ZU DRITT GEMACHT WURDE GEHT DOCH AUCH WENN MAN NUR ZU ZWEIT IST!

Solange so viele nicht organisiert sind und auch mal alle ihrer Gewerkschaft Dampf machen wird sich dort nichts ändern.

Ich bin der Meinung, diejenigen die nicht bereit sind auch nur den Mund aufzumachen um etwas zu verändern, sollen den Schnabel halten.
Die Angst um den Arbeitsplatz ist für mich fast immer nur ein faule Ausrede um sich nicht outen zu müssen.

Ich würde es auch nicht schlecht finden, wenn mal jeder die Gewerkschaft anrufen würde und fragt was die für uns zu tun gedenken.

liebe Grüße
silverlady die seit 18 Jahren in der Gewerkschaft ist
 
Bei uns in der Einrichtung sind viele Kokllegen "Gewerkschaftsmüde". Anders kann ich das nicht beschreiben. Allerdings weiß ich nicht warum. Die meinen die Gewerkschaft würden nichts für uns tun, man würde mehr erreichen wenn man sich für sich selber einsetzt.
Ich halte das für ein Suizidkonzept. Ein riesiges Eigentor. :wut:
Unser Personalrat wird auch mehr belächelt als ernst genommen und dementsprechend genutzt. Hinzu kommt noch das innerhalb des Personalrates ein 3-Parteien-System herrscht. Ein größeres Geschenk konnte man dem AG gar nicht machen. Dementsprechend verstritten und handlungsfähig ist der PR auch. :x
Ich empfinde meinen Beruf auch nicht als Berufung. Dann hätte ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Aber in meiner Freizeit möchte ich keine Pflegeplanungen machen. Es ist halt ein Job; auch wenn sich da jetzt einige auf den Schlips getreten fühlen. Die Arbeit mit Menschen macht mir Spass und in der Forensik hab ich (noch) die Zeit mich mit den einzelnen lange und ernsthaft auseinanderzusetzen. Das führt dazu, dass mir mein Job Spass macht. Aber Berufung würd ich das nicht nennen.
 
die Aufregung wird noch steigen. Unsere neue Koalition hat die Kosten für das Gesundheitswesen gedeckelt. Das heißt, es wird weniger Geld zur Verfügung stehen wie vorher, denn die Ärzte werden das bekommen was vereinbart war.
Die Leistungen sind schon seit vielen Jahren gedeckelt. Siehe letztes Jahr die Aktion: Der Deckel muss weg.
Gross aufgezogen.

Wenn ich mich nicht irre hat Ulla Schmid auch nix daran geändert, dass mehr Pflegekräfte den Kliniken zur Verfügung stehen.

Schönen Sonntag
Narde - die nicht daran glaubt, dass auch nur irgendjemand etwas für sie tun wird.
 
hallo ihr Lieben

die Aufregung wird noch steigen. Unsere neue Koalition hat die Kosten für das Gesundheitswesen gedeckelt. Das heißt, es wird weniger Geld zur Verfügung stehen wie vorher, denn die Ärzte werden das bekommen was vereinbart war.
welche neue Koalition?
Dass die Ausgaben gedeckelt sind, halte ich durchaus für sinnvoll (wie hoch sollen denn die Kassenbeiträge noch werden??), im Prinzip müsste jetzt nur mal auf die Verteilungsgerechtigkeit geachtet werden.

Aber: lustig, wie in dem anderen Thread: das erste was angemeckert wird ist der Verdienst. Der hat mich erst an zweiter Stelle aus dem job getrieben
 
Warum so wenig Leute in der Gewerkschaft sind? Weil die Gewerkschaft nicht immer meine Interessen vertritt.
Was jetzt besser wird, jahrelang aber kein Thema war: Arbeitsbedingungen. Die Personaldecke war in unserem Haus, in dem ich seit mehr als 10 Jahren arbeite, schon immer dünn, aber bis vor 3 Jahren ging es "nur" um Tariferhöhungen.
Alternativen zur Einsparung am Personal waren, zumindest in unserem Haus, auch nie ein Thema. Konzepte zur Effiziensverbesserung werden auch nicht wirklich erarbeitet, ich kenne jedenfalls nix erstzunehmendes aus der Gewerkschaftsecke...
Klar, ohne Gewerkschaften sähe das Ganze noch düsterer aus, aber ich sehe, daß keine Parteien wirklich noch gewerkschaftsnah zu bezeichnen ist...Gesundheitsexperten der großen Parteien sogar, sind eigentlich eine große Lachnummer...
Die ganzen Reformen im Gesundheitswesen sind zu Lasten der Patienten und dem Pflegepersonal gegangen.
 
Wofür benötigt man ein dreijähriges Examen um diese Tätigkeiten auszuführen? Das stört mich inzwischen am meisten.
Was meinst du mit "diese Tätigkeiten"?
Patienten adäquat versorgen ( in diesen immer schlechter werdenden Zeiten) doch wohl nicht,hoffe ich!
 
Hmm, die Gewerkschaft. War auch jahrelang Mitglied. Was mich wirklich stört ist diese Gleichmacherei. Alle Pflegekräfte sind gleich zu behandeln und müssen das Gleiche verdienen. Null Leistungsanreiz. Wenn ich nach 5 Jahren Ausbildung in einem Beruf immer noch Tätigkeiten machen soll, die ich jedem x-beliebigen Menschen genauso gut in 4 Wochen anlernen kann, dann ****t mich das an. Ich will den Facharbeiter in nem Betrieb sehen, der die Halle fegt oder das Lager aufräumt...

Überhaupt die Ausbildung an sich. Wenn man sich anschaut welche Leute alles ein Pflegeexamen bekommen, dann wird einem manchmal schwummrig. Aber wie soll man gute Leute für einen Beruf gewinnen, der keinerlei vernünftige Perspektive bietet? Auf diejenigen die Pflege "aus Leidenschaft" betreiben, könnte man auch gut verzichten. Sie sind zwar meist fachlich versiert, aber durch ihr "Alles für den Patienten" - Gehabe hat es der AG ja leicht. Doch ist das der einzige Punkt an dem man ansetzten könnte: Wenn die Versorgung signifikant schlechter würde.

Ich sehe egtl. nur zwei Wege: Es kommt entweder weiterhin zum Exodus guter Leute und die Pflege sinkt auf das berufliche Niveau reiner Hilfskräfte (die dann auch weniger Ausbildung und Bezahlung brauchen) oder wir schaffen es endlich Strukturen zu entwickeln, welche Motivation und Leistungsanreize bieten. Ein Schritt ist sicher die Akademisierung voranzutreiben und Abstufungen zu implementieren.

Wie werden sehen - mir iss das allerdings egal, meine Tage "am Patienten" sind gezählt.


Gruß,

DS
Was macht die Akademisierung besser?

Leistungsgerechte Bezahlung? Gerne! Aber wie messen wir das? Und wer bezahlt es?
 
Um da mal eine Frage dazwischen zuwerfen: Da hier etliche ähnlich denken wie ich und aus der Pflege raus wollen bzw. dies schon getan haben und ich vllt auch aufgrund meiner momentanen Situation so ein Brett vor dem Kopf habe, dass ich vielleicht viele naheliegende Lösungen garnicht sehe. Welche Möglichkeiten bieten sich eigentlich? Noch mal ne Ausbildung mit fast 31? im Prinzip hätte ich auch damit kein Problem da mir lernen nie schwer gefallen ist und ich auch kein Problem damit hätte erstaml wieder Azubi zu sein, aber die Befürchtung das mir keiner diese Chance gibt und falls doch, wie finanziert man so etwas dann? Ausbildungsvergütung ist ja auch oft sehr niedrig. Umschulung? Das Arbeitsamt lacht sich tot! Die haben soviele freie Stellen in der Pflege, die würden einen Arbeitslosen klonen und 10fach vermitteln wenn sie könnten. Anderer Beruf ohne extra noch mal ne neue Ausbildung? Hab im Stellenmarkt etliches durchsucht, aber überall stand dann: Vorraussetzung mindestens Ausbildung zum/zur ... bla bla
 
Was macht die Akademisierung besser?

Leistungsgerechte Bezahlung? Gerne! Aber wie messen wir das? Und wer bezahlt es?

Es macht vieles besser, z.B. unseren Status, unsere Position gegenüber anderen Berufsgruppen. Bezahlen? Kann das schon kaum noch hören. Ich halte es für ein Ammenmärchen, dass nicht genügend Geld da wäre, siehe Hilfe in der Bankenkrise.
Pflege ist nun mal eine teure Angelegenheit.

DtD
 
Um da mal eine Frage dazwischen zuwerfen: Da hier etliche ähnlich denken wie ich und aus der Pflege raus wollen bzw. dies schon getan haben und ich vllt auch aufgrund meiner momentanen Situation so ein Brett vor dem Kopf habe, dass ich vielleicht viele naheliegende Lösungen garnicht sehe. Welche Möglichkeiten bieten sich eigentlich? Noch mal ne Ausbildung mit fast 31? im Prinzip hätte ich auch damit kein Problem da mir lernen nie schwer gefallen ist und ich auch kein Problem damit hätte erstaml wieder Azubi zu sein, aber die Befürchtung das mir keiner diese Chance gibt und falls doch, wie finanziert man so etwas dann? Ausbildungsvergütung ist ja auch oft sehr niedrig. Umschulung? Das Arbeitsamt lacht sich tot! Die haben soviele freie Stellen in der Pflege, die würden einen Arbeitslosen klonen und 10fach vermitteln wenn sie könnten. Anderer Beruf ohne extra noch mal ne neue Ausbildung? Hab im Stellenmarkt etliches durchsucht, aber überall stand dann: Vorraussetzung mindestens Ausbildung zum/zur ... bla bla

Ein Studium im Bereich der Pflege ginge afaik auch in Teilzeit, also neben dem Job. Man verdient nur die Hälfte, aber das ist ja schonmal mehr als nix. Eventuell gibts ja auch Bafög?
Während einer Weiterbildung wird man ja auch bezahlt. Beide Wege sollten einem auch mit über 30 ganz sicher noch offen stehen.

Und ganz ehrlich, wie viele fangen nach einigen Jahren im Beruf nochmal eine andere Ausbildung an. Ich denke das sind eine ganze Menge Leute ;) Eine Chance gäbe man dir sicher irgendwo.
Die Frage ist nur ob etwas anderes wirklich besser ist und ob man sein geregeltes Leben einfach so für ein Experiment aufgeben will.
 
Welche Möglichkeiten bieten sich eigentlich? Noch mal ne Ausbildung mit fast 31? im Prinzip hätte ich auch damit kein Problem da mir lernen nie schwer gefallen ist und ich auch kein Problem damit hätte erstaml wieder Azubi zu sein, aber die Befürchtung das mir keiner diese Chance gibt und falls doch, wie finanziert man so etwas dann?
dann scheint -im Ernst- dein Leidensdruck nicht gross genug zu sein :)
Ich habe mit Mitte 30 mein Abi nachgeholt (neben dem Job), dann gekündigt und was ganz anderes studiert.
Klar ist das ne harte Zeit (die Lebenshaltungskosten in MUC sind hoch), wir haben mit 2 Kindern vom Halbtagsgehalt meiner Frau und meinem 400.- Job gelebt, aber es hat sich gelohnt.
Ich stehe heute jeden Tag gerne auf, liebe meinen Beruf, und verdiene auch noch ganz gut :)
Eventuell gibts ja auch Bafög?
afaik ist mit 30 Schluss mit Bafög
 
Ein berufsbegleitendes Studium ist auch in Vollzeit möglich, ist eine Frage des Zeitmanagements. Je nachdem sollte man 25-30 Stunden die Woche einplanen. Die Präsenzphasen stehen lange im Vorraus fest und können so mit dem Dienstplan abgestimmt werden.

Zur Finanzierung: Es dibt ein sog. Meister Bafög, einfach mal gurgeln. Auch bieten manche Banken günstige Studiendarlehen an.
Ich bin 38 fühle mich aber zum Studieren oder Jobwechsel nicht zu alt! Wo kämen wir denn da hin. Immer dieser Jugendwahn :eek1:


DtD
 
Es macht vieles besser, z.B. unseren Status, unsere Position gegenüber anderen Berufsgruppen.
DtD
Und dann?
Dann hab ich noch mehr Theoretiker auf Station,die nicht mit den Händen arbeiten können...oder wollen!
 
dann scheint -im Ernst- dein Leidensdruck nicht gross genug zu sein :)
Ich habe mit Mitte 30 mein Abi nachgeholt (neben dem Job), dann gekündigt und was ganz anderes studiert.

respekt! finde ich toll. und es klappt. wenn man weiss was man will.
darf ich fragen was du jetzt machst?

lg bun
 
Und dann?
Dann hab ich noch mehr Theoretiker auf Station,die nicht mit den Händen arbeiten können...oder wollen!
auch wenn ich nicht glaube dass die Akademisierung alleine die Pflege voran bringt, halte ich das Vorurteil gegen Akademiker die nicht mit ihren Händen arbeiten wollen schon für sehr klischeehaft
darf ich fragen was du jetzt machst?
ich habe nach 17 Jahre Pflege Informatik studiert, und arbeite in der Softwareentwicklung :)
 
auch wenn ich nicht glaube dass die Akademisierung alleine die Pflege voran bringt, halte ich das Vorurteil gegen Akademiker die nicht mit ihren Händen arbeiten wollen schon für sehr klischeehaft
Ich bemerke das in der aktuellen Entwicklung,der Theorieanteil in der Ausbildung steigt und die Schüler können "handwerklich" immer weniger. Natürlich nicht alle,wir wollen ja nicht pauschalisieren,aber der Trend geht dahin. Leider!

Ok, bleiben wir halt die Hiwis für die anderen, die eh keiner ernst nimmt!

DtD
Wenn man sich zum Hiwi machen läßt,dann nützt auch kein Studium! :wink:
 

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