Schichtdienst - Stress- und Burn-Out-Prävention?

...In unserem Beruf interessiert uns das Krankheitsbild (egal welche Krankheit), die Prävention und auch die Diagnostik, die Therapie (mit unseren Pflegerischen - Tätigkeiten).
...

Azubis tun sich oft so schwer mit dem Thema Salutogenese. Burnoutprophylaxe wäre hier ein gutes Thema. Kannst alles daran erläutern- angefangen Kontinuum Gesundheit-Krankheit bis hin zum Kohärenzsinn.

Es erklärt wunderbar, warum die einen gesund bleiben und die anderen erkranken und das die Erkrankung individuelle Ursachen im Bereich der anerzogenen Lebensideale hat.

Ein Problem hast aber dabei. Während organische Erkrankungen akzeptiert und anerkannt werden gilt das für psychische Erkrankungen net. Und so findest bei den Krankschreibungen öfter die somatischen Diagnosen als die psychischen. Wie sagt der Volksmund so schön: ... die Last, die man net tragen kann... , die Last lässt einen zusammenbrechen >>> Rückenschmerzen.

Solange Pflegekräfte net selbst bereit sind an der Ursache des Burnouts zu arbeiten wird der Krankenstand wohl weiter steigen. Es ist für die Betroffenen eben net so einfach dei gutgemeinten Ratschläge diverser selbsternannter Spezialisten umzusetzen. Man sollte hier auch mal überlegen, was in dem Wort Ratschlag drinne steckt: neben Rat auch das Wörtchen Schlag von schlagen.
Das schlimmste was man einem Erkrankten antun kann sind Sätze die mit "du musst" beginnen. Er wird versuchen diese in sein eh schon viel zu vollen Tagesablauf mit einzubauen.

Ein Burnoutgefährdeter rennt mit fliegenden Fahnen auf den Abgrund zu. Nix und niemand kann ihn aufhalten. Er wird ev. kurz inne halten um die warnenden Worte zu vernehmen um dann umso schneller zu laufen. Viele merken erst beim Absturz, dass sie etwas falsch gemacht haben. Wohl dem, der da noch genug Kraft hat sich am Hang festzuklammern und net restlos in den Abgrund zu stürzen.

Man sollte den Begriff Burnout net zum Modewort verkommen lassen für jegliche Erschöpfung. Man tut den Erkrankten damit Unrecht an. Ein Burnoutler gesundet net in einer 3-Wochen-Kur, einer 6-Wochen-Krankschreibung, mit einer Arbeitszeitoptimierung. Da braucht es mehr.

*grübel* Vielleicht wäre es gut, bereist in der Ausbildung den Anfängen zu wehren und bei potentiell gefährdeten Azubis einen entsprechenden Verweis auf professionelle Hilfe zu geben. Das würde aber erfordern, dass die Meinung der Gesellschaft zu psychischen Problemen von Schülern net übernommen wird.

Elisabeth
 
Eigene Appendektomie würde ich nicht machen. Ich kann mich so schlecht selbst intubieren, da ich keine Stielaugen habe.
 
von Elisabeth Dinse
*grübel* Vielleicht wäre es gut, bereist in der Ausbildung den Anfängen zu wehren und bei potentiell gefährdeten Azubis einen entsprechenden Verweis auf professionelle Hilfe zu geben.

Das würde aber erfordern, dass die Meinung der Gesellschaft zu psychischen Problemen von Schülern net übernommen wird.
"Wir" sind Teil der Gesellschaft, sollten wir die "in" diesem Beruf arbeiten nicht dafür Vorbild sein (mit der Schule)?

Nach Unfällen ect. gibt es eine Psychologische Betreuung für die Einsatzkräfte und was ist mit uns Pflegepersonal.

Harte Schale, weicher Kern.... Schwester Rabiater... ist da wirklich so?

Claudia B.
 
Man sollte unterscheiden zwischen dem Modewort Burnout und einem echten Burnout.
Ein echtes Burnout entsteht net alleine infolge einer Arbeitsüberlastung. Der Betroffene muss eine persönliche Voraussetzung in Form von gelernten Handlungsmustern mitbringen um auszubrennen. Der Streß durch die Arbeitsüberlastung bringt das Fass lediglich zum Überlaufen. Ein echtes Burnout mündet immer in einer psychischen Erkrankung.

Prävention für ein echtes Burnout
- Ideale hinterfragen und ggf. anpassen an die Realität
- Beobachten, ob man zum Perfektionismus neigt
- Überlegen, warum man JA sagt bzw. ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich krank schreiben lässt- Bezieht man ev. sein Selbstwertgefühl aus dem Beruf?
- Beruf net als Berufung sehen

Ursachen für eine echtes Burnout kann man selten alleine beseitigen. Hier braucht es in der Regel professionelle Hilfe: Supervision, Psychotherapien.

Eine, z.B. im Internet gefundene, Checkliste gibt keine Auskunft darüber, wie gefährdet man ist bzw. ob man bereits ein Burnout hat.

Erste Anzeichen für eine solche Entwicklung: Man schafft es auf Dauer net die Tipps von aquarius2 umzusetzen weil der Tag dafür net ausreicht. Freizeitaktivitäten werden zugunsten der Arbeit massiv reduziert. Man kann sich gedanklich net von der Arbeit lösen.
Spätestens wenn somatische Symptome auftauchen sollten alle Alarmglocken schrillen.

Der Wechsel des Arbeitsplatzes bringt bestenfalls nur eine kurzfristige Besserung weil die Verhaltensmuster erhalten bleiben und bei entsprechender Antriggerung wieder anspringen. Das "Selbstwertgefühl aus dem Beruf gewinnen" lässt sich z.B. mit gutgemeinten Ratschlägen á la "du musst nur..." nicht beseitigen.

Elisabeth


@
Die erste Stufe fängt in einer Art Warnstufe an und erfüllt noch nicht die Kriterien des vollen Burnouts, wie Du es vielleicht mit dem "echten Burnouts" für Dich definierst.

Es hat sich bist heute nichts an der Stufeneinteilung des Burnouts geändert. Daher bitte ich Dich - dies nicht in" Mode- Burnout "und "echtes Burnout" zu unterteilen, denn dies ist so nicht korrekt.

Nach Deiner Definition ist das "echte Burnout" schon in der Endstufe der Burnouteinstufung angelangt. Im Vorfeld gibt es im Rahmen des Burnouts schon Möglichkeiten dies zu erkennen und z.B. selbst etwas dagegen zu unternehmen bzw. durch Zufall (ein Buch, eine andere private Person) zu erkennen, das man sich darin befindet. Burnout ist wie Mobbing ein schleichender Prozess und kommt nicht urplötzlich, daher auch die Stufeneinteilung des Burnout- Syndroms. Nach Deiner Definition wäre jeder gleich in einer Depression und dem ist eben nicht so.
 
Ich habe net geschrieben, dass du von heute auf morgen krank wirst. Ich gebe dir durchaus recht- man kann lange Zeit auch mit der Veranlagung sehr gut funktionieren. Der Weg bis zum Abgrund kann sehr lang sein.

Ob eine Erschöpfung nun die erste Warnstufe für ein Burnout ist oder ob es sich lediglich um eine kurzfristige Überarbeitung handelt, kann nur der Fachmann feststellen. Und auch nur dieser kann demjenigen im Falle eines Falles helfen net bis zur Endstufe durchzuwandern.

Wenn man eine somatische Erkrankung hat, die einen schweren Verlauf nehmen kann- wie z.B. Krebs, dann geht man mit den ersten Warnsymptomen zum Arzt und beginnt mit einer entsprechenden Therapie.
Dieses Vorgehen ist selbstverständlich und allgemein akzeptiert. Niemand käme auf die Idee, demjenigen zu empfehlen: kauf dir mal das Buch XYZ und besorg dir die Medikamente, die derjenige genommen hat- dann wirst du auch wieder gesund.
Warum macht man das eigentlich beim Burnout? Weil es keine somatische Erkrankung ist? Vielleicht könnte man dem einen oder anderen die Erfahrung einer schweren Depression ersparen. Btw. Depression wird oft auch als Krebs der Seele bezeichnet.

Übrigens- um so mehr ein Burnoutler sich mit dem Thema beschäftigt um so besser kann seine Symptome beschreiben. Betroffenen ist auch oft recht zeitig klar, dass es da was gibt, was bei ihnen anders läuft als bei den Kollegen. Manche erkennen auch ihre inneren Antreiber. Nur wo diese herkommen, warum man einem bestimmten Muster folgt und wie man das nachhaltig ändern kann... da wird auch das beste Buch nicht helfen können. Von daher sollte jedem empfohlen werden, sich an einen Fachmann zu wenden. Und mit Fachmann meine ich hier net den Hausarzt.

Elisabeth
 
Ich habe net geschrieben, dass du von heute auf morgen krank wirst. Ich gebe dir durchaus recht- man kann lange Zeit auch mit der Veranlagung sehr gut funktionieren. Der Weg bis zum Abgrund kann sehr lang sein.

Ob eine Erschöpfung nun die erste Warnstufe für ein Burnout ist oder ob es sich lediglich um eine kurzfristige Überarbeitung handelt, kann nur der Fachmann feststellen. Und auch nur dieser kann demjenigen im Falle eines Falles helfen net bis zur Endstufe durchzuwandern.

Wenn man eine somatische Erkrankung hat, die einen schweren Verlauf nehmen kann- wie z.B. Krebs, dann geht man mit den ersten Warnsymptomen zum Arzt und beginnt mit einer entsprechenden Therapie.
Dieses Vorgehen ist selbstverständlich und allgemein akzeptiert. Niemand käme auf die Idee, demjenigen zu empfehlen: kauf dir mal das Buch XYZ und besorg dir die Medikamente, die derjenige genommen hat- dann wirst du auch wieder gesund.
Warum macht man das eigentlich beim Burnout? Weil es keine somatische Erkrankung ist? Vielleicht könnte man dem einen oder anderen die Erfahrung einer schweren Depression ersparen. Btw. Depression wird oft auch als Krebs der Seele bezeichnet.

Übrigens- um so mehr ein Burnoutler sich mit dem Thema beschäftigt um so besser kann seine Symptome beschreiben. Betroffenen ist auch oft recht zeitig klar, dass es da was gibt, was bei ihnen anders läuft als bei den Kollegen. Manche erkennen auch ihre inneren Antreiber. Nur wo diese herkommen, warum man einem bestimmten Muster folgt und wie man das nachhaltig ändern kann... da wird auch das beste Buch nicht helfen können. Von daher sollte jedem empfohlen werden, sich an einen Fachmann zu wenden. Und mit Fachmann meine ich hier net den Hausarzt.

Elisabeth

Ja ich weiß liebe Elisabeth und zwar aus persönlicher Erfahrung. Diese Dinge sollte man beim Namen nennen und nicht einfach als Fachmann bezeichnen. Das es sich hierbei um Psychiater (also Fachärzte für Psychiatrie; bei der Bundeswehr übrigens ist das noch mit der Neurologie gekoppelt) oder Psychologen, die eine Zusatzausbildung in der Psychotherapie, also Verhaltenstherapie und- oder Psychoanalyse absolvierten. Die Verhaltenstherapie arbeitet im Jetzt und die Psychoanalyse in der Vergangenheit (also die berühmte Couchtherapie). Es gibt allerdings auch die Mischform aus Beidem. Die Verhaltenstherapie beinhaltet in der Regel zu Beginn immer eine Kurzzeittherapie (zunächst 6 Einzelstunden - aufgestockt dann auf 25 oder auf noch länger), die Psychoanalyse dauert in der Regel mindestens 3 Jahre, aber eher 5 Jahre. Die tiefenpsychoanalytische Verhaltenstherapie dauert in der Regel so lange, wie sie nötig ist.
Es gibt Therapeuten (gerade Psychologen/innen), die sehr viel Wert auf Gruppentherapien legen und sogar schon Psychotiker und Depressive sowie Symptomatiker (noch in der Diagnosestellung oder eben diejenigen, die nur Symptome zeigen und niemals eine Diagnose gestellt bekommen, da es nichts gibt ausser aktuelle Probleme oder z.B. Mobbing u.a. die damit in den Griff zu bekommen sind) in eine Gruppe steckten. Das die Depressiven die Gruppe ziemlich durcheinander brachten- darf ich nicht vorenthalten. Die Psychotiker hingegen waren eher die Zurückgezogenen hinter Kostümen, Sonnenbrillen, Hüten bis ins Gesicht gezogen. Die Depressiven sprengen eine Gruppe recht fix, da sie es schaffen wirklich jeden runterzuziehen. Das ist nicht negativ gemeint, sondern aus Erfahrung heraus berichtet.

Wer kennt den MMPI und/oder den Gießen- Test?

Es gibt Stufen des Burnouts und nicht in jeder Stufe ist gleich eine Hilfe von Aussen nötig. Spreche ernsthaft aus eigener Erfahrung und kenne so einige Kollegen/innen und auch aus meinem Bekanntenkreis sowie Familienkreis, die in Burnoutphasen unterwegs waren und durchaus bis zum Ende alles durchlebten. Also Burnout bedeutet dennoch nicht gleich, dass man sich Hilfe von Aussen holen muss. In der Anfangsphase geht es durchaus auch noch mit einer Auszeit oder einem Wechsel und einer neuen Herausforderung. Ich kann durchaus aus zwei Phasen in meinem Leben berichten, wo ich die Notbremse habe ganz extrem ziehen müssen. Burnout darf nicht als Depression bezeichnet werden. Dies tun leider viele Laien fälschlicherweise gleichsetzen. O.k. wenn Du allerdings meinst, dass nur ein Fachmann die Diagnose stellen kann, dann gebe ich widerum nur im Bezug der letzten Stufe Recht. Denn im Vorfeld ist es dennoch Burnout, aber immernoch in Phasen, die zum Teil ohne Hilfe und später nur noch mit Hilfe handelbar sind. Also ab den Stufen : von aussen ist Hilfe dringend nötig.....kann ich Deine Gedankengänge etwas besser verstehen. Aber ein Burnout mit dem Krebs zu vergleichen empfinde ich als nicht immer das beste Beispiel. Bei dem Einen handelt es sich um eine organische Erkrankung und bei dem Anderem um eine zunächst Symptomatik und später dann durchaus auch psychische Erkrankung (je nach dem wie weit sie geht z.B. Depression). Wenn man darunter schon laut Gießen - Test z.B. schizoide Züge hat, dann ist sogar eine organisch/psychische Erkrankung gleichzeitig möglich - nämlich Schizophrenie ist zusätzlich auch eine organische Erkrankung. Wenn man nun das Beispiel Krebs betrachtet, dann könnte man durchaus die psychosoziale Situation mit einbeziehen, die allerdings ebenso bei Transplantationen und eben eigendlich bei allen Erkrankungen mit unter Einfluss nimmt oder nehmen kann. ..ja Psychoonkologie gibt es ja auch noch. gut o.k. ich verstehe worauf Du hinauswillst. hat etwas bei mir gedauert...sorry. hab derzeit eben mal wieder viel um die Ohren....da braucht es am Abend einfach länger....

Zum Schluss: Finde allerdings dieses Thema hochinteressant und ich nehme mir dabei für mich selbst durchaus sehr viel Positives heraus. merci
 
Hier geht es um Prävention. Und die Burnoutprävention hat ganz klar ihre Grenzen. Die beginnen da, wo der Betroffene die falschen Handlungsmuster net langfristig ablegen kann und immer wieder von seinen tief verwurzelten Bewältigungsstrategien eingeholt wird.

Prävention beim Burnout bedeutet für mich, die Kollegen umfassend aufzuklären... inklusive der Tatsache, dass man Burnout bis dato net einheitlich definiert hat und weil man viele Parallelen zur Depression findet deshalb von einer Erschöpfungsdepression spricht.

Und wenn mir ein Kollege begegnet, der mir erzählt, er kann nicht mehr und mir all die bekannten Symptome schildert, dann verweise ich den an den Fachspezialisten und werde ihm net diverse Bücher empfehlen. Ich kann keine Diagnose stellen und therapieren schon gar net.

Elisabeth
 
Hier geht es um Prävention. Und die Burnoutprävention hat ganz klar ihre Grenzen. Die beginnen da, wo der Betroffene die falschen Handlungsmuster net langfristig ablegen kann und immer wieder von seinen tief verwurzelten Bewältigungsstrategien eingeholt wird.

Prävention beim Burnout bedeutet für mich, die Kollegen umfassend aufzuklären... inklusive der Tatsache, dass man Burnout bis dato net einheitlich definiert hat und weil man viele Parallelen zur Depression findet deshalb von einer Erschöpfungsdepression spricht.

Und wenn mir ein Kollege begegnet, der mir erzählt, er kann nicht mehr und mir all die bekannten Symptome schildert, dann verweise ich den an den Fachspezialisten und werde ihm net diverse Bücher empfehlen. Ich kann keine Diagnose stellen und therapieren schon gar net.

Elisabeth
Wer geht schon gerne zu einem Psychologen, Psychiater, man wird schnell in die Ballerburgschiene geschoben.

Unter Kolleginnen/Kollegen ist man "Über"empfindlich, "In"kompetent.

Sobald Du jemanden "sofort" an einen Psychologen oder Psychiater verweist, unterstelltst Du ihm nicht auch sofort "eine Krankheit".
Du hast einen Verdacht auf..., Du hast "falsche" Verhaltensmuster "diagnostiziert".

Du musst, Du hast.. ist doch genau das was Du nicht wolltest.


Bücher dienen dazu sein Wissen zu erweitern. "Fachliteratur" dient dazu Fachwissen zu erweitern, somit wird man auch sensibler für bestimmte "Verhaltensmuster" (Krankenbeobachtung) usw..

Erkennt man "sich", "seine" beginnende Krankheit und kann nicht von alleine gegensteuern, wird man(n)/frau "frei"willig zu einen Psychologen oder Psychiater gehen.

LG
Claudia B.
 
Was will ich eigentlich verhindern? Die volle Ausprägung eines Burnouts? Oder geht es mir nur darum, dass der MA stets voll leistungsfähig ist und an seine Grenzen und u.U. auch kurzfristig darüber gehen kann?

Wenn man präventiv wirksam werden will, dann muss man sich notgedrungen mit den Ursachen beschäftigen. Dafür muss man Fachliteratur lesen- keine Frage.

Eine Möglichkeit- weil aktuelle wissenschaftliche Arbeit: http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta278_bericht_de.pdf S.33-34

Und wie dann weiter, wenn wir die Erkrankung Burnout verhindern wollen. welchen Einfluss habe ich auf welche Ursachen? Was kann ich verändern... als Individuum, als Organisation?

Wie erkenne ich betroffene Kollegen- und zwar bevor die ersten Symptome auftreten? Was kann man ganz realistisch machen? Welche konkreten Veränderungen am Arbeitsplatz kann man wirklich dauerhaft schaffen?

Wenn ich überlege, wie viele mit dem Grundgedanken: ich will helfen in den Beruf einsteigen, mit völlig überhöhten Idealen anfangen, die dann auch noch von der Schule her bestätigt und gefördert werden... dann wundert es mich nicht, dass mit der Zunahme des Arbeitspensums net wenige bereist in der Ausbildung bzw. kurz danach ihren ersten Burnoutschub haben.

Elisabeth

PS Tipp für den Laien: DER SPIEGEL 4/2011 - Volk der Erschöpften . Hier wird nochmal schön verdeutlicht: die Arbeitsbelastung bringt das Fass zum Überlaufen. Es gibt bereist individuelle Vorbedingungen. Es gab hier ja die These, dass man sich selbst validieren kann... mal die Geschichte der Psychologin lesen. Die müsste es ja eigentlich am besten können- schließlich ist sie fachkompetent. ... es gibt einfach Grenzen bei der Eigendiagnostik und das net nur im somatischen Bereich.
 
Der Ansatz ist durchaus nicht verkehrt und ich bin auch der Meinung, dass man durch Aufklärung in der Öffentlichkeit sehr viele Menschen erreichen kann.

Es ist leider so, dass nicht mehr alle belastbar sind und bei Kleinigkeiten überfordert sind. Die Anforderungen heutzutage sind enorm.

Was also tun?

  1. Selbstpflege
  2. sich mit Kollegen/innen austauschen
  3. mit der Familie/Freunden/ Bekannten
  4. private Aktivitäten
  5. eine neue Herausforderung suchen
  6. sich mit anderen Kollegen/innen in anderen Einrichtungen austauschen

u.s.w.
 
Wenn ich mir die Ursachen (http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta278_bericht_de.pdf S.33-34) anschaue, dann komme ich da net weit mit wenn ich die Erkrankung Burnout vermeiden möchte.

Beim neuen Job müsste ich wahrscheinlich beachten, dass er zu den eigenen berufsbezogenen Motivationen, Handlungszielen, Einstellungen und zu den individuellen Persönlichkeitsmerkmalen passt.

Wenn z.B. die Berufswahl auf dem "helfen wollen" fusst und man sich zu stark mit den Pat./Bew. identifiziert, dann dürfte eine stationäre Tätigkeit eher schwierig werden. Aber ob man dann so einfach mit einer Funktionsabteilung glücklich wird?

Elisabeth
 
Hallo,

von Elisabeth Dinse: Was will ich eigentlich verhindern? Die volle Ausprägung eines Burnouts? Oder geht es mir nur darum, dass der MA stets voll leistungsfähig ist und an seine Grenzen und u.U. auch kurzfristig darüber gehen kann?
Ist nicht eher die Frage "wer" will "wann", "wie" verhindern?

von Elisabeth Dinse: Wenn ich überlege, wie viele mit dem Grundgedanken: ich will helfen in den Beruf einsteigen, mit völlig überhöhten Idealen anfangen, die dann auch noch von der Schule her bestätigt und gefördert werden... dann wundert es mich nicht, dass mit der Zunahme des Arbeitspensums net wenige bereist in der Ausbildung bzw. kurz danach ihren ersten Burnoutschub haben.


Es fängt doch schon viel eher an.
Praktikantinen/Praktikant, FSJ, was geben wir ihnen an die Hand und wie gehen wir mit ihnen um?

Ich meine, in unserem Berufsbild wird die psychische Belastung viel zu wenig ANerkannt. Wir werden mehr auf das "Handeln" reduziert uuund wir haben kaum Möglichkeiten "ehrlich" über "unsere" Gefühle zu sprechen.

Ich bin 24 Jahre als Krankenschwester tätig, aber ich arbeite schon 31 Jahre in Krankenhäusern, Kliniken und die Arbeit hat mich prägt und tut es weiter.
Ich habe viele Patientinen/Patienten im Kopf (Kopfkino) in unschönen belastenden Situationen und es konnte mit kaum einen darüber gesprochen werden darüber (geschweige denn "wie" ich "was" dabei gefühlt habe).

Ich denke, die Schulen sollten so ein Fach wie Berufs eigene Körper- und Seelenpflege anbieten.
Warum erlernen wir für uns nicht unter fachlich kompetentes Personal zum Beispiel kein Autogenes Training ect.?

von Elisabeth Dinse: Und wie dann weiter, wenn wir die Erkrankung Burnout verhindern wollen. welchen Einfluss habe ich auf welche Ursachen?
Gewissen Situationen können wir nicht vermeiden, wir müssen und zum Beispiel mit dem Tot, dem Sterben ect. auseinander setzen

von Elisabeth Dinse: Was kann ich verändern... als Individuum, als Organisation?
Arbeitgeber haben auch eine "Für"sorgepflicht.
Wo tritt sie, wann in Kraft?

Bei der Polizei zum Beispiel, gibt es Psychologe (auch für das Personal), sie haben Trainingsräume um fit zu bleiben und viele Angebote mehr.

In Büros, Unis gehen Entspannungstrainer um die Leute fit für ihre Arbeit zu halten.

Wir "müssen" uns um das meiste außhalb unserer Arbeitszeit kümmern, um zu bekommen was wir für wichtig ansehen.
Kurs aussuchen, Dienst anpassen, eventuell Anträge stellen, bezahlen usw.

Fortbildung oder gar "Bildungsurlaub"? Ja klar, aber doch nicht Autogenes Training.
Aggressionsfreie Kommunikation? Nö, ne? Wofür?

von Elisabeth Dinse: Wie erkenne ich betroffene Kollegen- und zwar bevor die ersten Symptome auftreten? Was kann man ganz realistisch machen? Welche konkreten Veränderungen am Arbeitsplatz kann man wirklich dauerhaft schaffen?
Nur ich kenne meine Grenzen und ich lasse auch jedem anderen "seine" Grenzen. Was mir zu viel ist, ist dem Anderen vielleicht zu wenig. Ich denke, man kann nur über Gespräche feststellen, was für wen machbar ist. Im Team und auch für sich "alleine".

Wie geschrieben, ich kann nur das Buch empfehlen:

Feindseligkeit unter Pflegenden ­beenden. Wie sich das Pflegepersonal gegenseitig das Leben schwer macht und den Nachwuchs vergrault - Analysen und Lösungen: Amazon.de: Kathleen Bartholomew: Bücher

LG
Claudia B.
 
Ich kenne net wenige Einrichtungen, die ein sehr gutes Betriebliches Gesundheitsmanagement haben. Da gibt es viele Angebote- angefangen vom Sport bis hin zu Entspannungsmethoden. Es gibt viele Fortbildungsangebote. ... Und trotzdem brennen auch dort Kollegen aus.

These: Die Angebote werden von Kollegen genutzt, die eh über eine gute Work-Life-Balance verfügen. Kollegen, die sich bereits auf der Arbeit verausgaben, erreichst du nicht.

Warum kann ich net erkennen, ob mein Kollege gefährdet ist? Weil die Einstellungen, die für ein Burnout förderlich sind, net bekannt sind, weil die ersten Symptome eines Burnouts bei anderen net erkannt werden?

Burnout entsteht net alleine durch Mobbingsituationen. Wobei burnoutgefährdete Kollegen sehr gute Mobbingopfer abgeben. Das dürfte mit der Persönlichkeitsstruktur und den individuellen Motivationen, Haltungen und Lebenszielen zusammenhängen.

Elisabeth
 
Die angesprochenen Angebote gibt's in meinem Haus auch,jedoch bin ich ehrlich : Wenn ich fix und fertig vom FD komme,fehlt mir einfach die Kraft,nachmittags noch Sport zu machen oder ein anderes Angebot zu nutzen. Geh ich vorm SD dorthin oder zu unseren Psychologen,dann komme ich schon "knülle" im Dienst an und der Tag ist gelaufen...auch wieder nicht richtig.
Bei Kollegen Bourn-Out-Symptome zu entdecken,halte ich für schwierig,denn die meisten können meisterhaft schauspielern,bloß um nicht zu zeigen,daß sie Hilfe brauchen.
 
Egal wie wir drumrum reden, für jeden dauert ein Tag 24 Stunden und alle haben wir ein Leben!
Klar komme ich nach einem stressigen Frühdienst nicht unbedingt dazu noch Sport zu machen, aber ich kann mich zum runterkommen aufs Rad setzten und vielleicht mal auf eine Schorle in den Biergarten der quasi auf dem Weg liegt, oder eben PMR machen, danach bist du wieder ausgeruht und kannst loslegen...
Auch nach einem stressigen Spätdienst muss ich keine Date mit einer Rotweinflasche haben, ich habe immer die Wahl.
Vielleicht komme ich runter, wenn ich mir nochmal die Fotos einer lange zurückliegenden Reise angucke, jemanden anrufe, der nich um 22 Uhr ins Bett geht, oder einfach mal eine CD hört.
Ich habe mal zur Film Musik von "Dirty Dancing" abgetanzt...
Um um Kontakte zu pflegen kann man auch um 3 Uhr in der Nacht Briefe/E-Mails schreiben.
 
Klingt fast wie ein Vorwurf für die, die es net können.

Kollegen, die an Burnout erkranken, wollen dies net. Sie haben in ihrem Leben aber Erfahrungen gemacht, die so tief sitzen und die sie antreiben sich auf der Arbeit zu verausgaben, sich ausschließlich dort ihr Selbstwertgefühl zu holen, dass es zwangsläufig zu der Burnoutentwicklung kommt. Förderlich für diese Entwicklung ist die Verdichtung der Arbeit, der Trend Arbeitsspitzen über Überstunden abzufangen, usw..

Ich denke schon, dass man burnoutgefährdete Kollegen erkennt. Einfach mal die Ursachen begucken und dabei net nur auf die Arbeistbelastung achten. Wenn dann nich die entsprechenden bekannten Symptome auftauchen... . Spätestens dann sollte die SL, der AG einschreiten und ihn an profesionelle Helfer verweisen... wenn ihm an dem MA gelegen ist.

Für diese Kollegen sollte es eigentlich ein (sehr teures) Angebot geben: Einzelsupervison zum Thema innere Antreiber. Das leistet sich meines Wissens keine einzige Klinik.

Elisabeth
 
Hallo,

von Elisabeth Dinse: Ich kenne net wenige Einrichtungen, die ein sehr gutes Betriebliches Gesundheitsmanagement haben. Da gibt es viele Angebote- angefangen vom Sport bis hin zu Entspannungsmethoden. Es gibt viele Fortbildungsangebote. ... Und trotzdem brennen auch dort Kollegen aus.
Natürlich brennen dort auch die Kollegen aus. Nur "was" sind das für Kollegen?
"Freizeitstress" (negativer Stress) kann einen genauso "mit" in einen Burnout treiben.

von Elisabeth Dinse: These: Die Angebote werden von Kollegen genutzt, die eh über eine gute Work-Life-Balance verfügen. Kollegen, die sich bereits auf der Arbeit verausgaben, erreichst du nicht.
Darum bin ich der Meinung es müsste schon "vor"her (Schule, Ausbildung, Arbeitgeber) informiert werden.
Wie schaffe ich meine Arbeit "ohne" mich zu "sehr" körperlich UND psychisch zu verausgaben?

von Elisabeth Dinse: Warum kann ich net erkennen, ob mein Kollege gefährdet ist?
Weil Dich nicht jeder generell an sich (geschweige denn "in" sich) ran lässt.
Wir haben alle "unsere" eigenen Leichen im Keller und ich (viele andere bestimmt auch) wollte nicht das Du alles von mir weißt um wirklich beurteilen zu können ob ich "gefährdet" bin (und dann auch noch Deiner Meinung nach) oder nicht.
Selbst Psychologen, Psychiater bekommen nicht alles direkt erzählt.
Meist ist es doch ein hinten herum und dann ein vorne durch.
Soll heißen, die Leute gehen wegen Schlaflosigkeit (oder weiß der Geier) zum Arzt....., dann irgendwann zum Psychologen oder Psychiater und raus kommt zum Beispiel ein nicht verarbeiter Tod eines nahen Verwandten.

Ich bin der Meinung, wir "alle" tragen eine gewisse Risikobereitschaft in uns um psychisch zu erkranken.

Durch unseren Beruf (eigentlich alle Sozialberufe) verbunden mit den sozialen Kontakten (Personal, Patienten, Angehörige...) stehen wir besonders unter einer beruflichen Herausforderung und darum ist es für mich keine Überraschung das wir (laut Krankenkassen ect.) häufiger bei den psychischen Erkrankungen statistisch auffallen.


Die richtige Zeit, die richtige Situation, die richtige KörperANgeschlagenheits Zustand...., meistens kommen mehrere ungünstige Dinge zusammen.

Beispiel: Beziehungsstress, Sorgen um die Kinder, eine schlechte Arbeitsituation, dann noch eine Erkältung in anmarsch.

von Elisabeth Dinse: Weil die Einstellungen, die für ein Burnout förderlich sind, net bekannt sind, weil die ersten Symptome eines Burnouts bei anderen net erkannt werden?
Die "ersten" Symtome werden oft von einem "Selbst" nicht wahrgenommen.
Wie willst Du dann wissen was ich fühle, wie ich schlafe ect.?

Hast Du Schichtdienst und ungünstig gelegte Dienste, biste müde, schlapp.
Dazu noch eine Prise Beziehungsstress und schon weißte doch warum du dich wie fühlst.
Nur ab wann merkst du für dich, halt du drifftest ab und kannst es nicht mehr ausgleichen.

Der erste Punkt ist immer die eigene Persönlichkeit, "ich" muss auf "mich" achten.
Ich werde nicht in einen Burnout getrieben, ich "lasse" mich da
hineintreiben, wenn ich nicht die Notbremse für mich ziehe.

von Elisabeth Dinse:
Burnout entsteht net alleine durch Mobbingsituationen.
Das sind zweierlei paar Schuhe. Du kannst auch Läuse UND Flöhe haben.

von Elisabeth Dinse:
Wobei burnoutgefährdete Kollegen sehr gute Mobbingopfer abgeben. Das dürfte mit der Persönlichkeitsstruktur und den individuellen Motivationen, Haltungen und Lebenszielen zusammenhängen.
Angeschlagene Leute werden gerne zu Opfern gemacht, weil man mit ihnen leichters Spiel hat und sie oft nicht in der Lange sind sich rechtzeitig zu schützen.

LG
Claudia B.
 
Ach Elisabeth, da hast Du mich vielleicht missverstanden. Niemand will den Kollegen die an einem Burnout leiden Vorwürfe machen, was würde das auch bringen? Natürlich haben diese Menschen ein anderes Verständnis von Arbeit und Pflege ihrer eigenen Interessen als zum Beispiel ich. Als ich diesen Beruf ergriffen habe, war ich ähnlich drauf, aber ich habe irgendwann einsehen müssen, dass ich mir mit meiner damaligen Haltung nichts gutes tue. Und ganz langsam änderte ich einiges in meinem Leben.
Natürlich weiß ich, dass oft genau die Leute, diese Angebote zur Stressreduktion, Entspannung etc nicht annehmen, weil sie dazu nicht in der Lage sind.
Trotzdem gibt es diese Angebote und jeder darf andere darauf hinweisen. Das Thema wurde ja auch von einem Krankenpflegeschüler eröffnet.
Burnout Erkrankten hier über dieses Forum zu therapieren das schafft niemand, kein Forum dieser Art ersetzt die kompetente professionelle Hilfe der Therapeuten...
 
von aquarius2: Burnout Erkrankten hier über dieses Forum zu therapieren das schafft niemand, kein Forum dieser Art ersetzt die kompetente professionelle Hilfe der Therapeuten...
Das sehe ich auch so.

Ich denke, wir können hier "nur" einfach da sein und "unsere" ( jeder "seine" Erfahrungen) aufschreiben. Wir alle haben unsere Auf und Ab´s im Berufsleben (wie auch im Privatleben) und ich finde, je ehrlicher wir "uns" gegenüber sind, je mehr können wir Berufs"zuläufer" ;) stützen. Kann jemand etwas von den Tipps gebrauchen, für sich annehmen (ausprobieren), gut, wenn nicht muss er für sich weiter suchen.
Ich kann nicht das Leben Anderer leben und ich will auch nicht von Anderen gelebt werden. ;)

Normal sind in unserem Beruf:
Versagensängste, mit der Folge (unter Umständen) für den Tod eines Menschen zu sein.
Nur wie wir damit umgehen, dazu stehen können, da hat jeder so seine Umgangsart.

LG
Claudia B.
 

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