Dürfen Schüler bei Fixierungen helfen?

So letzter Kommentar von mir in diesem Thread zu Sitzwache ja - nein:

Diverse Urteile der OLG besagen, dass ständig definiert wird mit mit: mindestens 15minütig und je nach Patient auch zu jeder Zeit.

Ich möchte nicht in der Haut desjenigen stecken, bei dem ein Patient in der Fixierung stirbt weil es keine Sitzwache gab :down:
 
hallo

unter ständig kann auch verstanden werden, dass man den fixierten patienten per video im raum überwacht und im gefahrenfall dann sofort erreichen kann, indem man personal ins zimmer schickt. diese praxis kommt in manchen psychiatrischen kliniken (köln, heidelberg, etc.) vor.

generell wird in unserer klinik immer 1:1 betreut, was mir persönlich auch sehr recht ist.

grüße

randall
 
Mal rein Theoretisch.
Was ist daran schlimm, dass NUR Schüler zu einem Notfall kommen. Auch sie können erste Hilfe leisten und weitere Hilfe holen. Hauptsache es ist mal jmd da und wenns nur blöd gesagt ne Reinigungsdame ist. Die Notrufe gehen doch durch und durch, bis zur letzten Zentrale:knockin:. Wer verbietet sowas.
 
Hallo,
zu der 15 minütigen Kontrolle muss ich dann doch mal was sagen.
Jeder der sich mit der Materie beschäftigt, sollte die Untersuchungsergebnisse des BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) kennen. Dort ist geschildert, dass der Tod nach Strangulation in Bauchgurten bereits nach 4 bis 10 Minuten eintritt. 15 Minuten sind also viel zu lang, egal was Gerichte sagen. In Weiterbildungen habe ich einen großen Teil Selbsterfahrung eingebaut. Die Probanden berichten alle, dass sie bereits nach wenigen Sekunden Schmerzen im Thoraxbereich empfunden haben. In den Veranstaltungen werden die vom BfArM geschilderten Auffindesituationen nachgestellt.
Zum eigentlichen Thema:
Schüler sollten mit dabei sein, wenn es nicht zu dramatisch wird. Raufereien und ähnliches um die Fixierung durchzusetzen, können nicht im Beisein von Schülern stattfinden. Dazu gehört psychische Vorbereitung mit der Erklärung der Interessenabwägung (Gefährdung vs. Freiheit).
MfG
rudi09
 
Schüler sollten mit dabei sein, wenn es nicht zu dramatisch wird. Raufereien und ähnliches um die Fixierung durchzusetzen, können nicht im Beisein von Schülern stattfinden. Dazu gehört psychische Vorbereitung mit der Erklärung der Interessenabwägung (Gefährdung vs. Freiheit).

Wie begründest du das? Wie soll der Azubi lernen mit diesen Situationen adäquat umzugehen, wenn er dies praktisch nicht darf.

Elisabeth
 
Bei mir im Haus ist es so, dass Schüler nicht mit zur Fixierung gehen sollen (Wir sind eine offene Station und werden über Pieper auf die betreffende Station gerufen). Die Verletzungsgefahr wenn der Schüler die Griffe der Fixierung und auch die Situation nicht genau kennt (manchmal gibt es keine Info über den Pat. da alles schnell gehen muss) ist einfach zu groß.
Vor kurzem hatten wir aber einen großen stämmigen Schüler der vorher schonmal auf der geschlossenen war und gute Erfahrungen hatte, der durfte gehen wenn es personalmäßig nicht möglich war das eine andere Person im Team gehen konnte, das war aber eine große Ausnahme.
 
Wie begründest du das? Wie soll der Azubi lernen mit diesen Situationen adäquat umzugehen, wenn er dies praktisch nicht darf.

Also das würde mich auch interessieren:gruebel:
Vor Einsatz beginn kann man doch den Schülern die Sachlage erklären und die nötigen Griffe zeigen, fertig.
 
Bei mir im Haus ist es so, dass Schüler nicht mit zur Fixierung gehen sollen (Wir sind eine offene Station und werden über Pieper auf die betreffende Station gerufen). Die Verletzungsgefahr wenn der Schüler die Griffe der Fixierung und auch die Situation nicht genau kennt (manchmal gibt es keine Info über den Pat. da alles schnell gehen muss) ist einfach zu groß.
Vor kurzem hatten wir aber einen großen stämmigen Schüler der vorher schonmal auf der geschlossenen war und gute Erfahrungen hatte, der durfte gehen wenn es personalmäßig nicht möglich war das eine andere Person im Team gehen konnte, das war aber eine große Ausnahme.

Wie sollen die Schüler das Fixieren lernen wenn sie es nicht machen dürfen:gruebel:
Warum werden dann die Schüler nicht gleich zum Einsatzbeginn in diese Materie eingeführt damit sie im Notfall "anpacken" dürfen?
Im übrigen hat stämmigkeit nichts damit zu tun ob jemand fixieren darf oder nicht.
 
Die Schüler dürfen an den Fixierungskursen teilnehmen und auf unserer Station wenn es vorkommt auch unterstützen, aber nur auf unserer Station. Das mit dem stämmigen Schüler war nur zufall, er hatte halt vorher auf einer geschlossenen einen Einsatz und hat dort oft wegen Personalmangel beim fixieren halfen müssen (er hatte aber auch eine sehr gute Menschenkenntnis und hat manche Situationen schon vorher entschärfen können, dies geht aber nur wenn man den Pat. kennt, was oft der Fall war auch als er dann bei uns war.)
 
So, habe nun das offizielle Statement der Schulleitung:

Selbstverständlich können und dürfen die Schüler(innen) mit zu Alarmen, da der Umgang mit aggressiven Patienten und die Fixierungen zum Lernziel einer psychiatrischen Station gehören. Vorab (möglichst im Erstgespräch) sollen eventuelle Situationen, Vorgehensweisen und Theorie der Fixierung mit den Auszubildenden besprochen werden. Nach dem Alarm soll immer eine Nachbesprechung stattfinden.

So viel von der Schule, nun muss ich nur noch meine Kollegen davon überzeugen :streit:
 
Die Betonung liegt auf EMPFEHLUNG. Das lässt die Verwltung nur mit den Schultern zucken. Kein Geld für Personal- keine Sitzwache.
Und ich gehe mal davon aus, dass wir nicht die einzigsten sind, die so vorgehen.
Elisabeth

Ich will, ich will, ich will das auch:
1 Sitzwache pro fixiertem Patienten, macht im Schnitt dann etwa 50% mehr Personal als bisher. Außerdem könnte dann derjenige der in dem Zimmer bleiben muss ja die restlichen Patienten mitversorgen, bevorzugt dann natürlich 2 weitere voll zu versorgende Patienten in einem 3-Bett-Zimmer.
Mannomann, wär das genial.

Bei einer notwendigen Fixierung gehen 1 - 2 Kollegen mit, wer in dem Moment zur Verfügung steht, sei er/sie examiniert oder nicht. Wenn akuter Handlungsbedarf besteht, besteht akuter Handlungsbedarf, jetzt + sofort.
 
Irgendwie hab ich den Überpunkt Psychiatrie übersehen, sorry.
In den beiden akutpsychiatrischen Stationen gibt es je einen großen Wachraum, dort ist IMMER 1 exam. PK anwesend, es spielt also keine Rolle ob da jetzt fixierte Patienten sind oder nicht. Alle anderen psychatrischen Stationen haben einen solchen Raum aber nicht und (wie wir auch) keine PK die bei einem fixierten Patienten kontinuierlich anwesend ist.
 
Hiho!

In unserem Krankenhaus dürfen Schüler mithelfen bei der Fixierung, jeder Schüler wird einmal selbst vollfixiert auf der Psychiatrie. Dort läuft generell eine sehr gute praktische Anleitung, von daher sehe ich (ab dem Zeitpunkt des Einsatzes) keinen Rechtfertigungsgrund.

Bzgl. Sitzwache/Fixierung. Wir unterscheiden in unserem Krankenhaus.

3-Punkt-Fixierung: Keine Sitzwache.
5-Punkt-Fixierung, bzw. Vollfixierung: Sitzwache vorgeschrieben (auch in der Nacht)
3/5-Punkt-Fixierung bei Akutsuizidalen: Sitzwache vorgeschrieben (auch in der Nacht)

Das ist bei uns so Usus, ob es rechtlich sicher ist, dazu kann ich gerade nichts sagen :)
 
Hallo ElisabethDenise,
es ist wie überall. Du hast die Körperpflege auch nicht vom Prüfungsniveau rückwärts gelernt. Klein ist aller Anfang auch hier. Fixierungen müssen rein rechtlich klar erklärt sein, die Handgriffe geübt sein (S. BfArM, Segufix Anweisungen,...)die Traumatisierungssituation bewußt sein. Mit Ranführen meine ich z.B. die Mithilfe bei der Fixierung bei nicht mehr anders beherrschbarem Sturzrisiko. Als nächstes akute Suizidprävention. Auch ein reines Beobachten mit einer Nachbesprechung des Erlebten sind sinnvoll und werden bei uns auch so gemacht.
Ausserdem sollte wie gesagt auch eine Selbsterfahrungskomponente in der Vorbereitung sein.
Toolkit, eure Absicherung der Fixierung klingt richtig gut, würde ich auch gern haben, allein das Personal fehlt. Deshalb ist bei uns von "dauerhafter" Überwachung die rede, die kurzzeitiges Verlassen der Beobachtungssituation (wenige MInuten) zuläßt.
MfG
rudi 09
 
Ich mußte (durfte?) bei meinem Psychiatrieeinsatz bei einer Fixierung helfen. Es war eine geschlossene Station, die betreffende Fünfzehnjährige war von ihrem selbstverletzenden Verhalten (Schlagen, Beißen) nicht abzubringen. Ich hatte keine konkrete Anleitung für irgendwelchen Handgriffe vorher und war doch überrascht, wie vile Kraft dieses augenscheinlich schmächtige Mädchen aufgebracht hat. Sie hat die Situation (volle Aufmerksamkeit von gleich drei Beteuern und allen Mitpatienten) sichtlich genossen. Muß aber dazu sagen, daß man mir hinterher ein Gespräch angeboten hat über meine Gefühle bei der Sache. Und ja, sie hat nach mir geschlagen und getreten, aber das ist in so einer Situation ja wohl selbstverständlich und kein Grund, irgendein schwerwiegendes Trauma zu erwarten, vor dem man Schüler schützen muß (zumindest für mich).

Danach gab es eine Sitzwache (auf dem Flur hinter einem Raumteiler), da der Raum mit der Videoüberwachung schon belegt war.
 
Hi Julien,ich glaube, das du da einiges Mißverstanden hast. Die Nachbesprechung einer solchen Situation ist für alle beteiligten wichtig. Vor allem aber für den Patienten, welcher von mehreren Pflegekräften überwältigt und fixiert wurde. Und bei ihm geht es um die Traumatisierung, nicht ob der Schüler eine hat...Der Schüler kann danach wieder gehen und wurde nicht in seiner Bewegung und Freiheit drastisch eingeschränkt! Zudem find ich es schwierig zu beurteilen, ob eine Person es sichtlich genießt, wenn eine solche drastische Maßnahme bevorsteht oder vollzogen wird... Eine Fixierung ist nunmal die aller aller aller letzte Alternative!
 
Nein, in dieser Nachbesprechung mit mir persönlich ging es um meine Gefühle bei der Sache. Ich denke, das werde ich schon noch auseinanderhalten können. Es war ein Vier-Augen-Gespräch mit meinem Mentor, wie es mir dabei ging und ob ich noch irgendwas klären will zu der Situation.

Daß das Mädel sowohl für die Fixierung als auch für das, was sie dahin gebracht hat psychologische Begleitung gebraucht hat (und noch braucht), steht außer Frage.

In meinem Beitrag ging es lediglich darum, daß man als Schüler auch in der Zwickmühle sein kann, wenn man ein (evtl. nicht wesentlich jüngeres) Individuum mit Gewalt irgendwo festbinden soll, und daß mir die Möglichkeit angeboten wurde, mich darüber auszulassen (so soll das ja auch sein, wenn man seine Schüler vernünftig begleitet).

Und ja, sie hat es gonssen, nach dem sie ein Leben lang an negative Aufmerksamkeit (und keine andere) gewöhnt war (und solche Aktionen regelmäßig provoziert hat). Es handelt sich dabei nicht nur um meine Beobachtung, sondern um das, was das Fachpersonal gesehen und auch dokumentiert hat.
 
Also ich mache meine Ausbildung in einer Psychiatrie und wir helfen bei Fixierungen. Es ist ja auch noch nen Unterschied, aus welchem Grund der Patient fixiert wird. Ob es zum Selbstschutz des Patienten und der Pfleger ist oder ob es z.B. zur Sturzprophylaxe ist.

Wilma:nurse:
 
Da fällt mir ein. Ich musste im Rahmen meiner Ausbildung in einer Behindertenwerkstätte arbeiten. Wir schauten uns eine "leichte " Wohngruppe an und eine, wo Menschen, mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen wohnen. Wir wurden zum Arbeiten dort aufgeteilt. Aber im Haus gab es noch eine "schwerst" -behinderten Wohngruppe. Der Leiter meinte, die zeige er uns nicht, das sei nichts für uns. Dort arbeiten nur Pater und starke Männer. Da die Arbeit sehr hart ist. Fand ich irgendwie auch etwas komisch. Auch wir sollten mit sowas mal konfrontiert werden als Schüler.
 

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