Corona und dann? Zukunftsaussichten für die Pflege

Das die Pflege mittlerweile nur noch pessimistisch ist, was Zukunftsaussichten angeht ist aufgrund der Vergangenheit nur Verständlich. Ich wage dennoch mal eine positive Perspektive:

Eine Steigerung des gesellschaftlichen Ansehens für unsere Berufsgruppe ist aktuell durchaus vorhanden. Im schlechtesten Fall äußert sie sich durch Klatschen am Fenster, im besten Fall überlegen sich einige jetzt vielleicht doch nochmal in der Pflege anzufangen, zurückzukehren etc. Ein weiterer Grund dafür sollte die wahrscheinlich höhere Arbeitslosigkeit sein. Und ja das Argument ist hier sehr gehasst, man will ja nicht jeden zum Kollegen haben, aber es werden ja Menschen aus vielen verschiedenen Biographien sein, die sich evtl für die Pflege interessieren. Mehr Personal => bessere Arbeitsbedingungen => Mehr Personal

Sollte es so kommen, stellt sich nur noch die Frage, wer denen ihr Gehalt bezahlt. Das Missverhältnis aus kapitalistischer Verwertungslogik und Pflegequalität bleibt ja bestehen. Also muss auch daran gearbeitet werden.

LG
 
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Das die Pflege mittlerweile nur noch pessimistisch ist, was Zukunftsaussichten angeht ist aufgrund der Vergangenheit nur Verständlich. Ich wage dennoch mal eine positive Perspektive:
Ich als Naturpessimist bin froh um jede optimistische Perspektive!

(...) im besten Fall überlegen sich einige jetzt vielleicht doch nochmal in der Pflege anzufangen, zurückzukehren etc. Ein weiterer Grund dafür sollte die wahrscheinlich höhere Arbeitslosigkeit sein. Und ja das Argument ist hier sehr gehasst, man will ja nicht jeden zum Kollegen haben, aber es werden ja Menschen aus vielen verschiedenen Biographien sein, die sich evtl für die Pflege interessieren. Mehr Personal => bessere Arbeitsbedingungen => Mehr Personal
Habe für mich beobachtet, dass sehr viele in der Pflege landen, die einfach alternativlos sind. Da unser Haus (hart ausgedrückt) sich fast ausschließlich mit BewerberInnen füllen kann, die von den anderen Krankenhäusern der Stadt nicht genommen werden, fällt das umso deutlicher auf. Im letzten Jahr hatten wir die höchste Quote im Nichtbestehen der Probezeit seit langem, und das trotz deutlich heruntergefahrener Anforderungen und großer Anstrengung, Leute durchzuschleifen. Die Ausstiegsrate kam noch dazu. Deswegen mein worst case Szenario:

Mehr Personal ja, aber noch weiter gesunkene Pflegequalität, die in Mehraufwand für gute Pflegekräfte resultiert (sehe ich bei uns schon auf Station, dass viele für andere mitarbeiten müssen, weil sonst alles ins Chaos gerät) und irgendwann Forderungen wie "mehr Geld" zur Ironie verkommen lässt.
 
Habe für mich beobachtet, dass sehr viele in der Pflege landen, die einfach alternativlos sind. [...] Mehr Personal ja, aber noch weiter gesunkene Pflegequalität, die in Mehraufwand für gute Pflegekräfte resultiert

Deshalb sage ich ja, dass die Krise vielleicht auch ganz andere Biographien zu uns spülen könnte. Viele Branchen brechen weg, viele Menschen werden sich umorientieren müssen. Und dann ist gerade die Pflege in aller Munde und bietet sichere Arbeitsplätze. Das bedeutet nicht, dass ich mir sicher bin, dass es einen positiven Effekt für uns hat, aber merke: Nach der Krise ist nichts wie vor der Krise.
 
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Und dann ist gerade die Pflege in aller Munde und bietet sichere Arbeitsplätze
Vielleicht :weissnix:

In unserem Unternehmen wurde den Mitarbeitern heute mitgeteilt, das aufgrund der unzureichenden Belegung und der damit fehlenden Einnahmen die wirtschaftliche Lage immer kritischer wird.
Es wird an Kurzarbeit bis hin zu Entlassungen gedacht. Auch das kurzfristige Schließen von Häusern ist möglich .
Also : Sicher ist unser Job zur Zeit auch nicht.

LG Einer
 
@einer Krass! Sollte man nicht denken dass sowas momentan passieren kann. Aber da verweise ich auf den Punkt der Kapitalistischen Verwertungslogik. Es kann nicht sein, dass Gesundheitsversorgung dem Markt und seinen Gesetzen unterworfen wird (mMn auch alle anderen Bereiche, aber lassen wir das an dieser Stelle).
 
Leider ist auch dieser Thread, wie so viele andere über die Jahre vorher, zu einem Jammertal geworden...
 
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Ich als Naturpessimist bin froh um jede optimistische Perspektive!


Habe für mich beobachtet, dass sehr viele in der Pflege landen, die einfach alternativlos sind.

Mehr Personal ja, aber noch weiter gesunkene Pflegequalität, die in Mehraufwand für gute Pflegekräfte resultiert (sehe ich bei uns schon auf Station, dass viele für andere mitarbeiten müssen, weil sonst alles ins Chaos gerät) und irgendwann Forderungen wie "mehr Geld" zur Ironie verkommen lässt.

Gute Pflege ist doch in den meisten Häusern aufgrund Zeit- und Personalmangel nicht möglich. Und ob jetzt bei den täglichen Horrormeldungen aus den Kliniken mehr Leute in die Pflege gehen? Kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Das die Pflege zT Auffanglager für verkrachte, gescheiterte Existenzen ist, sehe ich auch so. Ich beziehe mich da auch mit ein. Bin auch zu Beginn meiner "Karriere" 2 mal in der Probezeit rausgeflogen
 
Gute Pflege ist doch in den meisten Häusern aufgrund Zeit- und Personalmangel nicht möglich. Und ob jetzt bei den täglichen Horrormeldungen aus den Kliniken mehr Leute in die Pflege gehen? Kann ich mir nicht so wirklich vorstellen.
Wir werden sehen. Spannend fände ich auch zu wissen, wie hoch die Ausstiegsquote aus der Pflege in den nächsten drei Jahren unter den aktuell zur Corona-Zeit Arbeitenden sein wird. Da sitzen sicher einige in den Startlöchern, mich eingeschlossen. Sobald es geht, sieht mich mein KH nicht mehr außerhalb der 450-Euro-Basis.

Das die Pflege zT Auffanglager für verkrachte, gescheiterte Existenzen ist, sehe ich auch so. Ich beziehe mich da auch mit ein.
Da kannst du auch mich dazuzählen, obwohl ich anfangs noch sehr für den Pflegeberuf gebrannt und berufliche Alternativen dafür ausgeschlagen habe. Tja, hinterher weiß es jeder besser.
 
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Leider ist auch dieser Thread, wie so viele andere über die Jahre vorher, zu einem Jammertal geworden...
Da du diese Aussage direkt nach meinem Beitrag geschrieben hast muss ich Nachfragen:
Was ist an einer Sachlichen Aussage über eine Mittelung des Arbeitgebers "jammern" ??

Ich habe noch zu den Zeiten meine Ausbildung gemacht, wo wirklich auf jede freie Stelle 10 Bewerber vor der Tür standen.
Nach meinem Examen (1,4) habe ich 41 Bewerbungen geschrieben und musste die eine Stelle nehmen, die ich vor Ort bekommen konnte.
Ich kenne also noch ganz ander Zeiten und bin vom jammern noch weit entfernt.
Um meinen Job mache ich mir noch keine Gedanken. Aber das unsere Arbeitsplätze immer sicher sind, ist auch ein Irrglaube.

LG
Einer
 
Ich glaube jeder beschreibt nur ein Teil der Lage und hat Recht. Das ist wie in der Geschichte mit den Blinden und einem Elefanten. Denn jeder ertastet ein Körperteil und beschreibt, dass so ein Elefant wäre.

Das Thema Krankenhaus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Alle Parteien und ihre Politiker werden sich als Retter darstellen wollen. Auch die Wähler wollen das. "Tut doch was für die Krankenschwester "
Also irgendwas werden die schon machen. Aber alles zusammen und in aller Konsequenz kriegen wir auch unser Fett weg.


Ich stelle mir das so vor:
Mehr Geld ! Klar ,kriegen wir
Bessere Arbeitsbedingungen! Ja sicher dat

Aber halt nicht für alle . Nachdem Krankenhäuser schließen und andere schlanker werden. Werden viele Krankenpfleger in die Altenpfege gehen . Und da sind immer noch die alten ****** Bedingungen.

Wer jetzt sagt , aber Corona hat doch gezeigt wie wichtig unsere Krankenhäuser sind. Die Antwort wird sein , wir werden aufrüsten für nächste Epidemien. Da können auch Schulen zu Krankenhäuser umgerüstet werden

So ich habe fertig zerreißt mich.
 
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Ich glaube nicht, dass Krankenpfleger in die Altenpflege gehen. Da wird nach wie vor flächendeckend zu schlecht bezahlt. Und ich denke, die meisten von uns gehen in erster Linie arbeiten, weil sie Geld verdienen müssen.
Für mich ist da das Gehalt bei der Wahl meines Arbeitsplatzes ziemlich weit oben auf meiner Liste. Und wenn ich die Wahl habe für Mindestlohn im Pflegeheim zu arbeiten oder für Mindestlohn irgendeine andere Aushilfstätigkeit zu machen, würde ich jedenfalls mich nicht für den Heimbereich entscheiden.

Und ich glaube auch nicht, dass flächendeckend Krankenhäuser schliessen werden. Jedenfalls nicht in höherem Ausmaß als vorher.
Ich kann mich an eine lange Streikzeit in einer Uniklinik erinnern, da wurde auch eine entsprechende Drohkulisse aufgebaut, man hätte keine Einnahmen und dadurch würde die Existenz der Klinik und somit die Sicherheit der Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Letztendlich hat man später herausgefunden, dass die Klinik hohe Gewinne in der Zeit eingefahren hat, denn die Klinik hat doppelt kassiert. Zusätzliche Zuschüsse vom Land, weiterhin lustiges Privat-Patienten- Management UND Einsparung von Gehältern. Da gab es nicht einen Euro Verlust für die Klinik - ganz im Gegenteil.

Und sowas passiert jetzt gerade auch. Sie werden vom Staat Gelder bekommen, sie fahren die Mitarbeiter gezielt massiv in die Minusstunden, gleichzeitig wird um Amtshilfe angefragt und mit dem Personal aus anderen Bereichen die dadurch entstehenden Engpässe kompensiert, somit haben sie postcoronar aufgrund der Bringschuld der Arbeitnehmer unbegrenzte Personalressourcen, vor allem weil sie weiterhin mit der Drohung der Schliessung des Standorts pokern.

Ich glaube, wir werden eine Flucht aus der Pflege erleben werden. Allein die Idee, man könne mal eben die Gesetze ändern und eine lebenslängliche Leibeigenschaft mit Überreichung der Examensurkunde erwirken, wird auch potentiellen Nachwuchs abschrecken. Und ich bin der festen Überzeugung, wenn die Ärzte da nicht im Boot gewesen wären, wäre der Gesetzesentwurf durchgegangen.

Und wenn sie dann noch den Notstand eine Weile belassen, denn es könnte ja jederzeit wieder losgehen, wird sich auch am aufgeweichten Arbeitsschutz auf absehbare Zeit nichts ändern.
 
Ich will niemandem zu nahe treten. Und ich habe nix gegen AP
 
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