Corona und dann? Zukunftsaussichten für die Pflege

Ich glaube, wir werden eine Flucht aus der Pflege erleben werden. Allein die Idee, man könne mal eben die Gesetze ändern und eine lebenslängliche Leibeigenschaft mit Überreichung der Examensurkunde erwirken, wird auch potentiellen Nachwuchs abschrecken. Und ich bin der festen Überzeugung, wenn die Ärzte da nicht im Boot gewesen wären, wäre der Gesetzesentwurf durchgegangen.

Pflegeflucht oder Pflege boomt?

In der Gesellschaft haben wir unterschiedliche soziale Milleus. Eine Gruppe definiert sich über Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Und andere über Pflichtbewusstsein und Idealismus. Andere sind einfach pragmatisch und handeln aus Eigeninteresse.

Das mit dem Staat dienen ist nicht für alle abschreckend. Selbst die Bundeswehr wird sich über mehr Bewerber freuen.
Ist nicht mein Fall ist aber so.

Aber ich kann auch nicht sagen , was kommt. Pflegeflucht oder Pflegeboom?
 
In der Gesellschaft haben wir unterschiedliche soziale Milleus. Eine Gruppe definiert sich über Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Und andere über Pflichtbewusstsein und Idealismus. Andere sind einfach pragmatisch und handeln aus Eigeninteresse.

Es gehören viele Leute zu der 1. Gruppe, sie denken und reden sich aber ein, zur 2. Gruppe zu gehören. Zur 2. Gruppe zähle ich die Altenpfleger. Den Beruf kann man nur als Idealist durchstehen. Da kommt aber der Punkt ins Spiel, den ich den Altenpflegern vorwerfe: Sie haben soweit ich weiss noch nie für ihre Rechte und Verbesserung der Bezahlung gekämpft. Vielmehr haben sie als "Billiglohndrücker" jeden schlecht angenommen und somit dafür gesorgt, dass alle Pflegenden weniger bzw. nicht deutlich mehr bekommen. Deshalb habe ich so einen Hals auf Altenpfleger
 
Da kommt aber der Punkt ins Spiel, den ich den Altenpflegern vorwerfe: Sie haben soweit ich weiss noch nie für ihre Rechte und Verbesserung der Bezahlung gekämpft.
Soso.
„In der Krankenpflege existieren grundsätzlich bessere Voraussetzungen für Arbeitnehmer, um sich zu wehren. 2015 haben Pflegekräfte erfolgreich die Charité in Berlin bestreikt. Ziel des Streiks war nicht mehr Geld, sondern mehr Personal. Das Pflegepersonal hat den OP-Bereich bestreikt und systematisch Betten nicht belegt. Das Krankenhaus erlitt dadurch innerhalb kürzester Zeit hohe finanzielle Einbußen. Leider lässt sich diese Taktik in Seniorenheimen kaum anwenden, da es einen vergleichbar wirtschaftlich relevanten Bereich dort nicht gibt.

Und in der Altenpflege? Gibt es dort auch positive Beispiele?
Ja, auch in der Altenpflege streiken Beschäftigte. Allerdings müssen die Voraussetzungen stimmen. In Hamburg haben Pflegekräfte beispielsweise erfolgreich einen großer Träger mit 13 Einrichtungen bestreikt. Sie hatten Erfolg, weil dieser Träger mit all seinen Einrichtungen ursprünglich in städtischer Hand war. Dadurch existierten etablierte Betriebsräte und unter dem Personal waren überdurchschnittlich viele Gewerkschaftsmitglieder. Außerdem hat sich der Träger auf Notdienstvereinbarungen eingelassen. So konnten die Pflegekräfte streiken, ohne das Wohl der Bewohner zu gefährden.“

 
Dieser Streik der Altenpflege in Hamburg ist aber die Ausnahme, nicht die Regel.

"Pflegekräfte springen ein, weil sie wissen: Wenn ich mich weigere, gefährde ich Bewohner und Kollegen"

Komisch, dass Ärzte sehr wohl streiken und sich durchsetzen können. Die weigern sich halt und behandeln nur noch die Notfälle.
Aber wenn die Altenpfleger weiter unter diesem Helfersyndrom-nichts anderes ist es-leiden, wird es so bleiben wie es ist. Rumlaufen aber nichts tun, wegen dem "strukturellen Druck"...so kann man es auch sehen
 
Als wären die anderen Berufsgruppen in der Pflege in dieser Hinsicht besser.
 
Hallöchen und allen erstmal einen schönen Ostermontag!

Was mir beim Lesen dieses Threads in den Kopf geschossen ist... wir Pflegekräfte sind zeitweise schon ein ganz schön arrogantes Pack!!! :roll: Und nein, ich nehme mich da gar nicht aus. ;)

Wir schreien jahrelang nach Wertschätzung und Arerkennung in der Gesellschaft... nun klatschen die Leute oder nähen Masken, und wir regen uns auf oder lachen darüber. Bezahlt uns das Rechnungen oder macht es unsere Arbeitsbedingungen besser? NEIN! Aber es ist ein Zeichen für Solidarität, mit der man uns vielleicht auch nach der Pandemie unterstützt!

Wir erwarten Zusammenhalt in der Pflege, treten aber vehement nach allen Seiten aus... einspringende Kollegen haben prinzipiell das Helfersyndrom, Altenpflegekräfte insgesamt kein Rückgrat, Intensivler sind arrogant, Kollegen von Normalstation dumm und von anderen Berufsgruppen reden wir erst gar nicht, denn die arbeiten sowieso nur gegen uns.

Und überhaupt... wir sind sowieso die einzige Berufsgruppe weltweit, die unter schlechten Bedingungen und für zu wenig Geld ihrem Job nachgeht! :knockin:

Sind wir mal ehrlich: jeder von uns lebt in seiner eigenen kleinen Welt, in der er versucht, ohne größere Katastrophen durch's Leben zu kommen! :weissnix: Denn wir leben nun mal in einer Gesellschaft, in der Profit zählt und Egoismus das Mittel der Wahl ist.

Okay, das war jetzt alles ein bisschen ketzerisch... :twisted:

Wie sind denn m.M.n. nun die Zukunftsaussichten für die Pflege?

Sollten wir es schaffen, einen Zusammenhalt zu entwickeln und die Solidarität der Mitmenschen mitzunehmen... dann könnte sich aus dieser verdammten Pandemie eine positive Bewegung entwickeln. Angelehnt an das Motto "wir bleiben für euch hier, bleibt ihr für uns zuhause" vielleicht sowas wie "wir waren für euch da, jetzt seid ihr es für uns" oder so... 8-)

Schade wäre es, wenn (wir) alle wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen würden... :cry:

Aber wie auch immer es ausgeht... bleibt mir alle gesund! :bussis:
 
Ich finde ,dass genrell in der Pflege zuviel gejammert wird.Das ist nicht neu,das war auch schon vor 30 Jahren so. Wenn ich sehe wie selbst MAV Mitglieder in Facebook z.b. die Bezahlung kritsieren wundert man sich warum sich keiner mehr bewirbt. Fakt ist doch, dass es ,wenn es um Bezahlung inder Pflege geht, nie genau dargestellt wird wer in diesen Kreis gehört. Imme rnur zu sagen man verdient inder Pflege nichts ist ja quatsch ,es gibt die schwer schuftende Pflegehelfer im Altenheim die sich mit Mindestlohn abrackern müssen.Es gibt aber auch Pflegepersonal in Krankenhäusern die gute Sozialleistungen wie Tarifverträge,Weihnachtsgeld ( oft über 80%),Urlaubsgeld,Weiterbildung,Sonderurlaubstage und vor allem eine nicht zu unterschätzende Altersvorsoge haben. Die Verdienstspanne in der Pflege liegt je nach Qualifaktion sehr weit auseinander. Ein Maurerhelfer am Bau verdient nicht wie der Maurermeister,das ist in allen Branchen so. Nur was mich immer so stört ,es wird immer über zu wenig Geld gejammert. Meine Frage wäre ,würde der Fachkrankenpfleger mit einem Jahresgehalt von oft Richtung 50000 Euro auf was verzichten um der Pflegehelferin 5000 Euro mehr zu gewähren? Nennt mal Zahlen... was ist angebracht für Helfer,Altenpfleger ,Fachkrankenpfleger? Wie soll das finaziert werden? Ich glaube viele Handwerker würden mal dumm schauen,wenn sie die genauen Entlohnungen und Sozialleistungen vom Pflegepersonal in Krankenhäusern genau wüssten. Komme mir keiner mit Schichtdienst u.s.w ein Dachdecker der in der Saison 10-12 h am tag arbeit brauch sich keine Gednken über Früh und Spät machen,die hat er jeden Tag.
 
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Was mir beim Lesen dieses Threads in den Kopf geschossen ist... wir Pflegekräfte sind zeitweise schon ein ganz schön arrogantes Pack!!! :roll:
Nein, sind wir nicht.
Wir schreien jahrelang nach Wertschätzung und Arerkennung in der Gesellschaft... nun klatschen die Leute oder nähen Masken, und wir regen uns auf oder lachen darüber. Bezahlt uns das Rechnungen oder macht es unsere Arbeitsbedingungen besser? NEIN! Aber es ist ein Zeichen für Solidarität, mit der man uns vielleicht auch nach der Pandemie unterstützt!
Oh bitte... :roll:
Wir erwarten Zusammenhalt in der Pflege, treten aber vehement nach allen Seiten aus... einspringende Kollegen haben prinzipiell das Helfersyndrom, Altenpflegekräfte insgesamt kein Rückgrat, Intensivler sind arrogant, Kollegen von Normalstation dumm und von anderen Berufsgruppen reden wir erst gar nicht, denn die arbeiten sowieso nur gegen uns.
Da hast Du teilweise recht, teilweise nicht.
Es ist tatsächlich so, daß bestimmte Berufsgruppen im Gesundheitswesen konkurrieren und daher eher gegeneinander arbeiten.
Und überhaupt... wir sind sowieso die einzige Berufsgruppe weltweit, die unter schlechten Bedingungen und für zu wenig Geld ihrem Job nachgeht! :knockin:
Natürlich nicht. Aber für die Wahnsinnsverantwortung, die wir tragen, sind wir unterbezahlt.
Wie sind denn m.M.n. nun die Zukunftsaussichten für die Pflege?

Sollten wir es schaffen, einen Zusammenhalt zu entwickeln und die Solidarität der Mitmenschen mitzunehmen... dann könnte sich aus dieser verdammten Pandemie eine positive Bewegung entwickeln. Angelehnt an das Motto "wir bleiben für euch hier, bleibt ihr für uns zuhause" vielleicht sowas wie "wir waren für euch da, jetzt seid ihr es für uns" oder so... 8-)
Wir werden sehen.
Wünschenswert wäre es.
 
Das stimmt so nicht ganz, mit 13. Gehalt, Wochenend- und Schichtzulagen sind es schon mehr als 50000! Und das gehört nunmal zum Brutto dazu...
 
Steuerfreie zuschläge erhöhen nicht dein Brutto Gehalt, sondern dein Netto. Wichtig für die Berechnung der Rentenpunkte.
13. Gehalt gibt es auch nicht bei jedem Unternehmen.
 
Ok, die wochenendzuschläge sind steuerfrei , aber die Schichtzulagen nicht! Ich meinte die Schichtzulagen, die auf das Brutto dazukommen, nicht die steuerfreien Zuschläge. Im TVÖD, den hast du als Beispiel genommen, gibt es das 13.Gehalt( bzw. 80 oder 90% davon) und auch Wechselschicht- und Schichtzulagen. Die gehören zum Brutto und ergeben > als 500000.......
 
Also bei 50000 Brutto kann nicht davon die Rede sein, schlecht zu verdienen. Da ist man schon weit oben
 
Zähle ich alle Zulagen zusammen, als Vollzeit-Kraft mit FWB in 3 Schichten, so komme ich auf ein Jahresbrutto von 50.391,35€. Dabei ist dein sogenanntes 13. Gehalt als Jahressonderzahlung schon inbegriffen.
Ohne die Jahressonderzahlung beläuft sich das reine Jahresbrutto-Gehalt auf 47.685,84€. Die Höhe der Schichtzulagen ist auch je nach Arbeitgeber verschieden.

Vorausgesetzt du arbeitest seit 15 Jahren in derselben Position: Als Pflegekraft mit Fachweiterbildung mit 100% Stelle beim selben Arbeitgeber ohne Unterbrechung durch zum Beispiel Elternzeit.

Dies schaffen die wenigsten.
 
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Nicht zu vergessen beträgt der Stundenlohn meiner oben genannten Pflegekraft mit FWB, in P9|6 ~22,51€ brutto.
Jetzt könnt ihr mal vergleichen, ob Handwerker einen geringeren oder höheren Stundenlohn aushandeln.


Ich persönlich würde mit erreichen der letzten Entgeltstufe 54.291,35€ verdienen, wenn ich auf meiner jetzigen Station in der selben Position bleiben würde.
Bei Steuerklasse 1 ohne Kinder.
 
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Warum wohnen dann so viele Pfleger und auch Handwerker in ner Mietwohnung und fahren einen Kleinwagen aus Fernost? Der Partner verdient doch meist auch noch Geld. Da müsste man doch locker 100000 zusammen haben pro Jahr
 
Diese Gehaltsdiskussion bringt doch nichts. In den Medien wird ja immer nur pauschal von der Pflege erzählt, da werden dann Pflegehilfskräfte im Seniorenstift mit OP- oder Intensivpflegekräften am Uniklinikum in einen Topf geworfen, da werden tariffreie Arbeitgeber mit tarifgebundenen in einen Topf geworfen. Zwischen diesen Extremen liegen finanzielle Welten.
Das Problem ist doch aber, dass selbst im tarifgebundenen Uniklinikum die Pflegekräfte mit langer Berufserfahrung abwandern und nachrückende Kräfte fehlen oder nach wenigen Jahren das sinkende Schiff verlassen.
Das Gehalt ist also in der Breite sicherlich ein Hebel, an dem man ansetzen könnte, aber es löst nicht das Problem der abwandernde Fachkräfte in den tarifgebundenen Bereichen. Dass auch dort Fachkräfte abwandern und ein Nachwuchsmangel herrscht, zeigt doch, dass ein viel gravierenderes Problem besteht, das alle Pflegebereiche gleichermaßen betrifft und den Nachwuchsmangel in den tariflich schlechter gestellten Bereichen nur noch verschärft: die schlechten Arbeitsbedingungen bzw. die hohe Arbeitsbelastung.

So lange man nur an einem kleinen Hebelchen dreht, nämlich der Bezahlung, wird man den Fachkräftemangel nicht beheben können. Etwas mehr Lohn lockt möglicherweise den Einen oder die Andere zurück in die Pflege, gerade die Pandemiezeit hat ja vielen gezeigt, dass es eben auch ein sehr sicherer Arbeitsplatz sein kann. Aber in den Häusern wird sich durch rückkehrende Pflegekräfte nichts an den Bedingungen verbessern, so lange dort nicht parallel auch verbindliche Personalbemessungstools gesetzlich festgeschrieben werden. So lange das nämlich nicht parallel etabliert wird, werden die Rückkehrer lediglich die Löcher stopfen und die Leasingquote reduzieren, an der Schichtbesetzung wird sich aber nichts ändern.

Fazit:
Das Drehen an der Bezahlschraube muss für einen allgemeinen Flächentarifvertrag in allen (!) Pflegebereichen sorgen, die Attraktivität des Berufes nachhaltig zu steigern kann man aber nur erreichen, wenn dieser Flächentarif dtl. über dem aktuellen TvöD liegt.
Das Drehen an der Arbeitsbedingungsschraube gelingt nur durch die allgemeingültige Etablierung von verbindlichen Personalbemessungstools mit scharfen Sanktionsmöglichkeiten bei Unterschreiten der Quote.

Gruß spflegerle
(warum habe ich nur das Gefühl, mich hier ständig zu wiederholen)
 
Klasse Beitrag spflegerle!

(und das mit der Wiederholerei ist nicht schlimm - dafür sitzt es iiiiiiii....rgendwann mal in den Köpfen. hoffentlich)
 
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