Burn out - was kann ich machen?

Ich habe mit viel Interesse gerade alle Beiträge zu diesem Thema gelesen und habe mich wiedergefunden. Zu Beginn wollte ich es nicht zugeben, einfach nicht mehr "zu können". Ich dachte, diese Schwäche dürfte ich nicht zeigen, weder gegenüber meiner eigenen Person, noch gegenüber meiner Heimleitung. Doch ich wusste schon lange, dass es aus ist. Ich war nur noch eine Art Maschine, die zwischen der Arbeit, meiner Tochter und der Weiterbildung zur Heimleitung hin und her pendelte. Irgendwann nahm mich meine Freundin an die Hand und schleppte mich zum Arzt..festgestellt wurde eine stressbedingte Depression..burnout. Ich erhielt Citalopram 20 mg verschrieben, wogegen ich mich eine Woche streubte, die Therapie dann jedoch begann..
Seit 4 Wochen bin ich nun zu Hause und versuche die Arbeit zu vergessen. Es fällt nicht leicht, aber ich versuche mich gegen die Gedanken zu wehren, dass ich mich selbst wieder so schnell wie möglich einsatzfähig machen muss. Denn meine Freundin hat recht, das wichtigste was Dir im Leben bleibt ist Deine Familie, auf Arbeit ist man (leider) einfach ersetzbar. Mein ständiger Perfektionismus den ich an den Tag legte, machte mir alles kaput. Ich wollte überall gut sein (meiner Tochter gegenüber, meiner Arbeit als PDL und auch in meiner Weiterbildung, wo ich nen Einzerdurchschnitt habe). Aber alles zusammen geht nun mal nicht, und halbe Sachen gab es für mich nicht, was das alles aus mir machte, weiß ich nun..leider viel zu spät..
LG MANDY
 
Was machst du außer SSRI- Medikament nehmen?

Elisabeth
 
Hallo, Ihr Lieben!
Schön, dass das Thema nochmal ausgegraben wurde. :)
blondine-mad, ja du kannst davon ausgehen, dass du eine ganze Weile brauchen wirst, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich hätte das damals auch nicht gedacht.
Ich bin seit 5 Monaten krank geschrieben, bekomme AD und habe eine VT angefangen. Z.Zt. bin ich die 3. Woche in einer psychosomatischen Klinik und werde noch mindestens 3 Wochen bleiben. Es geht mir schon viel besser, es war eine Menge, was ich inzwischen aufgearbeitet habe... In Zukunft muss vieles anders laufen, wenn ich keinen Rückschlag erleben möchte.
Komm erst einmal zur Ruhe. :troesten:
Das mag am Anfang schwer sein, aber im Moment bist nur DU wichtig und sonst nichts. Es kann sein, dass du erstmal eine ganze Zeit brauchen wirst, um wieder einigermaßen Kraft zu schöpfen. Das kann Monate in Anspruch nehmen. Lass dir Zeit!! Was andere denken ist egal. Und echte Freunde werden dir jetzt zur Seite stehen und dich nicht bedrängen oder mit Aufmunterungsfloskeln kommen. Vielleicht kannst du dein Kind irgendwohin eine Weile in die Ferien geben, wenn du keine Kraft hast, sie zu betreuen. Was du jetzt brauchst ist Ruhe, frische Luft und nur noch Dinge, die dir Freude bereiten, falls du Freude empfinden kannst. Ich konnte nicht einmal mehr das...
Lass dich von mir in den Arm nehmen und dir Mut machen - so wie ich es hier von anderen erlebt habe!!:smlove2: Du wirst es auch schaffen!:wavey:
 
Am Anfang habe ich viel geweint und wollte nichts mehr mit der Arbeit zu tun haben, jetzt befinde ich mich in einer Phase, dass ich denke, ich muss wieder arbeiten..aber ich will nicht!!! Nebenbei mache ich meine Weiterbildung zur PDL und HL..deshalb denke ich, dass meine HL denkt, ich nutze die Zeit zum lernen..leider fällt mir das Lernen sehr schwer und es will nicht wirklich funktionieren..Zwischendurch habe ich gedacht, ich will nie wieder zur Arbeit zurück und hätte nicht mal ein Problem mit ner Kündigung gahabt..aber das sehe ich im Moment anders..meine Leitung weiß, dass ich "gut" bin und das Team im Griff habe und es sehr stark gemacht habe..das zeigten interne Audits und auch die Prüfung der Heimaufsicht (ohne einen einzigen Mängel!!!! das gab es bisher noch nie), aber jeder Mensch ist heute ersetzbar - leider...
wenn ich ganz tief in mir schaue, will ich noch immer nicht zurück, wenn ich aber weiter zu Hause bleibe, sucht sich meine HL evtl. auch ne neue PDL und das will ich auch nicht.
wenn ich allerdings jetzt wieder zur Arbeit gehe, dann finde ich gar keine Zeit mehr nebenbei zum Lernen - im Oktober habe ich meine Prüfungen.., da mein Perfektionismus wieder siegen würde und ich in alte Muster zurückfalle und wieder dort lande, wo ich vor einem Monat war.
Ich habe sehr viel Rückhalt bei meiner Familie (Tochter und Partner) und auch bei Freunden..
Montag gehe ich wieder zu meiner Ärztin und sie wird fragen, wie es mir geht..
 
Ratschläge- da steckt das Wort schlagen drinne. Ratschläge werden stets mit den Worten "du musst" an die Frau, den Mann gebracht. Aber müssen ist in der Akutphase des Burnouts fast unmöglich.

Vielleicht ein Tipp: ich habe zu Anfang auch geglaubt, die SSRIs werdens schon richten. Für kurze Zeit konnte ich weider funktionieren. Danach erfolgte der Abbau umso schneller.
Ich war ebenfalls für 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Auf diesen Termin musste ich 4 Monate warten... und das war gut so. Ich habe im ersten Monat der Krankschreibung nicht das Haus verlassen aus lauter Scham. Ich habe gemeint, andere könnten denken, ich bin faulkrank, denn ich hatte ja nichts Organisches. Danach folgte eine Phase der Kasteiung. Ich habe alle Schuld auf mich geladen. Ich habe gedacht, ich habe den Zustand selber verursacht... bin zu dumm, kann nichts... nur heulen. ... Und hatte ständig das Gefühl, wenn man mich arbeiten lassen würde, dann würde es von alleine besser werden.
In der Klinik bin ich dann tief depressiv... aber therapiebereit angekommen. Die 6 Wochen haben mir gut getan. Aber ich bemerke jetzt: es war nur der Anfang. Mna ist anch 6 Wochen nicht geheilt- ich denke auch nach 12 Wochen würde es nicht besser sein.
Ich versuche jetzt gaaaaanz langsam, das Erlernte in die Realität umzusetzen. Dabei bemerke ich, dass ich es nicht alleine schaffe. Ich warte wieder- diesmal auf den Platz in einer begleitenden ambulanten Therapie: Wartezeit 6-9 Monate.

Im nächsten Monat will ich gegen den Willen meines AGers versuchen wieder stundenweise einzusteigen. Man kann das Hamburger Modell 6 Monate hinziehen. Mal sehen, was wird.

Welche Fragen beschäftigen mich momentan? Wie wichtig ist mir die Arbeit? Woher beziehe ich mein Selbstwertgefühl? Was mache ich für mich selbst? Wieviel bin ich mir selbst wert? Meine bisher gefundenen Antworten sind nicht gerade schmeichelhaft. Da gibts noch ne Menge zu korrigieren.

Brauchst du den Abschluss als PDL wirklich? Welchen Preis bist du bereit für diesen Abschluss zu zahlen? Wann bist du deiner Meinung nach gut genug und wert von anderen beachtet zu werden? Was passiert, wenn du zuerst an dich denkst?

Elisabeth
 
Ich brauche den Abschluß, denn ich habe ihn so gut wie in der Tasche..nur noch Verteidigung meiner Hausarbeit, meine Noten sind besser als ich je geglaubt habe..1zer Durchschnitt (wieder zu verdanken, meinem Perfektionismuss)..ich bin Klassenbeste und ich werde die letzten Hürden auch noch schaffen..denn zurück in die Pflege (als PFK) das will ich nicht, dann würde ich komplett aussteigen..
 
Welchen Preis bist du bereit für dieses Ziel zu zahlen? Ich meine nicht das finanzielle?

http://www.univie.ac.at/BR-AUP/pdf/burn-out-stadien.pdf

Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie weit er gehen kann. Ich für mich stelle fest: ich bin viel zu weit gegangen und man kann nichts erzwingen. Diese Erkenntnis kam aber erst nach Jahren.
Vor einem Jahr hätte ich mir auch nicht vorstellen können zurück an die Basis zu gehen- heute sehe ich das anders. Wenn es mich gesund werden und gesund bleiben läßt, wenn es mir die Lebensfreude zurück bringt... dan bin ich auch bereit wieder als einfache Schwester zu arbeiten.

In der Kur habe ich jemanden kenne gelernt, der noch wie ich aus einer alten Zeit kam. Der hat mir ff. Satz mit auf den Weg gegeben:

„Das Kostbarste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur einmal gegeben, und leben soll er so, dass nicht sinnlos vertane Jahre ihn schmerzen."

Wenn auch das Buch aus, dem das Zitat stammt, überholt und kritisch zu werten ist- das Zitat passt auf meinen zukünftigen Lebenswunsch.

Elisabeth
 
Mandy,Dein Ehrgeiz ist der Wahnsinn, wenn Du nicht aufpasst, brichst Du irgendwann vielleicht ganz um. Es ist schön sich was zu schaffen und Dinge zu erreichen von denen man träumt, aber nicht um jeden Preis.
Ich wünsche Dir viel Kraft, und das Du das alles so schaffst wie Du es Dir vorstellst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh je, mit hohem Wiedererkennungswert habe ich gerade die Stadien gelesen..
Geldmäßig -> nimmt keinen Stellenwert bei meiner Entscheidung ein, ich möchte einfach keine Wochenenden mehr arbeiten und auch keine Schichten,..deshalb möchte ich als PDL weiterarbeiten, denn ich weiß, dass mir das einmal sehr viel "Freude" machte..ich ging gerne zur Arbeit, seit ich PDL geworden bin..
 
Dann bist du in den Stadien noch erst am Anfang, der Leidensdruck noch nicht hoch genug und ich denke, du wirst mit einer "Kurz"-krankschreibung und den SSRI das Tief überwinden. Wie lange es dann passt...??? Da wirst du selbst schauen müssen.

Ein wichtiger Tipp aber trotzdem: man muss sich nicht stationär behandeln lassen. Auch eine ambulante Gesprächstherapie kann sehr hilfreich sein. Die würde ich dir ans Herz legen wollen. Warte mit dem anmelden nicht zu lange. Die Wartezeiten bei guten Therapeuten sind enorm. Und absagen kann man ggf. immer noch.

Alles Gute für die Prüfung wünscht

Elisabeth
 
Leidensdruck noch nicht all zu hoch? kannst du das meinen Zeilen entnehmen, dass ich als PDL weiterarbeiten möchte? Zwischenzeitlich dachte ich daran, etwas ganz anderes machen zu wollen, aber dann war alles bisher getan ne umsonst und somit verschwendete Aufopferung..deshalb bleibe ich dran..
DANKESCHÖN!!!
 
Leidensdruck noch nicht all zu hoch...

Ich erkenne mich und meine Fehler wieder... ob du aber tatsächlich meinem Bild entsprichst weiß ich nicht- da hast du völlig recht.

Ich bin mittlerweile soweit, dass ich auch auf etwas verzichten könnte, wenn es gar nicht anders geht, meiner Gesundheit zuliebe. Ich will nicht nur die Rente erreichen, sondern ich will sie sogar noch ein wenig genießen. Dafür werde ich Opfer bringen müssen. Und eins der Opfer kann meine derzeitige Position sein. Genaueres erfahre ich erst in der nächsten Woche.

Was bedeutet dir die PDL- Stelle? Du musst keine Schichten mehr arbeiten, keine Wochenenden, keine Feiertage. Der Preis den du zahlst- du wirst mehr Verantwortung übernehmen müssen, die dich begleiten wird - wahrscheinlich auch außerhalb der Dienstzeit, am Wochenende, an den Feiertagen. Denn nur ein perfekt geführter Bereich ist ein guter Bereich. Merkst du deine Antreiber? und wie gut gelingt es dir diese Antreiber zu kontrollieren, zu verdrängen? Kannst du deinen Perfektionismus runter schrauben? Könntest du dir vorstellen nur mit 2, 3 oder gar 4 abzuschließen, dafür aber mehr Freizeit zu haben- freie Zeit ganz für dich alleine um z.B. ein neues Hobby zu entdecken, mit Kollegen einfach mal einen Wellnesskurztripp zu machen oder sonst irgendwas verrücktes?

Du bist so wie du bist perfekt: beliebt, angesehen, respektiert. Und das sogar ohne PDL- Schein. Macht der Abschluss dich wirklich besser? Oder verlierst du mit dem Abschluss nicht auch etwas?

Elisabeth
 
Hallo@ all!
Mein letzter beitrag zu diesem Thema is schon gut drei Monate her,damals war ich gerade aus meiner stationären psychosomatischen Therapie entlassen.In allem eurer Beiträge finde ich etwas von mir wieder.Ich möchte hiermit allen Betroffenen hier Mut machen! Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint und man denkt,man kommt aus diesem tiefen Loch in das man gefallen ist nicht mehr raus, es wird besser.natürlich nicht gleich und auch nicht von alleine,aber es wird!

Ich habe auch nach meiner dreimonatigen krankzeit eine berufliche Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell gemacht.Sie hat drei monate gedauert,es waren erst nur 2 Monate geplant,aber es hat nicht ausgereicht,also habe ich noch 4 Wochen drangehängt.Während dieser Zeit und auch in den Wochen zuvor,habe ich ganz oft den Gedanken gehabt " Ich kann nie wieder arbeiten,schon gar nicht in der Pflege." 4 Stunden am Tag arbeiten waren mir am Anfang schon zu viel und als ich dann 6 gearbeitet habe, bin ich fast verzweifelt, ich hatte ständig Angst, ich packe das nicht.
Ich musste mir ständig gut zureden,dass ich nicht alles schaffen kann und das das auch nicht schlimm ist,dass es andere auch nicht besser schaffen, ganz oft war mir nach heulen zumute:cry:
Meinen Perfektionismus abzulegen und nicht mehr alles 150% zu machen war sehr schwer.
Was die Unterstützung während dieser ganzen Zeit betraf,so muss ich sagen,Rücksicht wurde auf Station etwas genommen,aber war plötzlich jemand krank, lief alles ganz anders,von der Pflegedirektion kam überhauptnichts, nicht ein gespräch,während der ganzen Zeit, obwohl sie es vorher groß angekündigt hatten. Ich habe mir dann meine rechte eingefordert, sonst wäre ich untergegangen und nicht ernst genommen worden.Der betriebsrat war der einzige,der sich um mich gekümmert hat und das sehr gut. Und da ich noch eine ambulante Psychotherapie mache, hat mich meine Therapeutin natürlich auch sehr unterstützt.
Mitte Juni war meine Wiedereingliederung dann zu Ende. Ich fühlte mich dann auch wieder in der Lage 8 Stunden täglich zu arbeiten, allerdings in Teilzeit, vorher hatte ich eine Vollzeitstelle, ab dann habe ich aber nur noch eine dreiviertelstelle gearbeitet. Die vielen freien Tage dadurch haben mir sehr gut getan,das war eine gute Entscheidung, auch wenn ich finanzielle Einbußen hinnehmen musste.
Jedoch muss ich sagen, meine Unzufriedenheit über die schlechte personalsituation und meine Arbeitsabläufe als KS und PA auf Station, die is geblieben.
Währen meiner Psychosomatischen Therapie ist mir klar geworden, dass ich auf Dauer nicht in die Pflege auf Station zurückkann und will. Der Entschluss wegzuwollen aus dem krankenhaus und auch nicht in ein <pflegeheim oder in die ambulante Pflege zu gehen der war weiterhin da. In der Pflege kann man dem Stress nicht entkommen und auch wenn es mir jetzt gutgeht,weiß ich nich, ob mir nicht so etwas in ein paar jahren wieder passiert.
Also habe ich zu Ende meiner Wiedereingliederung mich schlau gemacht, was ich noch so tun könnte ohne gleich eine komplette neue Ausbildung zu machen.Und ich war erstaunt was es doch für Möglichkeiten gibt.Dann habe ich Bewerbungen geschrieben und meine esrte bewerbung war gleich ein Erfolg. Zum 01.09. fange ich in einer chirurgischen und unfallchirurgischen Praxis an.Bezahlung ist etwas weniger als ich vorher Vollzeit im krankenhaus gearbeitet habe, aber keinen Nachtdienst, kein WE und keine Feieertage mehr.Und nicht mehr diese " Massenabfertigung" wie ich es zuletzt im Krankenhaus empfunden habe.Und vielleicht wieder ein bischen mehr Zufriedenheit mit dem was man tut. Jetzt bin ich seit Anfang des Monats schon zu hause,da ich noch keinen Urlaub genommen habe und da mir ja auch mit reduzierter Stelle mehr frei zusteht, muss ich dann nicht wieder hin zu meinem alten Arbeitgeber..Als ich gekündigt habe, hatte ich den Eindruck,dass die nur darauf gewartet haben.:eek1:
Jetzt genieße ich das schöne Wetter, mache regelmäßig Qi-gong,welches ich in meiner stationären Therapie gelernt habe und freue mich, dass es mir wieder so gut geht und das alles so ist, wie es gelaufen ist.
Damit möchte ich hier nicht angeben, sondern wie schon oben beschrieben, mut machen.Während ich vor nem 1/2 Jahr noch gedacht habe, dass ich mir dass alles am liebsten erspart hätte, mit dem was mir passiert ist, sage ich mittlerweile, dass es alles so sein musste und ich diese Erfahrung machen musste,wer weiß wo es sonst irgendwann geendet hätte.

An alle die, dennen es eher bescheiden geht, wünsche ich ganz viel Kraft, Mut und Zuversicht.Und denkt immer dran "der wichtigste mensch in deinem Leben, bist du!"
Viele liebe grüße, Tina :flowerpower:

 
hallo zusammen,
Dank Elisabeth bin ich heute auf dieser Seite gelandet.
Die unterschiedlichsten Gedanken und Gefühle habe ich jetzt gerade in mir, aber auch Dankbarkeit über diese Beiträge.
Elisabeth habe ich eben geschrieben, das ich das Gefühl habe, als hätte ich in einen Spiegel gesehen, was mich ziemlich betroffen hat.
Ich greife jetzt einfach mal weiter zurück und hoffe, Ihr habt Verständnis dafür:)
Als ich vor fast genau 30 Jahren zum ersten mal in der Pflege angefangen habe, war ich ehrenamtliche Helferin in einem Altenheim.In jeder freien Minute war ich auf Station, habe richtige Dienste im Laufe der Zeit mit abgedeckt.Damals habe ich gerade meine Ausbildung als Verkäuferin gemacht.8 Jahre später habe ich dann zum ersten mal als Pflegeassistentin angefangen. Mir hat die Pflege unendlich viel Spaß gemacht.Damals war es noch so, das wir mit dem Bew. viel Zeit verbringen konnten, mit Beschäftigung,Spiele oder wir haben Ausflüge gemacht.
Mir sind trotzdem immer wieder Defizite aufgefallen und ständig bekam ich zu hören "wenn Du den Beruf gelernt hast, kannst Du mitreden und verändern was Dir nicht passt".
Vor genau 10 Jahren habe ich dann endlich mein Examen als Krankenschwester gemacht.Ich war mit meinen 36 Jahren die Älteste, hatte 2 kleine Kinder und war so unglaublich stolz!
Am Anfang ging noch alles Gut.Ich tat mein Bestes und habe immer gemeint, ich müsse mehr leisten als alle Anderen, ich hatte ja schon sooooviel Erfahrung.
Mit jedem Jahr was ich gearbeitet habe, wurden meine eigenen Ansprüche an mich immer höher."Die haben gesagt ich kann etwas verändern".
Das schlimme ist, das manche Dinge unglaublich schleichend sind.
Wenn ich nicht weiter kam, wechselte ich die Stelle.Wenn ich dann erstmal WBL war, war ich nicht mehr zu halten.Mir kam nie zum Bewusstsein, das ich zum Perfektionismus neigte, bevor ich ständig hinter Anderen her sein musste, tat ich die Dinge am liebsten gleich selbst.
Seit drei Jahren bin ich jetzt in diesem Altenheim.
Auch hier wurde ich vor 11/2 Jahren WBL.
Als letztes Jahr die Heimaufsicht da war, fingen sie mit meiner Station an.Nach 2 Stunden waren sie richtig gehend begeistert und waren auf den andern Stationen aufgrund dessen nur fast 30 Minuten.
Stolz ohne Ende wie ich war, stürzte ich mich so richtig rein.
HL und PDL versuchten mich immer etwas zu bremsen, beriefen sich auf "Fürsorgepflicht"!! Darüber habe ich mich unglaublich beschwert, wie kann etwas krank machen, das soviel Spaß macht?!
Im März fing meine Weiterbildung zur PA an,ich schob Überstunden ohne Ende und mein Ehrgeiz war unglaublich.Jetzt konnte ich den Schülern etwas über "mein" Pflegeverständnis bei bringen.
Im Juni hatte ich zum ersten mal Schwindelanfälle.Anfang Juli musste ich mich morgens aus dem Bett quälen um zur Arbeit zu gehen.Alpträume fingen Ende März an.Anfang Juli gab ich meine WBL auf, um mehr Zeit für die Schüler zu haben, so meine offizielle Version.Nur nicht zu geben das ich fertig war, nur nicht zu geben, das ich nur noch funktionierte.Trotzdem war ich immer noch die Erste die morgens kam und die Letzte die ging.Es gab viele die sich Sorgen machten, mit meinem Lebensgefährten hatte ich viele Auseinandersetzungen weil er nicht verstehen konnte, das ich soviel arbeiten musste.Ende Juli kam der große Zusammenbruch.
Jetzt bin ich seit 5 Wochen krank, habe mich irrsinnig vor meinen Kollegen und allen geschämt, aber am meisten vor mir selber.
Jeder hat es kommen sehen,jeder hat mich gewarnt.Aber nein, so etwas passiert mir doch nicht, ich bin stark und mir macht meine Arbeit doch Spaß!!
Meine PDL ist klasse, aber leider habe ich nicht erkannt, das sie es wirklich Ernst mit ihrer Sorge meint.Wir haben regelmäßig Kontakt, sie möchte, das ich erst wieder arbeite, wenn ich gesund bin.Sie ist diejenige, die mir sagte es kann Monate dauern, aber wichtig wäre "ICH".
Es tut mir Leid, wenn dies hier solange geworden ist, aber ich merke auch, das ich mich noch nie so darüber mitteilen konnte und bin froh, das es Menschen gibt, die das verstehen können, auch wenn es mir auf der Anderen Seite Leid tut, das mehr mit dieser Krankheit zu tun haben als ich dachte.
Ob ich in die Pflege zurück gehe, weiß ich nicht, zum jetzigen Zeitpunkt eher nicht, aber ich bin erst am Anfang, vielleicht beginne ich ja erst damit Anzufangen.
Seit drei Wochen bin ich in Psychotherapie,habe zur Zeit einmal pro Woche eine Stunde, hatte sehr viel Glück, sofort einen Platz zu finden.Wir haben in meiner Kindheit angefangen.Es ist unglaublich schmerzhaft und schlimm für mich, aber da muss ich jetzt durch.
 
Hallo, ihr Lieben alle hier! :wavey:
Da es mir inzwischen wieder viel besser geht, möchte ich euch eine kleine Rückmeldung geben.
Nach 6 Wochen Reha befinde ich mich nun in der letzten Woche (von 4) meiner Wiedereingliederung und es geht mir gut. Die Arbeit macht endlich wieder Spaß, aber das liegt wohl auch daran, dass es während meiner Abwesenheit einen wichtigen (und längst überfälligen) Führungswechsel gegeben hat... Unsere neue PDL hat sofort einen ganz anderen und viel tafferen Eindruck auf mich gemacht. Bis jetzt hat sie diesen Eindruck auch stets bestätigt. Überwältigend war die Freude und Anteilnahme der Vorgesetzten, Kollegen und Patienten bei meiner Rückkehr! Ich hätte nicht gedacht, dass man mich so schätzt!:bussis:
Nun hoffe ich, dass es weiterhin bergauf geht und ich eher meine Grenzen wahrnehme und respektieren werde. Habt nochmal alle vielen Dank für eure tröstenden, helfenden und aufmunternden Worte!! Auch euch alles Gute!!! :daumen:
 
Vielen Dank für deine Rückmeldung, die Mut macht.

Die Arbeit macht endlich wieder Spaß, aber das liegt wohl auch daran, dass es während meiner Abwesenheit einen wichtigen (und längst überfälligen) Führungswechsel gegeben hat...

Manchmal scheint das einer der wichtigsten Punkte für den Erfolg aller Maßnahmen zu Geundung zu sein.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für deinen Weg

Elisabeth
 
Der Satz ist mir auch aufgefallen (dass die Arbeit wieder Spaß macht), und da habe ich so bei mir gedacht, dass man damit schon viel erreicht hat, was extrem viele Menschen nie erleben.
Wenn ich an meine bisherige Berufslaufbahn denke: Erstmal hat es lange gedauert, bis es einigermassen Spaß machte, zuerst in der Ausbildung, weil man als Anfänger nix konnte und nix durfte, später im Op wieder dasselbe, na ja, und irgendwann kommt man dahin, dass man sich den Spaß selber machen muss, viele Dinge des Arbeitsalltags einfach mehr mit Humor sehen und nicht so ernst nehmen sollte. Das klappt mal besser, mal schlechter.
 
Ich möchte das so nicht stehen lassen und nochmal darauf hinweisen, dass Burnout eine ernst zu nehmende Krankheit ist und nichts mit mangelndem Spaß an der Arbeit zu tun hat.

Es ist ein Unterschied ob man sich für eine Arbeit begeistern kann (Spaß hat) oder nicht... oder ob man das ständige Gefühl hat sich und anderen beweisen zu müssen, dass die eigenen überhöhten Berufserwartungen doch erfüllbar sind, wenn man sich nur genug Mühe gibt. Dieser Drang zum Perfektionismus führt geradewegs in Burnout.
Besonders betroffen sind nicht selten Menschen mit einem Helfersyndrom, wie man sie oft in sozialen Berufen findet.

Elisabeth
 
...oder ob man das ständige Gefühl hat sich und anderen beweisen zu müssen, dass die eigenen überhöhten Berufserwartungen doch erfüllbar sind, wenn man sich nur genug Mühe gibt. Dieser Drang zum Perfektionismus führt geradewegs in Burnout.
Besonders betroffen sind nicht selten Menschen mit einem Helfersyndrom, wie man sie oft in sozialen Berufen findet.
Genauso war es bei mir! :eek1:
Helfersyndrom, überhöhte Standarts, der Druck des Personalmangels und das Unvermögen sich gegen die Forderungen der anderen abzugrenzen - beruflich und privat - ...ich hab mich geradewegs in den Zusammenbruch katapultiert. Nun habe ich eine Menge erfahren und dazugelernt. Ich hoffe, ich mache jetzt vieles besser. Und Spaß an der Arbeit zu haben, war in den letzten 3 Jahren bei mir schon nicht mehr der Fall. Drum ist es wieder eine umso schönere Erfahrung!
 

Ähnliche Themen