Burn Out - Eine Modediagnose?

Ich möchte Maniac in gewisser Weise Recht geben, Selbstbewustsein und Charakterstärke sind die beste Prophylaxe gegen Burn - out.

Ist ein mehr als wichtiger Aspekt. Sicher kann es Schicksalschläge geben, die auch den Hartgesottensten aus der Bahn wirft. Aber solche sind ja nun nicht die Norm.

Zu den Checklisten. Therapeuten nutzen in ihrer Diagnosearbeit durchaus auch solche Listen. aber kein Therapeut würde sich herausnehmen eine Diagnose allein anhand einer Checkliste zu erstellen. ... Das Phänomen gibts wohl nur in der Pflege.

Prävention?
Selbstbewusst sich selber wertschätzen. Eine Prise Narzissmus sollte in jedem von uns sein.
Nein sagen. Dem AG nicht untertan werden, sich nicht versklaven lassen.
Soziale Kontakte außerhalb der Arbeit pflegen. Die Station ist nicht die Familie und die Öse nicht die Mutter und der Doc nicht der Vater.
Hobbys suchen, die einen erfüllen.

Elisabeth
 
Wo wir grad bei neuen Modewörtern / Erkrankungsbezeichnungen sind, passt mal dieser Artikel, den ich heute morgen in der Zeitung gefunden hab:
Bitterböse

Von Manfred Pantförder | 26. Nov 2009 | Psychologie

Neues Krankheitsbild
Sie ist ein junges psychisches Krankheitsbild und ein ungewöhnliches, das den sogenannten Anpassungsstörungen zugeordnet wird: die Posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED für Posttraumatic Embitterment Disorder). Vielleicht ist Walt Kowalski so einer. Dieser Miesepeter vertreibt sich die Zeit damit, auf der Veranda zu sitzen und über seine Mitmenschen herzuziehen. Ein Griesgram, diese Filmfigur, gespielt von Clint Eastwood in „Gran Torino“, ein verbitterter Kriegsveteran, dessen Hass nun das Rentnerdasein bestimmt. Oder William Foster, gespielt von Michael Douglas in „Falling down“. Aus der Bahn geworfen, schlittert er in einen Zustand von Unversöhnlichkeit, Unverständnis, Bitterkeit und Zynismus. Er sieht sein Verhalten als Folge der erlebten Ereignisse. Und als normal, wenn Foster, mit einer Waffe in der Hand, in einem Lokal etwa sagt: „Ich will doch nur frühstücken.“ Die Geschäftszeit für Frühstück war gerade abgelaufen.
mehr hier... (klickmich)


 
Hm- Ich kann mir kein Urteil erlauben, wie dieser Artikel zu bewerten ist. Dazu fehlt mir die Fachkompetenz.

Ich glaub es ist schwierig, neue Diagnosen, neu Denkeweisen anzuerkennen. Da sind wir wahrscheinlich wie alle Menschen: Neues ist umgewohnt und verunsichert.

Wie mag es gewesen sein, als man entdeckte, dass eine Lungenentzündung nicht durch die schlechte Luft entstand?

Wie mag es gewesen sein, als man feststellte, dass man Koma und Locked in nicht in einen Topf stecken kann- auch wenns von außen im ersten Moment so wirkt.

Wie mag es gewesen sein, als man einer ganz bestimmten Form der Demenz einen Namen gab: Allzheimer und damit abgrenzet von den anderen Formen der Demenz? (Da gibst heute übrigens immer noch Probs- Allzeheimer haben alle Dementen)

Vielleicht schütteln unsere Nachkommen in vielen Jahren den Kopf ob unserer heutigen Zweifel und sicher haben auch sie wieder ähnliche Probleme neue Denkeweisen zu akzeptieren.

Elisabeth
 
Was wäre für euch eine Möglichkeit dem vorzubeugen um nicht in ein Burn Out zu fallen?

Ein wichtiger Aspekt ist das Anwenden von Ausgleichsmechanismen.
Für mich das Prinzip: Je psychisch belastender ein Job ist, desto wichtiger ist der körperliche Ausgleich -> Sport, Gartenarbeit, Wandern ... Je körperlich belastender die Arbeit, desto mehr rückt meines Erachtens das Zusammenspiel dieser Gegensetzlichkeiten in den Hintergrund.
 
Danke @ sigjun, ycassyy und narde!
 
Hei Maniac,

Ja - es interessiert mich wirklich !!!!!

..... obwohl ich auch nix gegen eine hitzige Diskussion habe :mryellow::mryellow::mryellow::mryellow:
( im Talk-Bereich sollte dafür auch etwas Raum sein, hehehe )

Ich persönlich glaube im Übrigen auch fest daran, dass ich diese Erkrankung nicht bekommen werde ! Genauso wie ich fest daran glaube keinen Krebs zu bekommen, nicht durch einen Unfall querschnittsgelähmt zu sein, dass mir niemand in einer dunklen Seitenstrasse die Rübe abschneidet oder mir die Bude über Nacht abbrennt....

Aber: man sollte sich meiner Meinung nach auch über die Gefahren bewusst sein und eben auch NIX kathegorisch ausschliessen.
All diese Tests, sowohl in Zeitschriften wie auch im Netz, bieten keine persönliche Diagnose, aber weisen doch auf die speziellen Gefahren durch bestimmte typische Verhaltensweisen hin !!!
Darüber eingehend zu reflektieren lohnt sich allemal !

ach ja, by the way: Frage an Alle hier gerichtet:

Sind Selbstbewusstsein und Charakterstärke, neben den besten Präventionseigenschaften, nicht aber auch genau die Eigenschaften, die ursprünglich erst den Weg in die "Burn-Out-Falle" ebnen ???
 
Was wäre für euch eine Möglichkeit dem vorzubeugen um nicht in ein Burn Out zu fallen?

Für mich ist die beste Prophylaxe die Selbstreflektion.
Wenn ich mitbekomme, das mich etwas belastet, oder mich Gedanken nicht mehr loslassen analysiere ich das. Erst einmal für mich und dann mit Partner/Freunden.
Ich weiß auch, dass durch einen Perspektivenwechsel meinerseits die meisten Dinge mich dann nicht mehr runterziehen.
Ich sehe auch einen wichtigen Aspekt darin "nein" sagen zu können. Ich auch eher der Typ, der sich extrovertiert aufregt, anstatt etwas mit sich selbst auszumachen.
Ich weiß nicht, ob mich mal etwas so treffen kann, dass es mich aus der Bahn wirft, aber ich weiß von vielen selbst erlebten Schicksalsschlägen, dass es immer einen Weg geben wird, den man nur suchen, bzw. sehen muss.
Ich kann auch mal fünfe gerade sein lassen, sowohl auf der Arbeit, als auch zu Hause, dort genieße ich es sehr einfach mal nur faul zu sein.
Ich versuche allem, in meinen Augen, Schlechtem etwas Positives abzugewinnen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, dass ich mich bei meinem Partner fallen lassen kann. Ich kann dort so sein wie ich bin, ich muss nichts spielen. Ist für mich ein wahnsinniges Gefühl, was ich aber auch erst lernen musste.
 
Das würde ich nicht sagen, Tante Doll. Was sehr dazu beiträgt ist, sich über die Arbeit zu definieren und hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen, sich für den größten Teil der Arbeit verantwortlich zu fühlen, Arbeiten für andere Kollegen zu erledigen, weil sie ihnen (teils deutlich) schwerer fallen als einem selbst (und dafür freiwillig länger zu bleiben), denn der gute Ruf des Teams steht sonst auf dem Spiel etc. etc.. Bis der Beruf zum Lebensinhalt wird und doch ist es nie Genug. Der Dienst fordert immer mehr und mehr. So würde ich es aus meiner Erfahrung beschreiben.
 
Genauso wie ich fest daran glaube keinen Krebs zu bekommen, nicht durch einen Unfall querschnittsgelähmt zu sein, dass mir niemand in einer dunklen Seitenstrasse die Rübe abschneidet oder mir die Bude über Nacht abbrennt....
Damit ziehst du es ins Lächerliche und sorgst dafür, dass ich dir nicht mehr darauf antworte...
 
Nein, Maniac !!!! Absolut nicht !!! Es wird von mir gar nix ins Lächerliche gezogen !!!!! Tut mir leid, dass ich ich mich so ausgedrückt hatte, dass es auf Dich so wirkt !!! Sorry !!! meine " Beispiele " waren wirklich nicht gut gewählt.
ich werde in Zukunft mehr über mein Geschriebenes reflektieren müssen....
( Ich meine das ernst ! )

Mir geht es wirklich darum, Dir dahingehend Recht zu geben, dass ein starker Glaube an ein " gemein hin gelingendes Leben und
zufriedenstellendes Dasein " die wichtigste Basis ist, um den Schwierigkeiten des Alltags die Stirn zu bieten, einhergehend mit genug Ideen, Kreativität und Energie zu generieren um bei möglichen Belastungen oder gar Erschöpfungssymtomen ausreichend entgegenwirkende Kompensationsstrategien entwickeln zu können.

Nur eben meine ich, dass all dies nicht immer ausreichend ist, und dass es noch ganz andere Faktoren gibt, die ebenfalls Auswirkungen haben können und somit eine nicht gesehene, oder gar wahrgenommene Gefahr immer irgendwo " mitarbeitet " im täglichen Geschehen....



@ Concordia: ......aber gerade Leute, die sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellen, für Vieles Verantwortung übernehmen und noch dazu ihren Kollegen helfen, sind doch gerade oft Menschen mit Selbstbewusstsein und Charakterstärke !!!
oder sehe ich hier etwas Grundligendes falsch ????
 
Wenn ein Mensch hohe Ansprüche an sich selbst stellt, dann sollte dies stets mit einer hohen Achtsamkeit sich selbst gegenüber einhergehen. Nur so lässt sich vermeiden, dass man bei dem Versuch, seinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, nicht ausbrennt.
 
@Tante Doll:

OK, kam halt so an. ZB das Risiko einen Unfall zu haben lässt sich nur dahingehend durch den eigenen Willen ausschließen, wenn man 24/7 zu Hause bleibt ;)

Nichts für ungut.
 
... und dann auch nicht - meisten Unfälle passieren im Haushalt:besserwisser:
 
@Tante Doll:

OK, kam halt so an. ZB das Risiko einen Unfall zu haben lässt sich nur dahingehend durch den eigenen Willen ausschließen, wenn man 24/7 zu Hause bleibt ;)

Nichts für ungut.


Meine Beispiele waren nicht nur schlecht platziert, sondern im Ganzen eher das Resultat einer falschen Argumentation, denn ich habe für mich Bezug auf einen generell positiven Glauben an ein glückliches Leben ohne starke Schicksalsschläge genommen, während Du Deine Charaktereigenschaften als Grundlage für die Vermeidung psychischer Probleme dargestellt hattest.
 
Ich bin viel mehr der Meinung,daß dieses "Ausbrennen" durch eigene Selbstüberschätzung entsteht und nicht erst heutzutage "in Mode gekommen ist". Früher hat man einfach viel weniger auf sowas geachtet. Wenn ich mir Verantwortlichkeiten zumute,mit denen ich nicht klar komme,diese aber auch nicht wieder abgebe,weil ich mir selbst was beweisen muß,dann geht das schief und nix weiter ist Burn out. Wenn jeder Mensch sich selbst richtig einschätzen könnte und würde,gäbe es diese "Modediagnose" nicht und ich gehe jede Wette ein,daß so mancher Psychotherapeut seinem Patienten dahingehend dieses Burn out suggeriert,damit seine Kasse klingelt. Sorry,wenn meine Meinung nicht so zu den anderen paßt,aber ich hab das mal ganz kühl und sachlich betrachtet und komme eben zu diesem Schluß.
 
Gilt auch für Freunde/Kollegen/Forenteilnehmer, die einen ständig auf die Gefahr des Burnouts hinweisen müssen.
Den Begriff "ständig" mal ausgeklammert:

Nicht jedem gelingt die Selbstreflexion von alleine. Wem schadet es, wenn man ihn darauf hinweist, daß er offensichtlich Anzeichen in diese Richtung zeigt und er "aufpassen" sollte? (Auch im Sinne von Selbstreflexion und Reaktion).
Burnout ist ein Prozeß, der frühzeitig erkannt und gestoppt werden sollte.

Wenn jemand einen Knoten irgendwo hat, dann weisen wir ihn auch darauf hin, daß er sich in Abklärung begibt. Wenn jemand psychische Symptome zeigt, wird die Grenzziehung für uns schwierig, ab wann jemand diagnostische oder therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt.

Gerade Pflegende sollten (m.E.) sehr sensibel mit dem Erleben von Menschen umgehen und subjektive Empfindungen erstmal nicht in Frage stellen, sondern als die Realität des anderen annehmen. Irgendwo sollten wir uns da von den Medizinern deutlicher abheben. Es ist völlig egal, ob ich es Burnout nenne oder psychische Erschöpfung etc., letztendlich bleibt es bei der Ansammlung von individuellen Empfindungen, die ein Leiden für den Betroffenen erzeugen.

Der Begriff selbst mag Mode sein.
 
Frank Berndt, Neuburg, berät Führungskräfte die am Burnout-Syndrom leiden und hat relativ häufig ff. Ursachen gefunden:

..., dass sich dem extreme Leistungswillen ein geringes Selbstwertgefühl verbirgt und die enorme Leistungsbereitschaft der Versuch ist , diese zu kompensieren.
Sehr hohe Ideale,
Perfektionismus,
die Unfähigkeit, Nein zu sagen,
die Angst vor Ablehnung,
die Angst den Erwartungen andrere nicht zu entsprechen,
die Angst vor Versagen,
die Angst vor Kritik,
die Angst unterzugehen, es nicht zu schaffen-
all das sind nicht nur die Motive, ..., sondern auch die inneren Antreiber, die ... geradewegs in den Kollaps führen. ...

Zitat aus : Gehirn und Geist, Nr. 12/2009, S.7

Es geht in dem Artikel übrigens um die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von chemischen Mitteln zur Gehirnleistungsoptimierung.

Bedürfnispyramide nach Maslow: http://www.informatikkaufmann-azubi.de/tagebuch/wp-content/bilder/050825maslow.gif

Wenn ich mir die Pyramide ansehe, dann stellt sich schon die Frage: wie sicher ist die Basis in heutigen Zeiten. Und liegt nicht vielleicht auch da eine Ursache für ein mangelndes Selbstwertgefühl und die veränderte Reaktion auf Stress?

Elisabeth
 
ach ja, by the way: Frage an Alle hier gerichtet:

Sind Selbstbewusstsein und Charakterstärke, neben den besten Präventionseigenschaften, nicht aber auch genau die Eigenschaften, die ursprünglich erst den Weg in die "Burn-Out-Falle" ebnen ???

Vielleicht gehört es auch zum Selbstbewustsein mal nein zu sagen? Charakterstärke zeigt sich, indem man auch mal zugibt etwas nicht zu schaffen und sich Hilfte holt. Nich jeder der Stärke ausstrahlt, ist auch stark!

Auch Führungskräfte können sich entlasten, etwas durch Qualitätszirkel, Sicherheitsbeauftragte, Hygienebeauftragte usw.

Und auch der Mitarbeiter mus ner PDL sagen können, das ist zuviel, das Schaffe ich nicht. Das ist Charakterstärke und Selbstbewustsein, und somit denke ich auch mal die beste Prävention gegen den Burn Out

lg Cassy
 

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