BPA und CDU gegen Abitur zur Zulassung zur Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung

Wenn sich außer den Zugangsvoraussetzungen nichts am Pflegeberuf in Deutschland ändert, wäre es mal interessant vorab zu untersuchen wie hoch der Anteil der Abiturienten ist, der nach kürzester Zeit den Pflegeberuf wieder verlässt um etwas karrieregeigneteres zu studieren.
Mein gefühlter Verdacht nach 14 Jahren Intensivpflege: von den neu hinzugekommenen Kolleginnen und Kollegen mit Abitur sind die meisten längst wieder weg, weil sie irgendetwas studieren. Der Pflegeberuf wird gerne gewählt, um Wartesemester zu sammeln und anschliessend eine gute Möglichkeit zum Nebenverdienst während des Studiums zu haben. In der Regel wandern die Leute dann ins Medizinstudium ab, öfter auch ins Pflegemanagement oder in die Pfegepädagogik (was dann ja kein "Verlust" wäre), gelegentlich auch in andere Naturwissenschaften oder in die Sozialwissenschaften. Wirklich im Pflegeberuf geblieben sind die wenigsten von jenen mit Abitur. Dafür gibt es in unserem Beruf einfach zu schlechte Arbeitsbedingungen und vor allem zu wenig lukrative Karrieremöglichkeiten.
Ein neuer Trend seit wenigen Jahren ist auch der Trend zur Abwanderung in die Selbständigkeit, einer der wenigen Wege, um seinen Verdienst etwas hochzuschrauben.

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spflegerle

By the way: bedeutet "12 Jahre Schule" eigentlich, dass auch ein Hauptschüler mit 3 Ehrenrunden die Voraussetzungen erfüllt?
 
Dann frage ich mich doch, was es im Endeffekt wirklich bringen kann, wenn die Abwanderung in großem Maße und so früh erfolgt?
 
Woher rüjrt nur die Ablehnung der Abiturienten? Weil man net in der Lage Abiturient losgelöst vom Mediziner zu sehen, den man ja eh schon net leiden kann? Wird hier nicht was hineinprojeziert, was so net zutrifft?

Oder ist es die Feststellung, dass man selber den Anforderungen net mehr genügen könnte?

Die aktuellen Richtlinien zur Übernahme der Heilkunde schließen GuKs sowieso aus. Sie können die geforderten Inhalte net nachweisen.
Was glaubt ihr, wohin dieser neue deutsche Sonderweg führen wird? Die Grudnausbildung wird mal wieder eine weitere Sparte bekommen- analog zu den bereist vorhandenen: OTA, ATA, IP-K und wie sie alle heißen.

Pflege scheint mit viel Energie am eigenen Ast zu sägen, auf dem sie sitzt. Jede Neuerung zur Aufwertung des Berufes wird abgeschmettert. Traditionen werden gepflegt selbst wenn man damit untergeht.

Elisabeth

PS Was mich besonders amüsiert, dass man offensichtlich in der Leitungsebene besonders große Abneigung zeigt gegenüber den Abiturienten. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Aber geht net bereits heute der Trend zum Managementstudium? Und haben die Fachwiret net bereits heute schon Bestandsschutz? Warum dann die Abneigung? Weil das Leanmanagement droht? Das könnte dann tatsächlich so manchen gepolsterten Stuhl kosten.
 
Hallo Squaw,



Es werden 12 Jahre Bildung vorausgesetzt, d.h nicht gleich Abitur. In Bayern gibt es ja zum Beispiel schon die Fachoberschule für Sozialwesen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man für Realschüler eine zweijährige Ausbildung zur KPH anbietet, die zu einer fachgebundene Hoschschulreife führt.

Selbstverständlich macht es überhaupt keinen Sinn, die Zugangsvoraussetzungen zu erhöhen und das Ausbildungsniveau bei zu behalten. Ziel muss der Bachelor sein.

Und mit dem Bachelor müssen sich auch die Strukturen ändern.

Bei diesem Thread lohnt es sich übrigens, einmal alle Beiträge durchzulesen, weil es zum einen einige einteressante Links gibt und zweitens recht deutlich wird, wie die Pflege derzeit tickt.
 
Pflege scheint mit viel Energie am eigenen Ast zu sägen, auf dem sie sitzt. Jede Neuerung zur Aufwertung des Berufes wird abgeschmettert. Traditionen werden gepflegt selbst wenn man damit untergeht.

Man nenne mir eine Beispiel, wo in Deutschland eine wichtige Entscheidung mit der Pflege und nicht über die Pflege gefällt wurde. Pflege wird überhaupt nicht gefragt, von selbst rührt sie sich schon gar nicht und kann daher auch nicht am eigenen Ast sägen.

Die Akademisierung ist meiner Meinung nach eine notwendige, leider aber sicher nicht hinreichende Voraussetzung, dass Pflege den Status des Assistenzberufes (der überhaupt nicht die Realität abbildet!) verliert und als eigene Profession anerkannt wird. Und man kann es nicht oft genug wiederholen: zu einer eigenen Profession wie in den allermeisten Nachbarländern.
 
Hallo thorstein;

Du hast recht, was die 12 Jahre Bildung und auch, was die interessanten Links anbetrifft.
Wie die Pflege derzeit tickt? Na wie immer eben! Und damit sind wir von einer Profession meilenweit entfernt...
 
elisabeth,
ich kann hier keine abneigung gegen abiturienten erkennen, sondern nur zweifel, daß uns das langfristig weiterbringen wird.
 
Wieso- die Politik, insbesondere die EU-Politik- gibt doch vor, wie es laufen wird.

Hauptschulabschluss: Grundpflege
Realschulabschluss: Grund- und Behandlungspflege
Bachelor: Übernahme ausgewählter Maßnahmen der Heilkunde und Pflegetherapie.

Wovon brauchen wir mehr in der zunehmend alternden Gesellschaft? Wird die Grundpflege zunehmen oder die Behandlungspflege.

Politiker haben das Problem längst erkannt und den ersten Schritt getan mit der Absenkung der Zulassung zur GuK. Und wer nun glaubt, dass das ein Fortschritt ist, den wird die Realität sehr schnell einholen- spätestens dann, wenn er nur nich in der Grundpflege beschäftigt ist und mal ein paar Hilfstätigkeiten wie BE und i.v. Spritzen machen darf. Und das wird sich auch in der Lohnentwicklung der Zukunft wiederspiegeln.

Die GuK wird durchgereicht in der Hierarchie. Das darf und sollte man nicht verschweigen. Sie wird zu einer besseren Krankenpflegehilfe "verkommen"- genau, wie es von der Politik vorgesehen ist.

Elisabeth
 
Mit Deinen letzten Sätzen könntest Du leider recht behalten, Elisabeth, wie ich auch befürchte
 
Deutschland kann aber nicht einfach wieder aus der EU raus. Also: auch wenn die CDU gegen die zwölf Jahre Schulbildung ist, wird sie sich einer EU-Regelung beugen müssen.

Dieselbe EU hat doch schon die Absenkung aufs Hauptschulniveau in den meisten Bundesländern verhindert, weil eben im Augenblick zehn Jahre Schulbildung die Mindestvoraussetzung sind.

Und nein, Ehrenrunden nützen da nicht. Die zehnte Klasse muss abgeschlossen worden sein.
 
Da werden mal wieder ohne Quellenangaben Behauptungen aufgestellt.
Wie ist es denn nun europaweit? Wer führt wo die Grund- und die Behandlungspflege durch?

In der stationären Altenpflege in Deutschland haben wir bereits 50% Pflegehelfer, d.h 70% der Grundpflege wird von Angelernten durchgeführt. Ist das in den Länder mit einer akademisierten Pflege auch so? Dafür hätte ich dann schon gern Nachweise.

Meiner Überzeugung nach ist die Trennung von Grund -und Behandlugspflege pflegefachlicher Unfug und daher würde es micht auch wundern, wenn das in anderen Ländern so propagiert wird.
 
Deutschland kann aber nicht einfach wieder aus der EU raus. Also: auch wenn die CDU gegen die zwölf Jahre Schulbildung ist, wird sie sich einer EU-Regelung beugen müssen. ...

Ich denke mal, sie ist gar net dagegen. Sonst hätten sei net die BA-Ausbildung zugelassen.
Sie brauchen aber im Moment mehr "Helferchen". Und so preisen sie ihre Ausbildung an. Der Bürger sieht in einer Krankenschwester eh nur eine Hilfskraft für den Doktor und jemand, der waschen, füttern, trocken legen kann. Er will eine Pflegekraft die sich um ihn kümmert. Und genau diese Forderungen werden von den entsprechenden Stellen- z.B. Diakonie- bedient. Nach der Wahl ist vor der Wahl.

Dem Bürger wird alles versprochen. Und da wir nun mal eine alternde Gesellschaft sind und zunehmend die Ängste laut werden, was wird mit mir im Alter, tut man halt so, als wenn einem das Wohl der Menschheit am Herzen liegt. Die Diakonie ist ein Wirtschaftsunternehmen. Da geht es um Profit und um nix anderes. Die brauchen billige Arbeitskräfte und keine hochqualifizierten Fachkräfte. Ist eigentlich keinem aufgefallen, dass die Forderung bezüglich Abitur nur die Krankenpflege betrifft. Regt das net zum Nachdenken an? Wahrscheinlich nicht.

Und so kann man vor Weihnachten- dem Fest der (Nächsten)liebe noch mal Stimmung für die eigene Partei machen und die Zeitungen können ihre Blättchen füllen. Ist doch auch was.

Elisabeth
 
... Ist das in den Länder mit einer akademisierten Pflege auch so? Dafür hätte ich dann schon gern Nachweise. ...
...Tätigkeiten wie Betten machen, Essenstabletts austeilen bzw. Aufgabenbereiche der Grundpflege werden in den USA von Hilfkräften (NA bzw. CNA – Nurses aids bzw. Certified Nursing Assistents) die eine einmonatige Ausbildung haben ausgeführt. LPN's (Licensed Practical Nurses) mit ca. einem Jahr Ausbildung übernehmen Aufgaben die mit Verabreichung von Medikamenten und Grundpflege in Zusammenarbeit mit den NA/CNA Kräften zu tun haben. Schweres Heben, Tragen, Schieben von Essenswägen, Auffüll- oder Reinigungsarbeiten oder das Erfassen der Vitalwerte (reihenweises "Durchmessen" von Blutdruck, Temperatur und Puls bei ??? Patienten) fallen absolut nicht ins Aufgabengebiet einer RN. Unit Sekretärinnen erledigen die Schreibarbeiten und beantworten das Telefon, das ja vom Zeitaufwand her kein unwesentlicher Faktor in einem Krankenhaus ist, aber nur in wenigen Fällen wirklich die Auskunft einer Krankenschwester verlangt.
...
Erfahrungsbericht - als Krankenpfleger in die USA

Coming to America - Pflegeausbildung in den USA

Als ich das, dass erste mal las vor ein paar jahren habe ich auch ganz schön geschluckt. Eine Kollegin aus den Staaten erklärte mir dann, dass die Pflege für den Kunden bezahlbar bleiben muss- vor allem in einem Land, dass keine gesetzliche Krankenversicherung kennt.

Auch unser soziales system kommt zunehmend an seine Grenzen- siehe Notwendigkeit der privaten Vorsorge. Ergo: man muss sich den Bedürnissen der Kunden anpassen- net umgedreht.

Elisabeth
 
Ist eigentlich keinem aufgefallen, dass die Forderung bezüglich Abitur nur die Krankenpflege betrifft. Regt das net zum Nachdenken an? Wahrscheinlich nicht.
Die Altenpflege als separaten Beruf gibt es doch nur in Deutschland. Nirgendwo sonst, weder in der EU noch in der Welt. Weshalb sollte die EU Vorgaben für einen Beruf machen, den es nur hier gibt? Das macht keinen Sinn.
 
Welchen Stand hat die Altenpflege in den Augen der EU, der Politiker und net zuletzt der Kunden? Was assoziiert man damit- leider?

D geht den Weg, der schnell einsetzbaren "Helferchen". Jeder weiß nur das, was in seinem Fachgebiet von Bedeutung ist. Das begrenzt die Abwanderung und reduziert zusätzlich notwendige kostenintensive Spezialisierungen. Aufstiege sidn von vornherein net eingeplant. Und wenn die Arbeitskraft desjenigen verbraucht ist- schwupps kommt der nächste, der sogar noch den Vorteil mitbringt, noch billiger zu sein.

Und diese ganze Entwicklung wird von der Pflege unterstützt. Denn eine andere Ausbildung als die dreijährige will man ja nicht. Beispiel: entsprechend lange Generalistische Ausbildung- wie in anderen Ländern üblich. Da geht ja die Individualität der eigenen Berufssparte verloren.
Pflege in D bekommt das, was sie will... und sollte endlich aufhören zu jammern ob der unhaltbaren Zustände.

Elisabeth
 
Ich bin nicht sicher, inwieweit die EU weiß, dass es in Deutschland überhaupt Altenpfleger gibt.

Die Altenpflege wird in anderen Ländern vom Krankenpflegepersonal übernommen, weil es diese Separierung nicht gibt. Insofern fordert die EU sehr wohl auch für die Altenpflege eine zwölfjährige Schulbildung als Voraussetzung. Anderswo ist das schließlich ein-und-derselbe Beruf.

Ich bin nicht sicher, dass wir die Altenpflege dann noch als Sondermodell für Leute mit mittlerem Bildungsabschnitt laufen lassen können. Wahrscheinlich wird gelten: drei Jahre Ausbildung - vorher zwölf Jahre Schule.

Was Politiker und Bürger angeht, so hast Du natürlich vollkommen Recht. Das geringe Ansehen der Altenpflege sieht man ja auch in der Studie, die ich verlinkt hatte.
 
Wahrscheinlich wird gelten: drei Jahre Ausbildung - vorher zwölf Jahre Schule.

So wird es mit Sicherheit nicht laufen. falls die 12 Jahre eingeführt werden, können sich die entprechenden Bachelorstudiengänge bald vor BewerberInnen nicht mehr retten. Warum sollte man noch eine dreijährige Ausbildung machen, wenn man mit einem Jahr Mehraufwand einen akademischen Abschluss erreicht. Und schliesslich hat man dafür ja auch 12 Jahre gebüffelt.

Und genau davor haben hier ja auch einige Verantwortliche Angst.

Dagegen sind selbstverständlich Arbeitgerberverbände: ja warum wohl?

Im deutschen Gesundheitswesen ist die Pflege das Sparschwein, das jederzeit und konfliktfrei geschlachtet werden konnte. Das soll auch so bleiben.
 
So wird es mit Sicherheit nicht laufen. falls die 12 Jahre eingeführt werden, können sich die entprechenden Bachelorstudiengänge bald vor BewerberInnen nicht mehr retten. Warum sollte man noch eine dreijährige Ausbildung machen, wenn man mit einem Jahr Mehraufwand einen akademischen Abschluss erreicht. Und schliesslich hat man dafür ja auch 12 Jahre gebüffelt.

So meinte ich es. Pflegeberufe werden akademisiert. Pflegehelferberufe werden auch denen mit weniger Schuljahren offenstehen.

Aber ich glaube nicht, dass die Altenpflege ein dreijähriger Pflegehelferberuf bleiben wird. Wir werden wohl eine generalisierte Ausbildung bekommen, unabhängig von den Zugangsvoraussetzungen.
 
Der Run wird zu 100% gesteuert werden. Es sei denn, die Regierung betreibt weiter ihr Programm: Ausbildung am Bedarf vorbei.

Es wird auch net jeder die akademische Laufbahn einschlagen können. Siehe oben. Somit bleibt die "handwerkliche" Ausbildung. Man braucht Pflegekräfte für die Tätigkeiten, die die Bevölkerung und die Politiker vor Augen haben, wenn sie von Pflege reden- die einfache Routine(grund)pflege.

Und ich halte es durchaus für denkbar, dass man die Spartenausbildung beibehält für diese Gruppe. Ich denke aber, dass man die aktuelle Ausbildungsform auch hier anpassen wird. Man braucht möglichst schnell viele dieser Pflegekräfte. Da bietet sich eine Verkürzung der jetzigen Ausbildung förmlich an.

Elisabeth
 

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