Was tun, wenn Person sich gegen Grundpflege wehrt?

Onkel Etsch

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Ich hatte heute ein Telefonat mit ner ehemaligen Klientin, die mir sagte, dass ihr Vater zuhause im Bett eingekotet hätte und sich mit Händen und Füßen gegen das Saubermachen wehrt. Er steht nicht unter Betreuung und lebt in eigener Wohnung. Muss man das akzeptieren und ihn in den Ausscheidungen liegen lassen? Sie schafft es auch körperlich kaum, ihn sauber zu machen. Jetzt wehrt er sich
 
Jeder Mensch hat das Recht auf Verwahrlosung.
Man könnte dennoch versuchen ihn auf die eine oder andere Weise dazu zu bringen, dass er wieder sauber wird.
 
Sehr schwierig !
Natürlich versucht man es mit Überzeugungsarbeit.
Oft hilft es ja schon, wenn nicht die eigene Tochter kommt sondern eine "Schwester" von aussen.
Wenn das gar nichts hilft würde ich versuchen ob sich vielleicht mit der Autorität des "Herrn Doktor" was bewegen lässt. Das hilft bei dieser Generation oft.
Ihn einfach in den Ausscheidungen liegen zu lassen ... hm... wie soll das dann weiter gehen ?
Wenn er gar nicht einlenkt, müsste er ja dann doch so schnell wie möglich unter Betreuung gestellt werden, oder ?
 
Mir fehlen hier viel zu viele Informationen um über die Ferne einen vernünftigen Ratschlag zu formulieren. Welche Diagnosen hat der Vater, Anamnese/Vorgeschichte? Was wurde bereits probiert, wurde bereits jemand involviert? Pflegegrad vorhanden? Beratungsstelle aufgesucht? Hat ein Versuch mit einem Pflegedienst stattgefunden? Ist das ein Dauerzustand oder nur einmalig vorgekommen?

Ein Angehöriger darf und muss mit sowas nicht alleine gelassen werden, es gibt ein Fülle an Möglichkeiten.

"Onkel-Doktor-Ratschläge" finde ich hier aufgrund der vorliegenden Informationen nicht so recht hilfreich in Bezug auf die Angehörige, die mit der Situation alleine ist!?

Ich bin ein großer Verfechter des Rechts auf Verwahrlosung. Dieses "Recht" hat aber seine Grenzen in dem Moment wo ein Mensch nicht mehr selbstbestimmt entscheiden kann. Es gibt daher ab einem gewissen Grad an Eigengefährdung Mechanismen, die ein eingreifen von aussen zulassen und ggf. auch erforderlich machen.

Gibt es mehr Informationen vom TE?
 
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Also der Patient hat wohl eine Kachexie und will nicht zum Arzt, um keine negative Nachricht zu bekommen. Schmerzen hat er nicht, er ist nur schwach. Er will sich nicht waschen, weil ihm Wasser grundsätzlich zu kalt ist, wegen der Abmagerung
 
Im Kopf ist der noch klar, also keine Demenz
 
Im Kopf ist der noch klar, also keine Demenz
Nun, wenn das so ist, wird man seine Verwahrlosungstendenz akzeptieren müssen. Eine solche Aussage wird der Angehörigen zwar schwerfallen, oft müssen aber solche Situationen erst richtig crashen, bevor Hilfe zugelassen wird. Wenn sie dennoch aktiv werden möchte, kann sie es mal mit einem Pflegegrad und einem guten Pflegedienst probieren - sofern der Vater das zulässt. In vielen Fällen ist es so, dass fremde Hilfe eher angenommen wird, als von den eigenen Angehörigen. Keinesfalls sollte sie den Vater drängen, das erzeugt nur noch mehr Abwehr und hilft nicht weiter. Wenn sie ihn mal in einem guten Moment erwischt kann/sollte sie auch mal mit ihm über Vollmachten reden, für den Fall der Fälle.

Dass die gesundheitliche Situation ärztlich abgeklärt werden müsste, muss ich wohl nicht extra betonen. Aber auch hier gilt: Das ist seine freie Entscheidung.

Meine Erfahrung mit solchen Situationen lässt mich ein wenig zweifeln, ob hier nicht doch auch psychiatrische Hintergründe eine Rolle spielen. Aber da mag ich mich - über die Entfernung - und auch anhand der wenigen Informationen täuschen. Mich irritiert v.a. die Aussage, dass er einkotet und sich dann mit Händen und Füssen gegen Hilfe wehrt. Kann er sich denn dann selbst helfen? Unterm Strich klingt das schon leicht grenzwertig und sollte im Auge behalten werden...

Mich interessiert, wie es auf Dauer weitergeht, wenn es neue Erkenntnisse gibt gerne noch mal schreiben.
 
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Mach ich, bin auch selbst gespannt, was aus der Sache wird.
 

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