News Arbeitsbelastung: Pfleger streiken an der Charité

Ich mach noch mal den Spielverderber: Eine Diskussion über Stationssekretärinnen sprengt abermals den Rahmen, der Thread ist schon so voll mit Themen ;)
Ohne Dich ärgern zu wollen - aber ich hatte das Thema des Threads so aufgefaßt, daß die Kollegen der Charité wegen der Arbeitsbelastung streiken. Und theoretisch würde ja nicht nur die Einstellung von mehr Pflegepersonal eine Entlastung darstellen, sondern auch die Übertragung pflegefremder Tätigkeiten an andere Berufsgruppen. Von daher dachte ich schon, das würde hierher passen. :wink1:
Ich find eure Diskussion mit Löhnen (brutto, netto, Stufen etc.) schon sehr interessant; aber ich kenne mich wirtschaftlich einfach viel zu schlecht aus, um hier ernsthaft entscheiden zu können, wer recht hat. :|
 
Keine Sorge, darüber ärgere ich mich nicht

In Berufspolitik kann man natürlich alles rein packen, nur findet man später vielleicht interessante Diskussionen nicht, wenn man unbeleckt in den Unterform sucht.
 
Ich fand's gestern nur mal wieder beeindruckend wie viel Geld man mal eben für ein strauchelndes Flugunternehmen locker machen kann.

Naja 150. Mio retten die Pflege jetzt auch nicht wirklich.
 
Ich mach noch mal den Spielverderber: Eine Diskussion über Stationssekretärinnen sprengt abermals den Rahmen, der Thread ist schon so voll mit Themen ;)

Es gibt selten eine Diskussion (schriftlich oder mündlich), die nicht vom Urprungsthema abweicht.
Ich nenne es auch:"Der kommt vom Hölzken, auf´s Stöckchen".
Auch mir fällt es schwer, mich am Ursprungsthema zu halten.

Was mir hier im Forum auffällt ist, dass die Teilnehmer: kreative, denkende, Menschen sind.

Lieber Maniac,

ich will Dich hier nicht öffentlich bloßstellen, mich interessiert Deine Sicht, auf den Streik in der Charité.

Wie siehst Du den Streik, aus der heutigen Sicht und aus der Sicht, als Du noch Pflegefachkraft gewesen bist?

Es grüßt,
pepita - sheep
 
einen Mangel auf dem flachen Land:

Stimmt, welcher Allgemein Mediziner, will schon auf dem Land arbeiten. Er muss ja viele Hausbesuche erledigen und das beide geringen Pauschalen für Hausbesuche.
Da müssen Arztpraxen schließen, da die alten Ärzte, die in Rente gehen, keinen Nachfolger/in für ihre Praxis haben.
 
Da müssen Arztpraxen schließen, da die alten Ärzte, die in Rente gehen, keinen Nachfolger/in für ihre Praxis haben.
Das ist wahr.
Nun wird sich vielleicht mancher fragen, was zu Geier hat das mit der Pflege und deren Situation zu tun?
Nun, es gibt ja inzwischen auch das Modell, stattdessen Pflegekräfte zu den Pat. auf dem platten Land hinzuschicken...
Telemedizin: Wenn die Krankenschwester Hausbesuche macht
Ich persönlich sehe das zwiespältig - einerseits als Möglichkeit, als Berufsgruppe evtl. ein Bein in die Tür und dadurch mehr Einfluß zu bekommen.
Andererseits halten hier ja bekanntlich die Ärzteverbände eisern die Hand drüber, um keinerlei Kompetenzen abgeben zu müssen - Abgabe lästiger Tätigkeiten ja, anderen Berufsgruppen Entscheidungsbefugnisse zubilligen auf gar keinen Fall:
'Delegation muss Sache des Arztes sein'
Interdisziplinäres Symposium „Ärztliche Leistungen: Delegation gestalten, Substitution verhindern“
Und nicht zu vergessen, der ohnehin schon vorhandene, eklatante Mangel an Pflegekräften... wo sollen diese Pflegekräfte herkommen, wo es doch ohnehin schon viel zu wenige gibt?
 
Nun wird sich vielleicht mancher fragen, was zu Geier hat das mit der Pflege und deren Situation zu tun?
Außerdem werden Pflegende und Ärzte aus dem selben Topf bezahlt

Und auch die Vergütung von Landärzten ist nur in Relation zu anderen Ärzten aber nicht in Relation zu anderen Berufgruppen mit vergleichbarer Qualifikation niedrig
Landarzt offenbart: „Ich verdiene 2740 Euro netto”
Das verdienen Ingenieure in Deutschland wirklich
IT-Gehälter: In welcher Stadt Informatiker am meisten verdienen - Golem.de
 
Also Martin, ich bitte dich. Bald dürfen Pflegekräfte vielleicht wieder Blut abnehmen. Der Heilige Gral der Tätigkeiten in einem Krankenhaus. Also wenn das den Beruf nicht attraktiver macht...
 
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Landarzt offenbart: „Ich verdiene 2740 Euro netto”

Soviel verdient mein Ehemann auch, in manchen Monaten, als Sraßenbahnfahrer, mit einer Betriebszugehörigkeit, von über 30 Jahren (zusätzlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld).
Viele junge Kollegen, verdienen heute das Brutto, was mein Mann Netto verdient.
Es ist dadurch entstanden, das die Firma neue Arbeitsverträge vergeben hat, in der die Bezahlung nach unten gesetzt wurde.

Auch die AWO in Essen hat so etwas vor etlichen Jahren, mit alten Kollegen durch gezogen. Alt - Verträge wurden aufgelöst und die Kollegen schlechter bezahlt.

Auch das Uni - Klinikum Essen, hat meines Wissens nach versucht, die reine Pflege an Subunternehmer (mit Lohndumping) zu vergeben.
Die mussten, das ganze mit dem Subunternehmer stornieren.
 
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Der Heilige Gral der Tätigkeiten in einem Krankenhaus. Also wenn das den Beruf nicht attraktiver macht...
Jetzt bietet man ja den "Arztassistenten" an, damit wir uns so richtig schön "aufgewertet" fühlen dürfen:
Physician Assistant: Ärztetag befürwortet Modell zur Delegation
Hier sieht man dann so richtig schön, wie versucht wird, unsere Profession klein zu halten:
"Anstelle einer unübersichtlichen, quasi „deregulierten“ Entwicklung auf der Ebene der allge-meinen (akademischen) Pflege, die sich in weiteren Vertiefungs- und Schwerpunktstudien-gängen fortsetzen dürfte, ist nach Auffassung der Bundesärztekammer stärker die Integrati-on von Kompetenzen in einem einheitlichen Berufsbild zu fördern. Dies ist insbesondere wichtig im Hinblick auf die Gestaltung der Schnittstelle zum Beruf des Arztes. Deshalb unter-stützt die Ärzteschaft das Bildungsmodell des Physician Assistant. Der Physician Assistant vereint Kompetenzen in der Medizin, Dokumentation und Organisation zu einem homoge-nen, bedarfsorientierten Berufsbild und ermöglicht allen Gesundheitsfachberufen durch ein Weiterbildungsstudium die Anschlussfähigkeit an den tertiären Bereich."
https://www.bundestag.de/blob/42473...918e2a3f2a/bundesaerztekammer--baek--data.pdf S. 9
 
Auch das Uni - Klinikum Essen, hat meines Wissens nach versucht, die reine Pflege an Subunternehmer (mit Lohndumping) zu vergeben.
Die mussten, das ganze mit dem Subunternehmer stornieren.


Ja, das stimmt.
Erst wurden neue Verträge zu schlechteren Konditionen geschlossen. Mehr Stunden, weniger Urlaub, usw. Da dort viel mit Befristungen gearbeitet wird, kam da ordentlich was zusammen.
Und dann kamen sie auf die lustige Idee mit der Tochterfirma.

Der Betriebsrat konnte sich dem Problem erfolgreich annehmen. Hat aber ein paar Jahre gedauert und es wurde mit Prozessen ein Haufen Geld verbrannt.
 
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Lieber Maniac,

ich will Dich hier nicht öffentlich bloßstellen, mich interessiert Deine Sicht, auf den Streik in der Charité.

Wie siehst Du den Streik, aus der heutigen Sicht und aus der Sicht, als Du noch Pflegefachkraft gewesen bist?

Es grüßt,
pepita - sheep
Hi, ich fühle mich nicht bloßgestellt, wenn ich auf eine klare Frage eine klare Antwort gebe :)

Tatsächlich habe ich aber nirgends gegen den Streik der Charite gesprochen, ich habe von Anfang an OffTopic diskutiert.
Im Streik geht es um mehr Input durch die Politik, also mehr Geld vom Staat für das Gesundheitswesen (oder die Klinik) um mehr Personal zu beschäftigen und die Belastung zu verringern.
So zumindest habe ich es verstanden, ich habe mich nicht in die Tiefe damit beschäftigt.

Das genau ist das, was ich auch als einzige Möglichkeite sehe, das Gesamtsystem zu verbessern.
Was ich NICHT sehe (darüber stieg ich hier ein), ist einfach vom Arbeitgeber mehr Geld zu verlangen, da dies eben nicht vorhanden ist. Vielleicht bei einzelnen, aber nicht bei allen (man beachte auch die ganzen kleinen privaten Träger).
Daher: Von der Politik zu fordern ist genau der richtige Weg!

Negativer Nebeneffekt: Der Streik geht auf Kosten des Krankenhauses, nicht gerade wenig. Des Weiteren wurden (laut Internet, keine Ahnung ob das 1:1 korrekt ist) sowohl die Vergütung als auch die Stellen deutlich angehoben, man ist also auf einem guten Weg.

Alle Punkte sah ich ebenso, als ich tagtäglich am Bett gearbeitet habe. [Pflegefachkraft bin ich übrigens immer noch]
 
Maniac:

Da geb ich dir vollkommen recht. Das Gesamte System muß überarbeitet werden und zwar umfassend.
Einfach nur mehr Geld bezahlen ist wirklich nicht für die Häuser möglich.

Allerdings wird ein Umdenken, so denke ich, nur über eine Kettenreaktion passieren. Eben darüber das die Häuser in Bedrängnis geraten.

Man sieht ja gerade das die Politik und auch die Gesellschaft kann, wenn sie wirklich in Zugzwang gerät. Siehe Air Berlin.
Das klappt aber leider immer erst wenn das Kind in den Brunnen gestürzt ist. Und so muß man leider seinem Haus mit einem Streik schädigen. Da muß man das Kind schon mal schubsen.
 
Allerdings wird ein Umdenken, so denke ich, nur über eine Kettenreaktion passieren. Eben darüber das die Häuser in Bedrängnis geraten.

Man sieht ja gerade das die Politik und auch die Gesellschaft kann, wenn sie wirklich in Zugzwang gerät. Siehe Air Berlin.
Das klappt aber leider immer erst wenn das Kind in den Brunnen gestürzt ist. Und so muß man leider seinem Haus mit einem Streik schädigen. Da muß man das Kind schon mal schubsen.
Letzteres funktioniert aber nur bedingt und lange nicht bei allen Häusern.

In der Altenpflege schon mal überhaupt gar nicht und auch in den Krankenhäusern:
Wenn unser Haus hier deutlich in Schieflage gerät, die Liquidität weg ist und aufgrund von Streiks auch die laufenden Einnahmen wegbrechen und das Minus zu groß wird, dann gibt es ja keine Chance zu überleben, als zu sparen.
Dann wird nicht die Belastung gesenkt und mehr Geld bezahlt, sondern umgekehrt. Angefangen mit "Weihnachtsgeld", weiter mit Tarifeinfrierungen, usw.. Stellen werden nicht nachbesetzt.
Irgendwo muss das Haus ja dann die Möglichkeit haben weiter zu existieren.
Geht es weiter bergab, ist Sense.

Der Politik ist das egal. Es gibt im Landkreis noch ein Haus. Hier gibt es keine politischen Zuschüsse, keine Beteiligungen, keine Unterstützung. Wir sind nicht Air Berlin.

Genau so geht es vielen Häusern.

Druck auf die Häuser bis sie brechen mag langfristig ein Umdenken in der Politik beschleunigen, aber bis dahin sind viele Häuser/ Altenpflegeeinrichtungen/ Arbeitsplätze verloren.
Natürlich kann man nun sagen, super, dann wurden sie auch nicht benötigt und das behebt den Fachkräftemangel. Sehen alle Betroffenen aber sicher nichts so.
 
Das ist natürlich richtig.

Gespart wird aber in den unteren Lohngruppen ohne Lobby.
Da werden Küchen ausgelagert, Reinigungstätigkeiten an Subunternehmer vergeben, Pflege ausgelagert ( es gibt Heime, die mit angeschlossenen mobilen Pflegediensten kooperieren und sich so teure eigene Angestellte eingespart) usw. Selbst Physiotherapieabteilungen wurden schon ausgelagert und die Aufträge an Subunternehmen oder neu gegründete Tochterfirmen vergeben.

Noch nie habe ich gelesen, das am ärztlichen Personal Gehalt eingespart wurde, das Vorstände, ärztliche Klinikleitungen, ärztliche Direktoren oder der Kopf der Verwaltung auf Geld verzichten muss. Ganz im Gegenteil, die schaufeln sich noch Erhöhungen drauf, weil sie ja so tolle Arbeit leisten, lassen sich mit goldenen Handschlägen in den Ruhestand schicken usw.
 
Noch nie habe ich gelesen, das am ärztlichen Personal Gehalt eingespart wurde, das Vorstände, ärztliche Klinikleitungen, ärztliche Direktoren oder der Kopf der Verwaltung auf Geld verzichten muss. Ganz im Gegenteil, die schaufeln sich noch Erhöhungen drauf, weil sie ja so tolle Arbeit leisten, lassen sich mit goldenen Handschlägen in den Ruhestand schicken usw.
Das wiederum habe ich noch nie gehört.
In den Häusern in denen auf Sonderzahlungen, Tarifautomatismen, Gehalt verzichtet werden musste, wurde das durch die Bank umgesetzt.
Aber ich kenne sowas natürlich auch nur von kleinen Häusern. Wie das in Großen passiert (wenn es dort passiert, die sind ja nunmal besser aufgestellt), weiß ich nicht.


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Geld einsparen durch Outsourcing ist nichts Neues, passiert, ist notwendig.
 

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