Sich in der Ausbildung als „Pfleger“ vorstellen?

Die Ursprungsfrage war ja, ob der TE sich bereits als Schüler im ersten Jahr als "Pfleger" betiteln darf. Ich finde das irritierend. "Pfleger" ist kein geschützter Begriff, es gibt also kein Gesetz gegen diese Bezeichnung. Allerdings wird kaum ein Patient oder Angehöriger dies wissen und daher meiner Ansicht nach fälschlicherweise schlussfolgern, dass er einen bereits ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpfleger vor sich hat. Bleibt die Frage, warum der TE es für besser hält, sich trotzdem so zu nennen. In seinem Profil bezeichnet er sich ja auch nach wie vor als Gesundheits- und Krankenpfleger - einem geschützten Titel, den er laut Gesetz noch nicht führen darf.

Es gab einen Fall in der Rechtsprechung, bei dem eine Medizinstudentin im 5. Semester des Nächstens allein bei einer Patienten blieb und einen fatalen fachlichen Fehler beging - die Patientin wurde reanimationspflichtig und lag danach im Wachkoma. Einer der dort angestellten, behandelnden Ärzte wurde nicht als mitschuldig gesprochen, weil er laut eigener Aussage zur Begrüßung der Studentin: "Sind Sie die Nachtschwester?" gefragt und diese bejaht habe (sie konnte später nicht mehr sagen, ob er Nachtschwester oder Nachtwache gesagt hatte). Jedenfalls konnte er vor Gericht glaubhaft versichern, er sei aufgrund der Bezeichnung "Nachtschwester" von einer ausgebildeten Krankenschwester ausgegangen, nicht von einer studentischen Hilfskraft, und habe ihr dann eben auch entsprechende fachliche Fähigkeiten zugeschrieben. (Der Eigentümer der Klinik, der die Medizinstudentin alleine Nachtdienst machen ließ, bekam einen Teil der Schuld. )
 
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klar habe ich im ersten Moment vor einem Titel Respekt. Aber eben nicht vor der Person dahinter. Respekt muss man sich erarbeiten.

Es gibt verschiedene Formen des Respektes. Ich habe, wie bereits oben erwähnt mehrere Chefs, um genau zu sein 2.
Einer hat mehrere Titel und ist ... naja alleine vom Auftreten eine respekteinflössende Person (früher hatte ich teils "Angst" vor ihm). Der andere, ein ebenfalls sehr qualifizierter Arzt, ohne Titel (sprich kein Dr.). Mein größeren persönlichen Respekt habe ich jedoch vor 2terem.
Nicht das ich sagen würde das einer fachlich besser oder schlechter ist aber er ist alleine durch seine Art, seine Kompetenz für mich eher eine Resektperson.
Per Du bin ich mit keinem vom beiden. Beide sprechen mich mit meinem Vornamen und Sie an. teilweise rutscht im Eifer des Gefechtes auch schon mal ein Du raus, was auch vollkommen ok ist.
Ich finde es wichtig zu entscheiden, welche Art des Respektes ich vor einer Person habe oder sie gegenüber mir.
Ich kann auch so Autoritär im Warte- oder Behandlunszimmer rüberbringen, das alleine deswegen Patienten/Kunden vor mir Respekt haben, Ebenso könnte ich mir meinen Bachelor vor meinen Nachnamen auf mein Namensschild schreiben, würde bei einigen bestimmt ebenfalls Respekt einfordern.
Aber ehrlich gesagt, schätze ich doch mehr den Respekt, den jetzt alle vor mir haben und den habe ich eben nicht durch ein Sie, meinem Nachnamen, meinen Titel oder wegen einer Autorität (Angst) die ich zum Ausdruck bringe. Respekt bekomme ich von allen Seiten wegen meiner Kompetenz und Auftretens (auch eine Art Autorität aber auch da gibt es ja verschiedener Formen [cholerisch - empathisch ist alles dabei])
Ich hoffe ihr versteht meinen letzten Satz :gruebel: Ansonsten bitte Nachfragen oder mich Rügen, Danke.
@ Martin H. : Wenn ein unfähiger Prof. Dr. Dr. med. XY vor mir sitzt, habe ich, wenn ich ihn noch nicht kenne erst einmal Respekt vor seinen Titeln. Wenn ich ihn dann kennen lerne und seine Unfähigkeit kennen lerne, war es das aber ganz schnell mit dem Respekt. Vor so jemanden habe ich keinen Respekt, Das können auch ein paar Ärzte bestätigen, wenn auch bestimmt nicht gerne
 
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beziehst du das auf die Schweiz? Denn dann muss ich widersprechen. Bei uns wird man nur mit Sie und Nachnamen angesprochen. Und so stelle ich mich auch vor. Wuerde nie auf die Idee kommen mich mit Vornamen und Schwester vorzustellen.
Nein, das war missverständlich ausgedrückt.

Im Englischen gibt es das "you", das ursprünglich nur "Ihr" hieß, inzwischen aber sowohl Du als auch Sie oder ihr bedeutet, und es ist recht üblich, sich mit dem Vornamen anzusprechen. Ich erinnere mich an einen Kongress, bei dem die nächste Rednerin angekündigt wurde als "Prof. Dr. Dr. Elizabeth Dingenskirchen, Chefärztin in ...., Leiterin der Hygienekommission in ...." und nach weiteren zehn Berufsbezeichnungen "Liz (!) erzählt uns jetzt was über Windpockenerkrankungen im Erwachsenenalter".

In Teilen der Schweiz hat sich statt dem "Sie" das "Ihr" gehalten, eine Anredeform, die in Deutschland höchstens noch in historischen Romanen vorkommt. So wurde ich im Café gefragt "Hättet Ihr ebes gewellt?" (sehr frei übersetzt: Möchten Sie etwas bestellen?) oder nach dem Besuch einer Ausstellung "Hat es Euch gefallen?" (Ich persönlich bin dann immer versucht, mich umzudrehen und zu gucken, wer außer mir noch gemeint war.)
 
In Teilen der Schweiz hat sich statt dem "Sie" das "Ihr" gehalten, eine Anredeform, die in Deutschland höchstens noch in historischen Romanen vorkommt.

Das erinnert mich spontan an eine Pflegehelferin, die mich in meinen ersten Tagen im ersten Praxiseinsatz mitnahm. Sie hatte die Angewohnheit, uns Schüler und die Patienten mit der 3. Person anzureden. "Hat sie schon in Zimmer 3 nachgesehen?" zu mir, "Hat er heute Schmerzen?" zum Patienten, und so weiter. Mein Mitschüler war tatsächlich kühn genug, sich auf so eine Anfrage umzudrehen, nach einer weiteren Person zu suchen, und dann die PH zu fragen: "Bitte wer?"
Interessant fand ich, dass sie diese Marotte nur uns Schülern und Patienten ggü zeigte. Die Kollegen aus Pflege, Physio und ärztlichem Dienst waren stets "Sie" oder "Du"... ich empfand es als respektlos, und habe innerlich gefeiert, als sie, kurz nach meinem Examen, auf meine Station versetzt und mir unterstellt wurde, und ich sie anweisen konnte, wie ich als Schichtführung ihr Verhalten ggü allen anderen wünsche. Sie hat mich nie wieder mit "Hat sie..." angeredet.
 
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