Sich in der Ausbildung als „Pfleger“ vorstellen?

Wenn es wie in Grossbritannien oder USA üblich ist, Vornamen und duzen (weil kein sie gibt),
Klugscheißermodus an: Es gibt im Englischen nur das "Sie" bzw. das "Ihr", das früher auch im Deutschen als Anredeform üblich war und in Teilen der Schweiz heute noch statt unserem "Sie" verwendet wird. Das "Du" findet man nur noch in älteren Texten, z.B. in traditionellen Gebeten. Richtig ist, dass die Anrede mit dem Vornamen dort viel gebräuchlicher ist als bei uns.
 
off topic @-Claudia-:
Ich auch Klugscheißermodus: :besserwisser: :knockin: Du meinst "thou" und die dazugehörigen Formen wie "thy" "thee" und "thine", oder? Dann hast du historisch gesehen natürlich Recht. Ursprünglich war das die 2. Person Singular, also unser "Du". Aber schon seit dem 16./17. Jahrhundert wird die ursprüngliche Pluralform "you" im Singular und im Plural (der in dem Fall auch der Höflichkeitsform, unserem "Sie" entspricht) verwendet, so dass man "inzwischen" eigentlich nicht mehr zwischen dem Du und der Höflichkeitsform mit dem Sie unterscheidet. Erst neuere Trends fangen an, das "thou" wieder zu verwenden, allerdings anders als ursprünglich, denn da es den meisten aus feierlichen alten Texten wie z.B. Kirchentexten bekannt ist, verwenden sie es, um besonders "feierlich" zu klingen, also eigentlich das Gegenteil von der damaligen Verwendung. Quelle: Englischunterricht, Englisch-Studentin und Englisch-Muttersprachler :knabber::knockin:

Back to topic:
Ich kann an der Anrede "Schwester/Pfleger" nichts Schlimmes finden, was respektlos wäre und unbedingt der Vergangenheit angehören müsste. In meiner Ausbildungszeit (vor vier Jahren) war es auf den Erwachsenenstationen oft sogar so, dass "Schwester" für die älteren Patienten eine Art "Titel" war. Wer diesen Titel trug, der konnte was und was der sagte, wurde gemacht.
 
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@Neuromaus
Danke für die Aufklärung, aber als Muttersprachlerin hast Du da natürlich ein ganz anderes Wissen! :-)
Hatte bisher „thou“ immer falsch mit „ihr“ übersetzt, also z. B.
„What dost thou have in mind?“ „Was habt ihr im Sinne?“... dabei heißt es „Du“. :emba:
Tja, man lernt nie aus. :mrgreen:
 
@ludmilla
Schade, jetzt hätte ich Dir fast ein Like gegeben...

Ich kann’s verschmerzen

@Neuromaus
Ich habe nicht geschrieben, dass die Anrede mit Schwester/Pfleger respektlos ist! Da musst du schon genau lesen! Aber wenn Patienten mich mit dem Vornamen ansprechen und ich sie mit Hr/Fr Xy empfinde ich das als merkwürdig und hat auch mit Respekt zutun.
Mir ist klar, dass Schwester für viele wie ein Titel ist und sie damit gerade ihren Respekt ausdrücken. Aber man sieht ja oft, dass die Pflegekräfte sich nur mit Vornamen vorstellen und sie selbst für die Patienten die formelle Anrede mit Hr/Fr für die Patienten verwenden. Damit ist man sprachlich auf einer komplett anderen Ebene. Und im Einzelkontakt mag das auch nicht dramatisch sein, aber es prägt ein bestimmtes Bild von Pflegekräften. Von Pflegekräften, die es sich selbst nicht wert sind wie andere Menschen mit Hr/Fr Xy angesprochen zu werden.
Mal ausgenommen bestimmte Bereiche wie Pädiatrie u.ä.
 
Im deutschen Lande wurde Mägde, Knechte und Dienstboten schon immer mit Vornamen angeredet.
Obwohl ich mich ausschließlich mit Nachnamen vorstelle und mit meiner Funktion als Krankenschwester (seit 1979 - ich darf noch so heißen :cheerlead:), darf mich auch jeder mit Schwester rufen, ohne Namen halt.
Komischwerweise können sich die Menschen die sich meinen Vornamen merken könnten, sich auch meinen Nachnamen merken :flowerpower: .
 
Richtig ist, dass die Anrede mit dem Vornamen dort viel gebräuchlicher ist als bei uns.
beziehst du das auf die Schweiz? Denn dann muss ich widersprechen. Bei uns wird man nur mit Sie und Nachnamen angesprochen. Und so stelle ich mich auch vor. Wuerde nie auf die Idee kommen mich mit Vornamen und Schwester vorzustellen. Wir hatten sogar gestern durch Zufall genau diese Diskussion. Selbst bei sehr jungen Patienten geht es nur mit Sie, natuerlich auch zum Patienten.
Nur unter Kollegen im Haus ist es anders. Da gibt es selten ein Sie. Egal wer vor einem steht.
 
Danke für die Aufklärung, aber als Muttersprachlerin hast Du da natürlich ein ganz anderes Wissen!
Oh, da hab ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich bin keine Englisch-Muttersprachlerin. Im Gegenteil, ich bin sogar ziemlich schlecht in Englisch. :knabber: Ich meinte damit, dass ein Englisch-Muttersprachler mir das so erklärt hat.
 
Also uns wurde von Anfang an eingetrichtert, uns mir "Schüler/in" vorzustellen oder als Azubi.
Unser Klassenlehrer meinte "Den Titel der Fachkraft müsst ihr euch erst mit Schweiß und Blut verdienen!" :lol1:

Tatsächlich bin ich auch nie auf die Idee gekommen mich bei Patienten oder Kollegen als Schwester XY vorzustellen, denn abgesehen das dass gelogen ist, glaube ich kaum das Kollegen das so toll finden wenn sie das mitbekommen.
Wenn mich neue Patienten mit "Schwester?" rufen, sage ich eigentlich meistens das ich aber noch Schülerin bin. Manche Patienten haben mich den restlichen Aufenthalt, dann wirklich im Spaß "Frau Krankenpflegeschülerin" genannt :lol1:
Bei alten oder dementen Patienten sage ich aber ehrlich gesagt nichts, machne erinnern sich das ich ein Lehrmädchen bin, aber für einige bin ich dann halt die Schwester so lange ich bei ihnen bin.
 
Tatsächlich bin ich auch nie auf die Idee gekommen mich bei Patienten oder Kollegen als Schwester XY vorzustellen, denn abgesehen das dass gelogen ist, glaube ich kaum das Kollegen das so toll finden wenn sie das mitbekommen

Vanilly, nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen. „Schwester“ ist kein Titel im Sinne einer Berufsbezeichnung. So darf sich jeder, der will, nennen lassen. Und lügen tut man nicht, wenn man sich so betiteln lässt.

Dass es vielleicht nicht so klug ist, weil man damit vielleicht impliziert dass man examiniert ist, mag sein! Aber wenn man klarstellt, dass man noch in der Ausbildung ist, darf jeder Schwester zu mir oder auch zu dir sagen! Achnee zu mir nicht, ich mag diesen Titel nicht und finde diese Anrede überholt...
 
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„Schwester“ ist kein Titel im Sinne einer Berufsbezeichnung. So darf sich jeder, der will, nennen lassen. Und lügen tut man nicht, wenn man sich so betiteln lässt.
Nun ja. Die Bezeichnung Ingenieur ist m. W. auch nicht geschützt... ich käme aber niemals auf die Idee, mich so zu betiteln.
 
Ingenieur ist eine Berufsbezeichnung, für jemand der auf einer Uni oder Fachhochschule einen entsprechenden Studiengang erfolgreich abgeschlossen hat!
Und mit Ingenieur und Vornamen lässt sich auch niemand ansprechen.

Schwester ist keine Berufsbezeichnung und wird zu meinem Leidwesen immer noch als Anrede benutzt!
Das ist schon ein kleiner Unterschied!
 
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Ingenieur ist eine Berufsbezeichnung, für jemand der auf einer Uni oder Fachhochschule einen entsprechenden Studiengang erfolgreich abgeschlossen hat!
Das stimmt so nicht ganz:
Die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ ist in der Bundesrepublik Deutschland seit Anfang der 1970er Jahre durch die Ingenieurgesetze der Bundesländer geschützt und wird seither nur an Absolventen entsprechender Bildungseinrichtungen verliehen. Zuvor durften (und dürfen weiterhin) auch Personen ohne eine Ingenieurausbildung, aber mit langjähriger einschlägiger Berufspraxis die Standesbezeichnung „Ingenieur“ führen.

Quelle Wikipedia

Das weiß ich deshalb, weil mein Vater auch Ingenieur ist - ohne Studium. Und dem wurde immer unter die Nase gerieben, daß sein Titel ja nicht geschützt sei (Ingenieur könne sich jeder nennen) - im Gegensatz zum Dipl. Ing., das ist eindeutig.
Insofern sehe ich da schon eine Parallele zur „Schwester“ oder zum „Pfleger“.
 
Und dennoch kann sich Ingenieur eben nicht jeder nennen. Es gehört, wie du schreibst zumindest eine Berufserfahrung in diesem Bereich dazu. Heutzutage sogar ein Studium. Das ist bei „Schwester“ völlig anders.

Wir diskutieren hier ständig in anderen Threads über Kammern, das Ansehen der Pflege, Berufspolitik....., und jetzt rechtfertigst du die Anrede mit Schwester?
Das ist für mich eins der Basics, womit wir als Berufsstand mal anfangen sollten. Nämlich uns mit der Anrede den anderen Berufsgruppen und den Patienten gegenüber gleichzustellen!
 
Wir diskutieren hier ständig in anderen Threads über Kammern, das Ansehen der Pflege, Berufspolitik....., und jetzt rechtfertigst du die Anrede mit Schwester?
Ich fand die Anrede mit "Schwester" und Vornamen (und Sie) nie schlimm. Was mich nur äußerst irritiert hat, war, daß dann die männlichen Pflegekräfte insbesondere in Schriftstücken gleichzeitig(!) mit "Herr X" angesprochen wurden. Ich habe mich da der Mehrheit angeschlossen, und das sind nun mal Frauen. Daher war ich immer "Pfleger Martin".
Ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß... aber ich bin so lange schon aus der Klinik draußen.
In der ambulanten Intensivpflege ist das anders, da spricht man sich eigentlich immer mit dem Vornamen an. In einigen wird sich geduzt (alle), in anderen gesiezt.
Das ist für mich eins der Basics, womit wir als Berufsstand mal anfangen sollten. Nämlich uns mit der Anrede den anderen Berufsgruppen und den Patienten gegenüber gleichzustellen!
Die Anrede "Schwester" war, historisch gesehen, sogar mal was Besonderes und durfte nicht von allen Pflegekräften verwendet werden; sie war m. W. den Angehörigen z. B. religiöser Orden oder auch den Rotkreuz-Schwestern vorbehalten. Die anderen, die keiner solchen Gemeinschaft angehörten (die sog. "wilden Schwestern" wie z. B. Agnes Karll) wurden im Gegensatz dazu als "Krankenpflegerinnen" bezeichnet.
Aber naja, das ist lange her, und vermutlich hast Du recht...
 
Früher (nach meiner Ausbildung) war ich auch stolz, mich als "Schwester" zu präsentieren, während unserer Ausbildung mussten wir uns als "Schülerin" vorstellen (und so stand es auch, samt Ausbildungsjahr, auf unseren Namensschildern).
Heute finde ich diese Anrede furchtbar, sie erinnert mich immer an die dienstbaren Nonnen, die den Chefärzten bei der Visite mit dem Block hinterherrennen...
Hier in Frankreich ist das absolut nicht üblich (meine Kolleginnen biegen sich, wenn ich das erzähle), man spricht mich mit dem Namen an (Vornahme bei uns, bei unseren langjährigen chronischen Patienten ist das ok, ansonsten tatsächlich "Madame").
Wir arbeiten in der Abteilung auf Augenhöhe mit den Ärzten, die alles bis hin zu den Behandlungen mit uns besprechen.
 
Heute finde ich diese Anrede furchtbar, sie erinnert mich immer an die dienstbaren Nonnen, die den Chefärzten bei der Visite mit dem Block hinterherrennen...

Diese Szene sehe ich täglich auf der Chirurgie nebenan. Die Kollegen tragen die Patientenkurven den Damen und Herren Ärzten hinterher und schreiben die Anordnungen mit, und der Obergott setzt danach, wenn er dran denkt, gnädig seinen Otto drunter, allerdings nicht ohne noch wenigstens einmal kräftig zu motzen und per Rundumschlag alle als unfähig zu betiteln. Und trotzdem ergeht man sich dort im Speichellecken. Dieses Katzbuckeln vor der weißen Übermacht macht mich jedesmal ganz krank. Spannend vor allem, da sich die besagte Chirurgie als sehr fortschrittlich denkendes modernes Team versteht. Jessas...
 
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@phvlx Was machst du jetzt aus dem Austausch? Wie wirst du es jetzt für die Zukunft handhaben, zu welcher Meinung bist du gekommen? :fidee:
 
dass sich Pflegekräfte, vor allem in der ambulanten Pflege, nur mit Vornamen ansprechen lassen, aber selbst die Patienten mit Hr/Fr ansprechen. Ich kann das nicht nachvollziehen! Damit macht man sich klein und befindet sich nicht auf der gleichen Ebene mit den Patienten.
Wenn wir uns mit Vornamen ansprechen lassen und es selbstverständlich finden die Patienten zu siezen und mit Hr/Fr anzusprechen dann ist das sprachlich gesehen eine Unterordnung und der Gesiezte wird das auch so wahrnehmen, wenn er uns nur mit Vornamen anspricht!
Natürlich kann sich letztlich jeder ansprechen lassen wie er möchte, vor allem im Team! Aber im Patientenkontakt tun wir uns als Berufsgruppe keinen Gefallen.
Es wird in Zeiten von Kammerbildung und Pflegenotstand immer wieder gejammert, dass unser Berufsstand nicht das Ansehen und den Respekt bekommt den er verdient!

Für mich wäre ein wesentlicher Aspekt uns rein mit der Anrede schon mal mit unserem Gegenüber auf die gleiche Ebene zu begeben.

Zumindest in der ambulanten Pflege habe ich keine Patienten, sondern Kunden, denen ich eine Dienstleistung erbringe. Meinem Auftraggeber begegne ich selbstverständlich nicht auf gleicher Ebene, sondern ordne mich ihm unter. Allerdings sehe ich in der Anrede mit dem Vornamen keine Unterordnung, sondern einfach eine Tradition, die eigentlich niemandem wehtun sollte.
Mir ist auch nicht klar, weshalb ich auf einer bestimmten Anrede bestehen sollte. Ich habe schon mit vielen Anreden leben müssen ( einfach nur "Sie!" empfinde ich eher nicht als so höflich...). Ich stelle mich mit Vornamen vor, die meisten sagen dann "Sie" und Vorname, wer duzen mag, soll, aber auf "Schweschda" oder "Herr Pflegerudi" reagiere ich natürlich auch... Wer unbedingt darauf besteht, erfährt auch meinen Nachnamen...
Ansehen und Respekt versuche ich eher durch kompetentes Handeln zu erwerben, als durch rumreiten auf Formalien. Das dauert etwas länger, ist aber auch nachhaltiger.
 
Nach gründlichem Lesen dieses Threads habe ich jetzt das Bedürfnis, auf dem oben schon angesprochenen Dienstleistungsgedanken noch etwas rumzureiten. Daß eure Kunden anscheinend teilweise kaum an die Dokumentation rankommen, finde ich, gelinde gesagt, abenteuerlich. Das sind die persönlichen Daten des Kunden/Patienten, die IHR überhaupt nur mit SEINEM Einverständnis einsehen dürft.
Sich in einem Elfenbeinturm angeblicher Fachlichkeit zu verschanzen (im Fall der Doku könnte man auch sagen: den Kunden für blöd zu verkaufen) und dann noch Respekt und Ansehen per Anrede einzufordern, bringt die gesellschaftliche Akzeptanz der Pflegeberufe nicht weiter, sondern demonstriert nur eine Kluft zwischen angemaßter und gelebter Kompetenz. Das gilt übrigens (mein Lieblingsbeispiel) auch für den überflüssigen Gebrauch von Fachsprache. Durchs Ansehen einfordern hat noch niemand an Ansehen gewonnen.
 
@Pflegerudi Unterschätz die Leute nicht, die sich hier einbringen, und kanzel sie nicht derartig ab. Die meisten sind lange in der Pflege und haben schon alles Mögliche gesehen und erlebt, in vielen Bereichen.

Wenn du Deine Patienten "Kunden" nennen willst: meinetwegen. ABER:
Meinem Auftraggeber begegne ich selbstverständlich nicht auf gleicher Ebene, sondern ordne mich ihm unter.
In welchem Jahrhundert lebst Du denn? Auch mein Boss ist nur mein Kollege.
Ansehen und Respekt versuche ich eher durch kompetentes Handeln zu erwerben, als durch rumreiten auf Formalien. Das dauert etwas länger, ist aber auch nachhaltiger.
Unterstell uns hier nicht, wir seien inkompetent, weil wir dem Doktor nicht erlauben, uns als seine Fussabtreter zu benutzen (seine Kaffeetasse kann er selbst wegräumen, sonst findet er sie, versehen mit einem Kleber mit seinem Namen, morgens drauf noch da vor, wo er sie gelassen hat). Und auch Patienten, die meinen, sie dürften sich unangemessen benehmen, weise ich höflich darauf hin, dass ich drei Mal pro Woche buchstäblich ihr Leben rette.
Elfenbeinturm angeblicher Fachlichkeit
Du meine Güte...Komm mal einen Tag in meine Abteilung, und ich zeig dir meinen Elfenbeinturm! Vermutlich verschwindest Du auf dem Klo und kommst nicht wieder.
Durchs Ansehen einfordern hat noch niemand an Ansehen gewonnen.
Das stimmt insoweit, als das derjenige, dem gegenüber ich korrektes Verhalten einfordern muss, mein Ansehen verliert (und das merkt er, denn ich kann ihn ganz schön auflaufen lassen).
 
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