News Arbeitsbelastung: Pfleger streiken an der Charité

Die Frage war, ob es Beispiele dafür gibt, dass ein AN trotz Aufstieg weniger verdienen kann. Die Antwort ist ja.

Aber das ist ja nun etwas, womit jeder Arbeitnehmer, egal ob in der Automobil Industrie, Chemie Branche, Pharma Unternehmen oder Pflege und unabhängig vom Lohnniveau rechnen muss. Dies betrifft die Kassiererin, die für den Mindestlohn arbeitet, genauso wie den sehr gut verdienenden in anderen Branchen.

Dies hat nun mit dem spezifischen Pflege bzw. Gesundheitsmarkt wenig zu tun. Ich habe hier auch langsam das gefühl, dass es nun jetzt nur noch darum geht, wer recht hat.
 
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Ich glaube die Charite zahlt gar nicht schlecht. Bin aber nicht sicher.
Also: da ich gerade Urlaub hatte, habe ich mich bislang nicht an dieser Diskussion beteiligt. Nun geht es ja in diesem thread eigentlich um die Charité, und da kommt gleich zu Beginn die steile These auf, dass die Charité ja eigentlich "gar nicht so schlecht" zahlt...
Hier die Versachlichung: das Gehalt an der Charité war in früheren Jahren weit unter den Löhnen des TVÖD, deshalb gab es 2011 den großen und legendären Streik (weil Streikrecht an Krankenhäusern gerichtlich sauber durchgesetzt wurde, nachzulesen hier ), mit dem endlich eine Anpassung der Gehälter an den TVÖD erfolgen sollte, das wurde durch den Streik auch tatsächlich erreicht, mehr aber auch nicht. Also: nix mit übertariflicher Bezahlung...
Nun gab es aber eben auch den Streik 2015 an der Charité, der entgegen allen vorangegangenen Streiks nicht um die Bezahlung, sondern ausschliesslich um die Arbeitsbedingungen geführt wurde. Nach monatelangen Verhandlungen wurde 2016 der Charité-Tarifvertrag "Gesundheitsschutz und Demografie" unterschrieben, in dem zum einen ein System zur Personalbemessung etabliert wurde, zum anderen die Bedingungen definiert wurden, wann und wie dieses so bemessene Personal auch vorgehalten werden sollte. Und genau hier setzt der aktuelle Streit an: die Charité hat sich schlangengleich aus den Vorgaben herausgewunden und den Fachkräftemangel zur Naturgewalt erklärt, gegen die man niemals ankommen könne. Auf dieser Basis kann keine adäquate Besetzung erreicht werden, weswegen Verdi für eine Konkretisierung der Vorgaben aus dem aktuell ausgelaufenen Tarifvertrag "Gesundheitsschutz und Demografie" kämpft. Es geht schlicht darum, den damals 2015 als Neuland anzusehenden Tariftext in den schwammig und arbeitnehmernachteilig auslegbaren Passagen so weiterzuentwickeln, dass am Ende tatsächlich zukunftsträchtige Arbeitsbedingungen definiert werden. Denn tatsächlich mangelt es in unserer Branche nicht in erster Linie an den Gehältern, sondern schlicht an den unzumutbaren Arbeitsbedingungen, die zum einen eine Rekrutierung von genügenden neuen Arbeitskräften verhindern, vor allem aber auch zu einem überdurchschnittlich hohen und fatalen Verlust an gut ausgebildeten und eingearbeiteten Arbeitskräften führen.
Bezogen auf die Charité ist also die Abschweifung des threads auf die Lohnfrage und die Versteuerung usw schlicht falsch, weil nicht Thema des Streites.

Gruß spflegerle
 
Man darf allerdings nicht außer acht lassen das auch dieses Thema nur mit einer höheren Bezahlung bzw. Kosten für den AG einhergeht.

Denn wie will die Verdi denn die Arbeitsbedingungen verbessern wenn das Personal fehlt? Da haben die Streitgegner schon Recht. Das wirkt von der Verdi unprofessionell und naiv.
Das Geld zieht die Leute nunmal an. Ohne was locker zu machen wird das nichts werden.

Letztendlich ist dieser Streik eine passive Forderung nach Löhnerhöhung.

Oder wie man doch heute so häufig den Spruch in den Sozialen Medien sieht:
"Ich will ja so gerne einen Porsche kaufen, aber es gibt einfach keine auf dem Markt"



"Jedenfalls keine für 1000 Euro.."


Grundsätzlich ist es aber so. Wir können hier rum diskutieren wie wir wollen, wenn Kollegen aus den eigenen Reihen Streiken für unnötig halten...

Die Pro und Contra der Finanzierung hier zu diskutieren sprengt den Rahmen.
Fakt ist aber, die Systeme die aktuell zusammenarbeiten passen nicht zusammen und können nur unterbrochen werden wenn die Pflege was tut.

Die Charit'e tut was ;)

Ich hab zur Finanzierung und Attraktivitätssteigerung schon ein paar Ideen, aber ich denke das grenzt an "die Weltherrschaft an sich reißen" :D

Meine Idee umfasst das Streiken nicht nur Druck auf die AG ausübt. ;) Man denke an den Streik der Erzieher. Da waren aber mehr als nur die Primären AG in Not...
 
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Bezogen auf die Charité ist also die Abschweifung des threads auf die Lohnfrage und die Versteuerung usw schlicht falsch, weil nicht Thema des Streites.
Ui … dann wird seit Beitrag 3 am Thema vorbei diskutiert. Sogar Ausflüge in die Geschichte der kirchlichen Pflege sind dabei. Kirchenabschweifung ja ...aber "Abschweifung" schnöder Mammon nein?

Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, wie ein System zur Personalbemessung und die Erfüllung dieser Vorgaben kosten Geld. Sind wir uns wenigstens darüber einig? Oder warum sonst hat sich die Charité schlangengleich herausgewunden?

Es wird so gerne nach Zusammenhalt in den Kernfragen gekräht...wir müssen uns organisieren, streiken...auf die Strasse. Wenn ich mir anschaue, wie es (nicht nur) in diesem Thread läuft, keine Gelegenheit ausgelassen wird, dem Einen oder der Anderen zu klar zu machen, dass sie/er quasi „zu dämlich“ ist am Thema zu bleiben (inclusive verbaler Provokationen), oder alles missinterpretiert.... dann wundert es mich nicht, dass die grosse Organisation der PK nicht stattfindet. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt uns gegenseitig unsere Unzulänglichkeiten vorzuhalten. Für mich ist das das Ergebnis jahrzehntelanger falscher Prägung in unserem Beruf, aber....danke im Voraus für den Hinweis....das ist auch OT und hat mit der Charité nichts zu tun.

VG lusche

PS. dass ein Nettoverlust auch in anderen Branchen vorkommt ist doch unbestritten. Maniac wollte ein Beispiel..ich habe ihm eins genannt. Herrjeh nicht mehr und nicht weniger.
 
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Zumindest mir war die Abschweifung bewusst, auch das es eben gar nicht ums Geld geht (News - Arbeitsbelastung: Pfleger streiken an der Charité)

Aber das geht halt alles ineinander über, wie gesagt wurden wir sehr OT, aber die Diskussion war nunmal entbrannt ;)

Danke @spflegerle für die Entgelt-Aufklärung; wobei es damit doch richtig ist, die Charite zahlt erstmal nicht schlecht, nämlich nach Tarif :-) Das es noch nicht so lange ist, wusste ich nicht.

Edit: Gerade erst die Zwischenposts gesehen. Ein letzter Satz zum "weniger Netto durch Stufenaufstieg" (hier durch Steuerklassenänderung), dann ziehe ich mich daraus zurück: Das hat mit dem Stufenaufstieg nun gar nichts zu tun. Wenn ich gleichzeitig auf eine 20% Stelle reduziere habe ich auch weniger netto, ist aber am Thea vorbei. Steuer"verluste" durch Steuerklassenverschiebungen gleich sich ja nun weitestgehend wieder aus, das hat mit der Progression per se nichts zu tun.
 
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Die Frage war, ob es Beispiele dafür gibt, dass ein AN trotz Aufstieg weniger verdienen kann. Die Antwort ist ja.


Ich hätte es ja noch verstanden, wenn Du einen Arbeitgeberwechsel mit alter BAT- versus neuer TVÖD-Vertrag angeführt hättest (da hatte ich nämlich vor Jahren einen finanziellen Verlust trotz Aufstieg zur stellvertretenden Stationsleitung. Aber da war eben auch Brutto weniger). Aber der Wechsel von LK1 in LK5 hat nun mit dem Gehalt in der Pflege nichts zu tun, der betrifft alle Arbeitnehmer.
 
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OK ich gebe auf...
Die LK hat nichts mit dem Verdienst der Pflege zu tun. Stimmt; habe ich auch nie behauptet ... der Bruttoverdienst steigt... ich sprach vom Netto ohne Stellenreduzierung. Ein kleines Zugeständnis, dass das irgendwie nachvollziehbar sein könnte .. wäre kein Zacken aus der Krone gewesen.

Egal... ich rede in meiner "Inkompetenz" (die mir hier deutlich vermittelt wird) schlecht, was in Wirklichkeit toll ist. So wie es sich hier darstellt, gibt es offenbar keine finanzielle Motivation den (tarifgebundenen) Job zu verlassen. Und selbst, wenn da ein Haar in der Suppe wäre...den anderen Berufsgruppen geht es ja auch so und dann kann es nur falsch sein, sich etwas anderes zu wünschen..Na dann ...weiter so, irgendwann sehen das auch die Berufsflüchter ein.

@ Maniac...ich habe wahrgenommen, dass du immer wieder auf das OT hingewiesen hast, hatte ich hier leider nicht gewürdigt...entschuldige...

Und damit bin ich hier auch raus ...
 
Danke @spflegerle für die Entgelt-Aufklärung; wobei es damit doch richtig ist, die Charite zahlt erstmal nicht schlecht, nämlich nach Tarif :-) Das es noch nicht so lange ist, wusste ich nicht.
Vom Streikende 2011 bis zum Erlangen des TVÖD-Niveaus sind dann nochmal gute 3 Jahre vergangen.

Dass ein neuer Tarifvertrag nicht sofort zu den geforderten Verbesserungen führen kann, war Verdi und den Charité-Mitarbeitern ja auch schon damals bewußt, aber der Weg war bereitet und das Ziel definiert. Die Timeline war realistisch und wurde letztendlich ja auch eingehalten.
Bei dem letzten Streik 2015 wurde mit dem Personalbemessungssystem Neuland betreten und es gab eine Menge Punkte, die bewußt nicht ganz präzise formuliert wurden, um überhaupt erst mal eine Basis zu schaffen, mit der man zu einem Abschluß kommen konnte und auf dessen Grundlage man die ganzen Personalbemessungssysteme prüfen und entwickeln konnte. Es war beiden Seiten klar, dass man sich neues Personal nicht schnitzen kann, und es war beiden Seiten klar, dass gute Pflege und gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen nur mit mehr Personal erreichbar sind, und dass dieses Mehr an Personal auch Kosten verursacht. Deshalb gab es eine Menge Regelungen, die bei Personalmangel greifen sollten (Bettensperrungen waren da nur die letzte Konsequenz). Tatsächlich hat die Charité ja auch Personal eingestellt. Und tatsächlich wurde die Dienstplanung verbessert, allerdings sind die Zustände noch weit von den geforderten Personalquoten entfernt und das Konsequenzenmanagement funktioniert nicht. Und genau hier setzt der aktuelle Streit zw. Verdi und Charité an: klare Regelungen schon bei der Dienstplangestaltung und klare Regelungen bei Unterschreitung der Quoten. Letztendlich geht es nur um die genaue Ausformulierung der schwammig gehaltenen Regelungen aus dem gerade ausgelaufenen Tarifvertrag "Gesundheitsschutz und Demografie".
Leider versucht die Charité parallel dazu durch Tarifflucht in den VKA die bereits erreichten Verbesserungen wieder zu eliminieren, sprich: den Haustarifvertrag der an den TVÖD angelehnt ist und eben den Zusatz "Gesundheitsschutz und Demografie" beinhaltet, abzuschaffen und den Tarifvertrag des VKA zu übernehmen. Damit wären alle Personalbemessungsinstrumente abgeschafft und die Charité könnte alles Erreichte wieder verwässern.
Dies wäre zum einen für die Charité-Mitarbeiter ein Riesen-Rückschritt, aber auch für alle anderen Einrichtungen in Deutschland ein fatales Signal.

Gruß spflegerle
 
Niemand sagt, dass dies nicht stimmt @lusche . Nur es wurde gesagt, dass man bei Stufen aufstieg Gefahr laufen kann weniger Netto zu verdienen. Das man sich darauf auf die Steuerklassen bezieht, ist daraus wirklich nicht zu erschließen und hätte erwähnt werden müssen.

Aber eine Konstellation in der dies durchaus so ist (weniger Netto trotz Aufstieg). Man wechselt von Station nach z.B. 7 Jahren Berufserfahrung in die PDL. Wenn also zuschläge etc. wegfallen ist dies durchaus so, dass dies zunächst weniger Netto bedeutet. Gleicht sich wiederum mit den freien Wochenenden etc. wieder aus.
 
Arbeitsbelastung: Pfleger streiken an der Charité

Sind die Pfleger gewerkschaftlich organisiert, damit sie streiken können?

Um ehrlich zu sein, bin ich bequem und habe mich noch keiner Gewerkschaft angeschlossen. Ich sehe, diesen Umstand als Fehler an und werde es in naher Zukunft ändern.

Exkurs - Rückblick auf das Jahr 1989 (November - Dezember - Praktikum im Krankenhaus, im Rahmen der Altenpflegeausbildung):

Es gab für das Krankenhaus die Bezahlung, nach der Belegung der Betten, nach Tagen.
Es gab auf jeder Station eine Stationsbürofachkraft, die das ganze organisatorische Procedere einer Station bearbeitete (Anrufe tätigen, Patientenaufnahme usw.).
Bei Patienten die Dekubitus gefährdet gewesen sind, wurden 2 stündliche Lagerungen durch geführt.
Das Pflegefachpersonal hatte Zeit, mit Patienten Gespräche zu führen.

Heutzutage gibt es für die Krankenhäuser, die Bezahlung nach den Fall - Pauschalen.
Es gibt meines Erachtens keine Stationsbürofachkraft mehr. Das ganze organisatorische Procedere, muss die Pflegefachkraft zur eigentlichen Arbeit, auch noch erledigen.
Aus meiner Sicht, hat eine Pflegefachkraft im Krankenhaus, heute mehr an Arbeit (hohes Arbeitspensum) zu erledigen, in der gleichen Arbeitszeit, wie damals.

In einer Reportage, letztens im Fernsehen, wurde gezeigt, das eine Pflegefachkraft ein :"Überlastungsprotokoll" am PC schrieb.
Das sagt für mich schon alles aus.
Eine Intensivkrankenschwester (Alter ca 50 Jahre), berichtete im Fernsehen, das sie früher 2 Patienten auf der Intensivstation zu versorgen hatte. Heutzutage muss sie im gleichen Zeitraum, 3 Patienten versorgen.


Die Arbeitsbedingungen, müssen sich verbessern, damit die Pflegefachkräfte in ihrem Beruf bleiben.
Löhne müssen steigen, im Rahmen der Lebenshaltungskosten. Damit die Pflegekräfte nicht auch noch, einen zweiten Job annehmen müssen, um die laufenden Kosten zu decken.
 
Es gibt meines Erachtens keine Stationsbürofachkraft mehr.
Kommt drauf an, auf manchen Stationen schon...
Bei uns in der Klinik war´s damals so, daß wir auch gern eine sog. Stationssekretärin gehabt hätten.
Es hieß dann, ja, die könnt ihr schon haben... die läuft dann aber VOLL auf den Planstellen der Pflege.
Es gab dann Stationen, die sich dafür entschieden (glaube, Geri Reha/Innere); wir (Neuro) entschieden uns dagegen, da ja die pflegerische Besetzung bereits so schon "furchtbar üppig" ausfiel. :roll:
An dieser Stelle muß man sich allerdings fragen, warum und mit welcher Begründung eine Stationssekretärin (bzw. Stationsbürofachkraft) auf den Planstellen ausgerechnet der Pflege laufen muß? :x Die Arbeit, die sie tut, ist sehr sinnvoll, hat aber eigentlich nichts mit den Aufgaben der Pflege zu tun (Telefonate, Organisation, Kurven/Befunde abheften etc.).
Warum z. B. läßt man sie nicht auf ärztlichen Planstellen laufen?
Einzig korrekte Antwort:
Weil die Ärzte innerhalb des Klinikbetriebs eine wesentlich stärkere Lobby haben und sich nicht verarschen lassen.
 
Stationssekretärin

Danke, für den richtigen Hinweis, ich wusste einfach die richtige Berufsbezeichnung nicht mehr.

An dieser Stelle muß man sich allerdings fragen, warum und mit welcher Begründung eine Stationssekretärin (bzw. Stationsbürofachkraft) auf den Planstellen ausgerechnet der Pflege laufen muß? :x

Das sehe ich auch so.

Warum z. B. läßt man sie nicht auf ärztlichen Planstellen laufen?

Würde mehr Sinn machen.
 
Aber eine Konstellation in der dies durchaus so ist (weniger Netto trotz Aufstieg). Man wechselt von Station nach z.B. 7 Jahren Berufserfahrung in die PDL. Wenn also zuschläge etc. wegfallen ist dies durchaus so, dass dies zunächst weniger Netto bedeutet.
Natürlich, aber weniger Zuschläge durch Wegfall von Nachdiensten etc. bedeutet eben auch weniger Brutto.

Mehr Brutto, aber weniger Netto funktioniert nicht, wenn nicht wie bei lusches Beispiel die Lohnsteuerklasse gewechselt wird. Eine Brutto-Gehaltserhöhung von z.B. Euro 100,- macht in höheren Gehaltsklassen ein geringeres Netto-Plus als bei Menschen mit weniger Einkommen. Aber etwas mehr Netto kommt in jedem Fall dabei 'rum.
 
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Danke, für den richtigen Hinweis, ich wusste einfach die richtige Berufsbezeichnung nicht mehr.
Ich weiß nicht, ob das die allgemeine Bezeichnung ist.
Bei uns an der Klinik hieß das halt "Stationssekretärin", das mag anderswo anders sein. :wink1:
Würde mehr Sinn machen.
Naja, ich will´s mal so formulieren:
Das sind ja letztlich alles Büro- oder Organisationstätigkeiten. D. h., streng genommen haben die weder was mit medizinischen Aufgaben, noch mit pflegerischen Aufgaben zu tun. Z. B. das Abheften der Befunde: Genau genommen kommen ja die Befunde in erster Linie den Ärzten zugute, die durch diese ihre Diagnosen stellen und ihre Therapie festlegen können. Indirekt haben sie aber natürlich auch Einfluß auf unsere pflegerische Arbeit, da wir eben nicht unabhängig agieren können, sondern stark abhängig sind. Große Teile der medizinischen Therapie werden ja von anderen Berufsgruppen (darunter auch die Pflege) ausgeführt.
Bemerkenswert fand ich nur, daß man diese (m. M. n. pflegefremde) Tätigkeit automatisch, d. h. ohne Diskussion, mal wieder - nach Gusto - UNSERER Profession zuschlägt - und daher die Stationssekretärin zu unseren Lasten geht.
Das ist für mich auch der Grund, warum ich die Definition von pflegerischen Vorbehaltsaufgaben für so wichtig halte: Dann wäre endlich klipp und klar geregelt, was nun zu unseren Aufgaben gehört und was nicht. Im neuen Pflegeberufegesetz ist dazu wenigstens ein (wenn auch sehr bescheidener!) Anfang gemacht.
 
Ich mach noch mal den Spielverderber: Eine Diskussion über Stationssekretärinnen sprengt abermals den Rahmen, der Thread ist schon so voll mit Themen ;)
 
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Kommt drauf an, auf manchen Stationen schon...
Bei uns in der Klinik war´s damals so, daß wir auch gern eine sog. Stationssekretärin gehabt hätten.
Es hieß dann, ja, die könnt ihr schon haben... die läuft dann aber VOLL auf den Planstellen der Pflege.
Es gab dann Stationen, die sich dafür entschieden (glaube, Geri Reha/Innere); wir (Neuro) entschieden uns dagegen, da ja die pflegerische Besetzung bereits so schon "furchtbar üppig" ausfiel. :roll:
An dieser Stelle muß man sich allerdings fragen, warum und mit welcher Begründung eine Stationssekretärin (bzw. Stationsbürofachkraft) auf den Planstellen ausgerechnet der Pflege laufen muß? :x Die Arbeit, die sie tut, ist sehr sinnvoll, hat aber eigentlich nichts mit den Aufgaben der Pflege zu tun (Telefonate, Organisation, Kurven/Befunde abheften etc.).
Warum z. B. läßt man sie nicht auf ärztlichen Planstellen laufen?
Einzig korrekte Antwort:
Weil die Ärzte innerhalb des Klinikbetriebs eine wesentlich stärkere Lobby haben und sich nicht verarschen lassen.


Und billiger, als eine Krankenschwester ist sie in der Regel auch noch.
 
In unserer Onko/Hämato haben wir tatsächlich 3 "Stationssekräterinnen". Diese machen aber deutlich mehr und sind für die reine Onko und die Palliativstation zuständig. Auch sie regeln Aufnahmen, nehmen aber auch Blut ab, führen Körperliche Inspektion durch etc. Telefonate nahmen sie jedoch nicht entgegen. Aber alleine diese ständige Planung bzgl. Aufnahmen und die Belegung der Zimmer, nimmt einiges an arbeit und Stress ab.

Aber jetzt sind wir wirklich Off Topic :D
 
Löhne müssen steigen, im Rahmen der Lebenshaltungskosten. Damit die Pflegekräfte nicht auch noch, einen zweiten Job annehmen müssen, um die laufenden Kosten zu decken.
Die Löhnen müssen ein bischen mehr steigen als die Inflationsrate. Da die Inflationsrate für alle Marktteilnehmer gilt stellt eine Inflationsanpassung nur die Sicherung des Status Quo da.

Nach der Neoklassichen Theorie muss der Lohn bis zum dem Preis steigen den der Grenzanbieter also in unserem Fall die letzte Fachkraft die den Mangel behebt aufruft.
Arbeitsmarkt%C3%B6konomik

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Die Neoklassiche Theorie mag für viele VWL-Probleme übersimplifiziert sein aber um eine einfache Fehlallokation(vulgo. Fachkräftemangel) zu erklären ist sie mehr als ausreichend Definition » Fehlallokation « | Gabler Wirtschaftslexikon
Außerdem gilt wie immer
  1. Von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.
  3. Ockhams Rasiermesser – Wikipedia
Es gibt in meinem Bekanntenkreis mehrere examinierte Krankenschwestern, die nicht mehr in der Pflege arbeiten. Größtenteils Mütter mit Ehemann, die hinzuverdienen (wollen), aber aufgrund der unterirdischen Löhne in Heimen und Pflegediensten (bei uns im ländlichen Bereich) lieber im Supermarkt arbeiten, als wieder in die Pflege einsteige

Hier kommt das Prinzip der Opportunitätskosten – Wikipedia zum tragen, es muss an der Kasse nicht mehr verdient werden (Ob Brutto oder Netto) es reicht das der zu erwartenen Verdienst in der Pflege die höhere Leistungsanforderung, eventuelle Kinderbetreuung oder Fahrtkosten nicht kompensiert.
(Und politische Entscheidungen wie Ehegattensplitting, 450-Euro Jobs usw. fördern diesen Entwicklung noch)
So stehen das Setzen von nicht-monetären Anreizen im keinem Widerspruch zur Preisbildungsfunktion.
Außerdem gibt es keinen komplett (ökonomisch)rational handelden Menschen aber die Tendenz zum ökonomischen Handeln ist sehr stark.

Das Verhindern von Lohnsteigerungen ist auch gesamtwirtschaftlich schädlich das es den Druck zur Effizienz und Innovation hemmt.(Von Nachfrageffekten einmal abgesehen) Oder anders gesagt bei aller technischen Deflation wird das so mit den Pflegerobotern nie was There is one force reshaping the entire world ― and Wall Street is catching on
 
Zuletzt bearbeitet:
Ähm du ich glaub das versteht hier kaum noch einer...

Die Diskussion über Lohnsteuer, Stationssekretärin etc. ist übrigrens alles anderes als OT.

Es gibt genügend Modelle die Pflege attraktiv zu machen und diese Vorschläge gehören unteranderem dazu.

Wenn man es aber Gesamtpolitisch und Volkswirtschaftlich sieht, so gibt es keine Perfekte Lösung.
 
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