Hallo Frau Mahlzahn,
ich bekomme immer Zahnweh, bei solchen vergleichen. (hach welch ein Wortspiel
)
Das sind doch Äpfel mit Birnen.
Der DPR vertritt auch keine Personen oder sogar dich, sondern die bei ihm organisierten Verbände.
Hat also ne völlig andere Struktur und auch einen anderen Fokus als eine Pflegekammer in der Individuen organisiert wären.
Die letzten beiden Absätze haben meine 1000%ige Zustimmung.
Den Zahn zieh ich dir gerne
Selbstverständlich vertritt der DPR mittelbar Personen bzw. nimmt in Anspruch sie zu vertreten, nämlich die über die Berufsverbände organisierten Mitglieder, auch wenn – laut Satzung – nur juristische Personen (also die Berufsverbände) im DPR Mitglied sein können.
Unter Punkt 6 der Satzung zu Handlungsfeldern des DPR heißt es bspw.:
d) Positionierung zu Gehalts- und Tariffragen und entgeltlichen Vergütungsgruppen
e) Positionierung zur entgeltlichen Vergütung professioneller Pflegeleistungen
und Leistungen des Hebammenwesens gegenüber den Spitzenverbänden der
Leistungsträger.
Für wen soll sich denn der DPR positionieren wenn nicht für konkrete Personen, für irgendeine metaphysische Form von „Pflege“ ohne Pflegende?
Und in den üblichen Fußnoten der Verlautbarungen des DPR steht folgendes:
Kurzportrait des DPR:
(…)
Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege.
(…)
Deutlicher kann man einen Vertretungsanspruch wohl kaum formulieren, aufgrund welcher Legitimation man nun in Anspruch nimmt alle Pflegenden zu vertreten, sei erstmal dahingestellt .
Das eine Kammer nun andere Aufgaben hat als ein Dachverband der Berufsverbände ist mir durchaus geläufig, – danke für die Belehrung – bspw. werden zukünftige Kammern aufgrund ihrer Neutralitätspflicht dank der übertragenen staatl. Hoheitsrechte nur sehr eingeschränkt zu sozialpolitischen Fragen Stellung beziehen dürfen.
Im Kontext des nun laufenden Pflegedialogs zwischen DPR und BGM lautet die Frage also:
Warum äussert sich der DPR als Lobbyorganisation entgegen der in seiner Satzung festgelegten Handlungsfelder jetzt im Rahmen des Pflegedialogs nicht öffentlichkeitswirksam zu sozialpolitischen Fragen in der Pflege, wie bspw. dem massiven Stellenabbau in den Krhs. und den bescheidenen Löhnen? Was ist der erhoffte Deal, opportunistisches Wohlverhalten gegenüber der Politik und dafür als Gegenleistung die Kammern?
Dass der DPR sich schon jetzt als zukünftige Bundeskammer sieht, lässt sich folgender Pressemitteilung entnehmen:
klick
Das ist nun wirklich großes Kino, Futur 2 ,eine rückwirkende Betrachtung der Zukunft, die schon fast pseudoreligiösen Charakter hat.
Die zentrale Botschaft lautet : „Fürchtet euch nicht, alles wird gut, dank der Kammern…“
Angesichts der realen Situation in der Pflege fällt mir da nur ein zutreffendes Wort ein: Hybris
Was mir gewaltig gegen den Strich geht ist dass der DPR ohne demokratische Legitimation die Verkammerung betreibt. Anstatt dass der DPR und die Berufsverbände offensiv in den Krhsrn. und Pflegeeinrichtungen für die Kammern werben und argumentieren, werden in Hinterzimmern mit der Politik Fakten geschaffen.Und in diesem Fall zieht das Argument, das wer sich nicht kümmert selber schuld ist nicht, da man sich gegen Zwang nicht wehren kann.
Hier gibt es keine informelle Holschuld der Pflegenden, sondern eine Bringschuld der Berufsverbände und des DPR.
Um nicht missverstanden zu werden, ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Kammer,aber es geht mir um eine vernünftige Abwägung der Vor- und Nachteile, und im Moment überwiegen m.E. die Nachteile.
Die Argumente die für die Kammern ins Feld geführt werden sind zum Teil äusserst nebulös bzw. Schlagworte, denen es an Konkretisierung und Inhalt mangelt und es gibt mir da zu viele offene Fragen, bspw.:
Wie werden sich die Kammern konstituieren ? Wer darf im Errichtungsausschuss, wer an der Satzung mitarbeiten, werden die Gewerkschaften mit am Tisch sitzen? Wie wird eine demokratische Binnenstruktur gewährleistet, damit bspw. die gut organisierten und gut vernetzten Berufsangehörigen der Leitungsberufe nicht überrepräsentiert sind bzw. zuviel Einfluß haben?
Die Kammern werden Pflichtfortbildungen vorschreiben. Wie werden die finanziert werden?
Wie werden die Arbeitgeber an den Kosten beteiligt werden? Wird es einen Sondertopf dafür geben, Sponsoren ?
Ein nicht unwahrscheinliches Szenario wird sein, dass im Rahmen von Kompromisslösungen die Pflegenden nicht unerheblich an den Kosten beteiligt werden, was einen Anstieg des Pflichtbeitrags der Kammern im Vergleich zu den hier einmal genannten 3,75 Euro zur Folge haben dürfte. Mit 3,75 Euro kann man allenfalls ein dünnes monatliches Mitteilungsblättchen finanzieren.
Wie wird sich das dann für die Pflegenden gegenfinanzieren lassen , über Lohnerhöhungen ?
Ach ja, dafür sind ja nicht die Kammern, sondern die Tarifparteien zuständig.
Ausserdem gibt es u.a. in meinem Bundesland bereits eine in der Berufsordnung festgelegte Pflicht zur kontinuierlichen Weiterbildung, wozu also noch eine Kammer ?
Darauf hätte ich gerne ein paar Antworten der Kammerapologeten.
Das Motto, erstmal die Kammern und dann wird man schon sehen, reicht mir nicht.
Und um den eigentlichen Kern des Pudels anzusprechen, hier folgender Artikel, der es meiner Meinung nach auf den Punkt bringt:
klack