Widerspruch gegen die Zwangsmitgliedschaft in Pflegekammern

Es mag ja sein, dass ich eine völlig andere, evtl. sogar falsche, Vorstellung von einer Kammer habe.
Eine Kammer ist doch eine Einrichtung des öffentlichen Rechtes und nimmt Aufgaben wahr wie Ausbildung/Weiterbildung, Berufsordnung, Berufsethik, Gutachten und sowas wie die Beratung der Politik.
Für mich bedeutet es, dass gewisse Dinge endlich geregelt werden und uns nicht mehr alle möglichen Leute reinreden, die von unserem Beruf keine AHnung haben. Ich stelle mir weiterhin vor, dass es weniger schwierig sein wird gewisse Dinge durchzusetzen, da eine Kammer gewisse Aufgaben von der Regierung bereits übertragen wurden, und sich dann nicht nochmal viele andere einmischen bei der Erfüllung dieser Aufgaben.
Dass es dazu auch Geld braucht ist klar und ich persönlich bin bereit dafür zu zahlen.
Mit der freiwilligen Mitgliedschaft ist das so eine Sache. Ich bin überzeugt, dass sich niemals genügend freiwillige finden werden, siehe freiwillige Registrierung.
Ich bin der Meinung, dass eine Kammer viel eher unsere Interessen durchsetzen kann, da dort alles gebündelt ist und die AUfgaben vom Gesetz her bereits übertragen sind.
Aber ohne Zwangsmitgliedschaft wird es sich m.M. nach so verlaufen wie bei allen anderen Berufsverbänden auch.
 
Pro Kammer,
einige wichtige Informationen für " Ungeübte " in Sachen Pflegekammer.
Fast alle großen und aktiven Berufsverbände ( 16 ), leider nicht der Berufsverband für Altenpflege , sind im Deutschen Pflegerat, DPR,
www.deutscher-pflegerat.de :daumen:
zusammengeschlossen. Diese 16 Berufsverbände haben sich einstimmig
für eine Kammer ausgesprochen.
Information zu Pflegekammern gibt es auf der Homepage der Nationalen Konferenz, Nationale Konferenz zur Errichtung von Pflegekammern in Deutschland :daumen: und für Niedersachsen unter
www.pflegekammer-niedersachsen.de
Viel Spaß bei der Infosammlung:king:
 
Danke!

Die meisten Kammern betreuen ja Unternehmer und Selbständige. Und hier geht es ja wohl darum, dass es Organisationen gibt, die diese Kammern mit Zwangsmitgliedschaft wieder abschaffen wollen. Ich habe leider keine Ahnung, wie das einzustufen ist.

Warum es in Dänemark gelingt, dass ein Grossteil der Pflegekräfte bereit ist, freiwillig 100 Euro/ Monat zu bezahlen, wäre eine eigene Diskussion wert. Dass auch Gewerkschaften Aufgaben der Selbstverwaltung übernehmen könnten, ist bei uns wohl nicht denkbar.

Denkbar ist bei uns nur die Selbstverwaltung + Zwangsmitgliedschaft, und um so mehr Hoffnungen man in die Segnungen der Selbstverwaltung legt, um so kleiner wird wohl das Problem des Zwangs. Ob das IGL-Gutachten bezüglich der verfassungsrechtlichen Einschätzung richtig liegt, wird sich gegebenenfalls zeigen.

Naja,
ich denke mal, eine Kammer wird Wirkung zeigen. Und das glaube ich ganz einfach deshalb, weil auf einmal eine Menge Menschen ordentlich Lobbyarbeit dagegen machen. Man versucht, in vielen Bereichen die Meinungen zu beeinflussen. Das ist nicht verboten. Dennoch wuerde ich mir wuenschen, dass diese Kommentare zur P.ein bisschen transparenter gestaltet wuerden. Man kann nun nicht ohne weiteres trennen, was denn nun eine vernuenftige Info ist und was Propaganda. Schau Dir mal das an:

http://www.pflegewiki.de/index.php?title=Pflegekammer&diff=95677&oldid=95676

Gruesse
 
Und ich finde es wirklich ziemlich gewagt von Dir, die Einrichtung einer Pflegekammer als Schnellschuss zu bezeichnen.

Nun ja, das schöne ist doch, dass jeder seine eigene Meinung zu dieser Thematik hat. Ich halte es wie gesagt nicht für falsch, doch beachte man meine Äußerungen. Viele kleine Verbände beschäftigen sich zu sehr mit sich selbst. Eine nicht unerheblich Anzahl von Pflegenden fühlt sich nicht von dem bestehenden Verbänden vertreten. Anstatt erst mal anständige Aufklärungsarbeit zu leisten und vieleicht die vielen kleinen vermeidlichen Interessenvertretungen zu einen und auf gemeinsamen Kurs zu bringen wird über Zwangsmitgliedschaft/Beitrag gesprochen ohne den Nutzen der Pflegekammer für Pflegedne erkennbar darzustellen. Genau dass halte ich für einen Fehler.

Und wer glaubt, dass eine Pflegekammer so bedeutend wird wie eine Ärztekammer, der wird schief gewickelt sein. Oder glaubt hier tatsächlich jemand, dass die Politik sich einen zweiten zweifels ohne sehr mächtigen unüberwindbaren Gesprächspartner ins Boot holt. Die Haben mit der Ärztevertetung schon genug zu knabbern und kriechen oft genug zu kreuze.

Also wie gesagt Pflegekammer ja, aber mit den Pflegenden und nicht ohne oder gegen diese.

Grüßle
Hame
 
Also, die Diskussion bezueglich einer Pflegekammer kenne ich schon seit mindestens 15 Jahren. Wenn das ein Schnellschuss ist, was ist dann langsam?
 
Recht hast du ! Die Disskussion ist schon ne weile im Gange, bin ja mittlerweile auch schon 19 Jahre dabei. Das witzige ist, dass die Meinung zu Interessensvertretungen in der Pflege äußerst schlecht ist. Was ist den die letzten Jahre passiert, ausser dass sich unser Berufsbild immer mehr verwäscht und keiner mehr weiß wo es eigendlich noch hingeht. Und ich behaupte mal, dass diejenigen, welche hier oder in anderen Foren unterwegs sind, sich Gedanken machen. Doch in der Gesamtheit der Pflege sind wir die sich damit beschäftigen doch nur eine Minderheit.

Vor einer Implementierung eines neuen Systems kommt erst die Aufklärung und da muss man sich ja doch fragen, warum so viele Pflegende wenig oder nichts von der Pflegekammer und Ihren Aufgaben wissen. Also muss da doch die letzten 15 Jahre ne Menge schief gelaufen sein.

Ich denke das wir grundsätzlich einer Meinung sind. Ich mache nur auf das Aufmerksam, was mir in der Berufswelt begegnet und da sieht der Zuspruch nicht so eindeutig aus. Und das Wort ZWANG hat eine ganz negative Note die es nicht einfacher macht.

Grüßle
Hame
 
Ja und das Wort FREIWILLIG hat auch eine noch schlechtere Note.

Denn das hat uns die Zustände eingebracht, die wir jetzt haben, mit der sooooooo viele Unzufrieden sind.

FREIWILLIG hats scheinbar nicht funktioniert.

Ich denke es muss bald was passieren, sonst ist der Zug abgefahren und da befürchte ich, dass die Pflege gezwungen werden muss, allein kommt diese anscheinend nicht in die Gänge - leider.
 
Bayerns Landesregierung droht Streit über Pflegekammer
Bayerns schwarz-gelber Landesregierung droht nach einem Bericht der „Ärzte Zeitung“ ein Streit über die Pläne von Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) zur Einführung einer Pflegekammer. Während Söder bereits morgen gemeinsam mit Pflegevertretern ein entsprechendes Bündnis gründen wolle, lehne die FDP das Vorhaben klar ab. Eine „Verkammerung“ der Pflege und die Verpflichtung der Pflegenden „zu einer Zwangsmitgliedschaft und der Entrichtung von Beiträgen“ trage nicht zur Lösung wesentlicher Probleme bei, sagte der Fraktionsvorsitzende der FDP im bayerischen Landtag, Thomas Hacker, der Zeitung. Er sei sicher, dass die „vernünftigen Argumenten“ der FDP auch Söder überzeugen würden.

Bayern-FDP klar gegen eine Pflegekammer
 
Hatte jemand was anders erwartet von der FDP?

Elisabeth
 
Tja,

Herr Hacker weiß als selbständiger Steuerberater mit Kanzlei was Pflege braucht:sdreiertanzs:
 
Na logisch. Wie groß ist denn die in ver.di vertretene Gruppe von Pflegekräften, damit ver.di so richtig für die Pflege eintritt?

Zu der Pflegekammer. Diese wird doch sicher keine Tarifrechte haben, oder? In sofern ist es total wichtig, dass alle aus er Gewerkschaft austreten, die Pflegekammer wird es dann schon mit Bitten und Betteln schaffen, dass wir mehr Geld gekommen.

@ joe64: Kannst Du mir mal bitte erklären, wieso jetzt explizit Betriebsräte gegen die Pflegekammer sein sollen?
Ich habe nichts dagegen wenn eine Kammer kommt, aber bitte ohne Zwangsmitgliedschaft! Wo kommen wir denn da hin?
Ach ja, der Grund ist ja klar, ohne Zwangsmitgliedschaft keine Mitglieder! Pflege interessiert sich ja nicht für Berufspolitik, also muss man sie zwingen!
Schon pervers!

Zur Information : Eine Kammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes und in unserem Falle unter die Kategorie Personenkörperschaft einzuordnen. Eine Pflichtmitgliedschaft wäre also unabdingbar.
 
Es mag ja sein, dass ich eine völlig andere, evtl. sogar falsche, Vorstellung von einer Kammer habe.
Eine Kammer ist doch eine Einrichtung des öffentlichen Rechtes und nimmt Aufgaben wahr wie Ausbildung/Weiterbildung, Berufsordnung, Berufsethik, Gutachten und sowas wie die Beratung der Politik.
Für mich bedeutet es, dass gewisse Dinge endlich geregelt werden und uns nicht mehr alle möglichen Leute reinreden, die von unserem Beruf keine AHnung haben. Ich stelle mir weiterhin vor, dass es weniger schwierig sein wird gewisse Dinge durchzusetzen, da eine Kammer gewisse Aufgaben von der Regierung bereits übertragen wurden, und sich dann nicht nochmal viele andere einmischen bei der Erfüllung dieser Aufgaben.
Dass es dazu auch Geld braucht ist klar und ich persönlich bin bereit dafür zu zahlen.
Mit der freiwilligen Mitgliedschaft ist das so eine Sache. Ich bin überzeugt, dass sich niemals genügend freiwillige finden werden, siehe freiwillige Registrierung.
Ich bin der Meinung, dass eine Kammer viel eher unsere Interessen durchsetzen kann, da dort alles gebündelt ist und die AUfgaben vom Gesetz her bereits übertragen sind.
Aber ohne Zwangsmitgliedschaft wird es sich m.M. nach so verlaufen wie bei allen anderen Berufsverbänden auch.


Absolut korrekte Ausführung!:klatschspring:
 
Was wären denn Deine Ideen?


Am Bsp. der Krankenhäuser, mit aufsteigender Priorität:

- verbindliches Personalbemessungssystem, das die Realitäten abbildet
- Lohnsteigerungen von 25-30% in einem bestimmten Zeitrahmen (3-5 Jahre)
- Aufstiegsmöglichkeiten mit angemessener Honorierung durch entsprechende Fortbildung (~ 50 Euro netto für eine 2-jährige Fachausbildung wie bspw. der A+I Kurs sind ein Witz)
- Finanzierung der Ausbildung aus dem Topf der Kranken- und Pflegeversicherung

Es geht um einen vernünftigen Rahmen zur Attraktivitätsseigerung des Berufs, innerhalb dem man dann alles andere wie Ausbildungsreform, Akademisierung, etc. diskutieren kann.
 
Hallo Frau Mahlzahn,

ich bekomme immer Zahnweh, bei solchen vergleichen. (hach welch ein Wortspiel :rofl: )

Das sind doch Äpfel mit Birnen.

Der DPR vertritt auch keine Personen oder sogar dich, sondern die bei ihm organisierten Verbände.

Hat also ne völlig andere Struktur und auch einen anderen Fokus als eine Pflegekammer in der Individuen organisiert wären.

Die letzten beiden Absätze haben meine 1000%ige Zustimmung.

Den Zahn zieh ich dir gerne :mryellow:
Selbstverständlich vertritt der DPR mittelbar Personen bzw. nimmt in Anspruch sie zu vertreten, nämlich die über die Berufsverbände organisierten Mitglieder, auch wenn – laut Satzung – nur juristische Personen (also die Berufsverbände) im DPR Mitglied sein können.

Unter Punkt 6 der Satzung zu Handlungsfeldern des DPR heißt es bspw.:

d) Positionierung zu Gehalts- und Tariffragen und entgeltlichen Vergütungsgruppen
e) Positionierung zur entgeltlichen Vergütung professioneller Pflegeleistungen
und Leistungen des Hebammenwesens gegenüber den Spitzenverbänden der
Leistungsträger.

Für wen soll sich denn der DPR positionieren wenn nicht für konkrete Personen, für irgendeine metaphysische Form von „Pflege“ ohne Pflegende?

Und in den üblichen Fußnoten der Verlautbarungen des DPR steht folgendes:

Kurzportrait des DPR:

(…)
Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege.
(…)

Deutlicher kann man einen Vertretungsanspruch wohl kaum formulieren, aufgrund welcher Legitimation man nun in Anspruch nimmt alle Pflegenden zu vertreten, sei erstmal dahingestellt .

Das eine Kammer nun andere Aufgaben hat als ein Dachverband der Berufsverbände ist mir durchaus geläufig, – danke für die Belehrung – bspw. werden zukünftige Kammern aufgrund ihrer Neutralitätspflicht dank der übertragenen staatl. Hoheitsrechte nur sehr eingeschränkt zu sozialpolitischen Fragen Stellung beziehen dürfen.
Im Kontext des nun laufenden Pflegedialogs zwischen DPR und BGM lautet die Frage also:

Warum äussert sich der DPR als Lobbyorganisation entgegen der in seiner Satzung festgelegten Handlungsfelder jetzt im Rahmen des Pflegedialogs nicht öffentlichkeitswirksam zu sozialpolitischen Fragen in der Pflege, wie bspw. dem massiven Stellenabbau in den Krhs. und den bescheidenen Löhnen? Was ist der erhoffte Deal, opportunistisches Wohlverhalten gegenüber der Politik und dafür als Gegenleistung die Kammern?

Dass der DPR sich schon jetzt als zukünftige Bundeskammer sieht, lässt sich folgender Pressemitteilung entnehmen:

klick

Das ist nun wirklich großes Kino, Futur 2 ,eine rückwirkende Betrachtung der Zukunft, die schon fast pseudoreligiösen Charakter hat.
Die zentrale Botschaft lautet : „Fürchtet euch nicht, alles wird gut, dank der Kammern…“

Angesichts der realen Situation in der Pflege fällt mir da nur ein zutreffendes Wort ein: Hybris

Was mir gewaltig gegen den Strich geht ist dass der DPR ohne demokratische Legitimation die Verkammerung betreibt. Anstatt dass der DPR und die Berufsverbände offensiv in den Krhsrn. und Pflegeeinrichtungen für die Kammern werben und argumentieren, werden in Hinterzimmern mit der Politik Fakten geschaffen.Und in diesem Fall zieht das Argument, das wer sich nicht kümmert selber schuld ist nicht, da man sich gegen Zwang nicht wehren kann.
Hier gibt es keine informelle Holschuld der Pflegenden, sondern eine Bringschuld der Berufsverbände und des DPR.

Um nicht missverstanden zu werden, ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Kammer,aber es geht mir um eine vernünftige Abwägung der Vor- und Nachteile, und im Moment überwiegen m.E. die Nachteile.
Die Argumente die für die Kammern ins Feld geführt werden sind zum Teil äusserst nebulös bzw. Schlagworte, denen es an Konkretisierung und Inhalt mangelt und es gibt mir da zu viele offene Fragen, bspw.:

Wie werden sich die Kammern konstituieren ? Wer darf im Errichtungsausschuss, wer an der Satzung mitarbeiten, werden die Gewerkschaften mit am Tisch sitzen? Wie wird eine demokratische Binnenstruktur gewährleistet, damit bspw. die gut organisierten und gut vernetzten Berufsangehörigen der Leitungsberufe nicht überrepräsentiert sind bzw. zuviel Einfluß haben?


Die Kammern werden Pflichtfortbildungen vorschreiben. Wie werden die finanziert werden?
Wie werden die Arbeitgeber an den Kosten beteiligt werden? Wird es einen Sondertopf dafür geben, Sponsoren ?
Ein nicht unwahrscheinliches Szenario wird sein, dass im Rahmen von Kompromisslösungen die Pflegenden nicht unerheblich an den Kosten beteiligt werden, was einen Anstieg des Pflichtbeitrags der Kammern im Vergleich zu den hier einmal genannten 3,75 Euro zur Folge haben dürfte. Mit 3,75 Euro kann man allenfalls ein dünnes monatliches Mitteilungsblättchen finanzieren.
Wie wird sich das dann für die Pflegenden gegenfinanzieren lassen , über Lohnerhöhungen ?
Ach ja, dafür sind ja nicht die Kammern, sondern die Tarifparteien zuständig.

Ausserdem gibt es u.a. in meinem Bundesland bereits eine in der Berufsordnung festgelegte Pflicht zur kontinuierlichen Weiterbildung, wozu also noch eine Kammer ?


Darauf hätte ich gerne ein paar Antworten der Kammerapologeten.
Das Motto, erstmal die Kammern und dann wird man schon sehen, reicht mir nicht.

Und um den eigentlichen Kern des Pudels anzusprechen, hier folgender Artikel, der es meiner Meinung nach auf den Punkt bringt:

klack
 
Am Bsp. der Krankenhäuser, mit aufsteigender Priorität:

- verbindliches Personalbemessungssystem, das die Realitäten abbildet
- Lohnsteigerungen von 25-30% in einem bestimmten Zeitrahmen (3-5 Jahre)
- Aufstiegsmöglichkeiten mit angemessener Honorierung durch entsprechende Fortbildung (~ 50 Euro netto für eine 2-jährige Fachausbildung wie bspw. der A+I Kurs sind ein Witz)
- Finanzierung der Ausbildung aus dem Topf der Kranken- und Pflegeversicherung

Wer legt fest, welche Quali man für welche Tätigkeit braucht? Aktuell ist die Devise: billig, billiger, am billigsten.
Beispiel: PPR ist Grundlage für die Inek bei der DRG-Abrechnung. Hier gibt es keine Vorgaben, wer diese Pflegeminuten zu erbringen hat- ob GuK oder Zivi.

Wofür soll der Kunde mehr Geld bezahlen? Er sieht doch, dass alle alles machen. Auch erhandelt nach der Devise: billig, billiger, am billigsten.
Die Ärzet haben es da besser. Die Kammer garantiert eine bestimmte Quali indem sie bestimmten Tätigkeiten eine entsprechenden Ausbildungsgrad zuweist. Den Rest besorgt der Marburger Bund. Der hat auch noch den Vorteil, dass dort der überwiegende Anteil der Ärzte organisiert ist.

Wieso soll ich für ein Fachweiterbildung mehr bezahlen? Die Kollegin macht die gleichen Arbeiten wie vorher. Na gut. Nun weiß sie warum sie es tut. Na und? Der Doc ist derjenige, welcher hier letztendlich das sagen hat. Eigenverantwortlich bis zum bitteren Ende- Fehlanzeige. Da wär was los, wenn du von den Pflegekräften eine eigne Haftpflicht verlangen würdest.

Warum soll die Finanzierung geändert werden? Damit ändert sich doch nix an den Zuständen der Ausbildung. KH haben nun mal einen hohen Bedarf an Hilfskräften. Die Zivsi werden weniger werden... da brauchts nun mal die Azubis, damit der Laden läuft.

Der Berufsverband kann keine Tarife aushandeln, keine einheitliche Vergütung aushandeln. Er ist kein Tarifpartner. Er kann eine Position beziehen. Diese führt aber nicht zu einer Veränderung. Er kann ein Votum einlegen. das ist aber schon alles.

Der Berufsverband vertritt deine Interessen indem er endlich dafür sorgt, dass eine Kammer gegründet wird.

Und nochmal zur Demokratie, die viele offensichtlich falsch verstehen:
Von 100 Leuten gegen 50 wählen. Die anderen sind net interessiert. Von diesen 50 wählen wiederum 30% eine Partei. Alle anderen Stimmen verteilen sich auf andere Parteien mit Werten unter 7%.
Ergo: die Partei mit dem 30% wird Sieger und zukünftig das Geschehen beeinflussen. Wieviele der 100 Leute haben letztendlich für diese Entwicklung gesorgt?

Zur Info: man geht davon aus, dass ca. 10% + in den diversen Pflegeverbänden, welche unter dem Dach des DPR versammeln, organisiert sind.

Mach doch mal bei den Hamburgern eine Umfrage, ob sie das Millionengrab Elbphilharmnie wollten? Warum gabs bei S21 keine Bürgerbefragung?

Demokratie heißt nicht: 100% sind dafür. Du kannst dich beteiligen und deine Meinung einbringen. Musst lediglich genug Leute finden, die die aktuelle Meinung des DPR zum Thema kippen. Das dürfte schwierig werden. Du musst mehr als 120.000 Pflegende dazu bringen sich aktiv zu beteiligen.
Du hattest übrigens mehr als 10 Jahre Zeit, die gegen die Entwicklung zu wappnen.

Verschlafen? Nicht mitbekommen? Ignoriert? Oder warum erst jetzt der Aufschrei?

Elisabeth
 
Hallo;

die Diskussion ist sehr interessant, da sie doch den Dissens der Pflege eklatant widerspiegelt.

Meine Ansicht:

1. Die Arbeitgeber- und Berufsverbände
Sie vertreten mitnichten die Interessen des einzelnen Pflegenden. Sie vertreten in erster Linie die Interessen ihrer Mitglieder, die dafür bezahlen und das sind die Arbeitgeber der Pflegenden und das sind nicht zwangsläufig Pflegekräfte.

Beispiel: BPA Vorstand in Sachsen ist ein Arzt der auch Pflegedienste betreibt.

Beide Seiten gleicherweise vertreten zu wollen, die wirtschaftlichen Interessen des Arbeitgebers und die Einzelinteressen der Pflegenden, .. da möge sich jeder seine Meinung zu bilden. Ich sehe da keine Grundlage. Das mag auch der Grund sein, weshalb so wenig Entwicklung zu verzeichnen ist.

2. Geld folgt der Leistung
Tatsächlich gibt es in Deutschland ein diffuses Bildungs(un)wesen. Qualifikationen werden teilweise schon im nächsten Bundesland nicht anerkannt (geschweige denn im Ausland) und entbehren zum Teil jeglicher aktueller wissenschaftlicher Grundlage (siehe Gutachten TÜV Austria). Wer kann seine Hand dafür ins Feuer legen, dass Qualifikation xy tatsächlich evidentes fundiertes Wissen vermittelt .. und bitte nicht den schwarzen Peter nur in Richtung Institute und Akademie schieben (Angebot gleich Nachfrage). Anerkannte Qualifikationen werden der Pflege jetzt nach und nach von außen aufdoktriniert:


  • GBA Anforderungen an die Qualifikationen in der Pflege in der Heilkundeübertragungsrichtlinie
  • Fachbeirat Gesundheit des Bundeswirtschaftsministeriums zum Thema "Regeln für die Zertifizierung und Akkreditierung von Qualifikationsmaßnahmen"
  • Selekivverträge durch die Vorgabe welche Qualifikationen anerkannt werden und welche nicht
  • etc.
Anerkannte Qualifikationen, die bundesweit einheitlich anerkannt und vernünftig vergütet werden, sind ein zukünftiges Muß, um diesen Beruf attraktiv werden zu lassen. Erste Schritte sind da getan (akkreditierte Qualifikationen nach DIN 17024).

3. Pflegekammern
Was wollen wir dagegen stellen?
Persönliches Engagement ist nur bedingt tauglich, wenn die Personen nicht an Schaltstellen in diesem Getriebe sitzen. Den DPR als Pflegekammer - bitte nicht (s.o.), so funktionieren andere Kammern auch nicht.

Die Pflegekammer losgelöst von aller Problematik der Agierenden, scheint eine sinnvolle Institution zu sein, wenn sie sinnvoll umgesetzt wird. Das scheint aber in Bayern nicht der Fall zu sein. Hier wird hinter verschlossenen Türen mit Vertretern unserer Arbeitgeber über eine bessere Situation der Pflegenden gesprochen :weissnix:. "Ein Schelm der Böses dabei denkt."
In vielen Bundesländern gibt es neben den jeweiligen Landespflegeräten auch Fördervereine für eine Pflegekammer. Diese sind, zumindest in Hamburg kenne ich das so, von den Verbandsinteressen weit entfernt und von der Basis geleitet. Hier ist Engagement nicht fehlinvestiert.

Wenn Pflege sich nicht auf den Weg macht - werden andere das auch nicht für uns tun. Oder sie werden unsere Kompetenzen übernehmen (siehe Gleichstellungsantrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft - MFA = Pflege beim gemeinsamen Bundesausschuß, in dem Pflege nicht vertreten ist). Siehe auch Vortrag der Universität für angewandte Wissenschaften in Hamburg: "Pflege - ein sterbender Beruf"

4. Gewerkschaft

glaubt ihr wirklich, dass die Gewerkschaft für unsere berufliche Entwicklung verantwortlich ist oder gemacht werden kann? Sie könnte Rahmenbedinungen verhandeln - aber wieviel einfacher würden wir es denen machen, wenn wir dafür belastbaren Inhalt bieten würden.
 
nein
Nur mit einer Kammer kann die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen sich Gehör verschaffen.
 

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