Widerspruch gegen die Zwangsmitgliedschaft in Pflegekammern

Diskutieren wir über verdi oder über die Kammer?

Elisabeth
 
@elisabeth:

über Mitgliedschaft grundsätzlich über freiwillige oder zwangsweise - wie es u.a. im thread steht.

Da sind wird mit der Gegenüberstellung der Wirksamkeit, Bereitschaft, Sinnhaftigkeit einer freiwilligen Mitgliedschaft - wo auch immer - oder einer Zwangsmitgliedschaft - wo auch immer - voll im Thema wie ich finde.
 
Pro Pflegekammer, es erstaunt mich immer wieder, dass Pflegende, die wirklich keinen besonderen Status haben, fremdbestimmt sind und finanziell nicht zu den Gutverdieneren gehören, Möglichkeiten ,die eine Veränderung möglich machen ,ablehnen.
Alle Politiker reden über Pflege, es passiert nichts, Ver.di, die sich zum großen Verfechter für Pflege aufschwingt,hat jahrzehntelang geholfen , den Mißstand zu verwalten.Ihre wichtigste Aufgabe, vernünftige Tarifverträge hinzubekommen,hat sie nicht gelöst. Pflegende sind ,gemessen an ihren Leistungen ,schlecht bezahlt.Berufspolitk ist keine Gewerkschaftsarbeit, deshalb bringt sie uns nicht weiter,habe in über 25 Jahren Mitgliedschaft keinen Durchbruch erlebt
Eine Kammer bekommt von der öffentlichen Hand Aufgaben übertragen.Eine Aufgabe, die kein Berufsverband und keine Gewerkschaft leisten dürfen, eben nur eine Kammer, ist die eigene Berufsaufsicht.
Haben Pflegende Angst, dass eigene Kollegen das nicht leisten können.
Alle Mitglieder einer Kammer wählen in Mitgliederversammlungen den Vorstand.Es sind alles nur Berufsangehörige.Der Mitgliedsbeitrag, deutlich niedriger als z.B. Gewerkschaftsbeitrag, würde uns endllich erlauben,in speziellen Fragen Experten zu bezahlen und eine eigene Rechtsabteilung, natürlich mit Juristen besetzt,könnte uns viel wirksamer vertreten, als es jetzt der Fall ist.Eine Kammer ändert nicht sofort alles, aber wenn die Mitglieder mitarbeiten,das heißt,sich an den Wahlen beteiligen, werden die Themen an die Öffentlichkeit getragen, die für Veränderungen erforderlich sind. Es kann dann nicht kurzfristig nach Schönwetterlage jeder x-Beliebige definieren was Pflege ist, was sie aus dem Geldtopf erhält und wer alles Pflege " kann".
Ich möchte an alle Gegner appellieren, sich noch einmal offener dieser Diskussion zu stellen und das Positive,trotz Pflichtbeitrag, vor Augen zu halten.Selbstbestimmung geht vor Fremdbestimmung.

Kann ich ohne wenn und aber zustimmen.

Es ist eigentlich schon unglaublich das es 1,2 Millionen pflegendes es nicht gebacken bekommen sich effektiv zu organisieren und in großen Teilen an tradierten Gepflogenheiten festhalten die nicht weiterbringen, bzw. nach dem Motto die Anderen werden es schon richten.
Deshalb find ich auch wie in diesem oder dem paralellen Thema gelesen wird es ohne eine Pflichtverkammerung nicht funktionieren. Die meisten unserer Nachbarländer machen es uns doch vor.

LG Thommes
 
Angesichts der Ergebnisse der Gespräche im Rahmen des Pflegedialogs des DPR im vergangenen Dezember mit Herrn Rösler habe ich grosse Zweifel ob der DPR - als faktische "Bundeskammer" bei Einführung von Pflegekammern - die richtige Institution für die Interessensvertretung der Pflegenden ist.
Schaut man sich die Ergebnisse an, so hat man den Eindruck dass hier kosmetische Änderungen als "grosser Wurf" verkauft werden.

Vereinheitlichung der Ausbildung, Nachqualifizierung von Arbeitslosen, Lockerung der Freizügkeitsregelung für Ausländer und mehr Supervision für Pflegende um die seelische Belastung zu reduzieren sind m.E keine geeigneten Instrumente um Probleme wie den aktuellen Fachkräftemangel, oder die kurze Verweildauer im Beruf auch nur ansatzweise zu lösen.

Und wie kommentiert der DPR das Ergebnis der Gespräche ?

Zitat Westerfellhaus:

„Heute ist ein Meilenstein erreicht worden. Die Brisanz und Relevanz
unseres Pflegethemas ist angekommen und ich freue mich darüber, dass der Dialog einen Anfang gefunden hat. ...
Die Probleme sind erkannt, die Lösungen können nun mit Nachdruck angegangen werden“

Der DPR ist offensichtlich in der Politik angekommen...

Warum nun diese Anbiederung an eine Regierung, die eine schamlose Klientelpolitik für die Geld-Eliten betreibt, die z.B. die Privatisierung der Pflegeversicherung und damit die weitere Entsolidarisierung der Gesellschaft vorantreibt (Maschmeyer & Co und die Versicherungswirtschaft sind bereits wieder in Goldgräberstimmung und als Berater für unsere Familienministerin tätig) ?

Ich fühle mich durch den DPR nicht vertreten, gehe davon aus , dass sich dessen Linie auch bei (Zwangs)verkammerung nicht wesentlich ändert und kann das hier weit verbreitete Gewerkschafts-bashing nicht nachvollziehen.

"Wenn die Beitragsstruktur der Pflegekammer an die bestehender Kammern angelehnt wird, dann beträgt der Jahresbeitrag ca. 0,15% des Bruttojahresgehaltes. In Zahlen ausgedrückt sind das bei einem Bruttojahresgehalt von 30.000 Euro 3,75 Euro Monatsbeitrag!"

Also Verdi möchte 25 € jeden Monat von mir haben....

Jo,Geiz ist geil,und die nächste Tarifverhandlung führst du nach Austritt aus der Gewerkschaft persönlich mit deinem Arbeitgeber, da du den von ver.di ausgehandelten Abschluss sicherlich nicht in Anspruch nehmen möchtest.

Um ein Missverständnis auszuräumen, Gewerkschaften sind keine reinen Dienstleistungsunternehmungen und auch keine Versicherungsunternehmen, spätestens im Streikfall ist hier sogar aktive Mitarbeit der Mitglieder erforderlich (wieso, ich zahl doch meine Monatsbeiträge, soll ich dafür etwa auch noch was tun und auf die Straße gehen ? :wut:)
 
Vereinheitlichung der Ausbildung, Nachqualifizierung von Arbeitslosen, Lockerung der Freizügkeitsregelung für Ausländer und mehr Supervision für Pflegende um die seelische Belastung zu reduzieren sind m.E keine geeigneten Instrumente um Probleme wie den aktuellen Fachkräftemangel, oder die kurze Verweildauer im Beruf auch nur ansatzweise zu lösen.

)

Was wären denn Deine Ideen?
 
Hallo Frau Mahlzahn,

ich bekomme immer Zahnweh, bei solchen vergleichen. (hach welch ein Wortspiel :rofl: )

Das sind doch Äpfel mit Birnen.

Der DPR vertritt auch keine Personen oder sogar dich, sondern die bei ihm organisierten Verbände.

Hat also ne völlig andere Struktur und auch einen anderen Fokus als eine Pflegekammer in der Individuen organisiert wären.

Die letzten beiden Absätze haben meine 1000%ige Zustimmung.
 
Von welcher "Entsolidarisierung" ist egtl. immer die Rede? Die Gesellschaft war noch nie solidarisch in dem Sinn, dass alle für alle sorgen und das ohne sich darüber zu beschweren.
Welche Regierung betreibt keine Klientelpolitik?

Und an ein paar demografischen Faktoren kommt keiner vorbei: Wir werden zu alt und haben zu wenig Nachwuchs. Altersversorgung muss künftig als bezahlbare Leistung angefordert werden, denn die kostenlosen Familienstrukturen gibts nimmer. Daran ist auch keine Regierung schuld.
Das Gut "Gesundheit" wird absehbar teurer und mehr Eigenleistung erfordern.

Nein, Gewerkschaften sind keine Dienstleister...letztlich sind es auch nur Vereine, die ihren Mitgliedern was bieten müssen (und damit automatisch ebenfalls "Klientelpolitik" betreiben) und nebenzu noch aufpassen müssen, dass genug Geld reinkommt.

Was spricht nun egtl tatsächlich gegen eine Pflichkammer?

- der vermutliche Beitrag ist kein Argument
- im schlimmsten Fall passiert - nichts
- im besten Fall bekommt der Beruf ein neues Selbstverständnis....aber ich glaube genau davor haben viele Angst. Raus aus der Assistenzecke (weil da bekommt man i.d.R. von irgendwem gesagt, was man zu tun hat), hin zu Eigenverantwortung.

DS
 
Naja einige "Pflegefachkräfte" suchen sich halt eine neue Spielwiese. Dem Pflegepersonal kann es egal sein, denn seine Situation wird sich nicht verbessern, sondern eher verschlechern.
Denn auch die Ärztekammer vertritt viel, aber in der Masse nicht die Interessen der Ärzte sondern ihre eigenen und genauso wird es bei einer Pflegekammer auch sein und wenn man sich mit Ärzten gemütlich ünterhält wünschen diese die Ärztekammer in die siebente Hölle. Weil wenn sie einmal erlebt haben was man für den Facharzt einreichen muss wird einem anders und eh jetzt jemand anfängt mit der Qualität zu argumentieren, dieser soll sich nicht beschweren, wenn die Pflegekammer von ihm dann verlangt nachzuweisen, weiviel Trachealkanülen er versorgt hat um seine Berechtigung aufrecht zuerhalten.
 
Komisch, dass es außer in den deutschsprachigen Ländern selbstverständlich ist eine berufsständische Vertretung zu haben und das niemand es verwunderlich findet, dort die eigen Fachkompetenz nachweisen zu müssen um eine entsprechende Anerkennung zu erhalten.

Liegt es vielleicht daran, dass diese Kollegen sich ihres wertes bewusst sind und diesen auch nach außen vertreten wissen wollen? Liegt es daran, dass net wenige "Fach"-kräfte in den deutschsprachigen Ländern sehr wohl wissen, dass sie den Ansprüchen net genügen würden.

Nochmal: eine Kammer kümmert sich net um die Arbeitsbedingungen. Das ist Aufgabe einer Gewerkschaft, wo man ja auch net beitreten mag. Gewerkschaften könnten konkreter Druck aufbauen, wenn es z.B. Vorbehaltsaufgaben gibt, die nur dann vergütet werden, wenn das entsprechend ausgebildete Personal nachgewiesen werden kann.

In dem Sinne ist davon auszugehen, dass die Politik sehr wohl eigene Interessen verfolgt, wenn sie eine Verkammernung anstrebt. Es geht schlussendlich um die Bezahlbarkeit der Pflege in der Zukunft. 100% hochqualifiziertes Personal- oder anders: die teure eierlegende Wollmilchsau- ist ein Auslaufmodell.

Elisabeth
 
Ich haette mal eine Frage zum Link zum Widerspruch gegen die Zwangsmitgliedschaft in der P. Findet Ihr es nicht komisch, dass zu den Sponsoren der Seite etwa der Bundesverband der Versandapotheken gehoert. Auch die anderen Sponsoren erscheinen mir ziemlich suspekt. Kann es sein, dass hier einige einer ziemlich perfiden Lobbyarbeit gegen die P. auf den Leim gegangen sind? Nur so eine Frage...
 
Meine jüte. Wenn man das alles liest wird einem ja schwindelig. Pflegekammer hört sich gut an aber Zwangsmitgliedschaft mit Zwangsbeiträgen ist wohl etwas zu viel des Guten. Ich denke gerade das Wort Zwang und Zwangsbeitrag wäre der völlig falsche Ansatz. Mit solch einem Tam Tam kann ein doch gut gedachtes Vorhaben mächtig in die Hose gehen. Vieleicht wäre es doch auch erst mal gut, wenn sich die vielen kleinen Pflegeverbände zusammenschließen und Ihre Mitglieder einen bevor man zu solch einschneidenden Schnellschussentscheidungen hinreißen läßt.

Gruß
Hame
 
Hallo Hametum,

es wird soooo viel vom Ausland, der Anerkennung dort, die Stellung des Berufes dort, Verdienst, Verantwortung, Vorbehaltsaufgaben usw. usw. usw. auch immer wieder hier geschrieben und ganz massiv beklagt, dass dort vieles soooo viel besser sei.

Sind diejenigen sich bewußt, dass dort überall Kammern oder vergleichbare Einrichtungen mit Zwangsmitgliedschaft bestehen?

ZUFALL?
 
Ich sage doch, dass es gut gedacht ist. Aber das Wort Zwang und Zwangsbeitrag wird das Problem sein. Ich kenne nicht viele Stimmen, die Hurra schreien, wenn sie das Wort Pflegekammer hören. Und zwangsweise etwas abgeben, wo bisher keine der bis jetzt vorhandenen Berufsverbände wirklich viel gerissen hat ist halt schwer zu vermitteln. Aber nun denn, mal schauen was die Zeit so bringt, könnte meines Erachtens aber mächtig in die Hose gehen wenn es nicht anders vermittel wird.

Gruß
Hame
 
Bitte beachten: Kammer, Berufsverbände und Gewerkschaft haben unterscheidliche Aufgabenbereiche. Beispiel: der Berufsverband kann keinen Tarifvertrag abschließen.

Elisabeth
 
Meine jüte. Wenn man das alles liest wird einem ja schwindelig. Pflegekammer hört sich gut an aber Zwangsmitgliedschaft mit Zwangsbeiträgen ist wohl etwas zu viel des Guten. Ich denke gerade das Wort Zwang und Zwangsbeitrag wäre der völlig falsche Ansatz. Mit solch einem Tam Tam kann ein doch gut gedachtes Vorhaben mächtig in die Hose gehen. Vieleicht wäre es doch auch erst mal gut, wenn sich die vielen kleinen Pflegeverbände zusammenschließen und Ihre Mitglieder einen bevor man zu solch einschneidenden Schnellschussentscheidungen hinreißen läßt.

Gruß
Hame

Die kleinen Pflegeverbaende streiten sich seit vielen Jahren. Sie werden sich nicht zusammenschliessen. Und ich finde es wirklich ziemlich gewagt von Dir, die Einrichtung einer Pflegekammer als Schnellschuss zu bezeichnen.
An alle:
Aber findet Ihr es nicht eigenartig, dass ausgerechnet ein kleiner Verein, der mindestens fuenf Lobbyorganisationen von unseren lieben Arbeitgebern als Kooperationsparter hat, ploetzlich sein Herz fuer die armen Pflegekraefte entdeckt? Und aus reinem Herzen beispringt und hilft, das Joch einer Kammer zu vermeiden?

Gruesse
 
Sind diejenigen sich bewußt, dass dort überall Kammern oder vergleichbare Einrichtungen mit Zwangsmitgliedschaft bestehen?

Mir fehlt dieses Bewußstsein, bzw. Wissen. Wenn von Pflegekammern die Rede ist, höre ich immer nur von England und den USA. Wo läuft es denn angeblich oder offensichtlich besser als bei uns? In Skandinavien, in den Niederlanden, in der Schweiz. Wie heissen dort die vergleichbaren Einrichtungen mit Zwangsmitgliedschaft?

In den Niederlanden gibt es so etwas wohl nicht.
In Dänemark gibt es einen Berufsverband, der gleichzeitig Tarifpartner ist. Meines Wissens keine Zwangsmitgliedschaft aber praktisch alle Pflegekräfte sind Mitglied. Mit einer Pflegekammer so nicht vergleichbar.
Wie es in Schweden, Norwegen und der Schweiz aussieht, weiss ich nicht.

Hallo Bisauf,

welche Seite meinst du und wo finde ich diese Lobbyorganisationen?
 
Hallo Bisauf,

welche Seite meinst du und wo finde ich diese Lobbyorganisationen?

Kammeropfer hat einen Link zum Bundesverband fuer freie Kammern e.v.gelegt, glaube am 28. Dort kannst Du einen Meckerbrief runterladen.
In Daenemark sind eigentlich alle Pflegekraefte im Dansk Sygeplejeråd organisiert. Kostet etwa 100 Euro. Im Monat.
 
Hallo bisauf,

ich kann die Kooperationspartner/Lobbyorganisationen dieses Vereins leider immer noch nicht finden.

Grüsse
 
Danke!

Die meisten Kammern betreuen ja Unternehmer und Selbständige. Und hier geht es ja wohl darum, dass es Organisationen gibt, die diese Kammern mit Zwangsmitgliedschaft wieder abschaffen wollen. Ich habe leider keine Ahnung, wie das einzustufen ist.

Warum es in Dänemark gelingt, dass ein Grossteil der Pflegekräfte bereit ist, freiwillig 100 Euro/ Monat zu bezahlen, wäre eine eigene Diskussion wert. Dass auch Gewerkschaften Aufgaben der Selbstverwaltung übernehmen könnten, ist bei uns wohl nicht denkbar.

Denkbar ist bei uns nur die Selbstverwaltung + Zwangsmitgliedschaft, und um so mehr Hoffnungen man in die Segnungen der Selbstverwaltung legt, um so kleiner wird wohl das Problem des Zwangs. Ob das IGL-Gutachten bezüglich der verfassungsrechtlichen Einschätzung richtig liegt, wird sich gegebenenfalls zeigen.
 

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