Mal ein Szenario:
Alle Pflegekräfte wären im DBfK organisiert. Hätte die Pflege dadurch tatsächlich eine lautere, effektivere Stimme, um Einfluss auf die Politik zu nehmen?
Das wage ich zu bezweifeln.
Eine Krux an der Verbandssituation ist auch die Aufsplitterung in viele Einzelverbände. Wo sollte ich denn sinnvollerweise Mitglied werden? Beim
DBfK wegen der Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung? Beim
DGF wegen der Fachspezifität und der besseren Mitgliederzeitung? Beim
DPV wegen was auch immer?
Ein anderes Szenario:
Alle Pflegekräfte wären gewerkschaftlich organisiert.
Da hätte man doch mal wirklich eine solide Basis für Streiks und Arbeitskämpfe. Beim Charité-Streik im Mai hat sich schnell gezeigt, in welchen Bereichen der Streik schnell effektiv wird: nämlich genau auf jenen Stationen, wo der Organisationsgrad hoch genug war für eine vollständige oder teilweise Schliessung. Hochachtung für all jene Kolleginnen und Kollegen, die ohne Gewerkschaftsmitgliedschaft den Streik mitgetragen und dabei auf Gehalt verzichtet haben. Viele sind allerdings noch während des Streikes Mitglieder geworden, um Streikgeld zu bekommen. Das war zugegebenermassen ein etwas erzwungener Beitritt, allerdings machten sich dabei viele erstmals Gedanken darüber, dass ein wie auch immer geartetes Organisiertsein Sinn machen kann.
Vielleicht ist langfristig eine starke Verbandsorganisation der wichtigere Weg, um Veränderungen herbeizuführen.
Kurzfristig erscheint mir aber vor allem die Einflussnahme auf Tarife ein erster wichtiger Schritt zu sein.
Wenn unsere Taschen etwas voller werden, hat sich auch das Argument "Mitgliedschaft ist mir zu teuer" überlebt...
Gruß spflegerle