Und da muß ich leider konstatieren, daß halt z. B. Autozulieferer, Kurierfahrer, Lageristen, Fließbandarbeiter etc. vielleicht auch einen durchaus anstrengenden Job haben - aber keiner von denen (und auch sämtliche Handwerker) hat auch nur im Ansatz die Verantwortung für Leib und Leben, wie es Pflegekräfte haben
Dies bestreitet keiner (ich sowieso nicht). Doch sieht der Industriemitarbeiter seinen Job ebenfalls als hoch Verantwortungsvoll an, da er eine Charge von 1,5 Millionen Euro managen und überwachen muss. Natürlich gibt es da einen Unterschied. Nur dem Mitarbeiter in der Industrie geht wahrscheinlich, im Falle eines Problems/Fehlers so sehr der ***** auf Grundeis, wie uns bei einer Reanimation. Und mir brauchste nichts zu erzählen über Verantwortung und ich habe dafür auch Belege (wie du weißt
). Aber nun kommen wir zu folgendem:
Von der Qualifikation wollen wir an der Stelle lieber gar nicht reden, alleine schon den Vergleich zu ziehen ist eine Frechheit gegenüber der Profession Pflege.
Die Qualifikation liegt auf 3 Jahre Berufsschule. Wir sind (noch nicht) bei einer vollakademischen Ausbildung. Somit ist die Qualifikation, gemäß dessen was es benötigt um in diesem Beruf zu arbeiten (formal), eben nicht höher als die z.B. einen Industriekaufmanns. Ist das hart? Also um aus Sicht der Qualifikation ein höheres Gehalt (welches deutlich über dem des anderweitig Qualifizierten) bleibt nur eine formal (!!) höhere Zugangsvorraussetzung bzw. Grundqualifikation.
So wurde ja die Kompetenz für Pflegberufe unzulässigerweise viel zu niedrig angesetzt, was auch von DBfK u. ä. angemahnt wurde, aber eben keinen interessiert hat:
Kannst mal sehen, wie wenig dieser DQR Rahmen in der Praxis Zählt. EG im Tarif werden nach Qualifikation bezahlt. Willste ne EG aufsteigen, muss entweder ne höhere Qualifikation her oder mehr Verantwortung. Und zwar mehr Verantwortung im bezug auf "über die normale Verantwortung". Und Verantwortung ist nunmal ein zweischneidiges Schwert.
dann haben die Schreiber keine Ahnung von unserer Qualifikation. Und nur weil irgendwas "außen" so oder so gesehen wird, ist es noch lange nicht richtig. Aber da sind wir wieder beim alten Problem, daß viel und gerne über "die Pflege" gesprochen wird, aber nie mit ihr
Doch, denn sie gehen nach Qualifikation, nicht Verantwortung. Und doch, gerade dadurch das von außen so gesprochen wird ist es Realität. Die Pflege arbeitet da ja nicht sonderlich gegen, so wie sie über ihren Beruf spricht (Fokus aufs Kümmern und "da sein"). Denn "Sprache schafft wirklichkeit" (Habermas). Wenn ich so meine Kollegen über "Pflege" Sprechen höre, also außerhalb der professionellen Bubble, legen Sie eine Wirklichkeit dar, mit der ich mich nicht identifiziere. Aber dadurch, dass es anscheinend viele oder zumindest die lautesten dies tun, ist es die Wirklichkeit für die ich mich rechtfertigen muss. Auch wenn man sich selber nicht in der wiederfindet.
Würde ein Arzt z. B. sagen "Hm, ich hätte ja gerne mehr Geld... aber wenn ich mir jetzt die Pflege anschaue, die haben es ja noch viel schlechter. Also da geht´s mir schon gut und ich verzichte auf meine überzogenen Ansprüche."
Nö, aber dadurch das ich sehe wie das in meiner Uniklinik so abläuft sage ich:" Gott sei Dank brauch ich mir den ****** nicht bieten lassen, den sich die Ärzte aufgrund ihrer immer noch autokratischen Gefüges bieten lassen müssen." Also wenn ich so sehe was der Hausdienst Nachts so macht. Und darum ging es mir in der Aussage. Um die Arbeitsbedingungen außerhalb des Gehaltes.
Aber ein Pflegepädagoge bewegt sich eher auf dem Lohnniveau "normaler" Pflegekräfte.
Ok, er hat halt keinen Schichtdienst mehr und keine körperlich schwere Arbeit mehr, insofern kann sich sowas schon lohnen
Soweit ich mich daran erinnern kann, wird zumindest im TVÖD der Pflegepädagoge (insofern Master) mit EG 12-13 eingruppiert.
https://gesundheit-soziales.verdi.d...82c4af3/download/EGO kommunal 2017 medium.pdf (S.12)
Ja, es gibt noch etwas außerhalb des TVÖDs, aber auch das ist Teil der Realität.
Was aber nützt mir bei der späteren Rente ein (relativ) hohes Netto,
Sag ich ja.
Also da geht´s mir schon gut und ich verzichte auf meine überzogenen Ansprüche.
Sprichst du den Ärzten gerade ihre Verantwortung ab ?
(nicht wirklich ernst gemeint)
Was mich eher stutzig macht, ist dass ein Kommentar wir meiner Scheinbar mehr Aufmerksamkeit generiert, als der welcher aussagt das eine ungelernte Kraft an der Kasse mehr Geld verdient. Also ich fühle mich in meinem Professionsverständnis ja vom letzteren eher angegriffen. Vor allem in dem ich ja immer noch vorsichtig bin und sage, dass die Krankenpflege nun einmal überdurchschnittlich verdient (siehe Böckler Stiftung) und sogar darauf hinweise, dass wir eine "gut verdiener" sind.
Denke ich, dass PK mehr verdienen sollten? Aufjedenfall. Dennoch macht es Sinn, das ganze mal frei von Professionszugehörigkeit zu betrachten. Denn dann wird noch einmal eine Gesellschaftliche Dimension offensichtlich, bzw. eine andere Sicht: Weil dann fällt zu aller erst auf, das ein nicht geringer Teil unserer Gesellschaft diesen Lohn als "guten Lohn" bezeichnen würde und uns eher so bei 1500€ Netto zuordnen + vielleicht 200 Euro Zuschlag.
Bei der Forderung von Spahn, dass Pflegekräfte nun mind. 2500 Brutto verdienen sollten, tun sich nun auch 2 Lager auf. Man merkt es nun auch langsam an der bevorstehenden gesetzlichen Lohnerhöhung für Altenpflegekräfte.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, Pfleger fehlen. Mit einem Gesetz für bessere Löhne will Arbeitsminister Heil den Beruf attraktiver machen. Doch das wird teuer - fragt sich nur, für wen.
www.spiegel.de
Es ging mir in den letzten Zeilen auch eher um die Arbeitsbedingungen. Also Schichtdienst, Krank zur Arbeit, Tage ohne Pause arbeiten etc.
Übrigens, wird nur in der Pflege das Gehaltsthema so öffentlich ausgetragen? Warum eig.?
Und ich bin auch der Überzeugung, dass viele diesen abwertenden Blick auf die Pflege benötigen, um sich selber nicht "unten" zu sehen. Aber das ist ein anderes Thema.
Darüber hinaus spreche ich der Pflege nicht ihre Lohnerhöhungen ab. Ich habe dies ja ebenfalls nicht und verdienen nun über dem "statistisch überdurchschnittlichen" Lohn. Und es ist ja auch nicht so, dass Pflegekräfte eben auch einen riesigen Markt haben, in dem sie für einiges mehr an Gehalt arbeiten können (vielleicht sogar Verantwortungsgerecht). Siehe Leasing etc. Nur Pflegekräfte wehren sich auch scheinbar gegen mehr Geld.