Ich will raus aus der Pflege - schlechtes Gewissen

Maryparry

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Gesundheits- und Krankenpflegerin
Hey ihr Lieben,

Ich muss mir mal etwas von der Seele schreiben.
Ich habe letztes Jahr mein Examen gemacht und bereits nach 1,5 Jahren den Spaß am Job verloren.

Ich denke ich war etwas zu leidenschaftlich und konnte mit den Rahmenbedingungen nicht so gut, außerdem empfand ich die Verantwortung als sehr belastend.
Naja bestanden habe ich mit Gesamtnote 1,3

Ich habe dann ein halbes Jahr in einer Psychiatrie gearbeitet und bin umgezogen.
Weil ich was Neues suchen musste dachte ich, komm probiere mal einen Funktionsbereich wie Dialyse aus.
Dort bin ich nun 5 Monate und fühle mich leider nicht wohl

Ich bin kein geschickter Mensch und versemmel die meisten Punktionen, die Patienten sind sauer, die Kollegen genervt...
Zudem fühle ich mich von bestimmten Patienten immer ziemlich gestört und unterhalte mich nicht soooo gerne mit den Patienten, weil sie nunmal jeden zweiten Tag da sind und irgendwie hat man sich da auch nix mehr zu sagen.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, aber habe mich zwei Wochen krank schreiben lassen weil ich nur noch heulend im Bett lag und mich total reingesteigert habe.
Beschlossen habe ich nun ganz raus aus der Pflege zu gehen und habe einen Job bei einer Krankenkasse.

Allerdings plagt mich mein schlechtes Gewissen weil ich nur ein Jahr in der Pflege ausgehalten habe Ich habe irgendwie kein Durchhaltevermögen und bewundere jeden der mehr als 5 Jahre durchhalten kann.

Naja, meint ihr die Entscheidung ist richtig oder liegt das Problem bei mir selbst?
 
Ein schlechtes Gewissen bauchst du nicht zu haben.

Es gibt genügend Menschen die, nachdem sie eine Ausbildung abgeschlossen haben und das "wirkliche Berufsleben" kennenlernen, sich doch etwas anderes suchen.

Es bringt nichts, sich irgendwo durchzuquälen um anderen etwas zu beweisen, ein Bild aufrechtzuerhalten, Erwartungen zu erfüllen o.ä.

Manchen bringt ein Stellenwechsel etwas, dem anderen manifestiert nur noch mehr die (vielleicht) schon vorher getroffene Entscheidung.
Und nein, dass Problem liegt auch nicht an dir. Meistens ist der "wirkliche eintritt ins Berufsleben" desillusionierend und entscheidend.

Viel Erfolg bei deiner neuen Stelle. Als was arbeitest du dort?
 
Danke für diese ehrlichen und aufbauenden Worte!
Ich werde dort als medizinische Sachbearbeiterin arbeiten, man kann meine medizinischen Kenntnisse wohl gebrauchen.
Die Terminologie sitzt noch einigermaßen
Ich freue mich schon darauf
 
Ich muss mich da jetzt doch noch mal reinhängen, obwohl ich eigentlich nicht mehr viel Lust habe.

Du musst wirklich kein schlechtes Gewissen haben. Dialyse ist so speziell, da gleich als "Frischling" reinzugehen, ist wirklich ein Abenteuer. Auch ich habe am Anfang viele Punktionen "versemmelt" (und manchmal passiert mir das nach all den Jahren heute noch!), aber ich hatte ein gutes Team. Mit all der Technik muss man erst mal fertig werden, und zumal zu Beginn glaubt man, mit der Komplexität kommt man nie zurecht.

Und chronische Patienten sind ein ganz besonderes Völkchen. Mit der Zeit kennt man sich, und die Patienten sind in der Dialyse ja quasi "zuhause" und haben da auch Freunde (man dialysiert ja dreimal pro Woche miteinander). Aber das betrifft auch das Personal. Dialyse ist sehr beziehungslastig, denn man kennt ja viele Patienten seit Jahren. Das muss man abkönnen, und das ist nicht jedermanns Sache!

Viel Glück im neuen Job!
 
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Ich muss mich da jetzt doch noch mal reinhängen, obwohl ich eigentlich nicht mehr viel Lust habe.

Du musst wirklich kein schlechtes Gewissen haben. Dialyse ist so speziell, da gleich als "Frischling" reinzugehen, ist wirklich ein Abenteuer. Auch ich habe am Anfang viele Punktionen "versemmelt" (und manchmal passiert mir das nach all den Jahren heute noch!), aber ich hatte ein gutes Team. Mit all der Technik muss man erst mal fertig werden, und zumal zu Beginn glaubt man, mit der Komplexität kommt man nie zurecht.

Und chronische Patienten sind ein ganz besonderes Völkchen. Mit der Zeit kennt man sich, und die Patienten sind in der Dialyse ja quasi "zuhause" und haben da auch Freunde (man dialysiert ja dreimal pro Woche miteinander). Aber das betrifft auch das Personal. Dialyse ist sehr beziehungslastig, denn man kennt ja viele Patienten seit Jahren. Das muss man abkönnen, und das ist nicht jedermanns Sache!

Viel Glück im neuen Job!
Danke für deinen Beitrag!
So habe ich die Dialyse bisher auch erlebt und habe oft das Gefühl als junge Schwester noch etwas Skepsis bei den Patienten zu erwecken
Aber sie sind nunmal meist schon seit Jahren dort und erleben auch viel Fluktuation mit... Da wird man bestimmt etwas kühler zu Neuen...
Und der Shunt ist sowieso heilig (immerhin überlebenswichtig)

Als Schwester (auch als männliche , nur Spaß) braucht man da schon viel Selbstvertrauen.
Das ist bei mir leider nicht vorhanden
 
....und habe oft das Gefühl als junge Schwester noch etwas Skepsis bei den Patienten zu erwecken
Aber sie sind nunmal meist schon seit Jahren dort und erleben auch viel Fluktuation mit... Da wird man bestimmt etwas kühler zu Neuen...
..... braucht man da schon viel Selbstvertrauen.
Das ist bei mir leider nicht vorhanden

Ich habe in meinen ersten Berufsjahren (damals habe ich in einer orthopädischen. Praxis gearbeitet) auch oft erlebt, dass Stammpatienten nach meiner älteren Kollegin gefragt haben. a) weil sie seit Jahren in die Praxis kamen und das "Stamm"personal kannten b) weil die Kollegin natürlich mehr Erfahrung hatte und vor allem c) weil ältere Kollegen auch mehr Lebenserfahrung haben und gewisse Problematiken eher nachvollziehen und verstehen können und somit auch adäquater damit umgehen können, auch im Gespräch.

Je älter ich wurde (inzwischen 50), desto größer wurde das Vertrauen der Leute und umso schneller suchen sie auch das Gespräch mit mir, nicht weil ich mehr Berufserfahrung habe, aber weil ältere Patienten sich mit ihrer Lebenssituation eher an Gleichgesinnten (sprich älteren) orientieren und sich besser verstanden fühlen.
Sei es mit gesundheitlichen Problemen, die man im höheren Alter vielleicht auch eher versteht als auch mit sozialen Dingen, da man auch in diesen Themen (Partnerschaft, Kindererziehung, etc) so "seine Erfahrungen" gemacht hat.

Und mit chronisch Kranken ist das ganze ja auch nochmals um einiges "diffiziler".
 
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Ich habe ein schlechtes Gewissen, aber habe mich zwei Wochen krank schreiben lassen weil ich nur noch heulend im Bett lag und mich total reingesteigert habe.
Beschlossen habe ich nun ganz raus aus der Pflege zu gehen und habe einen Job bei einer KK.

Da man in der Pflege eh wie das letzte Stueck ***** behandelt wird und staendig einen in den ***** kriegt, haette ich null schlechtes Gewissen. Nichtmal nach nem Monat.
 
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Mach was dir beruflich Spass macht, es hat keinen Sinn, alle 6 Monate was anderes zu machen und dann wieder aufzuhören. Versuche vielleicht noch ein oder zwei Arbeitsfelder oder ergründe, was genau dich an diesem Beruf stört. Ich kann es niemanden verdenken, das Handtuch zu werfen.
Bei mir auf Intensiv fangen auch viele nach dem Examen an und bleiben da nicht lange, weil es für sie zu anstrengend ist.
 

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