Professionelle Pflege - Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch

Du bist eine examinierte Fachkraft- wie ich einem anderen Beitrag von dir entnehmen durfte studierst du Pflegepädagogik und verfügst über einige Jahre Berufserfahrung.

Ich wäre interessiert an deiner Beschreibung, was professionelle Pflege ausmacht, interessiert. Was unterscheidet deiner Meinung nach Pflege von Professioneller Pflege? Ist es die "gewählte Ausdrucksweise" in der Beschreibung profaner Handlungen? Macht die Handlungsbeschreibung bereits die Professionalität aus?

Beispiel: Die Mutter füttert ihr Kind. Die Tochter füttert ihren Vater. Wird dieser Vorgang dann professionell, wenn es eine Pflegekraft macht?


Elisabeth

@flexi- danke für den Hinweis. Bleibt mir jetzt die Frage: Postings dort anhängen oder hier weiter diskutieren. Problem: Ohne eine einheitliche Definition der Professionellen Pflege bleibt die Diskussion hier schwierig?
 
Wer will, kann Professionalität durch die Wortwahl ausdrücken, aber m.E. ist das nicht zwingend. Ich kann auch beim Füttern auf Schluckstörungen achten.
Und für´s Gegenteil benutze ich auch nicht das Fahrbare Fäkalienentsor-gungsgerät mit abdeckbarem Sitz, sondern den Toilettenstuhl, obwohl es vielleicht laienhaft klingt.
Aber wer sich besser fühlt, wenn er Nahrung verabreicht, soll´s doch tun; es ändert nichts an seinem Handeln.
 
Ich denke, der Laie pflegt auch und beobachtet sein Gegenüber auf Abweichungen zur sonstigen Norm. Wie läßt es sich sonst erklären, dass die Mutter mit dem kranken Kind zum Arzt geht- dass die Tochter den Hausarzt ruft bei Verschlechterung des Zustandes?
Die Mutter pflegt ihr Kind fördernd- sie bemüht sich entwicklungsorientiert zu pflegen. Die wohlmeinenende Tochter wird dies bei ihrem Vater ebenfalls tun.

Kann es sein, dass das Projekt Professionelle Pflege deswegen scheitert, weil die gängige (Laien-)Definition dieser Pflege eigentlich der Laienpflege entspricht?

Elisabeth
 
Mir scheint um so profesioneller die Pflege sich entwikelt, desto weiter entfernt sie sich von Menschen selbst.

Da hab ich mir ein paar Gedanken gemacht; hmmm..

Die Menschen werden, von der Pflege (uns) auf ihre Person bezogen kategorisiert, innerhalb profesionll erstellten Normen (Pflegeplanung, Evaluation, Prozesse, DRG, Pflegestuffen, Gesetzesvorgaben, Normskala, ...) Es ist nun so, daß Laien/Helfer Pflegehandlungen innerhalb des Pflegeprozess durchführen werden, welche sich der PflegerIn (Pflegearchitekt) ausgedacht haben. Die Beziehung (Pfleger/Mensch) besteht grundsätzlich über Evaluation und Neuorientierung und Erstellen verifizierter Pflegediagnosen im vortlaufenden Pflegeprozess, (Aufgabe des Pflegers). Dazu muss der Pfleger garnicht mehr mit dem Menschen im Kontakt kommen. Er beurteilt den IstZustand anhand der zeitnahen Dokumentationen der Laien und der zufriedenheit der Kunden.( Zum Glück versehen die Laien immer was mit den neuen Anweisungen gemeint ist. und wie sie sich selbst ausdrücken müssen damit der Pfleger sie versteht)......

Weiter denk ich mir,

Normen helfen den Rechenbüros die Arbeit am Menschen in Geld zu transferieren. Somit hat die Marktwirtschaft ein Interesse an der Profession. Sehr schnell kommt eine grosse Anzahl von profesionell erarbeiteten Pflegepunkten, alle sind sie in sich schlüssig, leicht nachvollziehbar sind und der Kostenaufwand ist belegbar bei der Abrechnung. Doch da endet die Profession wenn sie nämlich nicht mehr bezahlt werden kann. Schnell stellt man billiglohn Kräfte aus dem Ausland ein. Stellt sich das einer vor "Ich kann sie leider nicht Pflegen sie sind zu Arm, bitte suchen sie sich ein anderen Pfleger, vielleicht reicht ein PH die sind billiger"


hmmm...
science fiction.:lol1:
 
Hallo, heriion
leider sind Deine Ausführungen nicht schlüssig, bzw.stimmen so nicht. Der Pflegeprozess und auch die Pflegeplanung wurden eingeführt, um patientenorientierter zu arbeiten. Wird das Instrument richtig angewendet, so ist der Patient mündiger und gleichberechtigter Partner im Pflegeprozess und plant gemeinsam mit der Pflegekraft seine Pflege. Die Pflegekraft ist eben kein "Pflegearchitekt", wie Du es erwähnst. Läuft es aber so, dann ist es verkehrt und man erreicht das Gegenteil. Und warum ist dies so? Weil sich viele Pflegekräfte und auch Pflegende in der Führungseben nicht mit Ihrer Disziplin auseinandersetzen und weiterarbeiten, wie man es seit 20 Jahren macht... Würde die Medizin z.B. so arbeiten, wäre es ein Desaster. Die Skalen die Du ansprichst (Braden,...) sind Instrumente aus der Wissenschaft. Sie bringen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis. Gäbe es solche Erkenntnisse nicht, würden wir heute immer noch eisen und föhnen...
 
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Du bist eine examinierte Fachkraft- wie ich einem anderen Beitrag von dir entnehmen durfte studierst du Pflegepädagogik und verfügst über einige Jahre Berufserfahrung.

Ich wäre interessiert an deiner Beschreibung, was professionelle Pflege ausmacht, interessiert. Was unterscheidet deiner Meinung nach Pflege von Professioneller Pflege? Ist es die "gewählte Ausdrucksweise" in der Beschreibung profaner Handlungen? Macht die Handlungsbeschreibung bereits die Professionalität aus?

Beispiel: Die Mutter füttert ihr Kind. Die Tochter füttert ihren Vater. Wird dieser Vorgang dann professionell, wenn es eine Pflegekraft macht?


Elisabeth
Liebe Elisabeth!

Pflege ist doch mehr als nur Tätigkeiten durchführen.
Professionelle Pflege zeichnet sich dadurch aus, dass sie geplant und wohlüberlegt ist. Sie nutzt den Pflegeprozess dazu. Ebenso ist Pflege an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. (Pflegewissenschaft und Bezugsdisziplinen, Medizin,..)
Ein Laie pflegt einfach irgendwie, reflektiert nicht, evaluiert sein Handeln nicht.
Ebenso ist die emotionale Arbeit, die professionell pflegende durchführen, nicht zu vernachlässigen. Professionelle Pflege ist zudem nicht auf das Krankenbett beschränkt, sie setzt früher ein: Prävention, Gesundheitsförderung,... Die neuen Arbeitsbereiche für Pflegende in der Beratung, Prävention, Gesundheitsförederung machen dies deutlich.
Pflege findet also auch im ambulanten Sektor statt. (z.B. Beratungsstellen, Setting-Ansatz,...) Der ICN-Ethikkodex (siehe auch : Definition des ICN) für Pflegende rundet meine Ausführungen ab. DBfK - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe

Liebe Grüße

Thomas
 
PflegerTom schrieb:
Ein Laie pflegt einfach irgendwie, reflektiert nicht, evaluiert sein Handeln nicht.
Ebenso ist die emotionale Arbeit, die professionell pflegende durchführen, nicht zu vernachlässigen.
Die Mutter eines behinderten Kindes pflegt ihr Kind nach bestem Wissen- sie lernt beim Pflegen. Sie beobachtet die Ergebnisse ihrer Pflege, zieht Rückschlüsse aus den Ergebnissen und passt ihre Pflege an. Die emotionale Arbeit findet in der Beziehung zwischen Mutter und Kind statt.

Pflegt die Mutter professionell? Wenn ja, wie kann sie das ohne Pflegeausbildung?

Das Beispiel läßt sich auf alle Pflegesituationen übertragen. Und genau da liegt aus meiner Sicht das Problem: der Laie erkennt keine Unterschiede zu seiner Pflege.

Elisabeth

Elisabeth
 
Pfleger Tom schrieb:
Die Skalen die Du ansprichst (Braden,...) sind Instrumente aus der Wissenschaft. Sie bringen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis. Gäbe es solche Erkenntnisse nicht, würden wir heute immer noch eisen und föhnen...

Hallo,
Eisen und Föhnen ist glaube ich schon vor der Zeit der Skalen wieder out gewesen, oder professioneller ausgedrückt, man hat schon vor den Skalen erkannt dass es mehr schadet als nutzt.
Trotzdem finde ich das Beispiel nicht schlecht, da ich mich frage, käme der Laie, ich nenne ihn mal Lieschen Müller, überhaupt auf die Idee, dass sie bei einem Dekubitus eisen und föhnen sollte?
Woher bezieht der Laie seine Informationen? Beurteilt er einen Pflegeprozess, eher nicht unser Lieschen Müller informiert sich entweder in diversen Zeitschriften, "Frau mit Spiegel" oder in Ratgebern für den Hausgebrauch.
Im Gegensatz zur prof. Pflegekraft, schaut Lieschen Müller ob ihr Mittel wirkt, also wird der Dekubitus kleiner oder grösser und wird dann mehr Mittel anwenden oder häufiger.

Wobei ich nicht unbedingt ein Freund von Skalen bin, da diese immer nur einen kleinen Ausschnitt des Patienten spiegeln und ihn nicht als ganzheitlichen Menschen sehen. Die Frage ist, wieviele Skalen braucht eine prof. Pflegekraft um einen Patienten richtig einschätzen zu können.
Sind Skalen nicht eher Hilfsmittel für Helfer?

Schönen Tag
Narde
 
Hallöchen,
Skalen sind auf gar keinen Fall etwas für Helfer. Wenn Helfer beginnen, einzuschätzen, wie stark Dekubitusgefährdet ein Patient ist, weiß ich nicht wo das enden soll.
Sicher vermitteln sie nur einen Ausschnitt, aber das sollen sie ja auch. Sie sind ja z.B. nur für das einschätzen des Dekubitusrisikos. Um ganzheitlich zu pflegen bedarf es der Grundlage einer Pflegetheorie. Diese schafft die Basis. Ist diese gut implementiert, ist es ein leichtes, Instrumente, wie z.B. Skalen einzuführen und anzuwenden.
Im Zuge der zunehmenden Anforderunegn an unser Berufsfeld und im Zuge hin zu mehr Kundenorientierung, müssen wir über kurz oder lang unsere Arbeit besser strukturieren und wissenschaftlich fundieren.

Habe noch eine Ergänzung: Mit Skalen haben wir einen einheitlichen Blickwinkel. Bisher entscheidet jede Pflegekraft selbst, wann sie einen Pat. lagert oder wann er ein Spezialbett haben soll. Mit der Braden-Skala z.B. werden viele Aspekte berücksichtigt und die Pflegekraft kann gezielt und systematisch intervenieren. Somit bleibt es nicht länger dem Ermessen jeder Pflegekraft überlassen, welcher Pat. nun gefährdet ist.

Thomas
 
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Hi,

ich denke ebenfalls, das man erstmal definieren sollte, was ist Professionalität in der Pflege.

Habe mal gegoogelt (Google: "Professionalität in der Pflege") und folgende Aussagen gefunden:

Professionalität in der Pflege basiert größtenteils darauf, die Pflegestandards zu erlernen und immer einzuhalten. Alle Mitarbeiter haben schon Situationen erlebt, in denen plötzlich Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich war. Professionalität in der Pflege bedeutet auch, Verständnis für die eigenen Fehler zu entwickeln und an diesen zu arbeiten.

Wir erkennen, welche Handlungen ein Patient selbst verrichten kann und bei welchen er Unterstützung braucht.

Finde ich schon mal ziemlich gegensätzlich. Ich glaube, zu der oberen Aussage muss ich nix mehr sagen - ich empfinde das teilweise als extremst unprofessionell. Denn so könnte man auch Laien anlernen. Gut dagegen die Aussage, aus Fehler zu lernen.

Ich denke, Professionalität ergibt sich auch daraus, das wir durch erworbenes theoretisches Wissen typische Pflegesituationen entsprechend praktisch angehen und nicht einfach eine Liste abarbeiten. Situationsbezogen arbeiten eben. Abweichungen von irgendwelchen Standarts müssen begründet sein.

Das geht nicht ohne Wissen.

Ich sehe eher das Problem, das wir diese Professionalität nicht nach außen zeigen. Und wie schon Elisabeth sagte: der Laie erkennt dann den Unterschied zwischen seiner und unserer Arbeit nicht.
Wie auch, wenn wir diese nicht verdeutlichen. Ich sehe eher darin den Hund begraben

Gruß
HHS
 
Googelst du weiter, findest du noch mehr. (Vor allem Widersprüche)
Definitionen dürfte es mittlerweile so viele geben, wie Lehrstühle auf der Welt.
Zwei was zum Thema Profession möchte ich aber noch sagen: Ich sehe einen Unterschied zur Laienpflege darin, dass wir in der Lage sind (sein sollten) klare Pflegeziele zu formulieren und unser Handeln konsequent daran auszurichten.
Die Evaluation sollte ebenfalls zielgerichtet und theoriebasierend möglich sein, während Laien schon eher rätseln und vermuten (und zugegeben aus ihren Fehlern lernen).

MfG
rudi09
 
Hallo Elisabeth,

Danke für das interessante Thema!

Wann ist Pflge professionell?

Genau diese Frage ist der springende Punkt!

M.E. macht unser umfangreiches Hintergrundwissen(Fachkenntnisse), auf dem unsere Arbeit und unser pflegerisches Handeln beruht, den Unterschied aus!

Beispiel:

- Der Laie sieht, dass ein Patient blass ist und er komisch atmet - das ist seine Beobachtung.
Vielleicht wird er - je nach persönlichem Erfahrungsschatz - Schlüsse daraus ziehen - und handeln:
"Du bist ja so blaß mein Schatz, ich mach mal das Fenster
auf....dann wird Dir sicher wieder besser und Du schwitzt dann auch nicht mehr!" :weissnix:


- Die Pflegefachkraft zieht aus der beobachteten Blässe und der flachen Atmung aufgrund ihres Hintergrundwissens andere Schlüsse - z.B. kann ein RR-Abfall vorliegen oder gar eine Anämie......sie handelt:
Vitalzeichenkontrolle mit Doku, weitere gezielte Beobachtung des Patienten - die Beobachtung ggf. in Zusammenhang bringen mit anderen akuten Ereignisse (operierter Patient?)
Die Pflegefachkraft unternimmt ausser den pflegerisch angesagten Vorgaben (wie Vitalzeichen- & BZ-Kontrollen, Gabe der Bedarfsmedikation) selbst nichts gegen die Symptome - ausser im akuten Notfall natürlich - da ist sie Ersthelferin!)

Sie informiert umgehend den Arzt, welcher weitere Maßnahmen einleitet
Weitergabe der Beobachtung an Kollegen und ggf. Änderung der Planung
-> Pflegemaßnahmen.

Von einem Laien dürfen wir einfach nicht erwarten, dass er eine korrekte Einschätzung der Situation abgibt!
Seine Schlüsse sind rein spekulativ - mehr darf man einfach nicht erwarten.....
Bestenfalls hat eine pflegende Ehefrau mal gehört, dass ein Mensch nach einem Schlaganfall evtl. einen schiefen Mundwinkel und Sprachstörungen hat.....sie handelt daher folgerichtig und wählt die 112!
Eine Pflegefachkraft kann die Symtome des apoplektischen Insult im Schlaf runterbeten und begeht einen schweren Fehler, wenn sie bei diesem Patienten nicht umgehend den Arzt informiert, welcher dann alle weiteren Maßnahmen, Diagnostik und ggf. Therapie anordnet - im Idealfall ab auf die stroke unit mit dem Patienten!!

Ausnahme:
Die Mutter des behinderten Kindes pflegt sicher auf hohem Niveau, sie hat ihr Kind vermutlich bereits in der Klinik mitversorgt und wurde von Fachkräften korrekt angelernt.
Unter Umständen kann die Mutter eines Epileptikers besser und professioneller mit der Notfallsituation umgehen, als z.B. eine Pflegefachkraft von der Psychiatrie (oder Chirurgie) dies adhoc könnte.(Und sie kennt ihr Kind natürlich auch viel besser als jeder Aussenstehende)
Die Mutter ist auf diesem besonderen Gebiet also kein wirklicher Laie!



Grundpflege und alle anderen pflegerischen Aufgaben (Essen reichen, Vitalzeichenkontrollen, Transfere....), die wir an Hilfskräfte delegieren, gehören immer penibel durch die PFK kontrolliert und überwacht - wir tragen hier die volle Verantwortung für den Patienten und für die korrekte Durchführung der Grund- und Behandlungspflege!
(Klar, wir haben ja auch sonst nichts zu tun......:lol1: Ich habe dieses Zeitproblem natürlich auch!)

Wir müssen hier aufpassen, dass die Pflegehilfskraft die Pflegefachkraft nicht ersetzt, sonst sehe ich in den kommenden Jahren kohlrabenschwarz für unsere Patienten - und für das Niveau unseres Berufes!!!


LG

von der Tigerente

Marlies
 
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- Die Pflegefachkraft zieht aus der beobachteten Blässe und der flachen Atmung aufgrund ihres Hintergrundwissens andere Schlüsse - z.B. kann ein RR-Abfall vorliegen oder gar eine Anämie......sie handelt:
Vitalzeichenkontrolle mit Doku, weitere gezielte Beobachtung des Patienten - die Beobachtung ggf. in Zusammenhang bringen mit anderen akuten Ereignisse (operierter Patient?)
Die Pflegefachkraft unternimmt ausser den pflegerisch angesagten Vorgaben (wie Vitalzeichen- & BZ-Kontrollen, Gabe der Bedarfsmedikation) selbst nichts gegen die Symptome - ausser im akuten Notfall natürlich - da ist sie Ersthelferin!)

Sie informiert umgehend den Arzt, welcher weitere Maßnahmen einleitet
Weitergabe der Beobachtung an Kollegen und ggf. Änderung der Planung
-> Pflegemaßnahmen.

Wieviele Pflegekräfte arbeiten nach diesem Muster- also auf der Grundlage von Fachwissen und ohne die Nutzung von Skalen"rezepten" und "Drehbuch" standards? In den Intensivbereichen finde ich viele Kollegen... auf den Normalstationen eher wenige. In beiden Bereichen fällt auf, dass man sehr hoch spezialisiert auf die entsprechende Ausrichtung der Station ist- sprich Karnkheitsbilder. Ein Pat. der nicht in das Raster passt, hat Pech gehabt.
Pflegefachliches Grundlagenwissen finde ich fast gar nicht- egal in welchem Bereich. Medizinisches Fachwissen scheint en vogue- dem Arzt Paroli bieten können, ist die Devise. Muss das über die medizinische Schiene funktionieren?

Elisabeth
 
Hallo
Ich habe meinem 14 jährigen Sohn Listen,Skalen und Standards aus der Klinik mitgebracht und ihn gebeten sie auszufüllen. Seine Urgroßmutter ist ein Pflegefall und liegt im Pflegeheim. Er sollte anhand seines Laienwissens und der Kenntnis der körperlichen Gebrechen einen Pflegeplan anhand dieser Listen erstellen. Bei Unklarheiten konnte er selbstverständlich Fragen stellen.
Tja was soll ich sagen, es gibt bei mir auf Station Examinierte die dies nicht so gut könnten. Was ihn aber sehr gestört hat, war, daß -vorlesen-spazierengehen/fahren, nicht vorkam. "Da wird sich ja nur ums körperliche gekümmert, find ich ******e!"
Das hat mich in meiner Meinung und Abneigung gegen Skalen und Listen wieder mal bestätig.Für das Abhaken dieser Teile brauche ich lediglich 2 Augen, die kenntnis von Wort und Schrift und etwas gesunden Menschenverstand.
Jede Examinierte sollte ohne Skalen einen dekubitus-pneumonie-intertrigo etc. gefährdeten Patienten erkennen.
Professionell bin ich dann wenn ich das Richtig zu richtigen Zeit tue, auch noch weiß warum ich es so und nicht anders mache und das ganze noch meinen lieben kollegin verständlich machen kann und der Patient nicht nur keinen Schaden nimmt sondern sich auch noch wohl fühlt.
Alesig
 
Hallo!
Ich denke auch, dass eine Schwester, die einigermaßen was zustande bekommt auch ohne Skalen und LIstenm zurechtkommen und das richtige tun sollte. Wir sollen immer und immer mehr dokumentieren.
Hier ein Lagernugsplan, dann noch ein Kinästhetikplan, den muss man abzeichenen, damit man das cuh eingruppieren kann, sonst gibts ja kein Geld. Dann nnoch n Mediplan, hier noch n Einfuhrplan, dann täglich diese Skala anpassen, und dann hier nochmal was ausfüllen und berechnen, und jetzt soll man mit dem Patient gemeinsam noch den Fragebogen über die Zufriedenheit während seinem AUfenthalt hier ausfüllen.
Das ganze bitte noch alles in der Akte dokumentieren....:motzen: ja himmel nochmal. Da brauch ich bald meine eigene Schreibkraft.
Denn eigentlich möchte ich nämlich professionell arbeiten.:!: Möchte mir auch mal Zeit nehmen können, möchte NICHT NUR "Waschen, dass gewaschen ist", oder "lagern, damit der pat keinen Deku bekommt!"... ich möchte ihn auch mal richtig rausmobilisieren, mal gucken was geht. Mir mal Zeit nehmen um ne ASE oder eine Kontaktatmung durchzuführen. ... aber dazu kommt amn ja garnimmer, weil ja nebenher auch noch das Personal reduziert wird... und man währenddessen immer noch besser und noch mehr arbeiten soll und noch mehr aufgaben übernehmen darf...:wut:
Das nervt mich echt tierisch.
Da lassen sich Häuser zertifizieren etc... das ist doch alles eine riesenb LÜGE meiner meinung nach. Mir tut es nur wirklich um die Patienten leid. Denn denen kann man nicht mehr so gerecht werden, wie man es gerne möchte! Meiner Meinung nach ist da einfach ein riesen Fehler im Sytem!:angry:

Grüße, Mara :nurse:
 
Hallo Elisabeth,

boah, woher hast Du Deine "schlechte Meinung" über die Kolleg/innen???
Klar arbeiten wir so, Fachwissen (Je nach Fachrichtung wird man halt mit den Jahren zum Fachidioten!!) ist unsere Grundlage und Erfahrungswerte unser Schatz!

Klar brauchen wir zum objektiven Bewerten Scalen, sonst würde vermutlich bei jedem eine Prophylaxe anders aussehen bzw. jeder sein eigenes Süppchen kochen!
Die Beschreibung eines Decubitus war früher eine mittlere Katastrophe - Heutzutage haben wir genaue Regeln, wie die Beschreibung auszusehen hat - Transparenz, die objektiviert!
Mit der Ablehnung von Plänen und Scalen stellt Ihr die gesamte Pflegedokumentation/Planung in Frage.
Ist es wirklich das, was Ihr wollt? Zurück in die Vorzeit?
Mit Visitenbuch, Übergabebuch und einer Doku voller Lücken?
Wie würde Pflege dann nachgewiesen, bewertet, übergeben?
Wie würde es uns Heute damit gehen?? Vermutlich wäre das nicht mehr durchführbar....(ich weiß, das will ja auch im Grunde niemand von Euch wirklich!!)

Ich wünsche mir auch mehr Zeit für den Patienten - immer!

Aber ich sehe auch, dass wir in Deutschland all inclusive gewohnt sind - was es in fast keinem Land auf dieser Welt gibt!
Zu finanzieren ist das nicht, das haben die Zahlen uns deutlich gezeigt! Ein hochverschuldeter Staat und ein marodes gesundheitssy<stem - allerdings mit immer mehr High Tech.......seltsam, dass man einfach so über seine Verhältnisse lebt!

Und mal ehrlich - ist spazieren gehen wirklich professionelle Pflege - oder wären wir nicht
überbezahlte Begleiter??

Wir sollten die Gesellschaft durch Öffentlichkeitsarbeit sensiblisieren, dass sie anders mit ihren Kranken umgeht, damit Kinder, Enkel und auch Nachbarn sich regelmässig die Stunde am Nachmittag für den Patienten nehmen! Dann käme er auch an die frische lufdt bzw. es würde ihm etwas vorgelesen!

Wir sollten versuchen, das momentane Level zu halten, mehr ist m.E. nicht drin!
Es ist umstritten, ob das jetzige System nicht irgendwann kollabieren wird....Das ist die Realität!

Wenn allerdings der Begriff "gefährliche Pflege wegen Zeitmangel" auftaucht, dann knallen mir die Sicherungen durch!

Spätestens dann sind wir gefragt, müssen durch Streiks und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit
verdeutlichen, dass auch wir Pflegenden ein Gewissen haben - und nicht bereit sind, dies auszuschalten!!

Leider haben wir es versäumt, uns gescheit zu organisieren - in anderen Berufszweigen (Stahlindustrie) ist das selbstverständlich - und die Bürger sehen das sogar sehr positiv!!!

Wir haben nach wie vor Angst vor jedem Weißkittel - wenn es drauf ankommt jerdenfalls....., Angst um unsere Existenz und vor Patientenklagen.....wir wehren uns vor notwenigen Umstrukturierungen und jammern und klagen -

Das sind wir - Pflegende, die ihr Helfersyndrom zum Beruf gemacht haben!:weissnix:

Sorry - ich glaube, ich werde grad Off Toppic:ccol1:



Einen schönen Sonntag allerseits wünscht die Tigerente

Marlies
 
Aus irgendwelchen komischen Gründen krieg ich neuerdings immer einen Link zum Thema geschickt und was ich lese, lässt mich blass werden.
Offensichtlich haben hier die wenigsten Schreiber eine Ahnung, was der Unterschied zwischen Profession und Professionalisierung ist, und wie dies entsprechenden Tatsachen auf die Pflegetätigkeit herunter zu brechen sind.

Der Thread ist soooo lang, dass ich befürchte, das auch ich hier irgendwo irgendwie etwas dazu geschrieben habe.
Stichworte zum selber suchen und lernen sind:
"Merkmale einer Profession"
"Professionalisierung"
Viel Spass beim Suchen und Lernen...
 
Jau - ein ellenlanger Thread, ich denke aber, er betrifft uns alle - und sollte Thema Nr. 1 sein für die Pflege!!! Wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen (wäre ja gan typisch für die Pflege, wird man uns weiter auspressen wie Zitronen, sich für viel Geld Zertifikate auf die Briefköpfe setzen und sich einen Teufel darum scheren, wie gut die Qualität der prof. Pflege letztendlich ist!

Noch eins:

Liebe Foris,
wenn Euch ein Hallo über - und ein Gruß unter Eurem Beitrag zuviel ist, dann lasst es sein. Ich mag allerdings nicht so gerne mit Leuten diskutieren, die die einfachsten Umgangsformen nicht einhalten! (sorry!)
Macht mich echt traurig!:weissnix:

LG

von der Tigerente
 
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Klar brauchen wir zum objektiven Bewerten Scalen, sonst würde vermutlich bei jedem eine Prophylaxe anders aussehen bzw. jeder sein eigenes Süppchen kochen!
Die Beschreibung eines Decubitus war früher eine mittlere Katastrophe - Heutzutage haben wir genaue Regeln, wie die Beschreibung auszusehen hat - Transparenz, die objektiviert!

Hallo
Ich habe meinem 14 jährigen Sohn Listen,Skalen und Standards aus der Klinik mitgebracht und ihn gebeten sie auszufüllen. Seine Urgroßmutter ist ein Pflegefall und liegt im Pflegeheim. Er sollte anhand seines Laienwissens und der Kenntnis der körperlichen Gebrechen einen Pflegeplan anhand dieser Listen erstellen. Bei Unklarheiten konnte er selbstverständlich Fragen stellen.
Tja was soll ich sagen, es gibt bei mir auf Station Examinierte die dies nicht so gut könnten.

Ist eine prozessorientierte Pflegeplanung nur möglich, wenn ich dazu Standards und Skalen bemühe? Das sehe ich etwas differenzierter.

Übrigens: der Pflegeprozess war zuerst da- historisch gesehen... die Skalen und Standards sollten lediglich der einfacheren Dokumentation dienen. In Deutschland läufts andersrum: man lernt erst die Skalen und Standrads und plant dann aufgrund der Vorgaben... und versucht damit den facettenreichen Menschen in eine quadratische Form zu pressen.


Elisabeth
 

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