Professionelle Pflege - Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch

So ganz kann ich stormriders Argumentation nun nicht mehr folgen. Erst habe ich herausgelesen, dass Studierte zu wenig Praxis haben, dann war das Argument, dass solche ausgeschlossen werden, die sich ein Studium nicht leisten können, zwischendurch dann mal wieder Argumente, dass Studierte Pflegekräfte nach ihrer Ausbildung zu teuer wären, weil sie nicht für das heutige Geld einer GuK arbeiten würden.
Sind das nun alles zusammen Deine Argumente gegen eine universitäre Ausbildung der GuK`s, oder suchst Du immer neue Argumente weil Du persönlich dagegen bist?
Eingangs ging es u.a. darum, ob professionelle Pflege mit einem Studium eher zu erreichen ist als mit der bisherigen Ausbildung. Ist da die Finanzierungsfrage nicht erst mal zweitrangig?
Als die ersten Pflegestudien angeboten wurden wurden eher die Pflegenden angesprochen, die bereits im Beruf waren, ein soziales Umfeld hatten, wo sie das bereits verdienende Gehalt gebraucht wurde und sich viele daher überlegten, ob sie nochmal auf weniger Geld überhaupt verzichten können, bzw. wollen. Mittlerweile kann ich aber bereits direkt nach dem Abitur studieren, bin also noch sehr jung und muss mir auch noch nicht überlegen, ob ich auf das Geld verzichten kann/will.
Professionelle Pflege ist m.M. nach nach wie vor am ehesten durch eine universitäre Ausbildung zu erreichen. Pflegexperten, die durch Weiterbildung ihre Qualifikation erreicht haben, befinden sich m.E. sicher nicht in der Gefahr, dass ihre Qualifikation aberkannt wird.
Aber sehen wir uns doch mal an wie viele sich wirklich weiter bilden, da kommen wir bestimmt nicht auf einen sehr hohen Prozentsatz, ergo wäre durch eine universitäre Ausbildung zumindest bei allen eine Grundprofessionalität vorhanden in Form von theoretischem Grundwissen, was dann natürlich in der Praxis zur Anwendung kommen muss, wo durchaus auch durch die Praxis weiter gelernt wird.
Im Übrigen kann mir jemand Weiterbildungen nennen, die mich nichts kosten. Wer hier ist wirklich in der glücklichen Lage einen AG zu haben, der ihn/sie unterstützt in der Weiterbildung und gerne die Kosten inclusive Freistellung übernimmt?.
@Elisabeth: Kannst Du ungefähr abschätzen was Dich Deine ganzen Weiterbildungen gekostet haben, oder warst Du eine der Glücklichen?

Und den Zugang zu einem Pflegestudium würde nicht mehr und nicht weniger Studienwilligen verwehrt werden, wie in allen anderen Studiengängen auch. Das wäre ein allgemeines Problem und keines speziell der Pflege.
 
Fachschwester A/I ca. 1000 €, den Rest hats Arbeitsamt übernommen
Praixsanleiter Basale Stimulation ca. 2500 €, den Rest hat die B. Braun Stiftung übernommen
Es stehen ca. 60 Fachbücher in meinem Schrank. Kostenpunkt ca. 2000 €. Heilberufe, Not, Psychologie heute, Gehirn und Geist usw. ... nochmal ca. 200 € pro Jahr.
Wenn ich zu kleineren Weiterbildungen fahre, bezahle ich in der Regel die Fahrtkosten... machte im letzten Jahr ca. 200 €.

Ich arbeite nur 6 Stunden und werde nach BAT Ost KR. VI bezahlt. Zur Familie gehören noch 4 unterhaltspflichtige Kinder. Mein Mann verdient ähnlich viel wie ich.

Ein Studium kann ich mir nicht leisten. Der Studiengang der mich interessiert hätte, hätte mit 750 € pro Monat zu Buche geschlagen. Das sprengt auch mein Budget. Aber solange mein Arbeitgeber mit meiner Leistung zufrieden ist, brauch ich ja auch net schriftlich nachweisen was ich kann. *grübel* Vielleicht sollte ich mal nach einer Beurteilung nachfragen. Dann hat man wenigstens was in der Hand. Aber ich würde damit wieder die Preise verderben für Studierte. *g*

Elisabeth
 
So ganz kann ich stormriders Argumentation nun nicht mehr folgen. Erst habe ich herausgelesen, dass Studierte zu wenig Praxis haben, dann war das Argument, dass solche ausgeschlossen werden, die sich ein Studium nicht leisten können, zwischendurch dann mal wieder Argumente, dass Studierte Pflegekräfte nach ihrer Ausbildung zu teuer wären, weil sie nicht für das heutige Geld einer GuK arbeiten würden.
Sind das nun alles zusammen Deine Argumente gegen eine universitäre Ausbildung der GuK`s, oder suchst Du immer neue Argumente weil Du persönlich dagegen bist?
Das sind doch 3 völlig isolierte Argumente die im Laufe der Diskussion entstanden sind. Ich persönlich habe ein Problem damit, dass sich Studierte auf das hohe Pferd setzen und auf Nichtstudierte herabschauen, z.B. Ärzte - Pflegepersonal. Warum muß sich das Pflegepersonal "akademisieren"? Nur um in den Augen der Ärzte als gleichwertig angesehen zu werden? Warum dieser Minderwertigkeitskomplex beim Pflegepersonal? Warum die Gesellschaft nicht ändern und für eine höhere Anerkennung nichtakademischer Ausbildungen kämpfen?

Ich bin keine Gegnerin einer universitären Ausbildung, denke aber kritisch nach und stelle bestimmte Forderungen an eine solche Ausbildung, die derzeit in der Form nicht gegeben sind.

Zum Studium nicht leisten können, siehe Elisabeths Beitrag über meinem Posting hier und nachfolgendes:

Mittlerweile kann ich aber bereits direkt nach dem Abitur studieren, bin also noch sehr jung und muss mir auch noch nicht überlegen, ob ich auf das Geld verzichten kann/will.
Sorry aber das geht heftig an der Realität vorbei. Es gibt durchaus eine Menge junger Menschen, die ihre ins Auge gefasste Ausbildung nicht durchführen könne, z.B. kein Abitur weil Eltern es nicht finanzieren können, kein Studium weil Finanzierung nicht möglich. Hinzu kommen die Studiengebühren. Ich bin jetzt nicht informiert, inwieweit sie schon eingeführt sind.
 
Sorry aber das geht heftig an der Realität vorbei. Es gibt durchaus eine Menge junger Menschen, die ihre ins Auge gefasste Ausbildung nicht durchführen könne, z.B. kein Abitur weil Eltern es nicht finanzieren können, kein Studium weil Finanzierung nicht möglich. Hinzu kommen die Studiengebühren. Ich bin jetzt nicht informiert, inwieweit sie schon eingeführt sind.

Sorry, aber wenn ich etwas wirklich will, dann finde ich auch Mittel und Wege.

Elisabeth (deren Kinder auch neben dem Studium arbeiten müssen).
 
Sorry, aber wenn ich etwas wirklich will, dann finde ich auch Mittel und Wege.
Nicht immer gibt es eine Lösung und manche Wege sind sehr dornenreich.
Würde ich aber auch eingehen, wenn es mich meinem Ziel näher bringt. Teilweise muß man auch Rücksicht auf andere nehmen, z.B. Kinder, da müssen die eigenen Interessen zurückstecken.

Mir missfiel Sigjuns salopp getipperter Satz
Mittlerweile kann ich aber bereits direkt nach dem Abitur studieren, bin also noch sehr jung und muss mir auch noch nicht überlegen, ob ich auf das Geld verzichten kann/will.
Das klingt mir zu selbstverständlich, ein Weg den einfach jeder gehen kann.
 
Können wir wieder zum Thema kommen?

Professionelle Pflege- Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch?

Elisabeth
 
Hallo, mische mich kurz In Eure Diskussion ein, mit einem Erfahrungsbericht aus Italien.
1995 Krankenpflegeausbildung abgeschafft und durch Studieren von Pflegewissenschaften ersetzt. Klar, Abitur ist Pflicht und Studiengebühren von 1000 Euro pro Jahr plus Finanzierung der Bücher plus andere anfallende Gebühren extra, habe gehört, dass die ganze Ausbildung ca. 5000 Euro beträgt.
Bis 1995 herrschte eine sehr große Arbeitslosigkeit unter dem Pflegepersonal Was dazu führte, dass sich Krankenschwestern Für 9 DM ohne Schicht- oder Wochenendzulage anboten.
2000 wurden die Krankenschwestern sehr knapp, die Preise stiegen an. 2006 gibt es absoluten Personalmangel und es wird Personal aus Rumänien und Polen angeworben. Die Schwestern haben eigentlich wenig mit Pflege zu tun. Haben inzwischen sogenannte Arzttätigkeiten übernommen. Die Schwestern von der Uni sind sehr gut ausgebildet in Theorie und Bürokratie. Die Pflege kennen sie recht gut theoretisch, aber nicht praktisch. Warum auch? Denn es gibt hier jetzt wieder die einjährig Ausgebildete die alle diese Arbeiten von uns delegiert bekommt. Die sind recht günstig im Vergleich zur Krankenschwester. Im Übrigen sind jetzt viele Ärzte arbeitslos, weil ja jetzt die Krankenschwester viele Tätigkeiten übernimmt. Alle Krankenschwestern unterliegen einer Fortbildungspflicht, im Besonderen die Ausgebildeten vor 1995, in dem dir vermittelt wird was dich während unserer Ausblidung nicht interessierte, weil das war Arzttätigkeit. Im Übrigen studieren jetzt viele Pflegewissenschaften anstatt Medizin, weil so finden sie sicherlich eine Anstellung und sind nicht arbeitslos. Im Übrigen kann jetzt die einjährige mit einer Zusatzausbildung von ca. 600 Stunden auch Medikamente verabreichen sowie I.m. spritzen.

Nun zum eigentlichen Thema: professionelle Pflege - Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch?

Pflege in Italien sieht inzwischen so aus: Anti-Dekubitus-Matratzen sind die einzige Prophylaxe, Lagern: was ist das?
Waschen im Bett, geht schneller, mobilisiert und unterstützt zur Selbstständigkeit, ist völlig unwichtig!
Zähne putzen können doch die Familien übernehmen. Und außerdem "füttern" ist Pflicht der Angehörigen und wenn die keine Zeit haben, dann sollen die doch gefälligst jemanden dafür bezahlen, es gibt schließlich genügend Arbeitslose die sich über einen kleinen Nebenverdienst freuen.

Nun noch einmal die Frage: professionelle Pflege - Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch?

Nun ja, ich denke, dieses hat nichts mehr mit Pflege zu tun - ein wenig Geld haben die Krankenhäuser vielleicht eingespart.
Das Witzige ist: ein Zurück gibt es nicht mehr, diese Ausbildungsform und Arbeitsweise ist in einigen Ländern in Europa nun zur Routine geworden. Von daher bin ich mir sicher, dass dies auch in Deutschland ähnlich stattfinden wird.

Der nächste Witz ist der, dass die Krankenschwester jetzt einen besseren Stand hat und besser bezahlt wird.für schlechtere Pflege.

Gruß Naemi
 
Anti-Dekubitus-Matratzen sind die einzige Prophylaxe, Lagern: was ist das?
Waschen im Bett, geht schneller, mobilisiert und unterstützt zur Selbstständigkeit, ist völlig unwichtig!

*grübel* Warum kommt mir das bloß so bekannt vor? *grübel* In Italien war ich doch noch nie.

Wieviel Geld mag der Kunde denn bezahlen für die Pflege? Scheint nicht viel zu sein, wenn er für Laienpflege auch lieber Laien nimmt statt examinierte Pflegekräfte.

Zitat aus Minimum von Frank Schirrmacher
... Man kennt die Verblüffung, die sich auf den Gesichtern abzeichnet, wenn der Sozialstaat die Mitreisenden unserer Gemeinschaft neuerdings anweist, in die Familien zurückzukehren, weil er nicht mehr helfen kann. Diese Botschaft war nicht vorgesehen. Und noch weniger war vorgesehen, dass sie nicht aus ideologischen Gründen erfolgt, sondern aus Mangel an Ressourcen. ...
Krankenpflege war vor mehr als 200 Jahren eine ganz gewöhnliche Tätigkeit der Hausfrau. Erst die Industrialisierung hat die Familien zerbrechen und den Bedarf an Pflegekräften steigen lassen. Und die Eigendynamik des Prozesses hat jetzt offensichtlich eine Kreuzung erreicht. Man muss sich entscheiden. Entweder man bezeichnet alles als hochprofessionelle Pflege und gerät in eine finanzielle Sackgasse (siehe demographische Entwicklung) oder man entschließt sich zur Radikalkur und erkennt an, dass viele Tätigkeiten ebend doch von einjährig examinierten Fachkräften im Niedriglohnbereich geleistet werden können. Und stabilisiert so das System.

Wahrheiten sind immer bitter. Und wir können es drehen und wenden wie wir wollen... es hat eine Umfeldänderung gegeben. In der Biologie überlebt nur der, der sich an die veränderte Umgebung anpassen kann.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Fachschwester A/I ca. 1000 €, den Rest hats Arbeitsamt übernommen
Praixsanleiter BasStim ca. 2500 €, den Rest hat die B.Braun Stiftung übernommen
Es stehen ca. 60 Fachbücher in meinem Schrank. Kostenpunkt ca. 2000 €. Heilberufe, Not, Psychologie heute, Gehirn und Geist usw. ... nochmal ca. 200 € pro Jahr.
Wenn ich zu kleineren Weiterbildungen fahre, bezahle ich in der Regel die Fahrtkosten... machte im letzten Jahr ca. 200 €.
round about 6000€ macht das dann. Das ist eine Menge Geld. Auch das können sich längst nicht alle leisten.
Ich glaube aber Du hast mich falsch verstanden. Deine Rechnung beweist doch, dass auch Weiterbildung nicht ohne Kosten geht, die ein jeder selbst leisten muss, sofern er nicht einen äußerst großzügigen Arbeitgeber hat.
Ich sagte bereits an anderer Stelle, dass zukünftige Studienabgänger engagierte Leute nicht verdrängen werden können. Wird die Ausbildung ergo von Anfang an universitär ausgelegt könnten einige Weiterbildungsinhalte durchaus darin integriert werden, womit die Kosten für eine Weiterbildung demjenigen erspart blieben.
Was ist das für ein Studium, was so viel kostet?
 
stormrider schrieb:
Ich persönlich habe ein Problem damit, dass sich Studierte auf das hohe Pferd setzen und auf Nichtstudierte herabschauen, z.B. Ärzte - Pflegepersonal. Warum muß sich das Pflegepersonal "akademisieren"? Nur um in den Augen der Ärzte als gleichwertig angesehen zu werden? Warum dieser Minderwertigkeitskomplex beim Pflegepersonal? Warum die Gesellschaft nicht ändern und für eine höhere Anerkennung nichtakademischer Ausbildungen kämpfen?
Das ist mir zu allgemein, sowohl im Sinne der Ärzte als auch im Sinne all derer, die studiert haben.
Wenn ich mich richtig erinnere wurde hier nicht das Argument genannt, dass
ein Studium notwendig ist um in den Augen der Ärzte als gleichwertig angesehen zu werden.
Ich möchte nicht für das Ansehen aller nichtakademischer Berufe kämpfen, hier ging es u.a. darum wie Pflege professioneller werden kann und erst im zweiten Schritt ob die Gesellschaft sie als solches ansieht. Das Studium ist m.E. eine Möglichkeit dazu. Und davon erhoffe ich mir bedeutend bessere Ergebnisse als gegen eine ganze Gesellschaft anzukämpfen und sie zu ändern.
Mittlerweile kann ich aber bereits direkt nach dem Abitur studieren, bin also noch sehr jung und muss mir auch noch nicht überlegen, ob ich auf das Geld verzichten kann/will.
stormrider schrieb:
Sorry aber das geht heftig an der Realität vorbei. Es gibt durchaus eine Menge junger Menschen, die ihre ins Auge gefasste Ausbildung nicht durchführen könne, z.B. kein Abitur weil Eltern es nicht finanzieren können, kein Studium weil Finanzierung nicht möglich. Hinzu kommen die Studiengebühren. Ich bin jetzt nicht informiert, inwieweit sie schon eingeführt sind.
Siehe dazu Elisabeths Beitrag dem ich voll zustimme.
Im Übrigen bezog sich die Aussage darauf, dass Pflegekräfte bereits heute direkt nach dem Abitur studieren können und nicht erst Jahre im Beruf sind, wo sie ihr Gehalt brauchen, weil entsprechendes Umfeld aufgebaut wurde und ein weniger an Lohn ihren Lebensstandard nicht mehr sichern würde.
 
Inhalte eines Pflegestudiums? Vielleicht sollte man überlegen, was uns unzufrieden gemacht hat und was uns an Infos fehlte... was uns zur Weiterbildung bewegte.

Was lernt man in den drei Jahren der Ausbildung:
Theoretische Ausbildung: Die theoretische Ausbildung (2.100 Stunden) umfasst folgende Wissensgrundlagen:
  • Kenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie der Pflege- und Gesundheitswissenschaften (950 Stunden)
  • Pflegerelevante Kenntnisse der Naturwissenschaften und der Medizin (500 Stunden)
  • Pflegerelevante Kenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften (300 Stunden)
  • Pflegerelevante Kenntnisse aus Recht, Politik und Wirtschaft (150 Stunden)
  • Zur Verteilung (200 Stunden)
Die Praktische Ausbildung
Die praktische Ausbildung erfolgt in verschiedenen Fachbereichen und Partnereinrichtungen (wie z.B. Neurologie, Geriatrie und ambulante Dienste) des Universitätsklinikums unter Anleitung von Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern, PraxisanleiterInnen und PflegelehrerInnen:
  • Gesundheits- und Krankenpflege von Menschen aller Altersgruppen in der stationären Versorgung in kurativen Gebieten in den Fächern Innere Medizin, Geriatrie, Neurologie, Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie, Wochen- und Neugeborenenpflege sowie in mindestens zwei dieser Fächer in rehabilitativen und palliativen Gebieten (800 Stunden)
  • Gesundheits- und Krankenpflege von Menschen aller Altersgruppen in der ambulanten Versorgung in präventiven, kurativen, rehabilitativen und palliativen Gebieten (500 Stunden)
  • Stationäre Pflege in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie, Psychiatrie (700 Stunden)
  • Zur Verteilung (500 Stunden)
Hört sich für mich sehr inhaltsschwer an... und trotzdem reicht es nur für das allernötigste Grundwissen.
Beispiel: Wenn ich unsere Schule sehe, dann lernt der Azubi Basale Stimulation im Zusammenhang mit der GKW kennen. Das Curriculum sieht (angeblich) vor, dass der Azubi hinterher weiß, was belebende und beruhigende GKW ist. Ergo: es soll eine Dressurleistung erbracht werden. Belebend und beruhigend waschen sind aber nicht BasStim. Das Grundlagenwissen zum Konzept kann ich nicht auch noch in den vorgegebenen 6 Stunden vermitteln. Ich bin schon zufrieden, dass die ASE nicht mehr als Pneumonieprophylaxe vermittelt wird.
positives Beispiel... auch das gibt es: Auf Nachfrage kann mir ein Azubi im dritten Jahr sofort die drei Hautschichten benennen und ist in der Lage die Entstehung des Dekubitus herzuleiten. *grübel* Warum können das ca. 75% der examinerten Fachkräfte nicht?

In eine Pflegeausbildung gehören für mich in der Grundausbildung nur pflegerelevante und keine medizinischen Inhalte á la Diagnose und Therapie nach Doc xyz. Die Krankenschwester soll hinterher nicht therapieren können, sondern soll in der Lage sein Krankenbeobachtung zu machen.
Beispiel: In der Neurologie brauchts nicht die detailreiche Erklärung möglichst viler Krankheistbilder... es geht hier um die Grundlagen der Krankenbeobachtung: Bewußtseinsveränderungen, Aphasie, Dysphasie, Horner Syndrom, Anfallsformen usw.. Und es sollte um die speziellen Pflegetherapien gehen: Bobath (und das nicht in 2-3 Stunden), FOTT, BasStim usw..
In der Chirurgie brauchts nicht die detailreichen Erläuterungen zum OP Ablauf: hier gehts unter anderem um Wundbeobachtung und Wundversorgung... das Stiefkind jedes guten Chirurgen.
Wenn all die medizinischen Aspekte, die jetzt vermittelt werden auch noch mit in die Ausbildung sollen, reichen 3 Jahre nicht. Und dann sollte es auch entsprechend unterlegt sein, so dass der Azubi erkennen kann ob diese Therapieform noch en vogue ist oder nicht. Die Qualität dieses Unterrichtes hängt nämlich oft stark vom Wissensstand des Unterrichtenden ab. Das ist in der Medizin nix anders als in der Pflege: nur weil studiert muss man noch lange nicht in der Lage sein zu unterrichten.

Elisabeth
 
Kann hier Elisabeth zustimmen.
So unterschiedlich, wie die Unis und Fachhochschulen ausbilden und so unterschiedlich, wie die Teilnehmer engagiert sind, so ist es nachher auch unterschiedlich, wie diese Menschen vor einem stehen und unterrichten.

Pflege bildet Pflegepädagogen aus, aber in vielen Teilen der Ausbildung wird trotzdem ein Arzt vorgeschrieben. Warum? Wenn ich mich während der Ausbildung auf das was Elisabeth schreibt, einlasse, dann brauch ich dazu keinen Arzt sondern eine Fachschwester für Neurologie beispielsweise. Oder eine Pflegepädagogin, die dass als ihr Schwerpunktthema sieht!

Zumal Ärzte auch keine pädagogische Ausbildung haben und meist das wiedergeben, wie sie selbst gelernt haben. Frontalunterricht (pfui teufel).

Neue Wege gehen, in Form einer gemeinsamen Ausbildung von Medizinern und Pflegekräften an einer Uni oder Fachhochschule. Dann nach zwei Jahren Trennung und für die Pflegekraft nochmal 2 Jahre, für den Mediziner auch noch mal 2 oder 3 (oder wie lange studieren die?).

Ansätze gibt es. Aber aktuell was gelesen, dass es z.B. Medizinstudenten gibt, die viel größere Einblicke in Pflege erhalten, etwas von Pflegetheorien und Schwerpunktthemen der Pflege erfahren, von Pflegewissenschaftlern oder Pflegepädagogen unterrichtet werden. Weiß im Moment nicht wo ichs gelesen habe noch wo es war.

Was sagt ihr dazu? Ich finds klasse!
 
Die Antwort hast du dir schon selber gegeben... oder willst du als Erwachsener wie ein Kind behandelt werden???

Woher sollen sie es auch lernen wenn die "professionellen" es schon benutzen?

Ich denke, dass der Begriff "füttern" der Aufgabe nich gerecht wird und sie degradiert. Viele Dinge müssen beim verabreichen der Nahrung berücksichtigt werden: Hat der Patient Schluckstörungen? Welche Kostform benötigt er? In welcher Lage kann/darf er essen?, usw. usw...
"Füttern" hingegen beschreibt lediglich den Akt des Essen hinwerfens (!).

Vielleicht wird nun deutlich, warum der Begriff des "Fütterns" unangebracht ist. Wenn wir mithelfen wollen, eine eigenständige Profession zu werden, dann sollten wir auch im Kleinen schon beginnen umzudenken und beginnen zu reflektieren.

Gruß
Thomas
 
Also ich habe meinen Kindern nichtd as Essen hingeworfen als sie noch zu klein waren, es selbst zu sich zu nehmen.

Aber vielleicht beschreibt deine Aussage:
Viele Dinge müssen beim verabreichen der Nahrung berücksichtigt werden: Hat der Patient Schluckstörungen? Welche Kostform benötigt er? In welcher Lage kann/darf er essen?, usw. usw...
die andere Art und Weise der Nahrungsverabreichung und bringt damit den Unterschied zum Füttern deutlicher zum Ausdruck.
Dabei müßte man aber dann auch akteptieren, dass wenn die angesprockenen Probleme nicht vorhanden bzw. gelöst sind gefüttert wird- ebend die Nahrung gereicht wird, wie ein Laie es auch tun würde.


Elisabeth

Ergänzung: Was sagt das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20.Jahrhundert dazu? Guckst du hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich will noch mal zur Hauptüberschrift zurück.
Mich bewegen dabei mehrere Dinge.
1. Unser Berufsbild und die Auffächerung in "Unterberufe" oder "Extraberufe" wird bei der rasanten Entwicklung schneller gehen als uns lieb ist.
Daraus folgt, dass viel (intellektuelles) Potential von der eigentlichen Pflege weg in z. B. Arzthilsberufe abwandern wird. Daraus wiederum folgt, dass der Anteil der Pflegenden insgesamt und prozentual sinken wird.
Das Problem an der Sache?: Pflege konnte sich noch nie gegen andere, besonders fordernde Berufsgruppen (also Ärzte), absetzen. Diese Begehrlichkeiten werden größer, PP selber will dann in diese "höherwertigen" Berufe einsteigen. Und: schon immer wurden Pflegeinteressen anderen Interessen hintenan gestellt.
2. Die Pflegewissenschaftler selbst sorgen bei der "arbeitenden Bevölkerung" durch immer mehr Forderungen nach Bürokratie und Zeitaufwand pro Patient dafür, dass sich Pflegende durch Kürzung der Forderungen oder deren Ignorierung pflegewissenschaftlichem Vorgehen entziehen.
3. Bei einer Durchschnittsverweildauer von z.Z. rund 9 Tagen, die noch weiter runter soll, halte nicht nur ich eine umfassende exakte Pflegeplanung für wenig sinnvoll und zeitraubend. Also wieder "Missachtung" der Pflegewissenschaft.
4. Gerade die Expertenstandards haben in letzter Zeit zu eine Diskussion über Sinn und Unsinn einer Verwissenschaftlichung der Pflege ausgelöst. Gründe dafür dürften die Punkte 2 und 3 sein sowie die zu abstrakte Art der Exp.- Standards. Ein gewisser Herr Huhn hat in Leipzig in einer WB zum Thema "Sturz" tatsächlich verlangt, dass zur Ursachenermittlung ein Personal den gestürzten Pat. beobachtet bis zum Neuereignis oder die Situation mit dem Pat. wiederholt. Wo lebt der eigentlich? Wann hat der das letzte Mal im KH oder sonstwo gearbeitet. Vor 10 Jahren ging das ja vielleicht noch.
Und noch was: Der Anspruch der Wissenschaftlichkeit ist sicher gerechtfertigt und notwendig. Aber es sollte eine praxisnahe und keine zwanghaft theoretische Wissenschaft sein. Bevor also Standards oder was anderes rauskommen, sollte vorher ein Praxistest in größerem Umfang auf Umsetzbarkeit zwingend sein.
MfG
rudi09
 
Was genau zeichnet Professionelle Pflege aus und unterscheidet diese von (Laien-)Pflege?

Elisabeth
 
Ich bin mal ganz ketzerisch:
Abgesehen von hygienischen Gesichtspunkten habe ich einfach nur mehr Übung, bin deshalb schneller und kenne ein paar effektive Handgriffe. Ach ja, ein Unterschied noch: Ich trage Handschuhe.
Und das alles habe ich in 3 Jahren gelernt. Einen wissenschaftlich erarbeiteten Expertenstandard für unsere Haupttätigkeit (Grundkrankenpflege) gibt es ja wohl nicht und ist wohl auch kein Thema.
MfG
rudi09
 
Also ich habe meinen Kindern nichtd as Essen hingeworfen als sie noch zu klein waren, es selbst zu sich zu nehmen.

Aber vielleicht beschreibt deine Aussage:
die andere Art und Weise der Nahrungsverabreichung und bringt damit den Unterschied zum Füttern deutlicher zum Ausdruck.
Dabei müßte man aber dann auch akteptieren, dass wenn die angesprockenen Probleme nicht vorhanden bzw. gelöst sind gefüttert wird- ebend die Nahrung gereicht wird, wie ein Laie es auch tun würde.


Elisabeth

Ergänzung: Was sagt das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20.Jahrhundert dazu? Guckst du hier.
Liebe Elisabeth!

Du lieferst mir zum Einen nur eine Definition aus diesem online-Wörterbuch. Eine Definition alleine ist aber ja nicht allgemein gültig und kann ja zudem auch hinterfragt werden. Die Definition aus dem Wörterbuch liefert somit keinen Beleg, der den Begriff des "Fütterns" rechtfertigt.

Gruß
Thomas
 

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