Bei 'Günther Jauch' vergangenen Sonntag (29. Sept.) gab der langjährige Journalist Wolf von Lojewski folgendes zum Besten: "wenn dann so eine, nennen wir sie mal Schwester, kommt, der genau gesagt wird, 'für's Zähneputzen 12 Sekunden, Popo abwischen 5 Sekunden'..."
Dieses Bild von der "Schwester" hat noch keine der vielen Imagekampagnen aus der Welt geschafft. Ich bin nicht gegen die Einrichtung einer Kammer, aber ich zweifle stark daran, dass dadurch dieses unsägliche Klischee endlich verschwindet.
Und nebenbei, ich bin immer wieder erschüttert, wie wenig selbst gebildete und weltoffene Personen und Politiker von 'der Pflege' wissen. Sie könnten sich darüber detailliert informieren, bevor sie in der Öffentlichkeit Statements abgeben, aber scheinbar tun sie genau das nicht. Daher vermute ich, dass es diese Fürsprecher letztendlich doch nicht interessiert.
Unser Image ist sicher nicht so, wie wir uns das wünschen und Kampagnen, wie die von FDP-Ex-
aetsch
-Minister Daniel Bahr ziehen uns noch tiefer in das nett-selbstlos-billig-Image herunter.
Die Kammer könnte schon auch das Bild der Pflege in der Öffentlichkeit verbessern, weil sie als Autorität zum Thema Pflege mit gesetzlichem Auftrag da stünde. Sie würde natürlich auch mehr in den Medien als Instanz in pflegeberuflichen Fragen gefragt werden.
Viel wichtiger an einer Pflegekammer ist aber, dass durch sie Entscheidungen übernommen werden, die sonst solche Politiker treffen, die wie oben beschrieben, sich nicht gerade durch Sach- und Fachkenntnis auszeichnen. Mit einer Kammer hätten wir trotz der Unkenntnis der Politiker und der Öffentlichkeit wesentlich mehr eigentständigen Entscheidungsspielraum, was die berufliche Qualifizierung und Berufsausübung angeht. Und wir säßen unmittelbar mit am Tisch, wenn Gesetze beraten werden, d. h. wir müssten nicht mehr unendlich Klinken putzen, um bei unsachkundigen Politikern Gehör zu finden. Langfristig wird auch das einen nachhaltigen Einfluss auf unser Image haben, mehr als jede Kamgagne.
Und schließlich müssen wir einfach breiter aufgestellt sein in der politischen Szene, um uns den notwenigen Respekt zu erarbeiten. Wir werden ihn nicht bekommen, weil man unsere preisgünstigen Dienste schätzt. Bildung und gesellschaftlicher Status schaffen Respekt, und das sind beides Kernaufgaben von Pflegekammern.
@Elisabeth: Die permanente Betonung, dass Pflege bezahlbar bleiben muss, schadet unserem Image, weil es impliziert, dass man die Pflege legitimerweise im Regen stehen lassen darf, als wäre es alternativlos. Das darf man aber absolut nicht, und zwar nicht nur, weil es unfähr und unmoralisch ist gegenüber Menschen, die sich für andere, hilfsbedürftige, Menschen einsetzen. Man darf die Pflegenden auch deshalb nicht im Regen stehen lassen, weil sie für eine funktionierende Gesellschaft systemrelevant sind.
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Art. 1 Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Solange der Staat sein/unser Geld für weniger bedeutsame Dinge ausgibt (diverse Steuergeschenke), besteht kein Grund, die Bezahlbarkeit der Pflege pflegebedürftiger und hilfsloser Bürger in Frage zu stellen. Man stellt die Gehälter der Bänker auch nicht in Frage, um das Bankensystem zu retten. Wir sollten uns nicht im vorauseilenden Gehorsam einem System unterwerfen, das uns nicht den notwendigen Respekt entgegen bringt.