Hallo Elisabeth,
da hast Du ja was los getreten! Also ich bin nur bis zur dritten Antwort mit dem Lesen gekommen und denke, jetzt muss ich mich auch mal einklinken. Grundsätzlich finde ich Deinen Erstbeitrag zu diesem Thema relativ provokativ. War das Absicht? Ich arbeite in der Neuro-Frühreha und konnte deshalb Deine Ansicht, dass un- oder angelernte Hilfskräfte für die Grundpflege besser geeignet seien und die "Professionellen" (wirkt fast wie ein Schimpfwort bei Dir) nur für die fachspezifischen Aufgaben (z.B. Bobath) einzusetzen seien. Genau da konnte ich nicht mehr still halten: Wenn ich morgens zur Grundpflege marschiere, dann habe ich das ganze Bobath-Paket im Hinterkopf und bewege, wasche, mobilisiere und rehabilitiere den Patienten nach diesem Konzept, das interdisziplinär angelegt ist und auch nur so wirklich Sinn macht. Wenn ich eine "Bobath-Therapie" mache oder FOTT anwende (haben viele Trachealkanülenpatienten), und eine grundpflegende Hilfsperson ohne dieses Hintergrundwissen und -können ihn wäscht, war meine Therapie für die Katz bzw. der Patient ist durch wechselnde Eindrücke und Informationen verunsichert - bewusst oder unbewusst. Jedenfalls kann man Therapie und Pflege m.E. nicht so trennen wie Dein Beitrag das annehmen lässt.
Weiter zum Pflegeprozess: Ich gebe zu, dass Wunsch und Wille des Patienten manchmal als ein weiteres Puzzlesteinchen, das u.U. vordergründig störend wirken kann, empfunden wird. Wenn man den Pat. jedoch fragt, beteiligt, einbezieht, signalisiert das eine Achtung vor seiner Integrität und seinen Zielen, die ungeahnte Energien freisetzen und Potentiale eröffnen kann, an die man sonst nie herankommt.
Es gibt etwas, das mich viel mehr bestürzt, wütend oder traurig macht als die Deiner Einschätzung nach vorgeschobene Professionalität als Machtfaktor: Das ist, dass viele professionelle Pflegende sehr unprofessionell mit ihren Patienten umgehen. Wenn die Arbeit so stressig ist, dass man beim besten Willen nicht mehr kann, keine Kraft für echte Empathie, keinen professionellen Abstand mehr zum Arbeitsfeld hat, dann sollte man ehrlich sein, eine Auszeit nehmen, berufliche Alternativen erwägen, aber nicht Patienten, Kollegen und Umwelt mit seinen unausgegorenen Befindlichkeiten quälen, das Team strapazieren. Gerade diejenigen Pflegenden, die kein Weiterbildungs- und qualifikationsbewusstsein an den Tag legen und alles so machen, wie es immer schon war, die nicht reflektieren wollen und damit ganze Stationsteams ausbremsen und blockieren, müssen durch unangebrachtes Machtgebaren ihre Stellung sichern, da sie durch fachliche oder menschliche Kompetenzen nicht überzeugen können.
So, jetzt gehts mir besser, mal sehen was die anderen zu schreiben haben.
MfG Berthild