Hallo Claudia,
ich finde es gut, wenn Du das hier ins Netz gestellt hast, obwohl Du im Augenblick etwas angesäuselt und verständlicherweise recht emotional bist. Es ist aber meines Erachtens ein Zeichen, das Dich der Gedanke, Krankenschwester werden zu wollen, mehr als andere bewegt. Das ist ein sehr gutes Zeichen!
Lass Dir folgendes sagen:
Auch wir Krankenpfleger und Krankenschwestern haben unsere speziellen Probleme mit unserem Beruf. Kein Beruf ist frei von sowas, denn es sind die Menschen, die ihn ausüben, keine Automaten. Denen ist alles egal. Sich mit Menschen und den Berufsmethoden auseinanderzusetzen und nach Lösungen zu suchen ist ein Zeichen von Lebendigkeit. Leben ist eine Hindernisbahn, da geht nichts geradeaus. Vielleicht hilft Dir dieser Spruch weiter:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Der Beruf der Krankenschwester und des Krankenpflegers ist ein sehr anspruchsvoller und gewiß nicht leichter Beruf. Ich meine, er wird für den einzelnen Menschen nur zu dem, was er bereit ist aus ihm zu machen. Du gehst ja mit Menschen um und da ist von vorneherein programmiert, das er Höhen und Tiefen haben muß und sie auch tatsächlich hat. Und weil wir soziale Wesen sind, sind wir unbedingt auch auf die Mitarbeit und Unterstützung der Kollegen und anderen Berufsgruppen angewiesen. Auch da gibt es Probleme. Gewiß ist es so, das auch Reinigungstätigkeiten berufsgebunden anfallen. Es ist auch so, das Du mit Körperausscheidungen von anderen umgehen mußt und es ist auch so, das die Gefühle dabei durchaus nicht erhabener Natur sein können. Aber eine Putze vom Dienst ist man nicht. Es kommt ja auch nicht so sehr auf die einzelnen Erlebnisse und Eindrücke an, sondern auf die gesamte Schau, der Rückblick, aus dem man schließt, was dieser Beruf einem wert ist. Einen objektiven Eindruck wirst Du erst mit den Jahren und der Erfahrung gewinnen und er ist ganz von Deiner Haltung abhängig.
Du hast über diesen Beruf die einzigartige Chance, Dich selbst voranzuentwickeln, etwas tun zu können was sehr sinnvoll und sehr befriedigend ist. Das was wir tun ist zutiefst menschlich. In der Ausbildung und während der gesamten Berufszeit wird es immer wieder tagtäglich Erlebnisse geben, die einen zum Nachdenken bringen, die man mit nach Hause trägt und einem im Kopfe herumschwirren. Übrigens: es ist auch umgekehrt so. Wer das Gegenteil behauptet, der macht sich was vor. Das ist natürlich, sinnvoll und wichtig und deshalb muss es etwas in der freien Zeit geben, womit diese Eindrücke verarbeitet werden können und sollten.
Ich möchte daher ein Fazit ziehen:
Der Beruf der/des Krankenschwester/-pflegers ist ein schwerer Beruf und wird, abgesehen vom Handwerkzeug, also das was fachlich gelernt werden muß, zu dem, was Du aus ihm machst. Durch Deinen Einsatz in ihm wird er für Dich zu dem, was er für Dich sein sollte. Alles andere würde allen Ambitionen früher oder später ein Ende setzen, klingt hart, ist aber so. In unserem Beruf gibt es viele, die immer noch nicht ganz angekommen noch ganz gegangen sind, das darf man ehrlicherweise nicht verschweigen. Sie haben aber alle eine Chance, mehr für sich und ihren Beruf zu tun. Vermutlich werde ich mit dieser Aussage Proteste auslösen, egal.
Kannst Du Dich an das Lied der Deutschen Fußballnationalmannschaft erinnern: ... dieser Weg wird kein leichter sein?
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Lasse Dich keinesfalls entmutigen, lerne diesen Beruf, wenn Du glaubst, das er Dich befriedigen und Dir Lebensqualität geben könnte. Lasse Dich nicht verunsichern und höre auf Dein Gewissen und Deine innere Stimme und sprich vor allem mit älteren erfahrenen Schwestern einmal darüber. Hier hast Du die Gelegenheit im Forum.
Ich habe es nie bereut, diesen Beruf auszuüben! Er hat mir unendlich viel gegeben!
Die Mutter Deiner Klassenkameradin hat Unrecht und sollte solche Demotivation besser unterlassen!
Ich hoffe, ich konnte Dich ermuntern und trösten und schau mal auf meine Signatur.
Herzliche Grüße
vom
Unitarier